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Montgelas

'Der fähigste Staatsmann, der jemals die Geschicke Bayerns geleitet hat'

AutorMarcus Junkelmann
VerlagVerlag Friedrich Pustet
Erscheinungsjahr2015
Reihekleine bayerische biografien 
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783791760629
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Maximilian Graf von Montgelas war der entscheidende Mann hinter König Max I. Joseph. Er war der eigentliche 'Motor', der aus dem alten Bayern einen modernen Staat machte. Der Aufklärer Montgelas war verantwortlich für die - in Bayern besonders rigoros durchgeführte - Säkularisation. Seine tiefgreifende Reform der öffentlichen Verwaltung in allen Bereichen war Grundlage für die großen Aufgaben der Zeit. Als Außen-, Innen- und Finanzminister lenkte er Bayern durch die napoleonische Zeit mit ihren großen Chancen und Risiken. 'Wir Heutigen können uns Bayern überhaupt nicht mehr denken ohne Montgelas und sein Werk'. (Benno Hubensteiner)

Marcus Junkelmann, Dr. phil., geb. 1949, ist Militärhistoriker, freischaffender Experimentalarchäologe und (Landes-)historiker.

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Leseprobe

1   Anfänge und Ausgangslage


Der 1759 in München geborene Montgelas wurde mit einem Jahr schon Halbwaise, mit acht Jahren Vollwaise. So brachte er seine ersten Jahre vorwiegend bei seiner Großmutter im fürstbischöflichen Freising zu. Seine Schul- und Universitätsbildung erhielt er 1764–1776 im Kollegium von Nancy und an der Universität Straßburg. Er geriet so schon früh in den Bannkreis der französischen Kultur. Zeit seines Lebens bediente sich Montgelas – wie auch Max IV./I. Joseph – mündlich wie schriftlich mit Vorliebe der französischen Sprache. Nach Abschluß seines Studiums an der Landesuniversität Ingolstadt 1777 legte er in München vor einer Kommission eine Prüfung ab, die für die Aufnahme in den Staatsdienst erforderlich war. Diesen nahm er, wie in seinen Kreisen üblich, als Wirklicher Hofrat ohne Bezüge auf.

1778 erarbeitete Montgelas zusammen mit seinem späteren Schwiegervater Ignaz Graf von Arco und mit Franz Karl Freiherrn von Hompesch, später sein erster Finanzminister, ein geradezu revolutionäres Konzept zur Ablösung der bäuerlichen Grundverpflichtungen und deren Übernahme als nationale Hypothek. Vorerst war dies freilich reine Theorie. Ab 1780 fungierte Montgelas im kurfürstlichen Bücherzensurkollegium, in dem er bald zum führenden Kopf aufstieg. Ganz entgegen den Intentionen Karl Theodors, der in seinen bayerischen Jahren in ein immer reaktionäreres Fahrwasser geriet, ließ das Kollegium systematisch aufklärerische Schriften unzensiert erscheinen, während antiaufklärerische Publikationen unterdrückt wurden. In dieser Zeit trat Montgelas dem radikal-aufklärerischen Geheimbund der Illuminaten bei, dessen spätere Aufdeckung und Zerschlagung ihn in Mißkredit brachten. Da sich damit seine Karriereaussichten drastisch verschlechtert hatten, verließ Montgelas 1787 den kurpfalzbayerischen Dienst und trat auf Vermittlung des französischen Gesandten in München, Cachet comte de Montezan, als Legationsrat in den des Herzogs Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken.

 

»Ich habe meine Meinung über die Geheimbünde geändert und zwar seit sehr langer Zeit. Ich betrachte dieselben als überflüssig und gefährlich, zwar nicht prinzipiell, aber wegen der ungewöhnlich großen Gefahr des Mißbrauchs.«

Montgelas an Maximilian Joseph Graf von Seinsheim, 12. Mai 1793

Der Vater: Janus Freiherr von Mon(t)gelas (1710–1767)


 

 

Abb. 4: Portrait des Generals Janus de Garnerin Freiherr von Montgelas, Vater des Staatsministers, im Alter von etwa 50 Jahren, um 1760. Er trägt einen Hausrock. Unbek. Maler

