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E-Book

Jugendliche begleiten und beraten

AutorInghard Langer, Stefan Langer
VerlagERNST REINHARDT VERLAG
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783497600403
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
Nicht mehr Kind und noch nicht erwachsen -- viele Erfahrungen und Konflikte können in der Pubertät ernsthafte Krisen auslösen. Depression, Risikoverhalten, Gewalt können entstehen, wenn Jugendliche die entwicklungsbedingten Lebensaufgaben nicht mehr angemessen bewältigen. Der Personzentrierte Ansatz weist den Weg, wie man Jugendliche in Krisensituationen verständnisvoll und einfühlsam berät und begleitet. Ein hilfreicher Leitfaden für alle, die in der psychosozialen Jugendarbeit tätig sind.

Prof. Dr. Inghard Langer lehrt Psychologie an der Universität Hamburg mit den Schwerpunkten Persönlichkeitsförderung, Sprach- und Kommunikationspsychologie. Dipl.-Soz. Päd. Stefan Langer, Lüneburg, arbeitet in der Jugendhilfe (Betreuung, Beratung, Jungenförderung und Anleitung von Jugendlichengruppen).

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Leseprobe
1.7 Aufbau eines unterstützenden Gefüges (S. 56-57)

Die Wurzeln der beschriebenen Notreaktionen liegen in einem verbreiteten Kontaktverlust zu Kindern und Jugendlichen und einem Im-Stich-Gelassen- Sein der an ihrem Werde- und Wachstumsprozess beteiligten Personen. Es ist nicht hilfreich, wenn diese einander Schuld zuschieben, wie unlängst z. B. in Hamburg: Lehrerinnen und Lehrer geben den Eltern von ver haltens auf fälligen Schülerinnen und Schülern die Schuld, dass sie nicht erziehen oder nicht erziehen können.

Eltern klagen vielfach ihrerseits über die Schule, über Lehrerinnen und Lehrer, aber auch über mangelnde Plätze an Kindertagesstätten oder einer Nachmittagsbetreuung für Kinder und Jugendliche. Und Vater oder Mutter, ob alleinerziehend oder gemeinsam, lechzen nach entlastenden und unterstützenden Erwachsenen sowie nach verlässlichen Kinder- und Jugendangeboten, vor allem, wenn nicht gerade engagierte Großeltern, Verwandte oder Nachbarn zur Verfügung stehen. Eine Familie oder das, was von ihr im einen oder anderen Fall übrig geblieben ist, ist in der Regel am dichtesten dran an der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, sollte eine schützende und Anregung bietende „Lebensschale“ für das Werden, Wachsen und sich Entwickeln von Kindern und Jugendlichen sein.

Sie ist jedoch vielfach überfordert, wenn sie keine weitere schützende und förderliche Umgebung aufweist. Quasi konzentrisch um Familien herum bedarf es weiterer „Schalen“ unterstützender, haltgebender, anregender und beratender Begleitung, nicht nur als Notversorgung nach einem Jugendhilfegesetz, sondern als eine gesellschaftlich selbstverständliche, wohlmeinende, warmherzige, kluge und tatkräftige Unterstützungskultur, die auch all das würdigt, was in oft über die eigenen Kräfte hinausgehendem Engagement von Eltern, Erzieherinnen und Erziehern sowie Helferinnen und Helfern im psychosozialen Bereich geleistet wird.

Dies fehlt zur Zeit vielerorts. Der erste wirksame Schritt besteht darin, uns über unsere eigene Not und die darin gewählten Entlastungsmuster klar zu werden, sie zunehmend weniger mittels überforderungsgespeister Schutzmuster zu tarnen, sondern sie stattdessen unter allen Beteiligten anzusprechen, einander Verständnis und Mitgefühl entgegenzubringen sowie haltgebende Ressourcen einzufordern bzw. sie einander vorübergehend, unter Umständen kreativ-improvisierend, zu geben.

