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E-Book

Konfession: evangelisch

Basiswissen

AutorMatthias Hülsmann
VerlagGütersloher Verlagshaus
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783641032388
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Was glauben und was denken Christen?
- Grundwissen zu Geschichte, Inhalten, Ethik und Spiritualität des evangelischen Glaubens
- Mit den wichtigsten Grundtexten und aktuellen Bezügen

Matthias Hülsmann vermittelt kurz, verständlich und lebensnah die wichtigsten Informationen über das Christentum: über Entstehung und Inhalte des Alten und Neuen Testaments, über die zentralen Wendepunkte in der Geschichte des Christentums, über ethische Maßstäbe und christliche Spiritualität. Mit seiner anschaulichen Darstellung gelingt es ihm, die Inhalte auf das eigene Leben zu beziehen und deutlich zu machen, wie sie bis heute unser Denken und Handeln beeinflussen

Matthias Hülsmann, Jahrgang 1963, verheiratet, zwei Kinder, Studium der Evangelischen Theologie in Göttingen, von 1993 - 2002 Gemeindepastor im Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg. Seit 2002 Schulpastor am Gymnasium Walsrode und seit 2016 Dozent am Religionspädagogischen Institut Loccum.

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Leseprobe
2.
Auszug

Die Erzväter


Mit Gen 12 beginnt die Geschichte Israels. Hatten die Erzählungen in Gen 1-11 überwiegend mythologischen Charakter, so haben wir es ab Kapitel 12 mit Geschichten zu tun, die auf historische Ereignisse zurückzuführen sind.
Genau hier liegt ein Problem. Auf der einen Seite handelt es sich um Erzählungen, also nicht um Protokolle, die exakt die Ereignisse wiedergeben. Auf der anderen Seite beruhen aber diese Erzählungen auf Begebenheiten, die sich tatsächlich ereignet haben.
Diese Geschichten sind Meisterwerke der Erzählkunst. In jener bildschirmfreien Epoche beherrschten die Menschen die Kunst des Erzählens. Es geht beim Erzählen auch die Deutung des Erzählers in die Geschichte mit ein. Manches wird mit der Zeit ausgeschmückt und verändert.
Es sind also bei den Erzvätergeschichten zwei Ebenen zu unterscheiden: einerseits die historische Ebene, die auf dem beruht, was tatsächlich passiert ist, und andererseits die erzählende Ebene, die deutet und interpretiert.
Wenn man mit den Methoden der Archäologie und der Literaturwissenschaft versucht, die historischen Tatsachen freizulegen, kommt man zu folgendem Ergebnis:
Etwa 1800 Jahre vor Christus gab es vermutlich eine Sippe von Nomaden, die sich um ihr Sippenoberhaupt Abraham sammelte. Von ihm erzählte man sich abends am Lagerfeuer von Generation zu Generation viele Geschichten. Zum Beispiel, dass der Gott Abrahams ihn auserwählt habe, um ihn zu einem großen Volk zu machen; dass sein Gott mit ihm einen Bund geschlossen habe, dessen sichtbares Zeichen die Beschneidung der männlichen Vorhaut sei; und dass sein Gott ihn zu einem großen Segen vorherbestimmt habe.
In einer anderen Gegend in Israel lebte die Sippe des Sippenoberhauptes Isaak. Auch seine Sippe erzählte sich seit Generationen Geschichten, die Isaak mit seinem Gott erlebt hatte. Vermutlich gab es auch eine Sippe mit einem Oberhaupt namens Jakob. Sie erzählten sich Geschichten, die Jakob mit seinem Gott erlebt hatte; zum Beispiel, dass Jakob von seinem Gott in »Israel« umbenannt wurde.
Im Laufe der Generationen verbanden sich die Geschichten der Abrahamsippe vom Gott Abrahams mit den Geschichten vom Gott Isaaks aus der Isaaksippe. Möglicherweise heiratete eine Frau aus der Isaaksippe einen Mann aus der Abrahamsippe und brachte die Erzählungen mit, die sie in ihrer Sippe kennengelernt hatte.
So wuchsen die Geschichten zusammen. Aus drei ursprünglich selbstständigen Göttern, nämlich dem Gott Abrahams, dem Gott Isaaks und dem Gott Jakobs, wurde im Laufe der Zeit ein Gott, nämlich der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Um Joseph ranken sich eine ganze Reihe von Geschichten, die in Gen 37-50 zusammengestellt sind. Er ließ seine Angehörigen zu sich nach Ägypten übersiedeln, um sie so vor einer Hungersnot zu retten.
Erst in einem mehrere Jahrhunderte währenden Prozess wurden die Geschichten von Abraham, Isaak, Jakob und Joseph in eine Generationenfolge gebracht. Abraham, Isaak und Jakob wurden zu den Erzvätern des jüdischen Volkes.