 

Die Familie Montgelas hieß ursprünglich Garnerin und gehörte zum savoyardischen Amts- und Militäradel. Sie war im französischsprachigen Westteil des Herzogtums Savoyen beheimatet, der zusammen mit dem italienischsprachigen Piemont und der Insel Sardinien das Königreich Sardinien bildete (Hauptstadt Turin). Der Westteil mit Nizza und Chambéry sollte erst 1859 an Frankreich kommen. Der Großvater des Ministers erwarb durch Heirat die Seigneurie Mon(t)gelas bei Chambéry und nannte sich seitdem Garnerin de la Thuille baron de Mon(t)gelas (erst der Staatsminister schrieb sich ausschließlich mit »t«). Sein am 2. Januar 1710 getaufter Sohn Janus trat in den 1730er Jahren in österreichischen Militärdienst, wechselte aber 1742 während des Österreichischen Erbfolgekrieges zum Feind über und kämpfte nun in einem Eliteregiment (Grénadiers à cheval) der bayerischen Armee, die damals eine kaiserliche war. Er fiel in Gefangenschaft, konnte aber unter abenteuerlichen Umständen aus dem Gefängnis in Peterwardein fliehen. Am Siebenjährigen Krieg nahm er als Oberst im bayerischen Kontingent der Reichsarmee teil, wobei er sich immer wieder heftig über die Mißstände beschwerte. Kurfürst Max III. Joseph, der Montgelas sehr schätzte, setzte ihn auch in diplomatischen Missionen in Preußen und Spanien ein. 1760 wurde Janus zum Generalmajor befördert, ab 1764 bekleidete er außerdem die Stelle eines Kammerherrn. Er verfügte daher über erhebliche Bezüge, war jedoch ohne nennenswerten Grundbesitz. 1754 heiratete er die aus einer angesehenen bayerischen Adelsfamilie stammende Maria Ursula Gräfin Trauner (1720–1760), Tochter eines fürstbischöflich freisingischen Geheimen Rates und Kammerfräulein der Kurfürstin. Aus der Ehe ging außer Maximilian Joseph die Tochter Josepha (1757–1827) hervor, die unverheiratet blieb. Bis 1761 erhielten die Kinder ein Erziehungsstipendium des Freisinger Fürstbischofs Johann Theodor von Bayern, das ihnen aber dann auf Grund einer Intrige entzogen wurde. Erste Neigungen des Sohnes, eine geistliche Laufbahn einzuschlagen, erregten das Mißfallen des der Aufklärung nahestehenden Vaters. Eine zweite Ehe mit Freiin von Schönberg blieb kinderlos. Er starb am 25. April 1767.

 

»So viel weiß ich mich zu erinnern, daß er [Montgelas] bei meiner Anwesenheit in München unserem Hof nicht sehr ergeben zu sein geschienen, daselbst aber vollkommen die Rolle des Einäugigen im Reiche der Blinden spielte, indem man, wenn von jemand Einsichtigen die Rede war, jederzeit nur ihn nannte.«

Der österreichische Gesandte am bayerischen Hof, Ferdinand Graf von Trautmannsdorf, an Wenzel Anton Fürst von Kaunitz, 3. August 1787

 

»Der Freiherr von Montgelas, ein junger Mann, der von Natur aus sehr viel Scharfsinn, Gedächtnis und Kaltblütigkeit besitzt. Er hat sich ausgedehnte Kenntnisse erworben und sie gut verarbeitet… Es ist wahrhaft schade, daß er mit 27 Jahren ausgeschaltet ist mit ebensoviel Verdiensten wie Fähigkeiten. Ich glaube, daß er imstande wäre, gute Dienste zu leisten… Er kennt das Land [Bayern] und seine Bewohner, ist voll guten Willens und würde nur darauf bedacht sein, sich verdient zu machen, doch nicht zu verdienen. Das Bewußtsein, zu den Mitarbeitern des Erben zu gehören und vielleicht Erneuerer Bayerns zu werden, wäre für ihn der höchste Lohn… Das Bewußtsein, mit weniger als 30 Jahren verfolgt zu werden, erstaunt, aber erschreckt ihn nicht.«

