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E-Book

Meine Seele finden

Liturgie als Lebenshilfe und Sinnfindung verstehen

AutorJoachim PENNIG
Verlagneobooks Self-Publishing
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl147 Seiten
ISBN9783742744814
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Menschen auf der Suche nach sich selbst und dem Leben, Gottesdienstbesucher und Liturgen ist dieses Buch geschrieben. Es zeigt, wie wir seit Jahrhunderten in einfachen Ritualen ein Angebot haben, auf dem Grund der eigenen Seele Gott und damit uns selbst zu finden. Sieh, das Gute liegt so nah! Und es gibt nichts Gutes außer: man tut es. Und das fängt mit dem Hören an: Auf sich selbst, auf andere, auf unseren Ursprung und unser Sosein. Ein Geheimnis dazu haben wir in der Liturgie, so wie sie hier für alle verständlich erklärt und aufgeschlossen wird.

Studium der Theologie und christlichen Publizitik - Weiterbildungen: Klinische Seelsorgeausbildung, Kommunikationstrainer für EPL,KEK,FamilienTeam und ProfiTeam - über 40 Jahre Pfarrer im Gemeindedienst mit Schwerpunkten: Seelsorge, Erwachsenenbildung, Medienpädagogik, Musik ... - weitere Einzelheiten auf www.pennigs.de

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Leseprobe

Confitor - oder auch nicht!


 Sünde heißt Leben zerstören oder behindern. Sünde ist also ein negatives, ein destruktives Beziehungsverhalten, passiv oder aktiv gegenüber der Schöpfung und damit auch immer zugleich gegenüber Gott (dem Schöpfer), und das kann nicht auseinandergenommen werden. Sünde ist jede Form des „gegen Gott gerichtet seins“ auch in der Ignoration. Das macht die Sünde so problematisch und zeigt zugleich selbstevident, dass ein Mensch ohne Sünde nicht leben kann. Wir sind zur Sünde geboren. Confiteor heißt „ich bekenne; ich gestehe zu“. Darum geht es im Confiteor, sich zu seinem Sündersein zu bekennen.

Das Problem ist nämlich eine dramatisch-tragische Grundsituation, in der wir stecken. Jedes Leben kann nämlich nur Leben, wenn es anderes Leben zerstört. Tut es das nicht, zerstört es sein eigenes Leben, also zerstört es doch Leben. Das bedingt der Energieerhaltungssatz, wie ihn die Physik beschreibt (und wie er zur Schöpfungsoprdnung Gottes gehört) und lässt darüber nachdenken, ob Leben nicht in gewisser Weise mit Energie im weitesten Sinn gleichzusetzen sei. Das erleichtert auf jeden Fall das Verständnis, dass wir das Leben nicht selbst gemacht haben Energie können wir nämlich nicht „erzeugen“, sondern nur umwandeln. Daraus leitet sich die Behauptung der Abhängigkeit vom Schöpfer ab. Energie kann sich nicht selbst erschaffen. Sie ist schon da. Die Gesamtheit der Energie in unserem bekannten System der Welt, inklusive Weltall, ist konstant. Einmal geschaffen, kommt nichts mehr dazu und geht nichts mehr verloren.

Viele Menschen empfinden das als Problem, dass sie ein von einem Ursprung abhängiges „sündiges“ Wesen haben und sein sollen. Das trägt zwei Ablehnungen in sich:

Erstens: Menschen denken, dass sie frei sein wollen, autonom. Ich gehöre nur mir! Ich bin ich! Ich bin ein Individuum, das zuerst und auch mal ausschließlich an sich selbst denkt. Amerika first! Ich zuerst. Mein Bauch gehört ausschließlich mir!

Dieses Denken gab es mit Sicherheit schon immer seit es denkende Menschen gibt. Solange Religion das ins Lot gebracht hat, und dafür gibt es vielleicht eine Religion - nachweislich auch seit es Menschen gibt - ging das auch gut. Mit dem postulierten Ende der Religion in unserer Zeit, geht das verloren mit unabsehbaren Folgen.

