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Lia Dsi - Das wahre Buch vom quellenden Urgrund

Philosophie des Ostens

VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl300 Seiten
ISBN9783849600228
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Liezi (auch Liä Dsi, Lieh Tzu oder Liä-Tse), Meister Lie, (um 450 v. Chr.) war ein chinesischer Philosoph der daoistischen Richtung, der das Werk Das wahre Buch vom quellenden Urgrund (ins deutsche übersetzt von Richard Wilhelm) verfasst haben soll, das nach ihm auch Liezi genannt wird. Neuere Forschungen gehen allerdings davon aus, dass jenes Buch erst um 350 v. Chr. - also nach seiner Zeit - entstanden ist, und stellen sogar seine Existenz in Frage. Andere Forschungen sagen jedoch, dass das Buch einen Kern enthält, der wahrscheinlich von Liezi selbst stammt und von seinen Schülern zusammengetragen wurde. Im Zhuangzi spielt die Person des Liezi eine wichtige Rolle, er erscheint als daoistischer Heiliger (Zhenren), der auf dem Wind reiten kann. (aus wikipedia.de) Übersetzt von Richard Wilhelm. Inhalt: Buch I Offenbarungen der unsichtbaren Welt Buch II Der Herr der gelben Erde. Buch III König Mu von Dschou. Buch IV Konfuzius. Buch V Die Fragen Tang's. Buch VI Freiheit und Notwendigkeit Buch VII Yang Dschu Buch VIII Zusammentreffen der Verhältnisse Erklärungen

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Leseprobe

 

Liä Dsï hatte zum Lehrer den alten Schang und zum Freunde den Be Gao. Als er den SINN der beiden Meister innehatte, fuhr er auf dem Winde nach Hause. Der Scholar Yin hörte davon und folgte dem Liä Dsï nach. Er blieb mehrere Monate bei ihm wohnen, ohne nach seinem Hause zu sehen; denn er hatte nichts zu tun. Er bat ihn, ihm zu eröffnen, wie man das (auf dem Winde Fliegen) mache. Zehnmal kam er zu ihm, und zehnmal sagte er ihm nichts. Da ward der Scholar Yin böse und erbat seinen Abschied. Liä Dsï sagte wieder nichts. Der Scholar Yin zog sich ein paar Monate zurück. Da er aber den Gedanken nicht loswerden konnte, wandte er sich wieder an ihn. Liä Dsï sprach: "Was kommst du schon wieder?" Der Scholar Yin sprach: "Damals habe ich den Meister gefragt, und der Meister hat mir nichts gesagt, darum war ich böse auf den Meister. Das bin ich nun aber wieder los, und darum komme ich wieder."

 

Liä Dsï sprach: "Damals dachte ich, du seiest hinter die Sache gekommen, und nun war es nur eine kleinliche Laune von dir! Setz' dich, ich will dir sagen, was ich bei meinem Meister gelernt habe. Nachdem ich mich an meinen Meister gewandt und Freundschaft geschlossen mit jenem andern, vergingen drei Jahre. Ich wagte im Herzen nicht über Recht und Unrecht nachzudenken noch mit meinem Munde über Vorteil und Nachteil zu reden. Da erst bekam ich von meinem Meister einen einzigen Blick. Nach fünf Jahren dachte ich in meinem Herzen wieder an Recht und Unrecht und redete mit meinem Munde wieder über Vorteil und Nachteil. Da erst heiterte sich die Miene des Meisters auf, und er lächelte. Nach sieben Jahren machte ich mir im Herzen wieder keine Gedanken mehr über Recht und Unrecht und redete mit meinem Munde keine Worte mehr über Vorteil und Nachteil. Da erst ließ mich mein Meister auf derselben Matte mit ihm sitzen. Nach neun Jahren, da machte ich einen Strich durch die Gedanken meines Herzens und die Worte meines Mundes. Ich wußte nicht mehr, ob es sich um mein Recht und Unrecht, um meinen Vorteil und Nachteil handle oder um die von andern. Noch wußte ich mehr, daß der Meister mein Lehrer war, oder jener andere mein Freund. Der Unterschied von Ich und Nicht-Ich war zu Ende. Danach hörten auch die Unterschiede der fünf Sinne auf, alle wurden sie einander gleich. Da verdichteten sich die Gedanken, der Leib ward frei, Fleisch und Bein lösten sich auf, ich hatte keine Empfindung mehr davon, worauf der Leib sich stützte, wohin der Fuß trat: ich folgte dem Wind nach Osten und Westen wie ein Baumblatt oder trockene Spreu, und wirklich weiß ich nicht, ob der Wind mich trieb oder ich den Wind.

