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Kommunikation und Inszenierung im Web 2.0

AutorRainer Brandenburg
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl95 Seiten
ISBN9783656453482
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Soziologie - Kommunikation, Note: 1,0, Justus-Liebig-Universität Gießen, Sprache: Deutsch, Abstract: (...) Zum einen wären hier (für die vorliegenden Absichten dieser Arbeit) identitätsbildende Prozesse in der gesellschaftlichen Umwelt zu nennen. Damit sind all jene Abläufe gemeint, die dazu beitragen, dass individuelle Selbst zu beeinflussen und zu formen und das Ganze im Wechselverhältnis von online-spezifischen Milieu und lebensweltlicher Umwelt. Ansatzpunkte wären die kommunikativen Prozesse und inszenatorischen Darstellung(en) des Alter und Ego im Netz. Wie werden Identitäten auf die Metaebene projiziert und welchen Einfluss haben sie umgekehrt? Welche Rollenausprägungen werden auf der einen Seite virtuell, auf welche Weise durch das Selbst probiert und wie schlägt sich das lebensweltlich nieder? Welche gesellschaftliche Realität und die Auslegungen dessen tritt dadurch zu Tage? Diesen Fragen könnte durch die Einbeziehung und Abstraktion der Theoreme von u.a. Erving Goffman, Niklas Luhmann, Peter Berger/Thomas Luckmann sowie Lothar Krappmann (bzw. Erik H. Erikson) nachgegangen werden. (...) Eine rein deskriptive Bearbeitung dieses Untersuchungsfeldes, wie der Titel der Arbeit eventuell nahelegen könnte, würde zu kurz greifen und ist nicht und war nie beabsichtigt. Erst in einer Kontrastierung mit der ,realen Welt' wird im Sinne Goffmans das besondere der Kommunikation und Inszenierung in der virtuellen Welt trennscharf identifizierbar. In beiden Welten sind Vergesellschaftsprozesse konstitutiv, wie sie in den Theoremen Berger und Luckmanns näher definiert sind. Sie bestimmen das Handeln des Subjekts in ihnen, werden aber ebenso vom handelnden Subjekt determiniert, ausgefüllt und gegebenenfalls verändert. Als Schnittstelle für eine Beschreibung dieser wechselseitigen Wirkfaktoren scheint für die Absicht dieser Arbeit das theoretische Konstrukt der Identität besonders geeignet. Einer kontrastierenden Betrachtungsweise soll dadurch eine theoretische Fundierung gegeben werden, die hoffentlich verwertbare Aussagen und weiterführende Fragestellungen generiert. (...)

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Leseprobe

3 Internet und Web 2.0


 

Seitdem das Internet sein damalig vornehmlich militärisch forschungsrelevantes Schattendasein als ,Arpanet‘[5] abgelegt hat und letztendlich auf dem Tableau der öffentlichen Massenmedien erschienen ist, hat es in kürzester Zeit eine rasante Verbreitung, einen nur schwer vergleichbaren Siegeszug hinter sich gebracht. Es ist zudem kaum abzusehen, wie es sich auch in Zukunft weiter entwickeln wird und welche Veränderungen und Konsequenzen dies noch alles mit sich führt. Doch wie ist es zu dem jetzig vorhandenen Status Quo in Sachen Internet gekommen? Ein kurzer Einblick in die Entwicklungsgeschichte ist deshalb eingangs unerlässlich.

 

Die schier unerschöpflich sprudelnde Datenquelle Internet gründet im Wesentlichen auf der womöglich unendlichen programmiertechnischen und physischen Kombinatorik und den zugrundeliegenden Weiterentwicklungen der Soft- wie auch Hardware. Die bis dato beobachtbare, vergleichsweise schnelle Entwicklung und Verbreitung des Internets ist jedenfalls äußerst bemerkenswert. So ist das Netz doch für die vielen Menschen und die allermeisten Mitglieder der Gesellschaft zu einem unverzichtbaren Medium und einem sehr bedeutsamen Kommunikations- und Darstellungskanal - auch im Alltäglichen - avanciert, welcher von der großen gesellschaftlichen Mehrheit akzeptiert ist und sehr regelmäßig genutzt wird.[6]

 