Auszug und Passah


Die Juden wurden in Ägypten zur Sklavenarbeit gezwungen, doch Mose bekam von Gott den Auftrag, das jüdische Volk aus der Sklaverei in Ägypten zu befreien und in ein eigenes Land zu führen. Dabei rettete Gott sie auf wunderbare Weise vor den Streitmächten der Ägypter, indem er sie unbeschadet das Schilfmeer durchqueren ließ. So wird es in 2. Mose oder Exodus (abgekürzt Ex) 1-12 erzählt. Die Befreiung aus der Knechtschaft und die Rettung am Schilfmeer wurden zum Schlüsselereignis für das jüdische Volk. Das alles geschah etwa 1200 Jahre vor Christus. Die Erinnerung an diese Ereignisse durchzieht das gesamte Alte Testament und die jüdische Geschichte bis heute.
An den Auszug aus Ägypten erinnert das jüdische Passahfest, das jedes Jahr gefeiert wird. Weil der ägyptische Pharao seine jüdischen Sklaven nicht in die Freiheit ziehen lassen wollte, schlug Gott die Ägypter mit verschiedenen Plagen. Die zehnte und letzte Plage war zugleich die schwerste: Jeder Erstgeborene, egal ob Mensch oder Tier, sollte nachts von Gottes Racheengel getötet werden. Gott befahl Mose, sein Volk vor dieser tödlichen Plage zu schützen, indem jede Familie ein Lamm schlachten und mit dem Blut des Lammes die Außenpfosten der Haustür einstreichen sollte. Überall dort, wo der Racheengel dieses Blut sah, würde er vorübergehen, denn dort war der Tod ja bereits eingekehrt.
Während die Ägypter in dieser Nacht bis hin zur Familie des Pharao ihre erstgeborenen Söhne verloren, nutzte das Volk Israel die Schocksituation, um mit dem Einverständnis des betroffenen Herrschers in die Freiheit zu gelangen. Auf diese Flucht hatten sie sich vorbereit. Die Habseligkeiten waren gepackt, das Brot war verstaut: ungesäuertes Brot, das ohne Sauerteig schnell gebacken werden konnte. Doch der Pharao besann sich und verfolgte mit seinem Heer die fliehenden Israeliten, die plötzlich in der Falle steckten. Im Rücken hatten sie das ägyptische Heer, vor sich das Schilfmeer. Doch auf Gottes Befehl hin teilte Mose das Schilfmeer und das Volk konnte unbeschadet hindurchgehen. Als die ägyptischen Truppen den Israeliten ins Schilfmeer nachsetzen wollten, strömte das Wasser zurück und das ägyptische Heer ertrank in den Wellen.
Seit mehr als 2500 Jahren feiert das jüdische Volk das Passahfest und erinnert sich an die Rettung durch seinen Gott.
Auch Jesus feierte dieses Passahfest mit seinen Jüngern kurz vor seinem Tod. Doch Jesus veränderte die uralten überlieferten Worte. Das ungesäuerte Brot in seiner Hand deutete er nicht mehr auf das ungesäuerte Brot bei der Flucht, sondern auf seinen Leib. Das ist mein Leib, der für euch geopfert wird. Und den Wein im Kelch deutete er nicht mehr auf das Blut des Lammes, das an die Türpfosten gestrichen wurde und das die Hausbewohner vor dem Tod rettete, sondern er deutete es auf sich: Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung eurer Sünden. Während in den Häusern der Juden das Passahlamm vorbereitet wurde, starb Jesus am Kreuz. Erst jetzt wurde deutlich, dass Jesus durch seinen Tod am Kreuz dem Passahmahl eine ganz neue Bedeutung gab. Jesus ist das wahre Passahlamm, das die Menschen vor Tod und Verderben rettet. Er ist das endgültige Opfer, das die Menschheit ein für alle Male aus der Sklaverei der Vergänglichkeit befreit und in das ewige Reich der Gottesnähe führt. Mit diesem Anspruch gewinnt das ursprünglich jüdische Passahmahl für die Anhänger Jesu eine neue christliche Bedeutung.
Wer also verstehen will, was das Abendmahl in den Gottesdiensten unserer Kirchen bedeutet, der muss die Ursprünge in Ex 12 betrachten.

