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Multi-, Trans- und Interkulturalität: Hindernisse und Möglichkeiten interkultureller Kommunikation

AutorKira Gehrmann
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl61 Seiten
ISBN9783955496593
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Im Zuge der Globalisierung und einer Zunahme transnationaler Migration wird interkulturelle Kommunikation immer unerlässlicher. Modelle wie die Multi-, Trans-, oder Interkulturalität werden häufig synonym verwendet und entwickeln sich zunehmend zu Modewörtern. Es gilt diese differenzierend zu untersuchen und deren Wert für die heutige interkulturelle Debatte herauszuarbeiten. Zunächst soll der Leser eine theoretische Grundlage aktueller sowie historischer Kulturbegriffe erhalten. Hierfür werden der normativorientierte ,der totalitätsorientierte, der differenzierungsorientierte sowie der bedeutungs- und wissensorientierte Kulturbegriff kurz erläutert. In einem zweiten Schritt kommen Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser zur Darstellung. Der Begriff der Interkulturalität ist Ausgangspunkt und Grundlage der restlichen Studie. Innerhalb der Auseinandersetzung mit interkultureller Kommunikation geht es weniger um eine theoretische Erörterung, als vielmehr um einen realitätsnahen Zugang zu dem Thema. Hierbei werden zunächst Besonderheiten der interkulturellen Kommunikation herausgearbeitet. Die drei folgenden Fallbeispiele, welche die Hindernisse interkultureller Kommunikation aufzeigen, weisen eine hohe Aktualität auf und sollten auch für den laienhaften Leser nachvollziehbar sein. Abschließend wird auf Bildung als Möglichkeit zur Verbesserung interkultureller Kommunikation eingegangen.

Kira Gehrmann, B. A., beschäftigt sich in ihrem Masterstudium der Kulturwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau schwerpunktmäßig mit der Analyse interkultureller Kontakte in einer zunehmend globalisierten Welt. Hierbei geht es der Autorin vor allem

