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Kernkompetenzen im Gashandel. Ansätze einer Übertragung des Konzeptes auf den Gashandel nach der Liberalisierung

AutorBenjamin Viertel
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl127 Seiten
ISBN9783836604192
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis43,00 EUR
Mit der vorliegenden Arbeit ist es dem Autor Benjamin Viertel gelungen, Beiträge zum ressourcenorientierten Ansatz, zum Kernkompetenzansatz und zur Theorie dynamischer Fähigkeiten in eine konsistente Ordnung zu bringen. Weiterhin trägt er allgemeine Grundlagen zum Erdgas und Rahmenbedingungen der Gaswirtschaft in einer Kombination von wirtschaftlichen Aspekten einerseits und Liberalisierungsbemühungen auf europäischer und deutscher Ebene andererseits zusammen. Somit verschafft er einen Überblick über die Entwicklung der Gaswirtschaft von einer Monopolindustrie hin zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung und Preisbildung aufgrund von Angebot und Nachfrage und verdeutlicht auch die politisch-wirtschaftliche Dimension der Interessenskonflikte und die damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Etablierung von Wettbewerb. Gleichzeitig gibt er Ausblicke auf die Veränderungen durch den Liberalisierungsprozess. Auf dieser Basis stellt er Unternehmensprozesse einer Gashandelseinheit dar, wobei rechtliche Vorschriften einerseits und das Modell zum wichtigen Infrastrukturzugang andererseits Beachtung finden. Die empirische Analyse von Kernkompetenzen im Gashandel anhand von 12 Interviews in 5 deutschen Gashandelsunternehmen liefert interessante Erkenntnisse über den Stand der liberalisierten deutschen Gaswirtschaft und die Einschätzungen von Mitarbeitern zu besonders einzigartigen, stark integrierten und strategisch flexiblen Fähigkeiten. Das Werk schließt mit der Zusammenfassung von Kernkompetenzen und einer Systematisierung von Gashandelsunternehmen nach ihrer strategischen Konzentration.

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Leseprobe
Kapitel 3.2, Charakteristika und Bedeutung des Energieträgers Erdgas:

Erdgas ist leitungsgebunden, muss also am Ort seiner Quelle gefördert und zum Verbraucher transportiert werden. Für den Ferntransport von Erdgas sind daher Hochdruckröhrenleitungen (pipelines) oder Schiffe erforderlich. Für den Schifftransport per liquefied natural gas (LNG) wird das Gas verflüssigt, wozu etwa 1/4 der transportierten Energie aufgewendet werden muss.90 Gas ist im Gegensatz zu Strom speicherbar, wodurch ein Ausgleich von Bedarfsschwankungen möglich wird. Daher müssen Transportnetz und Produktionsinfrastruktur nicht an der maximalen Nachfrage ausgerichtet werden. Gas weist im Vergleich zu Erdöl und Kohle einen extrem niedrigen CO2-Gehalt auf und ist damit vor dem Hintergrund von Zertifikatehandel und CO2-Beschränkungen besonders attraktiv. Es wird überwiegend für Heizzwecke, zur Erzeugung von Prozesswärme in der industriellen Produktion und zur Stromerzeugung eingesetzt. Für Gas existiert kein einheitlicher Weltmarkt, da sich aufgrund der vergleichsweise hohen

Transportkosten lediglich regionale Märkte entwickelt haben.

Das Zeitalter der kommerziellen Nutzung von Erdgas in Europa wurde 1959 durch die Entdeckung riesiger Erdgasvorkommen vor der niederländischen Küste eingeleitet. Daneben sind die europäischen Staaten mit Hilfe von Tankschiffen mit flüssigem Erdgas versorgt worden. Seitdem ist der Anteil von Erdgas an der Primärenergieversorgung sehr stark angestiegen. Vor allem die Ölkrise 1973 begünstigte den Erdgasverbrauch in Europa, was zur Folge hatte, dass man bis Ende des Jahrzehnts aus elf Nationen Gas importierte. Die Sowjetunion wurde zum größten Lieferanten für Zentraleuropa und – bereits vor dem Mauerfall – ebenso für Westeuropa. Seit Mitte der 1990er Jahre sind alle EU-Staaten in das europäische Gasnetz integriert. Der größte Anteil von Gas am Primärenergieverbrauch ist mit knapp 50% in den Niederlanden zu finden. Aber auch Großbritannien und Italien sind weitere bedeutende Gasmärkte.98 In Deutschland hat in den letzten Jahren ein starkes Wachstum des Gasanteils am Primärenergieverbrauch stattgefunden, was hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass die Stromerzeugung auf Erdgasbasis ausgeweitet wird und Privathaushalte immer stärker Erdgas einsetzen.

