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E-Book

Kirchengeschichte des Volkes der Angeln

AutorBeda Venerabilis
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783752826296
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Die "Historia ecclesiastica gentis Anglorum" des angelsächsischen Benediktinermönchs und Kirchenlehrers Beda Venerabilis (der Ehrwürdige) gilt als eines der wichtigsten frühmittelalterlichen Werke zur angelsächsischen Geschichte. In ihm werden die Ereignisse und Geschicke der britischen Inseln und ihrer Bewohner von ca. 60 v. Chr. bis zum Jahr 731 n. Chr. geschildert. Besondere Aufmerksamkeit legt Beda auf die ab dem 5. nachchristlichen Jahrhundert stattfindende Landnahme der Angeln und Sachsen, und die danach erfolgende mühevolle Christianisierung der die Insel erobernden Völkerschaften. Beda schuf mit seinem historischen Werk eine unverzichtbare Quelle zur Geschichte des frühen Christentums auf den britischen Inseln. Der Text dieses Buches folgt der Ausgabe: Beda des Ehrwürdigen Kirchengeschichte der Angelsachsen. Übers. v. Dr. M. M. Wilden, Schaffhausen 1866. Er wurde in die traditionelle deutsche Rechtschreibung (1901-1996) übertragen, zum besseren Verständnis des heutigen Lesers sprachlich überarbeitet und mit dem lateinischen Original abgeglichen. Einige in der Originalausgabe von 1866 entdeckte Übersetzungsfehler wurden im Zuge dessen verbessert. Zudem wurden mehr als 300 Fußnoten eingefügt, die zur Aufschlüsselung der in Bedas Werk angeführten Orte, Ereignisse und Personen beitragen.

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Leseprobe

Kirchengeschichte
des Volkes der
Angeln.


I. Buch.


1. Kapitel.10

Von der Lage Britanniens und seinen alten Einwohnern.

BRITANNIEN, eine Insel des Ozeans, die ehemals Albion11 hieß, liegt den größten Ländern Europas, Germanien, Gallien, Spanien, in beträchtlicher Entfernung westlich gegenüber. Von Norden nach Süden ist es 800 Meilen12 lang, 200 breit, mit Ausnahme der etwas weiter in verschiedene Vorgebirge auslaufenden Bergzüge; diese mitgerechnet, beträgt sein Umfang 3600 Meilen. Im Süden liegt es dem belgischen Gallien gegenüber, dessen nahe Küste den Hinüberfahrenden die Stadt Reptacæstir13 zeigt; rechnet man die Meeresbreite von der Stadt Gesoriacum14 im Gebiet der Moriner, so beträgt dieselbe bis hinüber nach der nächsten Küste Englands 50 Meilen oder, wie einige berichten, 450 Stadien.15 Nach der entgegengesetzten Seite aber, wo es dem unermeßlichen Ozean zugewendet ist, liegen vor ihm die Orcadischen Inseln.16

Die Insel ist reich an Bäumen und Früchten und geeignet für Vieh aller Art. An einigen Stellen hat sie auch Weinberge. Sie ist reich an Land- und Seevögeln jeder Gattung. Auch hat sie viele Flüsse und Bäche, welche reich sind an Fischen, an kleinen besonders, und an Aalen. Sehr oft werden Seerobben, Delphine und Walfische gefangen, außer den verschiedenen Arten von Muscheln, unter welchen auch Perlmuscheln sind, welche die schönsten Perlen von allen Farben in sich schließen, rote, purpurne, violette, grüne, am häufigsten aber weiße. Auch sind Schnecken da in Fülle, aus welchen der Stoff für die Scharlachfarbe bereitet wird, deren prächtige Röte von keiner Sonnenhitze, von keinem Regen erbleicht, sondern je älter, desto schöner wird. Auch hat sie Salzquellen und warme Quellen, deren Wasser jedem Alter und Geschlecht sich zum Baden eignet. Das Wasser nämlich nimmt, wie der heilige Basilius sagt, Wärme an, wenn es durch gewisse Metalle hindurchgeht, und kann sogar ganz heiß werden. Die Insel hat zudem reiche Adern aller Arten von Metall, Kupfer, Eisen, Blei und Silber; auch fördert man daselbst Achatstein in Menge und vorzüglicher Güte; er ist aber von schwarzer Farbe und wenn man ihn dem Feuer nahebringt, so brennt er, und man kann damit Schlangen vertreiben; ist er durch Reibung warm gemacht und man bringt einen Gegenstand daran, so zieht er ihn an wie Bernstein. Die Insel war auch ehemals geschmückt mit 28 herrlichen Städten, nicht gerechnet die unzähligen Burgen, welche ebenfalls mit Mauern, Türmen und Toren wohlversehen waren.