Zunächst einmal bedarf es einer genaueren Skizzierung dieser in vielen Belangen anspruchsvollen und vielschichtig strukturierten Materie Internet. So muss zuallererst einmal ein Blick auf die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte dieser technisch, wie auch im erweiterten Sinne gesellschaftlich, komplexen Errungenschaft geworfen werden. Daran anknüpfend soll eine differenzierte Betrachtung der evolutionären Weiterentwicklung des Internet, hin zum Web 2.0 und eine Abgrenzung zu einem Teil des Web 2.0, der s.g. ,Social Media‘, vorgenommen werden. Diese Beleuchtung ist zwingend notwendig, um schon einmal vom technologischevolutionären Standpunkt her das Feld in diesem riesigen virtuellen Gebiet abstecken zu können, welches für spätere Untersuchungen die Grundlage bilden soll. Zu guter letzt sollen am Ende dieses Kapitels erste Rückschlüsse für die lebensweltlich reale Wirklichkeit gezogen werden.[7]

 

3.1 Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Internet


 

An dieser Stelle soll also in gebotener Kürze die geschichtlich evolutionäre Entwicklung des Internet skizziert werden. Wie in der Einleitung bereits erwähnt, handelte es sich ursprünglich um eine vom US-amerikanischen Verteidigungsministerium (DoD - Department of Defense) iniziierte Entwicklung, die es vor allem ermöglichen sollte, verschiedene autark funktionierende Netzwerke zu verbinden und in einem dezentral operierendem Netzwerk zu bündeln. Daher auch die Wortschöpfung ,Internet‘, abgeleitet von der originären Bezeichnung: ,Interconnected Networks‘. Doch gehen wir zunächst noch einen Schritt zurück.

 

Die amerikanische Behörde ARPA bzw. -DARPA- (-Defense- Advanced Research Projects Agency) musste sich gegen Ende der 1950er gezwungenermaßen, aufgrund neuer Anweisungen, neu strukturieren und machte sich nach einer Reflexion bisheriger Arbeitsweisen und -strukturen fortan zum Ziel, die verschiedenen Fachbereiche all jener US-Universitäten, die für das DoD forschten, zu vernetzen. Damit sollten primär Prozesse beschleunigt und verschlankt, ja die Forschung insgesamt effizienter gestaltet werden, nicht zuletzt um auch allgemeine Synergieeffekte freizusetzen. Das Vorgängermodell des Internet, anlehnend an das Kürzel der Behörde auch als ,Arpanet‘ bezeichnet, wurde bereits zu seiner damaligen Zeit, wie jedoch auch im späteren Verlauf ihr Nachfolger, das frühe Internet, über die bereits vorhandene Telekommunikationstechnik aufgebaut, genauer gesagt über Telefonleitungen. Im Jahr 1969 wurde das Arpanet dann erstmals an der University of California in Los Angeles erfolgreich vernetzt und eingesetzt. Die Inbetriebnahme erfolgte über lediglich vier s.g. Netzknoten (miteinander verbundene Netzelemente) und wurde bis Ende der 1980er Jahre auf ca. 100.000 verbundene Universitätsrechner ausgebaut. (vgl. Beißwenger 2000: 12). Mittlerweile ist das Internet dank neuer Technologien ebenfalls via Satellit oder Mobilfunk, m.a.W. ,wireless‘, verfügbar.

 

Die technische Infrastruktur stützt sich größtenteils auf die Datenprotokolle TCP/IP. Die Rechner kommunizieren somit über ein gemeinsames Protokoll (häufig http) und verfügen über eine jeweils einmalige und eindeutige Netzwerkkennung (IP- Adresse). Die in diesem Bezug relevanten evolutionären Neuerungen spielen sich nun im Bereich der Anwendungen ab. Bemerkenswert ist auch die technische Rollenverteilung im Internet, denn ein Nutzer (Client) kommuniziert letztlich niemals selbst mit den anderen Interaktionspartnern. Dieser Prozess läuft stets über Server, was bedeutet, dass immer auch Dienste und damit auch mindestens ein Provider in der Kommunikation ,zwischengeschaltet‘ ist. Das funktioniert dergestalt, dass der Client etwas anfordert, was ihm dann mittels Server übertragen wird, wie bspw. im Falle von Chat, Facebook, E-Mail, Webseite, usf., d.h. die Daten liegen auf Servern vor, was einen Abruf i.d.F. relativ geräteunabhängig gestaltet, aber prinzipiell auch immer (und) durch Dritte abrufen lässt.

