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Nachhaltigkeitscontrolling. Ansätze und Integrationsmöglichkeiten

AutorKevin Braschoß
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl87 Seiten
ISBN9783668314375
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich BWL - Controlling, Note: 1,0, Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin (Wirtschaftswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema des 21. Jahrhunderts. Ressourcenverknappung, Wasserknappheit, Klimawandel, Umweltkatastrophen und unmenschliche Arbeitsbedingungen sind die kontrovers diskutierten Herausforderungen unserer Zeit und bilden den Ausgangspunkt dieser Arbeit. Der niederländisch-britische Ölkonzern Shell kontaminiert durch seine Ölförderung in Nigeria das Grundwasser mit verschiedenen Giftstoffen derart stark, dass die Gesundheit der Bevölkerung und des gesamten Ökosystems stark bedroht sind. Der Automobilkonzern Volkswagen täuschte Millionen Menschen und manipulierte die CO2-Abgaswerte seiner Dieselfahrzeuge. Weitere Beispiele für negative Auswirkungen unternehmerischen Handelns sind Kinderarbeit in der Landwirtschaft sowie unmenschliche Arbeitsbedingungen in Textilfabriken und Mitarbeiterüberwachungen im Einzelhandel. Damit wird klar, dass besonders Unternehmen einen weitreichenden Einfluss auf die global herrschenden ökologischen und sozialen Zustände besitzen. Neben der Politik und Gesellschaft ist es somit ebenfalls die Aufgabe der Unternehmen, im Rahmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, soziale und ökologische Auswirkungen ihres Handelns zu berücksichtigen und somit den aktuellen Entwicklungen entgegenzuwirken. Zur Realisierung einer nachhaltigen Unternehmensausrichtung benötigt das Management im Zeitalter sich ständig wandelnder Umweltanforderungen, die umfassende Unterstützung des Nachhaltigkeitscontrollings bei der Planung, Steuerung und Kontrolle nachhaltigkeitsorientierter Entscheidungen. Das Ziel dieser Arbeit ist es, dem Leser einen Überblick über die Funktionsweise und Integrationsmöglichkeiten des Nachhaltigkeitscontrollings zu verschaffen. In diesem Kontext werden insbesondere die damit verbundenen Anforderungen, Probleme sowie die zur Verfügung stehenden Instrumente erläutert.

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Leseprobe

3. Notwendigkeit und Chancen einer nachhaltigen Unternehmung


 

3.1 Ressourcenknappheit vs. wachsende Bevölkerung


 

