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E-Book

Ich will mich ja selbst lieben

aber muss ich mich dafür ändern?

AutorIna Rudolph
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783641209964
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Nein, ich muss mich nicht ändern!
Ist Selbstliebe anstrengend? Muss man dafür diszipliniert sein? Üben? Sich beherrschen? Und bin ich jemand anderes, wenn ich mich ändere? Eines vorweg: Ändern muss ich mich nicht, aber sich Fragen stellen, das macht Sinn. Und am besten die vier 'The Work'-Fragen von Byron Katie. Mit deren Methode im Gepäck hat sich die sympathische Autorin auf den Weg gemacht, um in vielen beispielhaften Geschichten und Episoden aus ihrem Alltag und ihrer Erfahrung als Coach eine Antwort auf die zentrale Frage 'Wie geht Selbstliebe?' zu finden. Unterhaltsam geschrieben und mit charmanten Illustrationen wird die Ichfindung zur kurzweiligen Lektüre.

Ina Rudolph wurde an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin in der darstellenden Kunst ausgebildet. Sie arbeitete viele Jahre für Fernsehen und Kino und hat an Drehbüchern und Theaterstücken mitgeschrieben. Im Frühjahr 2008 erschien als erste Veröffentlichung der Erzählband »Sommerkuss« mit sieben Erzählungen. Seit 2001 ist sie als Trainerin für »The Work« von Byron Katie tätig und hält dazu Vorträge, schreibt Bücher, gibt Seminare und bietet Einzelberatungen an. Ina Rudolph lebt in Berlin.

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Leseprobe

2 Selbstbild

Mir soll man nicht an den Karren fahren können

Bevor ich The Work kennenlernte, habe ich mich durch einige andere Methoden geschnuppert. Ich begann mit Gestalttherapie, weil ich ein schönes Buch darüber gelesen hatte (Gras unter meinen Füßen), dann kam ich zur Familienaufstellung, von dort zur Kinesiologie, zwischendrin waren noch Tai-Chi und Chi Gong dran und irgendwann fand ich eine Lehrerin, die hatte extra Tools für Sänger und Schauspieler. Und sie machte NLP. Das alles war furchtbar interessant, und ich beschloss, neben meinem Schauspielberuf eine Ausbildung zum NLP-Master zu machen.

Eines Tages lernte ich dort, dass man die Menschen in zwei Kategorien einteilen kann. (So beginnen ja auch manche Witze. »Es gibt zwei Arten von Menschen …«.) Man unterscheidet im NLP zwischen »Matcher« und »Mismatcher«. Matcher sind diejenigen, die gern anderen folgen, Gleichklang schätzen und bereit sind, sich harmonisch in ein System einzufügen. Die Mismatcher legen nicht so viel Wert auf Harmonie. Ist man ihnen nicht so wohlgesinnt, sagt man ihnen nach, dass sie ständig etwas zu kritisieren haben, immer überall die Schwachpunkte sehen, Verbesserungen vorschlagen und einfach nerven, weil sie unbequem sind. Etwas wohlmeinender könnte man sagen, sie seien Vordenker, Pioniere, Leute, die was riskieren, die auch dann zu ihrer Meinung stehen, wenn die Menge anders denkt, und die bereit sind, alles in Frage zu stellen.

Mit einem gewissen Unbehagen stellte ich damals fest, dass ich in dieser Kategorisierung keinerlei Chance hatte, mich durchzumogeln. Ich konnte nicht behaupten, ein Mischtyp zu sein, der irgendwie von beiden etwas hat, je nachdem, in welcher Situation er sich befindet. Als es darum ging, wer aus unserer Gruppe ein Mismatcher war, wurden nur zwei Leute angesehen. Eine davon war ich.

Damals bin ich erschrocken, denn ich sah vor allem das Negative am Mismatcher. Aha, ich gehe anderen also auf die Nerven, meine gut gemeinte Kritik ist anscheinend nicht willkommen und mein Scharfblick nicht erwünscht. So, so. Na fein. Als ich den Schmerz dahinter bemerkte, fragte ich mich: Kann ich denn jemand anderes sein? Jetzt, hier, sofort? Gibt es die Möglichkeit, mich dafür zu entscheiden, ein Mensch zu sein, der für andere keine Last ist? Kann man freiwillig zum Matcher konvertieren? Und, Moment mal kurz, will ich das überhaupt? Denn ehrlich gesagt gibt es ja auch bei den Matchern Aspekte, die andere durchaus nerven können. Zum Beispiel sind sie Mismatchern gegenüber oft nicht so tolerant.