Weil sie beinahe in dem nördlichsten Teil der Welt liegt, so hat sie im Sommer helle Nächte, dermaßen, daß man oft mitten in der Nacht fragen möchte, ob es noch die Abenddämmerung sei oder schon das Morgengrauen; in den nördlichen Gegenden nämlich hat die Sonne keinen langen Kreislauf von Westen nach Osten zu machen; daher kommt es ja auch, daß im Sommer der Tag dort so sehr lang ist, und in dem Winter die Nacht17, weil nämlich die Sonne dann mehr den südlichen Ländern scheint. Hinwiederum hat die Nacht im Sommer und im Winter der Tag eine große Kürze, nämlich nur sechs Stunden, während in Armenien, Makedonien, Italien und den anderen Ländern der nämlichen Breite die größte Länge des Tages oder der Nacht 15, die größte Kürze neun Stunden beträgt.

Dieses Land erforscht und bekennt gegenwärtig nach der Anzahl der Bücher des göttlichen Gesetzes mit fünf Völkerzungen ein und dieselbe Wissenschaft der göttlichen Wahrheit und wahren Gottheit. Diese fünf Sprachen sind die der Angeln, der Britonen, der Schotten, der Pikten und die der Lateiner, welche letztere durch die Betrachtung der heiligen Schriften allen übrigen gemeinsam geworden ist. Anfangs hatte diese Insel nur die Britonen, von denen sie den Namen erhalten, zu Bewohnern; von der Küste Armorica18 her, so lautet die Sage, in Britannien gelandet, nahmen sie sich den südlichen Teil desselben. Als sie in der Folge, von Süden anfangend, den größten Teil der Insel in Besitz genommen, habe es, wie es heißt, sich begeben, daß das Volk der Pikten aus Skythien19 auf wenigen Schiffen zur See gegangen und von den Stürmen umhergetrieben, jenseits Britannien nach Hibernien20 gekommen sei; dort habe es die Nordküste betreten und das Volk der Schotten daselbst gefunden; als es nun auch für sich um Wohnsitze gebeten, seien sie ihm nicht gewährt worden. Es ist aber Hibernien nach Britannien von allen Inseln die größte, westlich von Britannien gelegen; aber während sie nach Norden hin kürzer ist, als Schottland, erstreckt sie sich südlich weit darüber hinaus. Zu jener also, auf Schiffen gelangend, baten die Pikten, wie gesagt, man möchte auch ihnen Wohnsitze geben. Die Schotten antworteten ihnen: Die Insel habe nicht Raum für sie beide. „Aber wir können euch“, sagten sie, „einen heilsamen Rat geben, was ihr tun mögt. Wir wissen, daß noch eine andere Insel, nicht fern von der unsrigen, gegen Osten liegt, welche wir an hellen Tagen von Ferne zu sehen pflegen. Wenn ihr auf dieser landen wollt, so mögt ihr sie euch zu Wohnsitzen einrichten und, will sich jemand dem widersetzen, so wollen wir euch zu Hilfe kommen.“ So fuhren denn die Pikten hinüber nach Britannien und bewohnten die nördliche Hälfte der Insel; die südliche hatten die Britonen inne. Als danach die Pikten keine Frauen hatten und die Schotten darum baten, so wollten diese sie nur unter der Bedingung geben, daß sie, wenn die Thronfolge zweifelhaft würde, bei der Wahl in dem königlichen Geschlecht den Frauen den Vorzug gäbe vor den Männern; und so wird es bekanntlich bis auf den heutigen Tag bei den Pikten gehalten.