Die Grundproblematik der Nachhaltigkeit im 21. Jahrhundert liegt im stetig ansteigenden Ressourcenverbrauch bei gleichzeitig limitierten Ressourcenvorkommen. Dies führt zu einer zunehmenden Ressourcenknappheit, welche eine enorme Herausforderung für die Erzielung von Nachhaltigkeit darstellt.[50] Denn eine nachhaltige Entwicklung steht in verschiedenen Hinsichten in Wechselwirkungen zu der Bevölkerungsentwicklung. So hängt der Ressourcenverbrauch einerseits vom Lebensstil und vom Konsumniveau ab, andererseits jedoch auch von der Bevölkerungsanzahl.[51] Bereits jetzt ist abzusehen dass einige Ressourcen wie zum Beispiel Erdöl, Kupfer und Blei zukünftigen Generationen vollständig oder nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen werden.[52] Hieraus könnte eine zukünftige Einschränkung der Bedürfnisbefriedigung entstehen, welche im Konflikt zu der im Kapitel 2.1 aufgezeigten Definition von Nachhaltigkeit stehen würde. Der wachsende Ressourcenverbrauch ist das Resultat des stetig steigenden Bevölkerungswachstums sowie des ansteigenden Konsumniveaus.[53] Gegenwärtig wächst die Weltbevölkerung um 229.277 Menschen pro Tag beziehungsweise 83.686.000 Millionen Menschen pro Jahr.[54] Dieser Zuwachs per anno übersteigt die Anzahl der gesamten deutschen Bevölkerung. Erzielte Erfolge in der Ressourceneffizienz könnten durch die steigende Bevölkerungsanzahl verblassen. Vor 2000 Jahren lebten weltweit ungefähr 200 Millionen Menschen, diese Zahl vervierfachte sich bis zum Jahre 1750 auf 800 Millionen. Durch die industrielle Revolution und die damit verbundene Produktivitätssteigerung, sowie bessere Hygiene und medizinische Versorgung setzte ein starker Anstieg des Bevölkerungswachstums ein. Aufgrund der deutlichen Verbesserungen entwickelte sich die Weltbevölkerung von 1800 bis 1999 von einer Milliarde auf sechs Milliarden Menschen. Im November 2011 wurde die Zahl von sieben Milliarden Menschen erstmals überschritten. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wächst die Bevölkerung überwiegend in den Entwicklungsländern. Die erfolgreiche Bekämpfung von Krankheiten sowie eine verbesserte Versorgung haben zu einem Rückgang der Sterberaten bei einer gleichzeitig stabilen Geburtenrate geführt. Im Jahr 2000 umfassten die Entwicklungsländer wie Asien, Afrika, Lateinamerika und der mittlere Osten rund 80% der Weltbevölkerung. Insbesondere Afrika könnte seine Bevölkerung bis zum Jahre 2050 auf drei Milliarden Menschen verdoppeln. Für das Jahr 2050 wird somit eine Weltbevölkerung von insgesamt etwa neun bis zehn Milliarden Menschen prognostiziert. Diese Zahlen lassen bereits erahnen in welchem Maße der Ressourcenverbrauch ansteigen wird.[55]

 

 

Abbildung 6: Prognose zur Entwicklung der Weltbevölkerung von 2010 bis 2100 (in Milliarden)

 

Quelle: Statista GmbH (Hrsg.) 2016.

 

Verstärkend wirkt hierauf noch das parallel stetig steigende Konsumniveau, insbesondere in den bevölkerungsreichen Ländern China und Indien. In der Zukunft ist demnach mit einem weiteren Anstieg des Ressourcenbedarfs zu rechnen und somit mit einer wachsenden Bedeutung des nachhaltigen Wirtschaftens.[56] Die damit verbundenen Einflussgruppen und ihre Wirkung auf den internen Stellenwert werden im nachfolgenden Kapitel vorgestellt.

 

3.2 Einflussgruppen und interner Stellenwert von Nachhaltigkeit


 

3.2.1 Einflüsse durch die externe Unternehmensumwelt


 

Die Umwelt von Unternehmen umfasst eine Vielzahl von verschiedenen Akteuren mit abweichenden Interessen. Diese externen Akteure beeinflussen maßgeblich mit welcher Intensität sich Unternehmen mit der Thematik des nachhaltigen Wirtschaftens beschäftigen sollten. Für Geschäftsführungen die eine nachhaltige Ausrichtung ihres Unternehmens erreichen wollen, ist eine ganzheitliche Stakeholder Ausrichtung von elementarer Relevanz.[57] Stakeholder werden wie folgt definiert: „any group or individual who can affect or are affected by the achievement of the firm’s objectives.”[58] Demnach gelten sämtliche internen und externen Einzelpersonen und Gruppierungen als Stakeholder, welche Einfluss auf die Unternehmensleistung ausüben oder selbst von dieser beeinflusst werden.[59] In diesem Kapitel werden zunächst die externen Stakeholder erläutert. Verstärkend auf diese Interessen können Kontextfaktoren wie weitreichende Trends wirken.[60]

 