Kapitel 3.3, Die Wertschöpfungskette der Gaswirtschaft:

Kapitel 3.3.1, Produktion:

DieWertschöpfungskette der Gaswirtschaft besteht aus den Bereichen Produktion, Ferntransport, Speicherung und Verteilung. Außerdem findet auf jeder Stufe des Wertschöpfungsprozesses Handel mit Gas statt. Zur Produktion gehören die Exploration, das Aufsuchen der Gaslagerstätten und der Aufbau eines oft kilometerlangen Pipelinenetzes, um Gas aus den Förderanlagen zu den Weiterverarbeitungsfabriken bzw. zur Transportpipeline zu führen. Unter Gastransport wird die Beförderung des Energieträgers von den Weiterverarbeitungsanlagen in die Absatzgebiete vor allem durch Pipelines, aber auch mittels Schiffen, verstanden.102 Fernversorgungsunternehmen leiten das Gas danach an regionale und kommunale Versorgungsunternehmen weiter. Bei der Beförderung des Erdgases von der Quelle zum Verbraucher kann zwischen dem Transport über weite Strecken und der (End-) Verteilung an die Verbraucher unterschieden werden. Damit eng verbunden ist die Erdgasspeicherung, die für einen Ausgleich der Bedarfsschwankungen.

Kapitel 3.3.2, Transport:

Ein wichtiger Bereich des Erdgastransports ist der Ferngastransport, der grenzüberschreitende Gaslieferungen, sowie nationale Langstreckentransporte einschließt. Er kann durch Hochdruckpipelines oder mittels Verschiffung von verflüssigtem Erdgas erfolgen. Für Deutschland spielt die LNG-Verschiffung aufgrund der zentralen Lage bezüglich der wichtigsten Förderländer eine geringe Rolle, weshalb in Deutschland noch keine LNG-Anlandeterminals errichtet wurden.107 Die Internationalisierung des Erdgasbezuges in Europa – mit seinem weitverzweigten Pipelinenetz sowie den LNG-Anlandeterminals – und gemeinsam gestaltete Importprojekte mindern die Risiken für einzelne Unternehmen und erhöhen die Versorgungssicherheit.