 

Nun sieh: Du weilst im Hause des Lehrers, und ehe noch ein Jahr herum ist, wirst du zwei-, dreimal unwillig. Kein Teil deines Leibes kann die Luft aufnehmen, keines deiner Glieder kann die Erde tragen. Kannst du da hoffen, ins Leere treten zu können und auf dem Winde zu reiten?"

 

Der Scholar Yin schämte sich sehr, also daß er ganz stille ward und eine lange Zeit nicht mehr zu reden wagte.

 

4. Sammlung des Geistes


 

Liä Dsï fragte den Guan Yin und sprach: "Die Adepten gehen durch Gegenstände ohne Hindernis hindurch, sie treten auf Feuer und werden nicht heiß, sie wandeln über der Welt dahin und zittern nicht. Darf ich fragen, wodurch man diese Stufe erreichen kann?"

 

Guan Yin sprach: "Es ist das die Bewahrung der reinen Kraft, nicht Weisheit, Gewandtheit, Entschlossenheit oder Wagemut. Setz' dich: ich will mit dir darüber reden. Alles was Gestalt, Klang und Farbe hat, ist ein Ding. Ein Ding ist von dem andern nicht räumlich entfernt, ein Ding ist dem andern nicht zeitlich voran: das alles ist nur Erscheinung. Die Dinge entstehen jenseits der Form und enden jenseits des Wandelbaren. Wer das erreichen und ergründen könnte – der könnte wohl Vollkommenheit erlangen. Der würde weilen im Maß ohne Lüste und würde sich bergen in spurloser Zeit. Er wandelt umher, da wo alle Dinge beginnen und enden. Er macht seine Natur einheitlich, er nährt seine Kraft, er hält sein WESEN zusammen, um durchzudringen zur Entstehung der Dinge. Wer also ist, dessen Geist wahrt völlige Geschlossenheit, dessen Seele ist ohne Mangel, wo könnten da die Dinge in ihn eindringen?

 

Nimm einen Betrunkenen, der vom Wagen fällt. Fällt er auch heftig, er stirbt nicht daran. Seine Knochen sind wie die der andern Leute, aber er bleibt von deren Beschädigung verschont. Das macht: seine Seele ist in sich abgeschlossen. Er merkt weder, wie er fährt noch wie er fällt. Leben und Tod, Schrecken und Furcht dringen nicht in seine Brust, darum braucht er die Dinge, die er begegnet, nicht zu fürchten. Wenn nun dieser Mensch im Wein eine solche völlige Abgeschlossenheit erlangt! Der Berufene ist geborgen im Geist, darum können ihm die Außendinge nicht schaden."

 

5. Bogenschießen


 

Liä Yü Kou zeigte sich vor Be Hun Wu Jen im Bogenschießen. Er spannte den Bogen zu voller Weite; dann stellte er einen Becher Wasser auf seinen Vorderarm und schoß ab. Ein Pfeil folgte dem andern, während er die ganze Zeit über stand wie eine Bildsäule. Be Hun Wu Jen sprach: "Du bist ein Schütze, aber noch kein Überschütze! Wenn ich mit dir auf einen hohen Berg steige, auf steile Felsen trete am Rand eines hundert Klafter tiefen Abgrunds: kannst du da immer noch schießen?"