In der christlichen Religion war dafür das 4. Gebot zuständig. Du kannst nicht leben, ohne Deine Herkunft, Deine Abhängigkeit, Deinen Ursprung anzuerkennen. Wer seine Geschichte leugnet fährt sein Leben an die Wand. Und dieses Abhängig-sein heißt, eingebunden zu sein in eine Gemeinschaft, in eine Familie, einen Kulturkreis, ein Sprach- und Kommunikationsgefüge, das ein Beziehungsgeflecht bewirkt. Der Mensch ist relational, auf Beziehung angelegt, ohne die er zu Grunde geht. Und wir sehen, dass Menschen, die aus den „natürlichen“ Beziehungsgeflechten, wie Familie, Heimat, Kultur usw., rausfliegen, sich um so mehr virtuelle Netzwerke aufbauen, weil sie das spüren. Ohne Beziehung bin ich tot.

Eine falsch verstandene Aufklärung im Neokapitalismus und Neoliberalismus hat diese Spirale in Bewegung gesetzt, die nun mit scheinbar unaufhaltsamer zerstörerischer Macht, wie ein riesiger Wirbelsturm durch die Menschheit fährt und das Gefüge des Zusammenlebens ernsthaft bedroht. Konservative politische Kräfte können das nicht aufhalten, weil sie kein ethisches Wertgefüge mehr außerhalb von sich selbst haben. Das hat nur eine Religion, die sich auf ein gemeinsames „extra nos“ eine Gottheit bezieht, die alle Menschen unter ihr gleich und gleich abhängig voneinander zeigt. Das ist in der christlichen Religion das erste Gebot. Es gibt nur EINE Autorität, der alle Menschen ausnahmslos alle untergeordnet sind. Dahinter steckt politisch eine Utopie, eine Vision, ein Traum von der einen Welt, in der alle Menschen gleich sind und das gleiche Recht auf Leben und Glück haben, wie alle andern auch. Diese Vision ist in den bill of rights und in den Menschenrechtskonventionen der UN formuliert. Die Menschen unterscheiden sich, aber nur durch verschiedene Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie einsetzen können zu einem plural-gleichberechtigten Leben in der Harmonie der Andersartigkeit. Verschiedensein ist Reichtum! Gleichheit gilt in der Geschöpflichkeit, Gerechtigkeit im politisch-sozialen Status. Der Reichtum des individuell von Gott geliebten Geschöpf-Seins.

Die zweite Ablehnung, die Menschen beim Gedanken an ein Sünde behaftetes Geschöpf fühlen, ist: Menschen wollen kein Leben zerstören. Menschen wollen nicht Sünder sein. Natürlich nicht! Und so versuchen sie auf der einen Seite Leben so zu definieren, dass es durch ihr Leben nicht oder möglichst wenig zerstört wird. Und sie lehnen diese Definition von Sünde ab. ICH bin doch keine Sünder!!! Ich bin doch ein guter Mensch. Aber, wie wir es auch anstellen, wir kommen um die Tatsache, die dahinter steht nicht herum. Leben, sich bewegen, arbeiten, Denken, Stoffwechsel an sich, verbraucht Energie und damit braucht es Energienachschub, wie auch immer. Und das genau ist das, was die Bibel Sünde nennt. Denn Energie kommt nicht aus dem Nichts, es ist Energieumwandlung: Von einem Leben ins andere. Wie wir es auch drehen und wenden, wir sind als Sünder geboren und können nicht anders. Wir vernichten Leben um zu leben. Ob als Fleischesser oder Vegetarier oder Veganer oder sonst was. Confiteor heißt, das als Realität zu akzeptieren. Auch für mein Leben.

Aber hier macht die Bibel nun einen sehr wichtigen Unterschied, der genau das berücksichtigt, was Menschen als miserabel empfinden: Wir sind sündig, aber wir müssen nicht zwangsläufig Sünder sein. Wir sind Geschöpfe aber keine Sklaven. Wir können uns von unserem, theologisch gesprochen: „sündigen Wesen“ zwar nicht befreien. Es ist Teil unseres Menschseins. Aber wir können und dürfen in der Vergebung leben in der Freiheit der Grenzen, die das Leben selber uns steckt. Das bedeutet, dass - wenn wir versuchen, uns bemühen, entsprechend verhalten, in der inneren Haltung leben, dass wir für die Sünde nicht verantwortlich gemacht werden - in Freiheit ZU GOTT leben können. D.h. wir laden zwar Schuld auf uns, wir erzeugen Konsequenzen mit denen wir leben werden, können und dürfen aber mit dieser Schuld leben. Pecca fortiter , „sündige tapfer“ sagt Martin Luther dazu, aber nicht mutwillig, sondern im dem Wissen, ein gerechtfretigter Sünder zu sein. Wie geht das?