Mose und der Monotheismus


Ex 3 erzählt, dass Mose in der Wüste einen Dornbusch brennen sah. Mose wurde neugierig, weil der Busch nicht verbrannte. Die Stimme Gottes befahl ihm, die Schuhe auszuziehen.
Was damals tatsächlich geschah, liegt im Dunkeln. Dennoch handelt es sich um eine der zentralen Geschichten des jüdischen Glaubens. Kein anderes Volk der Erde hat je von sich etwas Vergleichbares behauptet: Gott habe selbst seinen Namen preisgegeben. Sein Name ist Jahwe.
Dieser Gottesname wird in der hebräischen Bibel mit den vier Konsonanten JHWH wiedergegeben. Viele Übersetzungen ahmen dieses Tetragramm nach, indem sie es in besonderer Schriftform mit HERR übersetzen. Dieses Tetragramm JHWH wird »Jahwe« ausgesprochen. Gott beauftragte Mose, das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten zu befreien, aber Mose hatte noch eine Frage:
Wenn die Israeliten mich fragen: »Wie heißt der Gott, der dich beauftragt hat?« Was soll ich ihnen dann sagen?
Gott antwortete:
Ich werde sein, der ich sein werde. Der Ich-werde-mit-euch-sein, der hat mich zu euch geschickt: der HERR. Er ist der Gott eurer Vorfahren, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Es fällt auf, dass der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, die bereits zu einem Gott zusammengewachsen sind, nun wiederum mit einem weiteren Gott identifiziert werden, nämlich mit dem Gott Jahwe.
Dieser Name gilt als besonders heilig, weil Gott selbst diesen Namen offenbart hat. Deshalb wird dieser Name in einem eigenen Gebot geschützt:
Du sollst den Namen Jahwes, deines Gottes, nicht unnütz gebrauchen, denn Jahwe wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
Die Tat, die sich mit dem Namen Jahwe verbindet, ist die Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten, wie es im ersten Gebot dargestellt wird:
Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat.
Diese Rettung des Volkes Israel verbindet Gott mit dem Bund, den er mit seinem Volk schließt. Ihr sollt mein Volk sein und ich will euer Gott sein. Dieser Bundesschluss hat Folgen. Gott sucht sich kein anderes Volk. Und das Volk sucht sich keinen anderen Gott. Deshalb endet das erste Gebot folgerichtig:
Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Dieser Bundesschluss ist mit dem Bund der Ehe durchaus vergleichbar. Wenn ein Mann und eine Frau heiraten, dann hat der Mann eine Frau und die Frau hat einen Mann. Selbstverständlich gibt es auch noch weiterhin andere Frauen und andere Männer. Aber diese anderen Frauen sind nicht »seine Frau«. Und die anderen Männer sind nicht »ihr Mann«. Wenn aber ein Mann ein Verhältnis mit einer anderen Frau beginnt, bricht er den Bund der Ehe. Das Gleiche gilt für die Frau. Dies verbietet das sechste...
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