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Kriterien in der textbasierten Online-Supervision als eigenständiges Beratungsformat

Erfordernisse und Praxisnutzung

AutorMartina Schäfer
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl87 Seiten
ISBN9783656953890
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Sonstiges, Note: 1,3, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen (Abteilung Münster), Veranstaltung: Supervision, Sprache: Deutsch, Abstract: Zu Beginn der Arbeit wird das Beratungsformat Supervision als ein Bestandteil in der Arbeitswelt beschrieben. Im weiteren Verlauf geht die Autorin auf das veränderte Kommunikationsverhalten in der heutigen Gesellschaft ein. Bezugnehmend darauf wird das Internet als 'die' neue Kommunikationsform in den Blick genommen, welche immer mehr Einzug in das alltägliche Leben gewonnen hat. Daneben verändert sich auch die Arbeitswelt, was wiederum Einfluss auf gesellschaftliche Begebenheiten hat. In diesem Kontext verdeutlicht die Autorin die Notwendigkeit, bereits vorhandene Supervisionsformate zu ergänzen und konzeptionelle Weiterentwicklungen voranzutreiben. In Kapitel 2 wird näher auf die Begriffsdefinition und die bereits vorhandenen Formate von textbasierter Online-Supervision eingegangen. Die textbasierte Online-Supervision wird in Bezug zu neurowissenschaftlichen Aspekte, den systemisch-konstruktivistischen Ansatz und den psychoanalytischen Ansatz gesetzt. Darauf aufbauend werden Auswirkungen auf das zu untersuchende Supervisionsformat herausgearbeitet. Die Wirksamkeit von Supervision wird abschließend vor dem Hintergrund des Schreibens als ein Reflektions- und Strukturierungsmedium und der Kanalreduktionstheorie untersucht und bewertet. Kapitel 3 stellt den empirischen Teil der Arbeit dar. Hier wurden im Zeitraum 08-09/2014 Interviews mit Supervisoren, die bereits Online-Supervision anbieten, geführt. Es erfolgt eine umfangreiche qualitative Inhaltsanalyse. Der Fokus liegt auf der Herausarbeitung von spezifischen Erfolgsfaktoren und Kriterien für die textbasierte Online-Supervision als eigenständiges Beratungsformat. Kapitel 4 beschäftigt sich mit Perspektiven in der textbasierten Online-Supervision. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse.

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Leseprobe

2. Grundlagen der textbasierten Online-Supervision


 

2.1. Begriffsdefinition


 

Vor den Ausführungen über die besonderen Merkmale und die Wirksamkeit der textbasierten Online-Supervision steht eine kurze Begriffsbestimmung. Hierbei wird Bezug genommen auf die in Kapitel 1.2. dargestellten Grundlagen.

 

Da es im deutschsprachigen Raum derzeit noch keine allgemeingültige Definition von textbasierter Online-Supervision gibt, kann hier eine Annäherung in Analogie zu vorhandenen Konzepten erfolgen. Dabei werden bekannte und anerkannte Vorgehensweisen und Verfahren der Supervision auf die (textbasierte) Online-Supervision zu übertragen sein. Die Erarbeitung von allgemeingültigen Standards, die z.B. auch von den Dachverbänden anerkannt werden, steht heute (2015) noch aus. Weiterhin gilt es zu beachten, dass sich die Online-Beratung schon ca. Anfang der 2000er Jahre, d.h. vor ungefähr 15 Jahren, etabliert hat (Reindl & Hergenreider & Hünninger 2012). Die Entwicklung der Online-Supervision begann deutlich später. Insofern können insbesondere Definitionsansätze und Merkmale der (textbasierten) Online-Beratung auf die Online-Supervision übertragen werden.

 

Josef Lang, Mitglied der Kommission Fortbildung Online-Beratung (KFOB) der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP), definiert Onlineberatung folgendermaßen: „Psychologische Onlineberatung ist eine aktive, helfende Begegnung resp. Beziehung zwischen einem/einer Ratsuchenden und einer/m psychologischen BeraterIn. Sie findet virtuell im Internet mittels dessen spezifischen Kommunikationsformen (E-Mail, Chat, Forum etc.) statt, wobei der/die KlientIn Ort und Zeitpunkt der Problemformulierungen selber bestimmt. Sie hat zum Ziel, bei der Klientin/beim Klienten kognitiv-emotionale Lernprozesse anzuregen, um damit die Selbststeuerungs- und Handlungsfähigkeit zu verbessern. Psychologische Online-BeraterInnen benutzen anerkannte psychologisch-beraterische Methoden und halten sich an medienspezifisch erweiterte berufsethische Standards (Schweigepflicht, Datenschutz, Erkennbarkeit der Beraterkompetenz, u.a.)“ (Lang 2002).