Im Laufe der Zeit hat Britannien zu den Britonen und Pikten als drittes Volk die Schotten21 erhalten, in dem den Pikten angehörigen Teil. Dieselben kamen nämlich unter der Anführung des Reuda aus Hibernien herüber und verschafften sich unter ihnen, sei es auf gütlichem Weg, sei es mit dem Schwert, Wohnsitze, und diese haben sie noch jetzt; sie heißen bis auf den heutigen Tag nach dem Namen ihres Anführers Dalreuden22; denn in ihrer Sprache bedeutet „Dal“ eine Gegend. Hibernien aber hat durch seine Breite sowohl, als durch sein gesundes und gutes Klima vor Britannien einen großen Vorzug. Selten bleibt der Schnee daselbst länger als drei Tage liegen. Niemand braucht im Sommer Viehfutter zu sammeln für den Winter oder Ställe zu bauen; keine Schlange, überhaupt kein kriechendes Tier bleibt dort am Leben; oft, wenn man dorthin aus Britannien Schlangen bringt, sterben sie, sobald das Schiff sich nur dem Land nähert und die Luft desselben sie berührt; ja fast alles, was von jener Insel kommt, ist ein Mittel gegen das Gift. Sie ist reich an Milch und Honig, an Weinbergen, Fischen und Vögeln; auch Hirsche und Rehe sind zahlreich in ihren Wäldern.

Sie ist das eigentliche Vaterland der Schotten; von ihr ausgezogen, sind sie, wie gesagt, nach den Britonen und Pikten das dritte Volk in Britannien geworden. Es hat aber von alters her ein sehr großer Meerbusen das Volk der Britonen von den Pikten getrennt; derselbe erstreckt sich von Westen nach Osten tief ins Land, da, wo Alcluith23 liegt, noch bis heute eine wohlbefestigte Stadt der Britonen. Nördlich von diesem Meerbusen fand die Landung der obengenannten Schotten statt; da nahmen sie ihre Wohnsitze.

2. Kapitel.

Wie Cæsar, als der erste Römer,
nach Britannien gekommen.

BRITANNIEN war von den Römern bis auf Caius Julius Cæsar unbetreten und ungekannt. Als dieser im Jahre 693 nach der Erbauung Roms, im Jahre 60 v. Chr. als Konsul mit Lucius Bibulus gegen die gallischen und germanischen Völker, welche nur der Rhein trennt, Krieg führte, kam er in das Gebiet der Moriner, von wo die nächste und kürzeste Überfahrt nach Britannien ist. Dort ließ er gegen 80 Last- und Kriegsschiffe ausrüsten und setzte mit diesen nach Britannien hinüber. Zuerst verlor er in einer heißen Schlacht viel Mannschaft; darauf erlitt er einen furchtbaren Seesturm, wobei er den größten Teil der Flotte, eine nicht geringe Anzahl seines Fußvolkes, die Reiterei aber fast ganz einbüßte. Nach Gallien zurückgekehrt, entließ er die Legionen in die Winterquartiere und ließ 600 Schiffe bauen für jeglichen Bedarf. Mit diesen setzte er zu Anfang des Frühlings noch einmal nach Britannien über; aber während er selbst mit dem Heer gegen den Feind zog, wurden die vor Anker liegenden Schiffe vom Sturm ergriffen und aneinander zerschellt, oder auf Sandbänke geworfen und zertrümmert; 40 davon gingen ganz zugrunde, die übrigen wurden notdürftig ausgebessert. Beim ersten Zusammentreffen wurde Cæsars Reiterei von den Britonen geschlagen, und der Tribun Labienus getötet; im zweiten Treffen schlug er,...

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