Ich beobachtete meine Gedanken. Was sagte mir mein Schmerz? Ich wollte, dass andere nur die angenehmen Teile des Mismatchers an mir entdecken. Die wollte ich geschätzt wissen. Die Welt sollte mich als Bereicherung wahrnehmen, als freundliche Pionierin, als jemanden, der zwar Dinge in Frage stellt, jedoch so, dass es alle nur freut und niemanden nervt. Ich wollte die schöne, die rote Hälfte vom Apfel, aber ohne die Gefahr, dass mir der Bissen im Halse stecken bleibt.

Später, als ich die Work kennenlernte, tauchte dieser Wunsch wieder in mir auf. Ich wollte die Gute sein. Eine reine Weste haben. Man sollte mir nicht an den Karren fahren können. Schneewittchen ohne Feinde, ohne die böse Königin. Einfach nur weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie das Ebenholz des Fensterrahmens.

Langweilig, sagen Sie? Sie meinen, Schneewittchen hätte sich ohne Gegenspieler am Schlossbüffet dick und rund gefuttert, wäre träge und stumpf geworden und niemals in die Märchengeschichte eingegangen?

Ich entdeckte den Glaubenssatz:

Mir sollte man nicht an den Karren fahren können.

Und stimmt das? Ist das wahr?

Gibt es überhaupt einen Menschen auf der Welt, dem man nicht an den Karren fahren kann?

Einige Politiker mussten in der letzten Zeit zurücktreten, obwohl es lange Zeit so aussah, als wäre ihre Weste blütenrein. Selbst Kanzlerin Merkel, die sich anscheinend niemals etwas Relevantes hat zu Schulden kommen lassen, ist nicht nur die Gute. Auch Obama nicht. Über Mutter Teresa hat man herausgefunden, dass ihr Missionierung wichtiger war als die eigentliche humanitäre Hilfe und der Dalai Lama wird wegen Abspaltungsaktivitäten von China kritisiert.

Wie könnte ich es da schaffen, dass mir niemand an den Karren fahren kann? Oh, doch, ich sehe eine Möglichkeit. Ich könnte so langweilig, trist und uninteressant sein, dass nichts und niemand auch nur ein Fünkchen Lust verspürt, seinen Karren meinetwegen überhaupt aus dem Schuppen zu holen. Ich könnte still und leise in meinem Kämmerlein sitzen, ohne mich am Weltgeschehen zu beteiligen.

Aber, Hand aufs Herz, diese Chance habe ich längst vertan. Es ist also nicht wahr. Vielleicht sogar unmöglich.

Wie reagiere ich, was passiert, wenn ich diesen Gedanken glaube?

Oder: Wie geht es mir, wenn ich etwas möchte, was nahezu unmöglich ist? Wie fühlt es sich an, wenn ich nur meine guten Anteile erlaube und den Rest verstecken muss?

Ich erinnere mich an eine anstrengende Zeit in meiner Jugend, in der ich gern unangreifbar gewesen wäre. Alles, was ich anderen Menschen gegenüber äußerte, wurde von mir im Vorfeld geprüft und gefiltert. Es durfte ja nichts von den unerwünschten Anteilen das Licht der Welt erblicken. Ich konnte mir partout nicht gestatten, auch mal ungerecht zu sein, aufzubrausen oder zuzugeben, dass ich auch fiese Gedanken hatte. Das reine, unschuldige Schneewittchengesicht musste gewahrt werden. Kam auch nur der Hauch einer Kritik, erschrak ich, als wäre ich mit dem Jäger aus dem Märchen unterwegs in den Wald, unterwegs zu meiner Hinrichtung. Kritik durfte nicht sein!