 

Auffallend sind hier der explizit genannte psychologische Ansatz, der sich aus der eigenen Profession bzw. der des Verbandes ergibt, sowie die Nennung der Kommunikationsformate E-Mail, Chat, Forum. Diese Aufzählung ist allerdings nur beispielhaft und somit nicht abschließend. Es sind jedoch ausschließlich textbasierte Formate. Ferner umfasst die Lang´sche Definition neben der reinen Begriffsklärung auch Anforderungen an die Berater, welche online tätig werden.

 

Im Handbuch Onlineberatung, welches als ein Standardwerk für die psychosoziale Onlineberatung gilt (Engelhardt & Storch 2013, S. 3), werden als Medien der Online-Beratung ebenfalls ausschließlich die textbasierten Formen der Kommunikation im Internet, nämlich Chat, Foren sowie die Einzelberatung per Mail, genannt (Kühne & Hinterberger 2009).

 

Engelhardt & Storch (2013) stellen dem eine allgemeinere Begriffsklärung der Onlineberatung gegenüber. So schreiben sie, „dass Onlineberatung sämtliche Formen der Beratung einschließt, die auf die Infrastruktur des Internets angewiesen sind, um den Prozess der Beratung zu gestalten und die sowohl synchron/asynchron textgebunden (Forum, Einzelberatung, Chat) als auch synchron und textungebunden via Videochat, Avataren oder Internettelefonie stattfinden können. Ebenso sind Mischformen denkbar, wenn im Videochat nebenbei geschrieben werden kann oder beim Einsatz von Avataren über das Mikrofon gesprochen wird.“

 

Onlineberatung ist demnach eine Beratung, bei der die Kommunikation zwischen Berater und Beratendem über das Internet erfolgt. Dies deckt sich mit dem allgemeinen Verständnis von „online“ (vgl. Kapitel 1.2.). Allerdings wird in dieser Definition nach Engelhart & Storch (2013) die Kommunikation per E-Mail nicht explizit genannt, jedoch auch nicht ausgeschlossen. Die Beratung per E-Mail stellt die älteste Form der Online-Beratung dar (Schellack 2012, S. 61). Eine Ausgrenzung ist m.E. auch aufgrund der nach wie vor hohen Verbreitung sowie der spezifischen Wirkfaktoren (vgl. Kapitel 2.4.) nicht sinnvoll. Engelhardt & Storch nähern sich der Definition insbesondere über die technischen Kommunikationsmittel und diskutieren im späteren Verlauf auch noch einzelne Begriffe wie „virtuell“, das „E“ in z.B. „E-Coaching“ und die „Beratung mit neuen Medien“. Dies sind jedoch m.E. alles, zum Teil auch bereits wieder überkommene, Bezeichnungen für die Nutzung des Internets.

 

In dem von Geißler und Metz herausgegebenen Sammelband „E-Coaching und Online-Beratung“ (Geißler & Metz 2012) werden in diversen Beiträgen die unterschiedlichen Formate beschrieben[4]. Die Supervision wird von diesem Werk allerdings nicht erfasst. Die Strukturierung erfolgt hier in vier Gruppen sowie der übergreifenden bzw. alle Elemente umfassenden Multimedialen Basiskommunikation (vgl. Abbildung 3).

 

 

Abbildung 3: Systematisierung von Online-Beratung und E-Coaching[5].

 

Zunächst ist festzustellen, dass bei dieser Strukturierung auch das (normale) Telefon als Medium von „E-Coaching und Online-Beratung“ erfasst wird. Entwicklungsgeschichtlich mag es sinnvoll sein, dieses an den Anfang der Beschreibung zu stellen, aber unter die Definition selber fällt es m.E. eindeutig nicht. Insofern sind alle anderen Kommunikationswege ausschließlich internet-basiert. „Online“ und „E-“ stehen also auch hier synonym für das Internet.

