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E-Book

Menschen mit Demenz begleiten, ohne sich zu überfordern

Ein Ratgeber für Angehörige

AutorUli Zeller
VerlagBrunnen Verlag Gießen
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783765574474
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Wenn ein Familienmitglied dement wird, stellt das den gewohnten Alltag auf den Kopf. In diesem kompakten Ratgeber beantwortet Uli Zeller die wichtigsten Fragen rund um das Thema Demenz und gibt viele wertvolle Tipps aus seiner beruflichen Praxis: Wie lässt sich die gemeinsame Zeit sinnvoll füllen? Wie reagiert man auf herausforderndes Verhalten? Wie kann man mit dementen Menschen beten? Wo gibt es Hilfe und Unterstützung im Alltag? Wie schafft man es, Zeit für sich selbst freizuhalten?

Uli Zeller arbeitete mehrere Jahre als Krankenpfleger im Bereich der ambulanten und stationären Altenhilfe. Sein Theologiestudium schloss er mit einer Masterarbeit zum Thema 'Demenz und Seelsorge' ab. Seit 2008 ist er als Betreuer und Seelsorger in einem Altenheim in Singen tätig. Menschen mit Demenz lieben seine humorvollen Geschichten, Andachten, Rätsel und Gedichte

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Leseprobe

Teil 1

Häufige Fragen über Demenz

Wenn in einer Familie die Diagnose „Demenz“ gestellt wird, tauchen viele Fragen auf. Das weiß ich aus meinen Begegnungen mit betroffenen Angehörigen. Häufig geht es bei diesen Fragen um folgende Themen:

  • Wie kann ich mir eine Demenz vorstellen?
  • Sind Demenz und Alzheimer das Gleiche?
  • Wie kann ich einer Demenz vorbeugen und wie erkenne ich eine Demenz?

Ausführliche Antworten finden Sie auf verschiedenen Internetseiten, etwa:

www.alzheimer-forschung.de (Alzheimer Forschung Initiative e.V.)

www.wegweiser-demenz.de (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)

www.deutsche-alzheimer.de (Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V., Selbst­hilfe Demenz)

www.alz.ch (Schweizerische Alzheimervereinigung)

Auf diesen Seiten finden Sie auch weitere hilfreiche Informationen.

In meiner Kolumne „Uli & die Demenz“ auf www.die-pflegebibel.de finden Sie alle zwei Wochen weitere praktische Tipps und Gedanken rund ums Thema Demenz. Sie können die einzelnen Kolumnen dort nicht nur lesen und weiterempfehlen, sondern auch Ihre konkreten Fragen eingeben. Zu Ihren persönlichen Fragen kann ich vielleicht gelegentlich eine eigene Kolumne schreiben. Hier ist kein Platz, detailliert auf diese Fragen einzugehen. Ergänzend zu den Literaturhinweisen möchte ich die oben genannten drei Fragen mit einigen praktischen Beispielen beantworten.

Wie kann ich mir eine Demenz vorstellen?

Amelie weiß nicht mehr, was sie vor einer Stunde gegessen hat. Und das, obwohl es ihr Lieblingsgericht war: Kaiserschmarren. Aber sie kann sich noch daran erinnern, dass sie am Tag ihrer Einschulung – vor über 80 Jahren – rote Strümpfe anhatte. Wie ist das möglich?

Stellen Sie sich einen Stapel Geldscheine vor. Wie auf einem Stapel häufen sich unsere erworbenen Schätze an: Fähigkeiten, Erlebnisse, Bilder, Begegnungen und Beziehungen türmen sich auf. Von unten nach oben. Unten liegen Scheine aus der frühesten Kindheit: Erfahrungen als Kleinkind mit den Eltern. Obendrauf liegt die Muttersprache. Das Schulwissen stapelt sich weiter oben. Dann folgen: Eine Fremdsprache. Kenntnisse aus dem Beruf. Person und Namen des Ehepartners. Dann die Kinder. Obendrauf die Enkel. Der Stapel mit den erworbenen Scheinen wird im Laufe des Lebens immer höher.