Louis Cachet, comte de Montezan, französischer Gesandter in München, an den zweibrückischen Minister Freiherrn von Hofenfels, 9. August 1786

Montgelas’ unmittelbarer Vorgesetzter war der Minister Hofenfels, der eifrigst den Tauschplänen Karl Theodors entgegengewirkt hatte und in dieser Politik fortfuhr. Hofenfels starb wenige Monate nach Montgelas’ Ankunft. Sein Nachfolger, Ludwig Freiherr von Esebeck, vertrat die gleiche Linie wie sein Vorgänger und arbeitete gut mit dem jungen Legationsrat zusammen. Man begann bereits Pläne zu schmieden für die Regierungsübernahme in München. So arbeitete Montgelas 1789 eine Denkschrift über die kirchenrechtliche Stellung der bayerischen Herzöge aus, in der er die historische und juristische Grundlage für die Säkularisation lieferte (s. Kap. 6).

 

»Ich liebe unsere Landsleute sehr, so wie sie sind. Ich würde sie aber gern verändert sehen, zum Wohl der Allgemeinheit wie zu ihrem eigenen. Ich sehe seltsame Folgen voraus, wenn dies nicht eintritt. Sie wissen, daß meine Ansichten auf einem gewissen Überblick beruhen, der mich die Dinge in ein wenig größerem Abstand sehen und das Kommende manchmal richtig erraten läßt.«

Montgelas an Maximilian Joseph Graf von Seinsheim, 15. Januar 1789

 

»Bayern ist die fruchtbarste Provinz Deutschlands und diejenige, wo es am wenigsten Geist gibt. Es ist ein irdisches Paradies, das von Dummköpfen bewohnt wird. Der sicherste Beweis dafür, daß Bayern das irdische Paradies Deutschlands ist, liegt in der Tatsache, daß diese Provinz… bisher imstande gewesen ist, eine Regierung zu ertragen, die allgemein als die schlechteste aller schlechten Regierungen Europas anerkannt ist… Diese Wahrheit muß als Grundlage dienen für alle Überlegungen hinsichtlich Bayerns; nur dann kann man kalkulieren, was dieses Land heute ist und was leicht daraus gemacht werden könnte.«

Ein französischer Agent in München an die Pariser Regierung, 1796

 

»Unter den Deutschen ist der Bayer fast der einzige, der ein Vaterland besitzt, der es liebt und der seinem Herrscherhaus wirklich ergeben ist.«

Der französische Botschafter François-Guillaume Otto an Talleyrand, 1. Oktober 1805

 

Die Illuminaten

Um den Geheimbund der Illuminaten, dem Montgelas 1779 bis 1785 unter dem Ordensnamen »Musaeus« angehörte, ranken sich bis heute wilde Gerüchte. In dieser 1776 von dem Universitätsprofessor Adam Weishaupt (1748–1830) in Ingolstadt gegründeten, von Kurfürst Karl Theodor 1785 verbotenen Gesellschaft fand die bayerische Aufklärung ihre extremste Ausprägung. Weishaupt hatte erkannt, daß die Zeit reif war, die radikalen Vertreter der Aufklärung, deren aktivistische Impulse in der traditionellen Freimaurerei keine Entfaltungsmöglichkeit besaßen, in einem neuen Bund zusammenzufassen, der ihrem elitären Sendungsbewußtsein und dem modischen Hang zum Geheimnisvollen gleichermaßen entgegenkam. Indem der Kandidat die drei Grade des Novizen, des Minervalen und des Illuminatus (Erleuchteten) durchlief, sollte er alle unnatürlichen, von der Gesellschaft und ihren Traditionen aufgezwungenen Bindungen – besonders die religiösen – abstreifen und zu einer vernunftbeherrschten, ganz diesseitigen Sittlichkeit gelangen. Im Gegensatz zu den Freimaurern verfolgten die Illuminaten einen konkreten politischen Plan, der letztlich auf eine Art unblutige Weltrevolution hinauslief. Die straff...

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