 

Weiterhin ist bei Geißler & Metz (2012) der deutliche Schwerpunkt bei der webbasiert-textlichen Kommunikation erkennbar. Weitere Kommunikationsformate, die auch mit Audio- und/oder Videoübertragungen arbeiten, werden m.E. zutreffend als ergänzende „Zusatztools“ charakterisiert. Gerade wirklich neue Ansätze, die z.B. klassische Instrumente aus dem Face to Face-Setting konsequent in die Online-Welt übertragen (z.B. Aufstellungen), befinden sich noch in einem Entwicklungs- bzw. Erprobungsstadium. Im Gegensatz zu den webbasiert-textlichen Ansätzen kann man hier nicht von einer Etablierung bzw. weiten Verbreitung sprechen. Dies gilt umso mehr für die Supervision, die (s.o.) den Entwicklungen der Beratung erkennbar mit einem zeitlichen Versatz folgt.

 

Umgekehrt ist aus dem Definitionsansatz nach Geißler & Metz (2012) auch erkennbar, dass eine Online- oder E-Beratung eben immer auf eine textbasierte oder fernmündliche Basiskommunikation angewiesen ist. Eine Beratung oder ein Coaching ohne Text, der gelesen wird, oder das gesprochene Wort, welches gehört wird, ist de facto nicht möglich.

 

Aufgrund von Bedeutung, Verbreitung und Reifegrad möchte ich somit auf die textbasierte Kommunikation auf Basis des Internets fokussieren. Übertragen auf die Supervision möchte ich im Folgenden in Anlehnung an Belardi (2009, S.15) und Lang (2002, S.18) von folgender Definition ausgehen:

 

Textbasierte Online-Supervision ist ein Weiterbildungs-, Beratungs- und Reflexionsverfahren für berufliche Zusammenhänge. Gegenstandsbereiche dieses Beratungsformates sind die Klienten- und Kundenebene, das Arbeitsfeld der jeweiligen Einrichtung / Organisation sowie der berufliche Auftrag mit dem Fokus auf die eigene Person. Sie findet ausschließlich internet-basiert mittels der spezifischen Kommunikationsformen E-Mail und / oder dem Austausch in Foren bzw. per Text-Chat statt, wobei der Supervisand Ort und Zeitpunkt der Anliegenformulierung selber bestimmt.

 

Das Beratungsformat der textbasierten Online-Supervision hat zum Ziel, bei dem Supervisanden Entwicklungs-und Lernprozesse anzuregen, um damit die Selbststeuerungs- und Handlungsfähigkeit zu verbessern. Supervisoren, die textbasiert und online arbeiten, benutzen anerkannte Verfahren, kennen die unterschiedlichen Wirkfaktoren in den jeweiligen Beratungsformaten und sind ausgebildet in medienspezifischen Supervisionsmethoden. Sie verpflichten sich den erweiterten berufsethischen Standards (z.B. Datenschutz- und Sicherheit im Internet).

 

2.2. Die Kommunikationsformate der textbasierten Online-Supervision


 

Vor der vertieften Auseinandersetzung mit der textbasierten Online-Supervision sollen die nunmehr herausgearbeiteten relevanten Kommunikationsmedien/-formate kurz dargestellt werden. Diese können grundsätzlich in einer Matrix aus Zeit und Raum eingeordnet werden (vgl. Abbildung 4). Die Unterscheidungsmerkmale sind jeweils, ob die Kommunikation zeitlich bzw. räumlich entgrenzt abläuft oder nicht. Bezogen auf die zeitliche Entgrenzung der Kommunikation spricht man auch von einer asynchronen Kommunikation.

 

Eine entgrenzte Kommunikation ist grundsätzlich kein neues Phänomen und bedingt auch nicht das Internet als Voraussetzung (vgl. z.B. Brief, Telefon, Telefax). Allerdings erweitert moderne Kommunikationstechnik (Internet, hoch performante Datenübertragungskapazitäten) die Möglichkeiten und die praktische Nutzbarkeit. In der Folge sind tatsächlich neue, insbesondere asynchrone, Kommunikationsmedien auf Basis des Internets geschaffen worden. Für diese Arbeit relevant sind davon Chat, E-Mail, Blog und Foren. Diese Kommunikationsmedien sind textbasiert und nutzen das Internet als technische Basis. Während E-Mail, Blog...

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