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Lohnt sich Mobilität?

Einkommensperspektiven in internen und externen Arbeitsmärkten in den ersten Berufsjahren

AutorAnne Hacket
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl299 Seiten
ISBN9783531913889
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis52,99 EUR
Ob die zunehmende Flexibilität des Arbeitsmarktes Chance oder Gefahr für die Beschäftigten ist, lässt sich nur aus einer empirischen Untersuchung ihrer Folgen erschließen - doch dies gilt nicht weniger für betriebsstabile Beschäftigung. Die vorliegende Studie ist daher vergleichend angelegt: Auf der Basis von Längsschnittuntersuchungen an einer repräsentativen Stichprobe bietet sie erstmals gesicherte Zahlen zu den Wirkungen von Betriebsmobilität und Betriebsstabilität auf das Einkommen von Berufsanfängern. Sie untermauert zugleich die Bedeutung der Kontextfaktoren Qualifikation und Region (West- oder Ostdeutschland) und leistet damit einen Beitrag zur Erforschung der sozialen Ungleichheit und der berufsfachlichen Arbeitsmärkte in Deutschland.

Dr. Anne Hacket ist als Soziologin am Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. - ISF München tätig mit den Forschungsschwerpunkten Arbeitsmarkt, Beschäftigung und Qualifikation, Soziale Ungleichheit, Arbeit und Betrieb, Arbeit und Gesellschaft.

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Leseprobe
3 Theorieansätze zur Erklärung der Einkommensfolgen von Betriebsmobilität (S. 57-58)

3.1 Übersicht über verschiedene theoretische Ansätze

In diesem Kapitel werden verschiedene Arbeitsmarkttheorien dargestellt, die implizit und explizit Aussagen über Betriebsstabilität bzw. -mobilität von Beschäftigten machen und aus denen Thesen zum Zusammenhang von Betriebsstabilität bzw. Betriebsmobilität und den Einkommensperspektiven der Beschäftigten hergeleitet werden können. Einen der ersten Ansätze zur Erklärung von Einkommensunterschieden zwischen betriebsstabilen und -mobilen Personen haben Blumen et al. (1955) in ihrem Movers-Stayers-Modell formuliert.

Sie beziehen sich auf psychologische Argumente: Manche Personen seien von Natur aus mobiler, die Mobilität sei verbunden mit einer mangelnden Fähigkeit – sei es nun innerhalb von Arbeitsstellen oder in anderen Sphären des Lebens –, stabil zu sein. Unstete Personen seien aufgrund ihrer mangelnden Stabilität weniger produktiv und erhielten deswegen weniger Gehalt als betriebsstabile Personen. Moderne Theorien lassen sich unterteilen in Migrationstheorien, die sich mit der Frage befassen, warum Menschen mobil werden und warum nicht (Pries 1997: 25, Haug 2000), und Theorien, die die Folgen von Mobilität fokussieren. Für den letzten Fall unterscheiden Naticchioni und Panigo (2004) statische und dynamische Theorien, je nachdem, ob diese Einkommensveränderungen innerhalb von Arbeitsstellen berücksichtigen oder ausblenden.

Statische Theorien betrachten also nur Einkommensveränderungen bei einem Arbeitsplatzwechsel, während dynamische Theorien sowohl innerbetriebliche als auch zwischenbetriebliche Einkommensveränderungen einbeziehen. Suchtheorien werden als statisch angesehen, während die Humankapitaltheorie und die Job-Matching-Theorie für die Autoren Beispiele dynamischer Theorien darstellen. Es gibt auch einige Versuche, die verschiedenen Theorieansätze miteinander zu verbinden: Mortensen (1986) verknüpft Humankapitalmodelle mit Suchmodellen, um Labour-Turnover-Prozesse zu erklären, Munasinghe und Sigman (2004) zeigen, dass der Einkommenseffekt von Job Mobility von der Verteilung der Lohnangebote anderer Firmen und der firmenspezifischen Wachstumsrate abhängt.

Im Folgenden werden Humankapitaltheorie, Segmentationstheorie, Shirking- Ansätze, Suchansätze und Job-Matching-Ansätze vorgestellt. Diese theoretischen Modelle beziehen sich unterschiedlich stark auf den externen bzw. internen Arbeitsmarkt. Das heißt auch: Sie gewichten das Zustandekommen und die Auflösung von Arbeitsverträgen, die Zeitperspektive von Beschäftigung und Betriebsstabilität, die Verbindung von Arbeitsleistung und Einkommen sowie die Rolle von Bildung und Qualifikation sehr unterschiedlich.