 

3.2 Der Weg zum Web 2.0


 

Der Begriff Web 2.0 umfasst gleichwohl eine ganze Reihe technischer Neuerungen, als auch dadurch ermöglichte, gänzlich neue Anwendungen, die unter anderem eine erweiterte Partizipation der User zur Folge hatten und heutzutage im Umgang mit sozialen Netzwerken gipfelt. Es geht also um weiterentwickelte Nutzeranwendungen. Welchen Umfang der Begriff Web 2.0 umfasst und was genau er definiert, ist auch heute noch umstritten, selbst in Informatikerkreisen.[8] Aber die technische Seite der Medaille soll auch hier nicht vordergründig von Interesse sein. Festzuhalten ist allerdings, dass sich ein Prozess stetiger Verbesserung, Vergünstigung und gesteigerter Verbindungsmöglichkeit/Konnektivität vollzieht, genauso auf Server- wie auch auf Client-Seite, was eine sehr verbreitete sich weiter verbreitende Nutzung (zumindest in Industrienationen) möglich macht (vgl. Behrendt/Zeppenfeld 2008: 17).

 

Vielmehr als die technischen Angelegenheiten sind in diesem Zusammenhang die sozialwissenschaftlichen Determinanten sowie Folgen und Konsequenzen die dadurch hervorgerufen werden, von Bedeutung. Internetnutzern zufolge hat das frühere Web (1.0) Computer verbunden, während das Web 2.0 Menschen verbindet (vgl. ebd.: 16). Das zeigt einen gleichzeitigen Paradigmenwechsel an. Diese auf die sozialen Komponenten anspielende Sichtweise spiegelt sich in der Folge auch in den Angeboten und im Nutzen und Nutzung von bspw. sozialen Netzwerken, s.g. ,Communities‘ oder auch ,Blogs‘ wider (vgl. ebd.: 16 f.). Der zunehmend scheinbar ,soziale‘ Charakter von Online-Inhalten wird durch diese Aussage unterstrichen. Wie ,sozial‘ i.S.v. gesellschaftsdienlichen kommunikativen und inszenatorischen Aspekten solche Inhalte tatsächlich sind, wird noch zu zeigen sein. Außerdem muss man sich stets vor Augen führen, dass die allermeisten Services im Web 2.0, mehr oder weniger offensichtlich, ,kommerzielle Medienangebote‘ von gewinnorientierten Providern sind und durch deren Interessen mit strukturiert werden (vgl. Döring 2010: 162).

 

3.3 Web 2.0 versus Social Media


 

Warum es sich in dieser Arbeit um die Inhalte und Angebote des Web 2.0, dies explizit als Begriff verwendet wird und eben nicht ausschließlich den der Social Media handelt, ist bereits angeklungen, soll nun jedoch noch einmal konkret formuliert werden. Nach der hier gültigen Definition, beinhaltet der Web 2.0-Inhalt die Social Media, aber nicht umgekehrt, da so ein nicht unerheblicher Teil von (kommunikativen) Anwendungen außen vor bleiben würde. Außerdem ist der Begriff an sich in seiner Semantik eher irreführend, denn auch wenn man womöglich mehr und vermeintlich auch intensiver zu interagieren scheint, bleibt es doch ein meist asynchroner, körperloser Datentransfer. Der ,Prototyp Vis-à-vis-Situation‘ (vgl. Berger/Luckmann 2010: 31) bleibt die fundamental gesellschaftlich soziale Situation. Deshalb sollen ganz bewusst, entgegen des allgemeinen Trends, in dieser Arbeit der Begriff ,Web 2.0‘ statt ,Social Media‘ benutzt werden und dessen Inhalte ebenfalls zur Grundlage genommen werden. Allenfalls könnte man aus soziologischer Sicht von so etwas wie ,metasozialen Netzen‘ reden, was zumindest deren überbaulichen Charakter berücksichtigen würde. Durch die Benutzung des Terminus ‘Web 2.0‘ bleibt eine Abgrenzung begrifflich und in der gedanklichen Sinneinheit schärfer und betont diese zugleich, weshalb dieser hier und auch im Folgenden genutzt werden soll.

 

3.4 Lebensweltliche Schlussfolgerungen


 

Als ,lebensweltliche Schlussfolgerungen‘ soll am Ende diesen Abschnittes all das zusammengefasst werden, was aus der bisherigen Eingrenzung der Thematik für die weitere Untersuchung, für realgesellschaftliche Umstände rückschließend resultiert und in Zuge dessen festzuhalten bleibt. Ferner sollen schon einmal die daraus folgenden Konsequenzen in groben Zügen dargestellt werden, die für die weitere Arbeit von Bedeutung sein werden.

 

Das Medium Internet kann als eine Art...

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