Es bedarf eines ineinander greifenden Unterstützungssystems um die Lebensschale von Kindern und Jugendlichen herum, wie eine Schale, umgeben von einer Schale, umgeben von einer Schale. Damit kann eine lebensfreundlichere Gestaltung der Lebensverhältnisse in Familien, Familienverbündeten bzw. Großfamilien, Wohnort-Gemeinschaften einsetzen. Mit einem solchen sicht- und spürbaren Unterstützungsgefüge er halten Kinder und Jugendliche eine für sie greifbare Orientierung, sich daran zu beteiligen bzw. mitzumachen, ihr Leben ohne einen sie extrem überfordernden Lebens stress aktiv und gestaltend in die Hand zu nehmen sowie Lebensschwierigkeiten zu bewältigen. Wer sich als erwachsene Person in dieser Weise am Aufbau eines Unterstützungsge füges zum Werden und Wachsen beteiligt, ist für Kinder und Jugendliche ein glaubwürdiger Ansprechpartner, eine glaubwürdige Ansprechpart nerin.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
1 Pubertät – Lebensphase wichtiger Wandlungen9
1.1 Orientierende Haltungen9
1.2 Wandlungen im Leben10
1.3 Was ist charakteristisch an Pubertät und Adoleszenz? –Ein kurzer Überblick12
1.3.1 Klärung der Begriffe Pubertät, Vor-Pubertät, Adoleszenz,Heranwachsen und Jugend12
1.3.2 Körperliche Entwicklungen13
1.3.3 Hormonelle Steuerung und Bahnungen im Gehirn15
1.4 Erkunden, Bewerten, Sich-Ausrichten –Entwicklungsschritte im Jugendalter16
1.4.1 Erkundungsimpulse17
1.4.2 Reaktionen und Erfahrungen17
1.4.3 Lernlandschaft „Dazwischen“17
1.4.4 Im Wandel wankend werden19
1.5 Wie Jugendliche Verletzungen abwehren25
1.5.1 Selbstwert-Gefährdungen25
1.5.2 Halteversuche und Schutzmuster27
1.6 Tragische Entwicklungen33
1.6.1 Jugendkrisen als fokussierte gesellschaftliche Realität33
1.6.2 Schizophrene Störungen34
1.6.3 Den Körper extrem reduzieren und Leistung erzwingen36
1.6.4 Emotionaler und sexueller Missbrauch38
1.6.5 Depression und Suizidgefährdung40
1.6.6 Selbstverletzungen44
1.6.7 Unfallgefährdende Wagnisse46
1.6.8 Gewalttätigkeit48
1.6.9 Kontaktabbru?che – „Straßenkinder“ in Deutschland54
1.7 Aufbau eines unterstu?tzenden Gefu?ges56
1.8 Bis das Leben erst richtig anfängt – Frank59
1.8.1 Zur Situation in Franks Familie59
1.8.2 Franks Schwierigkeiten60
1.8.3 Wenn Jugendliche ihre Eltern verachten …60
1.8.4 Zur Eigenständigkeit verhelfen61
1.8.5 Interessen wecken61
1.8.6 Respektvoll sein62
1.8.7 Orientierung geben63
1.8.8 Vorbereitung zur Selbstständigkeit63
1.9 Begleitet leben lernen – Gaby63
1.9.1 Eine Familienberatung64
1.9.2 Der weitere Entwicklungsprozess65
1.9.3 Sinne-voll werden und Freude finden66
1.9.4 Den Körper spu?ren – Kontakt zum Naturfundament67
1.9.5 Zwanghaftes Verhalten: „Schallplatte mit Sprung“67
1.9.6 Wahrnehmen, Wählen und Kontakt zu anderen Menschen67
1.9.7 Frauenschicksale u?ber Generationen hinweg68
1.9.8 Als eigenständige Person gehört und wichtig genommenwerden69
2 Jugendliche begleiten – Was unterstu?tzt und fördern kann70
2.1 „Das Brot der fru?hen Jahre“70
2.2 Zur Wandlungs-Unterstu?tzung nach Virginia Satir71
2.2.1 Das „Fremde“71
2.2.2 Fu?nf Stadien der bewussten Veränderung72
2.3 Aus sich heraus tätig werden und in dieser Tätigkeitaufgehen – Flow erleben75
2.4 Als Person gegenwärtig und in Beziehung sein –Zur personzentrierten Psychologie von Carl R. Rogers79
2.5 Selbstwert erleben, ausgerichtet auf „Sein“und „Werden“89
2.5.1 Positives Selbstwerterleben89
2.5.2 Das hierarchisch ausgerichtete innere Bezugssystem90
2.5.3 Sich auf „Sein“ und „Werden“ ausrichten91
2.5.4 Übung zum Lebensgefu?hl „Ich bin“93
2.5.5 Machtkämpfe96
2.6 Werden am „Du“98
2.6.1 Ich-Du-Beziehungen99
2.6.2 Ich-Er-Sie-Es-Verhältnisse101
2.6.3 Zu einer Balance finden103
2.7 Engagement „Fu?r“103
2.8 Freiheit unterstu?tzen, Grenzen setzen,Wahlmöglichkeiten erschließen107
2.8.1 Freiheit zur Selbstentfaltung107
2.8.2 Freiheit, Grenzen und Wahlmöglichkeiten wachsenmit Jugendlichen mit109
2.9 Die personzentrierte Basis fu?r das Gelingeneines Gespräches111
2.10 Ringen um Wahlmöglichkeiten –Beispiel der Betreuung von Addo113
2.10.1 Addos Schwierigkeiten113
2.10.2 Beziehungsschwierigkeiten114
2.10.3 Initiativen wecken114
2.10.4 Materielle Armut116
2.10.5 Fehlende Autorität ersetzen117
2.10.6 Isolierende Manöver117
2.10.7 Kung-Fu118
2.10.8 Vertrauen als Chance118
2.11 Vision quest – Arne auf dem Weg zu sich selbst118
2.11.1 Arnes Schwierigkeiten118
2.11.2 Die Betreuung119
2.11.3 Aufbau einer Beziehung119
2.11.4 Vertiefung des Kontakts120
2.11.5 „Vision quest“121
2.11.6 Der Brief122
2.11.7 Bilanz124
3 Ein theoretischer Ansatzfu?r die Handlungsebene –Der sozialpädagogische Standpunkt125
3.1 Problemstruktur – Zielsetzung125
3.2 Erziehung als Basis sozialpädagogischer Theorie127
3.3 Die drei Dimensionen des sozialpädagogischenProblems130
3.4 Konsequenzen fu?r die Handlungsebene133
3.5 Anwendungsbeispiele137
3.5.1 Fallbeispiel: Frank137
3.5.2 Fallbeispiel: Gaby137
3.5.3 Fallbeispiel: Addo139
3.5.4 Fallbeispiel: Arne140
Nachwort und Dank142
Literatur144
Sachregister148

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