Das biblische Bild hierfür heißt: Ein guter Baum bringt gute Früchte. Ist der Baum von der Wurzel her nicht gut, nützt das polieren der Früchte nichts, sie sind von innen heraus faul. Das bedeutet: Hat ein Mensch eine dem Leben zugewandte Lebenshaltung, dann wird er nicht mehr Leben zerstören als nötig ist, damit auch er leben kann. Und hat er eine dem Leben zugewandte Haltung, dann wir er die Begrenzung, die Leben eben nur so wenig wie möglich zerstört, als Freiheit zum Leben begreifen. Die Folgen davon sind dann so, dass die Konsequenzen des sündigen Wesens das Leben nicht grundsätzlich zerstören oder in Frage stellen.  Das Leben aller Schöpfung bleibt als Kriterium des eigenen Lebens im Blick.

Diese innere Haltung nennen wir Ethik. Natürlich ist das kein festgelegtes System von gut und böse, denn dazu ist das Problem mit möglichst wenig Lebenszerstörung durch die Zeit zu kommen viel zu differenziert und komplex. Ethik braucht eine ständig neue Diskussion und Entscheidung, sozusagen in jeder Sekunde des Lebens neu. Das macht es schwierig und leicht fehlerhaft, weshalb das den meisten Menschen zu aufwändig erscheint. Sie wollen lieber eine Moral, ein System, das absolut festlegt was gut und was böse ist und nach dem sich leicht zu richten ist. Eine Liste auf der man abhaken kann: Ich bin ein guter Mensch! Doch eine Moral, das zeigt das moraltheologische Bemühen der katholischen Tradition ( und hier ist nicht die katholische Kirche als Institution gemeint, denn es gibt in dieser Tradition auch eine evangelisches Moral-Postulat) über Jahrtausende, scheitert zwangsläufig an der Komplexität der Weltverhältnisse. Das zeigt ein sehr bekanntes, simples Beispiel: Zwei Menschen telefonieren miteinander. Der eine sagt: „Es ist gerade Tag!“ „Nein!“ sagt der andere, „es ist gerade Nacht!“ Zwei Aussagen, die sich widersprechen und in einem Moralsystem nicht neben einander stehen bleiben können, denn die Moral sucht ja nach einer absoluten Wahrheit. Berücksichtige ich aber, dass der eine in Europa am Telefonhörer ist, der andere aber in Australien, dann sind BEIDE Aussagen wahr, wiewohl sie sich widersprechen. Das ist Ethik. Die Ethik schaut auf die Umstände der Aussage, berücksichtigt Besonderheiten und Individualitäten, setzt Aussagen in Beziehung und kommt so zu einem anderen, einem differenzierten Verständnis von Wahrheit. Was in der einen Situation Wahrheit sein kann, muss es nicht auch in einer anderen Situation sein.

Ein anderes immer wiederkehrendes und schwerwiegendes ethisches Beispiel für die Komplexität von Wahrheit ist die Entscheidung für das Leben eines Kindes oder einer Mutter, wenn es in der Schwangerschaft oder bei der Geburt Probleme gibt. Der Arzt sagt: Ich kann entweder das Leben des ungeborenen Kindes retten oder das der Mutter. Ich denke, dass hier noch viel deutlicher wird, dass es mit dem moralischen Apel für das Leben keine Lösung gibt! Hier ist abzuwägen und 1000 Sachen zu bedenken, die Meinung verschiedener Menschen auch im Umfeld abzufragen, die eigene innere Haltung einer/s jeden Beteiligten ernst zu nehmen und jeder ahnt auch schon, dass die Entscheidung immer auch fasch sein wird. EIN Leben wird voraussichtlich nicht bleiben können. Wem gilt die Priorität? Hier gibt es nur ein Abwägen in DIESEM EINEN Moment...

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