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E-Book

Kopfschmerzen

AutorClaus Bischoff, Harald C. Traue
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2004
Seitenanzahl127 Seiten
ISBN9783840916236
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR

Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Erkrankungen. Oft beginnen sie bereits im Kindesalter und beeinträchtigen das Alltags- und Arbeitsleben erheblich. Das Chronifizierungsrisiko ist hoch, besonders wenn andere psychische Störungen vorliegen und eine psychologische Behandlung nicht rechtzeitig erfolgt. Der Band behandelt ausführlich die Differenzialdiagnose von Migräne, Kopfschmerzen vom Spannungstyp und von Kopfschmerzen bei Medikamentenübergebrauch.

Für diese Kopfschmerzen werden komplexe Störungstheorien und –modelle vorgestellt. Das Vorgehen bei der Schmerzklassifikation und –anamnese wird ausführlich erläutert. Die dafür notwendigen diagnostischen Methoden werden praxisgerecht beschrieben. Verschiedene Formen der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung von Kopfschmerzen, insbesondere psychologisch-schmerztherapeutische Verfahren werden aufgezeigt. Mit Hilfe des Bandes kann der Schmerztherapeut erfolgreich Kopfschmerzen mit Entspannung, Biofeedback und kognitiv-behavioraler Therapie behandeln.   

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. 1 Beschreibung der Störungsbilder bei Kopfschmerzen
  3. 2 Störungstheorien und Modelle
  4. 3 Diagnostische Verfahren und Dokumentationshilfen
  5. 4 Behandlung
  6. 5 Literatur
  7. 6 Anhang
Leseprobe

3 Diagnostische Verfahren und Dokumentationshilfen (S. 38-39)

Kopfschmerzpatienten gelten im Hinblick auf psychologische Diagnosen und Behandlungen als schwierig in der Interaktion, weil sie oftmals für psychosomatische Zusammenhänge wenig aufgeschlossen sind. Ursächlich sind dafür meistens langjährige organisch orientierte Diagnosen und medikamentöse Therapieversuche bei Hausärzten und Fachärzten; übrigens meist ganz im Sinne des Patienten, der – wie wir alle – dazu neigt, bei körperlichen Symptomen nach körperlichen Ursachen zu suchen und eine somatisch basierte Behandlung zu erwarten. Wenn die Kopfschmerzen jedoch nicht nachlassen, kommt es nicht selten zum frustrierten Abbruch der therapeutischen Beziehung oder der Arzt führt die Möglichkeit ins Feld, dass der Schmerz psychisch bedingt ist. Wenn Patienten und wir als Schmerzpsychotherapeuten in dieser Ausgangssituation das erste Mal aufeinander treffen, befinden sich beide Parteien in der Defensive: der Patient, weil er uns unterstellt, dass wir ihm die Schmerzen nicht abnehmen und glauben, er sei seelisch gestört; und wir als Psychotherapeuten, weil wir uns gedrängt sehen, psychologische Ätiologieannahmen zu rechtfertigen. Wenn die Kasse oder der Rentenversicherer eine Rehabilitationsmaßnahme in einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik veranlasst, notfalls auch gegen den erklärten Willen des Patienten – dann haben wir den worst case, in dem eine psychologische Schmerztherapie ihren Ausgang nehmen soll.

Von Anfang an ist deshalb ein Vorgehen wichtig, bei welchem dem Patienten möglichst frühzeitig ein ganzheitlicher verhaltensmedizinischer Ansatz nahe gebracht wird, bei dem parallel und interdisziplinär nach möglichen körperlichen und möglichen psychosozialen Faktoren der Schmerzauslösung und -verursachung geforscht wird und das Behandlungsangebot sich individuell an der Bedeutung ausrichtet, die diesen Faktoren im Einzelnen zukommen. Verwirklicht wird ein solcher verhaltensmedizinischer Ansatz am ehesten in Schmerzambulanzen und in psychosomatischen Fachkliniken.

Das erste Ziel der Schmerzdiagnostik ist die angemessene Deskription eines Schmerzgeschehens und damit die Zuordnung zu einer Schmerzkrankheit im Sinne der Klassifikation der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS).

Während aber im klassisch medizinischen Krankheitsmodell nach dieser Zuordnung der Blick dem nun folgenden Medikamentenschema gilt, benötigt die psychologische Schmerztherapie weitergehende Information über die physikalischen und psychosozialen Auslöser und die lerntheoretischen aufrechterhaltenden Bedingungen der Schmerzstörung. Der psychologische Schmerztherapeut muss erfahren, wie die Schmerzen verarbeitet werden und wie der Patient mit Belastungen umgeht. Es ist notwendig zu erfahren, wie der Patient bislang seine Schmerzen behandelt hat und welche Erwartungen er diesbezüglich an die Therapie stellt. Eine ergänzende Anamnese über Familie und Partnerschaft, das soziale Netzwerk um den Patienten und seine berufliche Situation ermöglicht dem TherapeutenWechselwirkungen zwischen der Lebenssituation, Auslösung und Aufrechterhaltung aufzuspüren. Wo die medizinische Diagnostik aufhört, beginnt also die psychologische Diagnostik, mit deren Hilfe ein Therapieplan erstellt werden kann.Wesentlich ist hierbei, dass der diagnostische Prozess mit dem Aufbau einer therapeutischen Beziehung einhergeht und die diagnostischen Schritte nicht vollständig vor dem Einleiten der Therapie abgeschlossen sein müssen, sondern sich teilweise aus dem Verlauf der Therapie ergeben.