 

Mit diesen Worten führte ihn Wu Jen auf einen hohen Berg, trat auf einen steilen Felsen am Rand eines hundert Klafter tiefen Abgrunds, wandte sich und ging rückwärts, bis seine Fußsohlen zu zwei Dritteln in die Luft ragten. Da winkte er dem Yü Kou vorzutreten. Der aber duckte sich zur Erde, und der Schweiß rann ihm bis zu den Fersen herunter.

 

Da sprach Be Hun Wu Jen: "Ein Adept kann hinaufblicken zum blauen Himmel oder mit seinem Auge hinunterdringen bis zu den Flüssen der Unterwelt oder hinausschweifen in alle Fernen, ohne daß seine Geisteskraft beeinflußt wird. Du aber hast Angst und wagst nicht um dich zu blicken, du sitzest mitten auf dem Land und fühlst dich doch nicht sicher."

 

6. Sancta Simplicitas


 

Dsï Hua, der Sohn Fan's, verstand es, sich einen guten Namen zu machen, und das ganze Reich hielt ihn hoch. Er stand in Gunst beim Fürsten von Dsin. Ohne im Amt zu sein, stand er an Rang den höchsten Räten gleich. Wer seinem Auge wohlgefiel, der ward im Staate Dsin befördert: gegen wen er ein übles Wort fallen ließ, der war im Staate Dsin unten durch. Verkehr in seinem Schloß galt gleichviel wie eine Audienz bei Hofe. Er ließ von seinen Schranzen Kluge und Dumme miteinander streiten, Starke und Schwache miteinander kämpfen. Um die Wunden und Brüche, die es dabei absetzte, kümmerte er sich nicht. Tag und Nacht war das sein Spaß, so daß es im Reich beinah zum festen Brauche ward.

 

Der Scholar Ho und der Gelehrte Be, zwei vornehme Hausfreunde des Fan, machten einst eine Reise. Sie kamen durch eine abgelegene Gegend und übernachteten in der Hütte eines alten Bauern namens Schang Kiu Kai. In der Nacht unterhielten sie sich über die große Macht ihres Freundes, der Lebende tot und Tote lebend, Reiche arm und Arme reich machen könne. Der alte Bauer hatte sich, von Hunger und Kälte geplagt, unter das Fenster geschlichen und hörte ihr Gespräch. Darum borgte er sich Brot und Lebensmittel, tat sie in einen Korb und lief damit, bis er vor das Tor des Dsï Hua kam.

 

Die Genossen des Dsï Hua waren alles vornehme Leute, die an seidene Kleider und prächtige Wagen gewöhnt waren. Sie schlenderten gemächlich umher mit hochmütigen Mienen. Als sie den Schang Kiu Kai erblickten, alt an Jahren und schwach von Kraft, mit sonnenverbranntem Gesicht und altmodischer Kleidung, da trieben sie alle ihren Spott mit ihm, foppten und verhöhnten ihn und stießen und pufften ihn umher auf jegliche Weise. Aber Schang Kiu Kai blieb immer ehrerbietig.

 

Als nun die Hausfreunde am Ende ihres Witzes und des Spieles müde waren, da gingen sie mit Schang Kiu Kai auf eine hohe Terrasse. Und es erhob sich ein Gemurmel unter ihnen: "Wer da hinunterspringen kann, der soll hundert Goldstücke zum Lohn bekommen." Und alle waren damit einverstanden. Schang Kiu Kai hielt es für ernst und stürzte sich eilends hinunter. Er schwebte gleich einem fliegenden Vogel zur Erde, ohne sich zu verletzen. Die Genossen des Fan hielten das für Zufall und wunderten sich weiter nicht darüber. Darum deuteten sie abermals auf einen tiefen Wirbel an der Krümmung des Flusses und sprachen: "Da sind kostbare Perlen darin; wer hinuntertaucht, kann sie sich holen." Schang Kiu Kai folgte ihnen wieder und tauchte. Als er wieder hervorkam, hatte er wirklich Perlen gefunden. Da fingen alle an, sich zu verwundern.

 

Der Hausherr ließ nun Fleisch...

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