Nicht nur, dass so ein Verstellen und Verstecken mühselig ist, es ist auch umsonst. Es kommt der Tag, da hat man sich mal nicht »im Griff«, da unterläuft einem ein Fehler, da hat man mal kurz nicht aufgepasst oder sich von seinen Emotionen mitreißen lassen. Ich bin jemandem über den Mund gefahren, habe ihn nicht ausreden lassen, hatte ein ungerechtes Urteil, oder habe etwas weitererzählt, was ich besser bei mir behalten hätte. Und dann fliegt man auf! Auwei! Welche Scham. Mich hat es damals oft Wochen gekostet, um mir solche »Ausrutscher« zu verzeihen. Noch dazu fühlte sich mein Kontakt zu anderen Menschen flach an. Wir gingen nicht gemeinsam durch dick und dünn. Die emotionalen Ausschläge sollten nur die anderen haben, ich wollte immer schön konstant sein.

Und nicht zuletzt: Wohin sollte ich mit den Teilen, auf die ich das Etikett: ›unerwünscht!‹ geheftet hatte? Was passierte im Versteck mit der Wut, dem Ärger der Enttäuschung und mit dem Bedürfnis, sich mal so richtig gehen zu lassen, mal über die Stränge zu schlagen?

Als ich fünfundzwanzig wurde, zerbrachen diese Teile bei mir das Schloss. Sie wollten einfach nicht länger eingesperrt sein. Dann musste ich aber aus der Welt. Ich habe mich also eine Weile nicht sehen lassen. Habe alles heimlich mit mir ausgemacht. Oder ich wurde krank, das passte dann immer ganz gut.

Wenn ich in meinem Leben zurückschaue, gab es gefühlt schon immer diese beiden scheinbar gegenteiligen Wünsche: Einerseits wollte ich nicht alles so machen wie die anderen, sondern hatte Lust am Experimentieren, am Überschreiten von Grenzen und am Risiko, und andererseits sollten meine Experimente immer auf sicherem Boden stattfinden. Ich wollte mich gleichzeitig in mir aufgehoben fühlen und mir der Sympathie aller Menschen sicher sein.

In meiner Kindheit und Jugend waren das Gegensätze, die ich nicht verstand. Als ich dreißig wurde, schloss ich meinen Frieden damit, dass es nun mal unvereinbare Gegensätze seien. Es schien offensichtlich, dass beides nicht zur selben Zeit zu haben ist. Heute, mit fast fünfzig, sind es für mich keine Gegensätze mehr. Beides ist gleichzeitig möglich. (Am Rande bemerkt ist dies wieder ein Beispiel dafür, wie schön es doch ist, älter zu werden.)

Als ich die Work kennenlernte, konnte ich mich fragen:

Wer wäre ich ohne meinen Stress auslösenden Gedanken gewesen?

Wenn die Idee nie aufgetaucht wäre, dass man mir nicht an den Karren sollte fahren können? Oder wenn ich nicht geglaubt hätte, dass mein Leben besser wäre, wenn ich es schaffen könnte, immer eine reine Weste zu haben? Wenn ich nicht davon ausgegangen wäre, dass ich anderen eine Last bin, wenn ich emotional unausgeglichen bin?

Oh ja, dann hätte mein Leben anders ausgesehen. Ich atme tief durch und verspüre sofortige Erleichterung. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, mich mit anderen Kindern zu vergleichen und dann wäre alles so viel einfacher gewesen. Der eine ist so und der andere so, fertig. Das muss man sich weder erklären können, noch muss ich mir an den Braven ein Beispiel nehmen. Uff.

Sicher hätte ich als Kind den Worten der Erwachsenen nicht so viel Beachtung geschenkt und mehr auf das geschaut, was mir selber wichtig ist. Wahrscheinlich hätte ich nicht geglaubt, dass man sich Mühe geben muss, alles richtig zu machen. Dass ich es schaffen muss, acht Stunden pro Tag in der Schule still zu sitzen. Dass es meine Schuld ist, wenn ich nicht solange aufmerksam zuhören kann. (Andere können das ja schließlich auch.) Dass ich nicht wütend werden darf, wenn der Lehrer mich ungerecht behandelt.

Ich hätte nicht geglaubt, dass alles glattgehen muss. (Denn obgleich ich mich anstrengte, gelang mir das natürlich nicht. Ich habe während der Schulzeit einige Tadel nach Hause gebracht, die zu Hause weitere Tadel nach sich zogen.)

Wenn ich das alles nicht geglaubt...

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