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Jenseits von Partei-Ideologien. Der Sprachgebrauch im Landtag von Nordrhein-Westfalen

AutorAlexander Plitsch
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl122 Seiten
ISBN9783836611138
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis43,00 EUR
Aufgrund der Abhängigkeit von der öffentlichen Meinung ist die Sprache in der Politik von besonders großer Bedeutung. Demokratische Politik braucht die öffentliche Rechtfertigung und die Legitimation durch Kommunikation. Wer die Wähler für seine Politik gewinnen will, muss so sprechen, dass er verstanden wird und mit seinen Äußerungen im Gedächtnis seiner Hörer haften bleibt. Dabei befindet er sich immer in Konkurrenz zu politischen Gegenspielern, die das gleiche Ziel verfolgen - es kommt zum semantischen Kampf, zum Kampf mit Worten. Ausgehend von der These, dass sich dabei zwischen typischem Regierungssprachgebrauch und typischem Oppositionssprachgebrauch unterscheiden lässt, können die zentralen Fragen dieser Studie so formuliert werden: Worin bestehen die Unterschiede in der Sprache von Regierung und Opposition, bestehen sie unabhängig von Parteizugehörigkeiten und wie verändert sich der Sprachgebrauch der Politiker nach einem Regierungswechsel? Um auf diese Fragen antworten zu können, hat der Autor den Sprachgebrauch im Landtag von Nordrhein-Westfalen von 2004 bis 2006 untersucht. Gegenstand dieser korpuslinguistischen Analyse sind die Plenarprotokolle aus dem gewählten Zeitraum. Sie werden mit verschiedenen sprachwissenschaftlichen Methoden untersucht - etwa auf Schlag- und Schlüsselwörter, Metaphern und Phraseologismen sowie Argumente und Sprechhandlungen. Die Sprache im Parlament ist eine der wichtigsten Formen politischer Sprache - im Plenum treffen Regierung und Opposition direkt aufeinander und debattieren über die Politik des Landes. Der gewählte Zeitraum ist deshalb besonders interessant, da 2005 ein Regierungswechsel stattgefunden hat und die Regierung (SPD und Bündnis 90/Die Grünen) durch die bisherige Opposition (CDU und FDP) abgelöst wurde. Der Autor stellt deshalb die These auf, dass die Politiker nach dem Wechsel unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit die neue Rolle und damit auch den dazugehörigen Sprachgebrauch übernommen haben.