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 1., Moderne Kulturtheorien in Übersicht: Die Frage nach einer fundierten Definition von ?Kultur? ist leicht zu beantworten: Es existiert keine. Betrachtet man das komplexe und mehrdimensionale Phänomen Kultur, so kann man lediglich von Definitionen im Plural sprechen. Sie alle haben dennoch das Ziel den Sinn und die Bedeutung von Kultur, vor allem für den Mensch, zu erfassen. Für die folgende Arbeit sei jedoch eine Definition im Sinne eines Leitfaden vorgestellt: 'Kultur impliziert als ein offenes und dynamisch-veränderbares Sinn- und Orientierungssystem, wie die Beziehungen innerhalb einer Gruppe sowie deren Außenbeziehungen strukturiert sind und wie diese erfahren, verstanden und interpretiert werden. Kultur stiftet soziale Ordnungsrahmen und umfasst unter anderem politische Organisationen, Wirtschaftsformen, moralische Traditionen und das Streben nach Wissen und Kunst.' Zum Verständnis dieser Definition, welche als Ergebniss der stetigen Entwicklung kultureller Theorien zu betrachten ist, werden im Folgenden vier unterschiedliche Kulturbegriffe vorgestellt. Die Klassifizierung dieser erfolgte durch den Professor für vergleichende Kultursoziologie, Andreas Reckwitz. 1. 1., Eine vergleichende Begriffsbestimmung: 1. 1. 1., Normative Orientierung: Bei dem normativen Kulturbegriff handelt es sich um die ursprüngliche Form des Kulturbegriffes. Mit der Aufklärung aufgekommen betrachtetet er Kultur, also die Lebensweise der Menschen, nicht mehr als selbstverständlich. Kultur gilt nunmehr als Zentralbegriff, da er maßgeblich zur kollektiven Verbesserung der Sitten beiträgt. Wichtig ist es dabei zu bemerken, dass die Bewertung die zu dieser Zeit mit der Bezeichnung des Begriffs einhergeht. Es handelt sich in diesem Zusammenhang bei Kultur um eine spezifische anzustrebende Lebensweise. Diese bezieht sich jedoch nicht nur auf eine räumlich oder zahlenmäßig begrenzte Gruppe, sondern auf die Menschheit im Allgemeinen. So existiert Kultur in der Definition des normativen Kulturbegriffs lediglich im Singular. Nichtbeachtung oder gar Ablehnung anderer Lebensentwürfe, welche nicht den idealistischen Prinzipien der zu erstrebenden Kultur entsprechen, sind oft die Folge dieser eingeschränkten Sichtweise. Zu den bekanntesten Vertretern des normativen Kulturbegriffs gehört Immanuel Kant (1724-1804). Seine Kulturtheorie legt er in dem Aufsatz »Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht« (1784) dar. So ist der Mensch nach dem Philosophen sowohl zivilisiert als auch kultiviert. Doch wäre es anmaßend zu behaupten, dass wir bereits Kultur besäßen. Der Weg zur Kultur führt nach Kant über die Moral. Diese Stufe hat die Menschheit, also die Führung eines vollkommenen moralischen Lebens, jedoch noch nicht erreicht. Doch muss sie zwangsläufig das Ziel aller Menschen sein, da die Entwicklung der Gesellschaft der von Kant beschriebenen Naturabsicht folgt, welche als universell anzusehen ist. Bei dem deutschen Philosoph und Soziologen Georg Simmel (1858-1918) handelt es sich um einen weiteren bedeutenden Vertreter der normativen Orientierung. Er versteht Kultur als die endlose Auseinandersetzung zwischen dem menschlichen Subjekt und die durch seinen Geist geschaffenen Objekte. »Mitten in diesem Dualismus wohnt die Idee der Kultur«. Nur indem der Geist seine Subjektivität verlässt, kann nach Simmel dieser Kampf überwunden werden. Nur mit Hilfe des beschriebenen Vorgangs kann er sich die objektiven Kulturgüter aneignen. Und erst ist dies vollendet, gelangt das Subjekt zu der von Simmel beschrieben Kultiviertheit. Der normative Kulturbegriff ist essentiell für das Verständnis der Entwicklung kultureller Theorien, vor allem da dieser als Grundlage der mit der Zeit entstanden weiteren Kulturbegriffe zu verstehen ist. Auch wenn er auf Grund seiner singulären Betrachtung von Kultur für die wissenschaftliche Analyse der Kulturen und ihrer Interaktionen heute nicht länger von Bedeutung ist. 1. 1. 2., Totalitätsorientierung: Auch wenn der normative Kulturbegriff noch nicht vollkommen verschwunden war, so rückte im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert das vor allem in der amerikanischen Kulturanthropologie bestimmende totalitätsorientierte Kulturkonzept immer stärker in den Fordergrund. Im Gegensatz zum zuvor besprochenen, normativen Verständnis von Kultur wird nicht mehr eine für die gesamte Menschheit erstrebenswerte Lebensform skizziert. Vielmehr vergleicht der totalitätsorientierte Kulturbegriff historisch-spezifische Lebensweisen bestimmter Gruppen miteinander. Wichtig zu bemerken ist, dass dies ohne Wertung geschehen soll. Denn nach den Vertretern dieses Kulturbegriffs, ist jede Kultur oder jede Gemeinschaft individuell und kann nur an ihrem eigenen Maßstab gemessen werden. Somit sind die unterschiedlichen Kulturen prinzipell als gleichberechtig zu betrachten. Für Kultur ist hier die Totalität der Lebensformen einer Gemeinschaft von zentraler Bedeutung. Der britische Ethnologe und Vertreter des totalitätsorientiereten Kulturbegriffs Edward B. Tylor (1832-1917) beschrieb dies wie folgt: 'Cultur oder Civilisation im weitesten ethnographischen Sinne ist jener Inbegriff von Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Gesetz, Sitte und all jenen übrigen Fähigkeiten und Gewohnheiten, welche der Mensch als Glied der Gesellschaft sich angeeignet hat.[...] Alles was nicht durch die Natur vorgegeben ist, wird damit zur Kultur.' Daher spricht man in diesem Zusammenhang oft auch von dem holistischen, also ganzheitlichen Kulturbegriff. Johann Gottfried Herder (1744-1803) gilt als Urvater des totalitätsorientierten Kulturbegriffs. In Folge seiner Theorie verliert Kultur die universalistische Konnotation des normativen Kulturbegriffs. Nach Herder sind Kulturen als >Kugelgestalten< zu betrachten. Diese sind in sich geschlossen und grenzen sich von dem Aüßeren ab. 'Der einzelne Akteur innerhalb des Kollektivs partizipiert allein an dem seiner Gemeinschaft zugehörigen ?Sinnsystem?.' Die Kugelgestalten weisen nach Herder eine konstante Stabilität auf. Das bedeutet sie erweisen sich als unveränderlich und somit in sich homogen. Sie verhelfen den Angehörigen einer Kultur zudem zur Selbst- und Fremdwahrnehmung. Auch wenn der totalitätsorientierte Kulturbegriff Kulturen wertfrei miteinander vergleichen will, wird doch eine Kultur oft in den Mittelpunkt gestellt beziehungsweise eine Kultur als höherentwickelt gegenüber einer Anderen angesehen. Ein solcher dann doch qualitativer Vergleich von Kulturen findet sich auch bei Tylor. Er teilt die spezifischen Lebensformen von Gruppen in Stufen ein. So sind nach ihm einige Kulturen in ihrer Entwicklung weiter fortgeschritten als Andere. 'Die gebildete Welt Europas und Amerikas stellt praktisch einen Masstab auf, wenn sie die eigenen an das eine Ende der socialen Reihe und die wilden Stämme an das andere Ende derselben stellt, während die übrige Menschheit innerhalb dieser Grenzen vertheilt wird, je nachdem sie mehr dem wilden oder mehr dem civilisirten Leben entspricht.' Hauptkriterien für die Entwicklung der Kulturen von der Wildheit zur zivilisierten Gesellschaft sind für Tylor die Kunst und Wissenschaft. Totalitätsorientierte Kulturbegriffe und ihre Vorstellung von Homogenität der Kulturen können zum Nährboden für die Forderung nach Rassentrennung werden und sind somit kritisch zu betrachten.
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