Daher leiten die verschiedenen Theorien zum Teil konträre Folgen von Beschäftigungsstabilität und -mobilität ab: Humankapitaltheorie, Segmentationsansätze und Modelle der Senioritätsentlohnung, die sich insbesondere mit dem internen Arbeitsmarkt, d.h. dem Geschehen innerhalb von Betrieben beschäftigen, prognostizieren Einkommenseinbußen nach einem Betriebswechsel und gehen von positiven Einkommensentwicklungen innerhalb betriebsstabiler Beschäftigung aus, während Suchansätze und zum Teil auch Job-Matching- Ansätze, die stärker auf das Zustandekommen von Arbeitsverträgen (externer Arbeitsmarkt) abzielen, tendenziell Einkommensgewinne nach Mobilität herleiten. Im Folgenden werden Humankapitaltheorie, Segmentationstheorie, Shirking- Ansätze, Suchansätze und Job-Matching-Ansätze vorgestellt.

Diese theoretischen Modelle beziehen sich unterschiedlich stark auf den externen bzw. internen Arbeitsmarkt. Das heißt auch: Sie gewichten das Zustandekommen und die Auflösung von Arbeitsverträgen, die Zeitperspektive von Beschäftigung und Betriebsstabilität, die Verbindung von Arbeitsleistung und Einkommen sowie die Rolle von Bildung und Qualifikation sehr unterschiedlich. Daher leiten die verschiedenen Theorien zum Teil konträre Folgen von Beschäftigungsstabilität und -mobilität ab: Humankapitaltheorie, Segmentationsansätze und Modelle der Senioritätsentlohnung, die sich insbesondere mit dem internen Arbeitsmarkt, d.h. dem Geschehen innerhalb von Betrieben beschäftigen, prognostizieren Einkommenseinbußen nach einem Betriebswechsel und gehen von positiven Einkommensentwicklungen innerhalb betriebsstabiler Beschäftigung aus, während Suchansätze und zum Teil auch Job-Matching- Ansätze, die stärker auf das Zustandekommen von Arbeitsverträgen (externer Arbeitsmarkt) abzielen, tendenziell Einkommensgewinne nach Mobilität herleiten.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen7
Vorwort und Dank einmal anders …9
1 Einführung11
1.1 Flexibilisierung am Arbeitsmarkt – ein vieldiskutierter Begriff11
1.2 Flexibilisierung – mit welchen Folgen für die Beschäftigten?14
1.3 Die Forschungsfrage Bewertung der Konsequenzen von Mobilität und Stabilität nach ihren Erträgen auf dem Arbeitsmarkt17
1.4 Vorgehen19
1.5 Aufbau des Bandes21
2 Zum Forschungsstand: Betriebsstabilität, Betriebsmobilität, Einkommenseffekte23
2.1 Beschäftigungsstabilität und -instabilität24
2.3 Zusammenfassung53
3 Theorieansätze zur Erklärung der Einkommensfolgen von Betriebsmobilität57
3.1 Übersicht über verschiedene theoretische Ansätze57
3.2 Voraussetzungen, Prognosen und „blinde Flecken“ der Theorieansätze71
3.3 Zusammenfassung und Präzisierung der Forschungsfrage90
4 Daten und Methoden95
4.1 Überblick95
4.2 Datenbasis97
4.3 Operationalisierung der Einkommensmobilität104
4.4 Die Operationalisierung der Mobilität118
4.5 Die Konstruktion der Dauervariablen bis zu einem Ereignis122
4.6 Operationalisierung weiterer Variablen123
4.7 Vor- und Nachteile des Untersuchungsdesigns124
5 Deskriptive Ergebnisse126
5.1 Betriebsmobilität und Betriebsstabilität126
5.2 Die Wirkungen von Betriebsmobilität und -stabilität auf das Einkommen141
6 Multivariate Ergebnisse181
6.1 Vorgehen181
6.2 Einkommenschancen und -risiken in Ost- und Westdeutschland185
6.3 Der Einfluss von Mobilität und Stabilität auf die Einkommenschancen und -risiken187
6.4 Ergebnisse für Westdeutschland190
7 Lohnt sich Mobilität? Ein Fazit226
7.1 Alles halb so wild?229
7.2 Hauptsache betriebsstabil?236
7.3 Hauptsache Arbeit im Westen?238
7.4 Hauptsache hochqualifiziert?244
7.5 Flexicurity oder Flexploitation?247
8 Literatur252
Anhang266
Anhang A267
Anhang B269

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