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Leseprobe
Kapitel 3.5.1.3, Auswahl der sprachlichen Mittel:Die Sprachwissenschaft stellt also eine ganze Reihe an Methoden zur Verfügung, die für eine Untersuchung des öffentlichen Sprachgebrauchs geeignet sind. Da es zur Untersuchung der Unterschiede im Sprachgebrauch von Regierung und Opposition bislang kaum Literatur gibt, war es schwierig vorauszusagen, in welchem Bereich der Sprache Unterschiede zu finden sein würden. Deshalb wurde eine relativ breite Auswahl an sprachlichen Mitteln und Aspekten für die Analyse getroffen. Grundsätzlich ist die Analyse in drei Schritte eingeteilt: die lexikalische Analyse, die rhetorische Analyse und die pragmatische Analyse. Die lexikalische Analyse: Als Basis der politischen Sprache bieten sich die von den Parlamentariern verwendeten Wörter an. Zentrale Begriffe der Debatten können wichtige Aufschlüsse liefern, auch wenn die kontextlose Betrachtung der einzelnen Lexeme kaum zu entscheidenden Erkenntnissen führen wird. Untersucht werden sollen in diesem Kapitel Schlagwörter und Schlüsselbegriffe, die Aufschluss über unterschiedliche Bewertungen und Schwerpunktsetzungen von Regierung und Opposition liefern könnten. Außerdem Selbst- und Fremdbezeichnungen der Politiker und die Bezeichnungskonkurrenz, die besonders deutlich Unterschiede in der Bewertung von Sachverhalten unterstreicht. Die rhetorische Analyse: Aus der Vielzahl rhetorischer Mittel sollen hier drei genauer untersucht werden, da sich ihre Analyse in vielen Arbeiten zur politischen Sprache als aufschlussreich erwiesen hat: Metaphern, Phraseologismen und Pathos.Die pragmatische Analyse: Zu dieser Rubrik zählt zunächst die Argumentationsanalyse, die in dieser Arbeit dazu dient, Parallelen und Unterschiede in den Argumenten von Regierungs- und Oppositionspolitikern aufzudecken. Außerdem werden die Sprechhandlungen der Politiker genauer betrachtet, in jeweils eigenen Kapiteln werden die parlamentstypischen Sprechakte Zwischenruf und Zwischenfrage behandelt. Abschließend wird auf Beleidigungen und Schmähwörter in den Parlamentsdebatten eingegangen.Zusätzlich wird im abschließenden Kapitel auf solche Äußerungen im Parlament eingegangen, in denen die Politiker direkt Bezug auf ihren eigenen Sprachgebrauch oder den ihrer politischen Gegner nehmen.In den einzelnen Kapiteln zu den untersuchten sprachlichen Mitteln soll keine Auflistung und Zitation sämtlicher Fundstellen vorgenommen werden. Ohnehin ist es illusorisch und wenig zweckmäßig, den Versuch zu unternehmen, alle Stellen zu finden, an denen eines der Untersuchungsmerkmale auftritt. Dies wäre auch schon durch zahlreiche Zweifels- und Grenzfälle unmöglich. Stattdessen wird das gesammelte Material bewertet, Schlüsse werden daraus gezogen. Wichtig ist dabei unter anderem, dass lediglich solche sprachlichen Auffälligkeiten berücksichtigt werden, die typisch für den parlamentarischen Sprachgebrauch sind und die im Bezug zur Fragestellung dieser Arbeit stehen. Denn natürlich benutzen die Politiker auch zahlreiche Metaphern, die in der Alltagssprache ebenfalls oft vorkommen, und die keine Rückschlüsse auf Unterschiede im Sprachgebrauch von Regierung und Opposition zulassen. Diese werden hier aber nicht berücksichtigt. Zur Veranschaulichung werden jeweils die besonders auffälligen sowie die besonders häufig auftretenden Beispiele anhand von Zitaten nachgewiesen.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Jenseits von Partei-Ideologien Der Sprachgebrauch im Landtag von Nordrhein-Westfalen1
Inhaltsverzeichnis3
Einleitung5
1 Die Analyse politischer Sprache7
1.1 Sprache in der Politik7
1.1.1 Die Politolinguistik – eine Einführung8
1.1.2 Besonderheiten der politischen Sprache11
1.1.3 Handlungsfelder in der Politik15
1.2 Sprache im Parlament17
1.2.1 Das Parlament als Institution20
1.2.2 Die Reden im Parlament22
2 Landespolitik in Nordrhein-Westfalen26
2.1 Die Geschichte des Landtags26
2.2 Aufgaben und Funktionen des Landtags27
2.3 Die Wende: Von Rot-Grün zu Schwarz-Gelb29
3 Methodische Grundlagen32
3.1 Die Fragestellung32
3.2 Das Textkorpus34
3.3 Der Untersuchungszeitraum37
3.4 Sprachkritik versus deskriptives Vorgehen38
3.5 Lexikalisch-semantische versus pragmatische Analyse41
3.5.1.1 Das Konzept von Bachem43
3.5.1.2 Das Konzept von Burkhardt44
3.5.1.3 Auswahl der sprachlichen Mittel45
4 Die Untersuchung47
4.1 Lexikalische Analyse47
4.1.1 Schlagwörter47
4.1.1.1 Schlagwörter der Regierung49
4.1.1.2 Schlagwörter der Opposition51
4.1.2 Schlüsselbegriffe54
4.1.3.1 Selbstbezeichnungen60
4.1.3.2 Fremdbezeichnungen62
4.1.3 Selbst- und Fremdbezeichnungen59
4.1.4 Bezeichnungskonkurrenz64
4.2 Rhetorische Analyse67
4.2.1 Metaphorik67
4.2.1.1 Typische Regierungsmetaphern70
4.2.1.2 Typische Oppositions-Metaphern71
4.2.2 Phraseologismen73
4.2.2.1 Typische Phraseologismen der Regierung76
4.2.2.2 Typische Phraseologismen der Opposition76
4.2.3 Pathos79
4.3 Pragmatische Analyse82
4.3.1 Argumentation82
4.3.1.1 Berechenbarkeit und Kontinuität85
4.3.1.2 Verlässlichkeit88
4.3.1.3 Realität89
4.3.1.4 Vergangenheit und Zukunft89
4.3.1.5 Rechtfertigung der Regierung90
4.3.1.6 Oppositionsgehabe und die Arroganz der Macht91
4.3.1.7 Nach dem Regierungswechsel92
4.3.2 Sprechhandlungen93
4.3.2.1 Darstellende Sprechhandlungen95
4.3.2.2 Wertende Sprechhandlungen96
4.3.2.3 Lenkende Sprechhandlungen99
4.3.3 Zwischenrufe102
4.3.4 Zwischenfragen104
4.3.5 Beleidigungen und Schmähwörter106
4.4 Direkte Bezugnahme auf den Sprachgebrauch108
5 Zusammenfassung und Fazit110
Literaturverzeichnis116

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