Was passiert nun, wenn ein Mensch dement wird? Eine Demenz fegt wie ein Wirbelwind über diesen Stapel hinweg. Er räumt die Scheine ab. Von oben nach unten. Früher Erworbenes bleibt länger erhalten. Später Gelerntes wird schneller fortgefegt.

Zwei Beispiele:

Gisela hatte eben Besuch von ihrem Sohn. Die Türklinke ist noch warm von seiner Hand. Der Geruch seines Rasierwassers hängt noch in der Luft. Frage ich Gisela, ob ihr Sohn heute da war, antwortet sie im Brustton tiefster Überzeugung: „Nein.“ Sie kann jedoch noch detailliert beschreiben, wie die Fensterläden des Hauses aussahen, in dem sie aufgewachsen ist.

Wilhelmine ist in einem Dorf am Kaiserstuhl aufgewachsen. Als Kind redete sie einen urigen alemannischen Dialekt. Danach hat sie studiert. Sie wurde Lehrerin und unterrichtete an einem anderen Ort. Als Erwachsene hat sie nur noch hochdeutsch geredet. Wilhelmine hat später drei Kinder bekommen. Von frühester Kindheit an hat sie mit ihnen nur hochdeutsch gesprochen. Die Kinder – heute zwischen 55 und 65 Jahre alt – können sich nicht erinnern, dass die Mutter jemals ein Wort im Dialekt geredet hat.

Dann wurde Wilhelmine dement. Der Wind fegte über ihre Scheine hinweg. Und irgendwann waren ihre hochdeutschen Sprachkenntnisse fortgeweht. Mit beinahe neunzig Jahren begann sie wieder den Dialekt ihrer Kindheit zu sprechen. Das war für die Kinder verblüffend – denn sie kannten diesen Dialekt gar nicht. Erst mithilfe einer Freundin aus Kindertagen konnte einiges von Wilhelmines Sätzen und Wendungen auf Hochdeutsch übersetzt werden.

Sind Demenz und Alzheimer das Gleiche?

Demenz verhält sich zu Alzheimer wie Europa zu Deutschland. Demenz ist der Überbegriff, ein ganzer Kontinent. Alzheimer ist ein Land davon – eine Form der Demenz. Die Größenverhältnisse stimmen allerdings nicht. Alzheimer als häufigste Form von Demenz wäre auf einer Europakarte wesentlich größer als Deutschland. Der „Kontinent“ Demenz kann in drei Gruppen („Länder“) unterteilt werden:

  1. Bei Alzheimer und verwandten Formen steht der Abbau des Hirngewebes im Vordergrund.
  2. Manche Demenzen entstehen durch verschlossene Blutgefäße (sogenannte „vaskuläre“ Demenzen). Im Volksmund sagt man oft salopp: „Der Opa ist verkalkt.“
  3. Es gibt auch Demenzen, die auf eine erste andere Erkrankung zurückzuführen sind.

Sie können Ihren Hausarzt fragen, welche Form einer Demenz vorliegt. Ist etwa eine zugrunde liegende andere Krankheit bekannt, kann diese behandelt werden. Dadurch lässt sich der Verlauf einer Demenz vielleicht verlangsamen. Außerdem kann der Arzt gezielt Medikamente einsetzen – um die Demenz zu verzögern oder die Begleiterscheinungen zu behandeln.

Wie kann ich einer Demenz vorbeugen und wie erkenne ich eine Demenz?

Einer Demenz können Sie vorbeugen, indem Sie sich geistig fit halten, Beziehungen pflegen, sich gesund ernähren und Sport treiben. Das ist zwar keine Garantie, nicht dement zu werden – aber die Wahrscheinlichkeit ist höher.

Geistige Betätigung

Hilfreich ist, sich für sein Umfeld zu interessieren, Bücher und Zeitungen zu lesen, Hobbys zu pflegen. Wer etwa ein Musikinstrument spielt, schult damit Motorik, Gehör und Konzentration. Beim Tanzen von Standardtänzen trainiert man den Körper und fördert Kommunikation, Gehör und Gleichgewicht. Durch gezieltes Gedächtnistraining lässt sich eine Demenz verzögern.