Das Netz verbindet die europäischen Staaten untereinander und mit den Förderregionen auf dem europäischen Festland, in der Nordsee, in Russland und in Nordafrika. Das deutsche Netz ist fest in diesen Verbund integriert. Um die Versorgungssicherheit in Europa weiter zu gewährleisten, werden neue Gasleitungen gebaut. Das Bindeglied zwischen Ferntransportsystemen und der Verteilung an die Verbraucher stellen Hochdruckleitungen dar, aus denen Großverbraucher teilweise direkt beziehen können. Verdichterstationen, die sich am Streckennetz befinden, gleichen den über große Strecken auftretenden Druckabfall aus. Das Gasleitungssystem stellt gleichzeitig einen natürlichen Speicher dar, dessen Befüllungsgrad vom Betriebsdruck abhängt. Um ihn konstant zu halten, müssen die Bedarfsmengen zwischen Händlern, Netzbetreibern und Einspeisern gut abgestimmt werden.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis3
Abbildungsverzeichnis6
Abkürzungsverzeichnis7
1 Aufbau der Arbeit11
2 Theoretische Grundlagen desKernkompetenzgedankens14
2.1 Überblick14
2.2 Liberalisierter Gashandel ausRessourcenperspektive14
2.3 Ressourcenbegriffe in der wissenschaftlichenLiteratur16
2.4 Kompetenzorientierung als handlungsbezogeneErweiterung18
2.5 Kernkompetenzen sind strategische Optionen21
2.6 Dynamische Fähigkeiten als Anwendung desressourcenorientierten Ansatzes in dynamischenMärkten24
2.7 Theoretischer Bezugsrahmen für dieIdentifikation von Kernkompetenzen imliberalisierten Gashandel26
2.7.1 Definitionen: Ressourcen, Fähigkeiten, Kernkompetenzen26
2.7.2 Prozess und Arbeitsschritte zur Identifikation vonKernkompetenzen28
2.8 Ausblick auf die empirische Analyse30
3 Strukturelle und rechtlicheRahmenbedingungen derErdgasmärkte32
3.1 Einleitung32
3.2 Charakteristika und Bedeutung desEnergieträgers Erdgas33
3.3 Die Wertschöpfungskette der Gaswirtschaft34
3.3.1 Produktion34
3.3.2 Transport35
3.3.3 Speicherung36
3.3.4 Verteilung36
3.4 Wirtschaftliche Struktur der deutschenGaswirtschaft37
3.4.1 Überblick37
3.4.2 Struktur der Produktionsstufe39
3.4.3 Struktur der Import- und Ferngasstufe39
3.4.4 Regionalgasstufe41
3.4.5 Ortsgasstufe42
3.4.6 Endverbraucher43
3.5 Die Liberalisierung der europäischenErdgasmärkte44
3.5.1 Hohe Versorgungssicherheit bei monopolistischerPreisbildung44
3.5.2 Entstehung der Idee eines Energiebinnenmarktes45
3.5.3 Beschleunigungsrichtlinie Erdgas &EU-Netzzugangsverordnung48
3.5.4 Gashandelsplätze in Europa49
3.6 Umsetzung der europäischen Richtlinien inDeutschland52
3.6.1 Verbändevereinbarungen der Gaswirtschaft52
3.6.2 Kritik am deutschen Sonderweg54
3.6.3 Vom verhandelten zum regulierten Netzzugang55
3.6.4 Aktuelle Probleme der langfristigen Gaslieferverträge57
3.6.5 Zwischenfazit zu den Liberalisierungsbemühungen57
3.6.6 Gaspreisbildung und tatsächliche Kostenstruktur inDeutschland59
3.7 Auswirkungen der Liberalisierung61
3.7.1 Anpassung der Unternehmensstrukturen61
3.7.3 Bemühen um die Versorgungssicherheit63
3.7.4 Entwicklung des Gaspreises64
3.8 Zusammenfassung65
4 Unternehmensfunktionen undProzesse im liberalisiertenGashandel66
4.1 Hinführung66
4.2 Aufbau und Organisation von Handelseinheiten67
4.2.1 Allgemeiner Handelsrahmen für Handelsunternehmen68
4.2.2 Spezieller Rechtsrahmen für bestimmte Handelsgeschäfte68
4.2.3 Rechnungslegungsvorschriften69
4.2.4 Die Rolle des Eigenhandels in europäischenEnergieunternehmen70
4.2.5 Aufgaben, Pflichten, Rechte & Limitierungen des frontoffice71
4.2.6 Die Unterstützungsfunktionen: middle office – back office– IT72
4.2.7 Risikocontrolling und Organisation74
4.2.8 Kreditrisikomanagement75
4.2.9 Der Einfluss des Werpapierhandelsgesetzes auf denEnergiehandel76
4.3 Netzzugang im liberalisierten deutschenGasmarkt77
4.3.1 Das Entry-Exit-System im Basismodell derBundesnetzagentur77
4.3.2 Aufteilung der Marktgebiete79
4.3.3 Klärungsbedürftige Punkte im Basismodell81
4.3.4 Das Vertragspaket der GEODE82
4.4 Umsetzung des Basismodells derBundesnetzagentur82
4.4.1 Bilanzkreis und virtueller Handelspunkt83
4.4.2 Bilanzkreiskoordinierung84
4.4.3 Transporte innerhalb eines Marktgebietes85
4.4.4 Marktgebietsüberschreitender Transport86
4.4.5 Lieferantenwechsel87
4.4.6 Einbindung von Gasspeichern88
4.4.7 Lieferverträge und EFET-Rahmenverträge für physischenHandel89
4.4.8 Die Aufteilung des deutschen Gashandelsgebietes90
4.4.9 Handlungsempfehlungen für die Umsetzung desBasismodells93
5 Theoriegeleitete empirischeAbleitung von Kernkompetenzenim liberalisierten Gashandel95
5.1 Erläuterung des Vorgehens95
5.2 Allgemeine Ergebnisse97
5.3 Anonymisierte beispielhafte Darstellung vonempirischen Ergebnissen98
5.3.1 Unternehmen A98
5.3.2 Unternehmen B99
5.3.3 Unternehmen C101
5.4 Kernkompetenzen im liberalisierten Gashandel102
6 Abschluss und kritischeWürdigung der Übertragbarkeitdes Kernkompetenzansatzes aufden liberalisierten Gashandel106
Anhang108
Literaturverzeichnis111

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