Die diagnostischen Verfahren lassen sich grob in störungsspezifische und -unspezifische Verfahren gliedern. Die störungsspezifischen diagnostischen Methoden gliedern sich in die schmerzbezogenen Themen der Anamnese, psychometrische Schmerzskalen und Checklisten, Schmerztagebücher, Leitfäden und psychophysiologische und physiodiagnostische Messungen. Spezifisch für Kopfschmerzen, die auf psychiatrische Störungen zurückzuführen sind, und relevant als ergänzende diagnostische Instrumente wären diagnostische Zuordnungen nach ICD-10, DSM-IV, Persönlichkeitstests und andere klinische Skalen zu nennen, die zum Verständnis der Ätiologie, der Aufrechterhaltung und für die Therapieindikation benötigt werden. Anstelle einer vollständigen Darstellung (siehe dazu z. B. Basler et al., 1999) sollen hier die wichtigsten diagnostischen Verfahren dargestellt werden.

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Danksagung12
1 Beschreibung der Störungsbilder bei Kopfschmerzen13
1.1 Klassifikation von Kopfschmerz nach IHS- und ICD-10-Kriterien14
1.1.1 Migräne18
1.1.2 Kopfschmerz vom Spannungstyp (Spannungskopfschmerz)19
1.1.3 Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch21
1.1.4 Clusterkopfschmerz und andere trigeminoautonome Kopfschmerzerkrankungen22
1.1.5 Chronischer posttraumatischer Kopfschmerz23
1.1.6 Zervikogener Kopfschmerz24
1.2 Differenzialdiagnostische Probleme24
1.2.1 Differenzialdiagnose von Migräne und Kopfschmerz vom Spannungstyp24
1.2.2 Differenzial- und Komorbiditätsdiagnostik bei Kopfschmerzen26
1.3 Epidemiologie30
2 Störungstheorien und Modelle31
2.1 Psychobiologische Annahmen zum Kopfschmerz33
2.1.1 Psychodynamische Annahmen33
2.1.2 Psychische Dispositionen für Kopfschmerz34
2.1.3 Kognitiv-behaviorale Annahmen35
2.2 Migräne37
2.2.1 Pathopsychologie der Migräne37
2.2.2 Auslöser von Migräne38
2.2.3 Pathophysiologie der Migräne39
2.3 Kopfschmerzen vom Spannungstyp (KST)41
2.3.1 Pathopsychologie des KST42
2.3.2 Auslöser von KST43
2.3.3 Pathophysiologie des KST44
2.4 Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch46
2.5 Kopfschmerz zurückzuführen auf psychiatrische Störungen47
2.6 Clusterkopfschmerz48
2.7 Genetische Faktoren beim Kopfschmerz48
3 Diagnostische Verfahren und Dokumentationshilfen49
3.1 Die Kopfschmerzanamnese50
3.1.1 Empfehlungen zur interaktiven Gestaltung der Kopfschmerzanamnese52
3.1.2 Die Themen der Kopfschmerzanamnese55
3.2 Diagnostik nach IHS (International Headache Society)-Kriterien62
3.3 Schmerzskalen63
3.4 Multiaxiale Schmerzklassifikation – MASK66
3.5 Das Schmerztagebuch68
3.6 Psychophysiologische Diagnostik71
3.7 Unspezifische psychometrische Verfahren74
4 Behandlung76
4.1 Vorbemerkung76
4.2 Indikation und Kontraindikation verhaltensmedizinischer Maßnahmen77
4.3 Medikamentöse Therapie79
4.3.1 Migräne79
4.3.2 Kopfschmerz vom Spannungstyp81
4.4 Medikamentenabusus, Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch und Entzugsbehandlung82
4.5 Entspannungsverfahren und Biofeedback85
4.5.1 Entspannung85
4.5.2 Allgemeine Merkmale einer Biofeedbacktherapie86
4.5.3 Biofeedbacktherapie bei Migräne87
4.5.4 Biofeedbacktherapie bei Kopfschmerz vom Spannungstyp88
4.6 Behandlung von operant konditioniertem Schmerzverhalten89
4.7 Multimodale Programme91
4.7.1 Ausgangspunkte91
4.7.2 Die Konkordanztherapie92
4.7.3 Die Grenzen der manualgesteuerten Therapie98
4.8 Diagnostik und Behandlung von Kopfschmerz bei Kindern99
4.8.1 Problemanalyse und Kopfschmerzkalender bei kindlichen Kopfschmerzen100
4.8.2 Ernährungsoptimierung101
4.8.3 Verhaltenstherapie101
4.8.4 Welche Kinder mit Kopfschmerzen können teilnehmen?103
4.9 Empirische Evidenzen103
4.10 Was Frau D. geholfen hat106
5 Literatur108
6 Anhang113
Kopfschmerz im Internet113
Vertrag zur Verminderung des Schmerzmittelverbrauchs116
Multiaxiale Schmerzklassifikation – Psychosoziale Dimension (MASK-P): Ratingbogen117
Multiaxiale Schmerzklassifikation – Psychosoziale Dimension (MASK-P): Diagnose- und Befundbogen121
Weiterer Klartextbefund und Bemerkungen122
Kopfschmerzanamnese und Diagnostikempfehlungen125

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