Einen hilfreichen Ratgeber über Gedächtnistraining hat Roland R. Geisselhardt geschrieben. Sie finden ihn im Literaturverzeichnis. Glück und Freude durch kreative Beschäftigung schiebt eine beginnende Demenz weit fort. Eher schädlich ist es, passiv zu sein – etwa mit hohem Fernsehkonsum.

Christen, die sich für die Bibel interessieren, können Bibelverse auswendig lernen. Vielleicht sogar mit der Stellenangabe. Das ist eine gute Vernetzung zwischen Zahlen und Worten. Dadurch aktivieren Sie verschiedene Regionen im Gehirn. Und Sie steigern so die Allgemeinbildung. Wer sich in der Bibel schon etwas auskennt, für den vernetzt sich dabei sogar noch der Bibelvers mit seinem bisherigen Bibelwissen über das jeweilige biblische Buch.

Weitere Tipps: Sie können viel singen oder Brett- und Gesellschaftsspiele spielen. Am besten tun Sie dies gemeinsam mit anderen Menschen.

Soziale Kontakte

Auch wer Zeit mit anderen Menschen verbringt und sich auf ein Gegenüber einstellt, beugt einer Demenz aktiv vor. Eine Frau fragte: „Soll ich mir jetzt extra einen Lebenspartner suchen, damit ich keine Demenz bekomme?“ Nein, natürlich nicht. Aber es steht nirgends geschrieben, dass ältere Menschen alleine leben müssen und keine Kontakte mehr pflegen dürfen.

Die ideale Lösung wäre, nicht allein zu leben, beispielsweise mit den Kindern zusammenzuziehen. Oder eine Wohngemeinschaft mit anderen Menschen zu gründen – zusammen mit anderen Senioren oder generationsübergreifend. Solche Wohngemeinschaften haben positive Effekte für alle Beteiligten.

Manchmal ist es nicht möglich, mit anderen Menschen in eine Wohnung zu ziehen. Dann brauchen Sie nicht daran zu verbittern, wenn Sie alleine leben. Sie können sich trotzdem bewusst auf andere Menschen einstellen: Sich zu Ausflügen verabreden. Zusammen einen Schrebergarten anlegen. Gemeinsam kochen und essen. Kaffeerunden genießen. Zusammen zum Sport gehen.

Ein gesunder Lebensstil

Natürlich ist grundsätzlich ein gesunder Lebensstil hilfreich: Wer sich gesund ernährt, genügend trinkt und sich ausreichend bewegt, tut sich schon den größten Gefallen. Alkohol sollte nur in kleinen Mengen konsumiert werden. Blutgefäße bleiben geschmeidiger, wenn Sie nicht rauchen und sich salzarm ernähren. Eine Diabeteserkrankung sollte gut eingestellt werden. Wer es dann noch schafft, sein Übergewicht zu reduzieren, ist auf einem guten Weg.

Ein gutes Beispiel:

Im Schwimmbad begegne ich häufig einem Rentner. Er zieht dort seine Bahnen. Eines Tages hat er mir erzählt, wie er dabei vorgeht: Er zählt die Längen, die er zurücklegt. Sind es nun 30 oder 40 Längen? Dann rechnet er aus, wie viele Kilometer das ergibt. Wenn er wieder zu Hause ist, steckt er auf einer Landkarte mit Stecknadeln die Strecke ab, die er zum Beispiel im Rhein geschwommen wäre. Anschließend liest er in Reiseführern in der Bibliothek nach, was es in den jeweiligen Orten und Städten zu sehen gibt. Den Rhein hat er übrigens schon längst geschafft. Neulich schmunzelte er, als er mir erklärte: „Jetzt komme ich schon bald in Moskau an.“

Nach dem Gespräch mit diesem Rentner dachte ich: Das ist eine gute Demenz-Vorbeugung, denn da ist fast alles dabei: Sport, Rechnen, soziale Kontakte im Schwimmbad und in der Bibliothek – und die Bereitschaft, Neues zu lernen.

Schwimmen ist nun nicht jedermanns Lieblingssport. Nicht jeder interessiert sich für Flüsse und Erdkunde. Aber Sie können dieses Beispiel auf Ihre eigenen Vorlieben und Hobbys übertragen. Sie können sich über ein bestimmtes Land informieren. Wer gerne schreibt, kann Leserbriefe...

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