Besonders wichtige externe Akteure sind die Geschäfts- und Privatkunden. Diese bestimmen die quantitative Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen. Diese Nachfragemenge bildet ein Hauptkriterium ob oder wie intensiv sich Unternehmen mit dem Thema der Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Unternehmen wird oftmals die Hauptschuld an sozialen und ökologischen Krisen eingeräumt. Aus diesem Grund entwickelte sich Nachhaltigkeit zu einem weitreichenden Trendthema innerhalb der Gesellschaft. Dies lässt eine steigende Nachfrage der Privatkunden prognostizieren. Jedoch übersteigt momentan der ausgeübte Druck der Geschäftskunden jenen der Privatkunden. Ursache hierfür sind Antizipationen der Geschäftskunden bezüglich des steigenden öffentlichen Drucks sowie der nicht vorhandenen Zahlungsbereitschaft der Privatkunden für kostenintensivere nachhaltige Produkte. Für Privatkunden umfasst der Nachhaltigkeitsaspekt lediglich einen Zusatznutzen nicht aber eine notwendige Voraussetzung. Im Geschäftskundenbereich wird der vorausgeahnte Druck bereits an die Lieferanten weitergegeben, um frühzeitige Verbesserungen im Bereich der sozialen und ökologischen Produktion für Vorprodukte zu erzielen. Aufgrund der stark verflochtenen Lieferbeziehungen zwischen den Unternehmen entsteht somit eine exponentielle Verbreitung des Drucks.[61]

 

Die Gruppe der Kapitalgeber und Ratingagenturen umfasst eine weitere wichtige Einflussgruppe von externen Akteuren. Unter den Kapitalgebern wird den Banken und Investoren die höchste Bedeutung zugeschrieben. Insbesondere die besseren Finanzierungskonditionen von Banken für nachhaltig ausgerichtete Unternehmen wirken als treibende Kraft für eine Auseinandersetzung mit dem Thema der Nachhaltigkeit. Die Banken ermitteln aus Eigeninteresse im Rahmen ihres Kreditvergabeprozesses die potenziellen Umweltrisiken welche von dem jeweiligen Unternehmen ausgehen. Dies ist auf die durch Umweltrisiken verursachten Kreditausfälle zurückzuführen. Weiterhin werden zunehmend auf Nachhaltigkeit spezialisierte Banken etabliert. Auch auf Seiten der Investoren werden spezielle, auf Nachhaltigkeit fokussierte, Fonds wie zum Beispiel der „DWS New Energies Basket 25+“ entwickelt, welcher im Jahre 2009 einen starken Mittelzufluss von 68 Prozent verzeichnete. Jedoch umfassen die Nachhaltigkeitsfonds nur einen kleinen Anteil von 0,8 Prozent am gesamten deutschen Fondvolumen. Aktuell umfasst das Gesamtvolumen nachhaltiger und klimafreundlicher Kapitalanlagen in Deutschland rund 40 Milliarden Euro.[62] Aus diesem Grund berücksichtigen auch konventionelle Investoren zunehmend Nachhaltigkeitskriterien in ihren Investitionsentscheidungen. Diese benutzen spezielle durch Ratingagenturen veröffentliche Nachhaltigkeitsindizes wie die in Europa wohl bekanntesten Dow Jones Sustainablility Indexes (DJSI) als Grundlage für ihre Investitionsentscheidung.[63] Der Schweizer Spezialist für nachhaltige Geldanlagen Sustainable Asset Management (SAM) wählt für die DJSI seit 1999 aus den Spitzenreitern aller Branchen die zehn Prozent der 2500 weltgrößten Unternehmen der Dow Jones World Indexes aus.[64] Die Ratingagenturen bewerten Unternehmen mithilfe umfangreicher Kriterien entlang der drei Nachhaltigkeitsdimensionen bezüglich ihrer Chancen und Risiken. Die positive Kapitalmarktreaktion bei einer Aufnahme in einen der Nachhaltigkeitsindizes veranlasst Unternehmen zu einer nachhaltigen Geschäftsausrichtung.[65]

 

Auch die Politik und ihre gesetzlichen Regelungen über Verbote und Auflagen können einen hohen Druck auf Unternehmen ausüben.[66] Ein Beispiel ist das europäische Emissionsrechtehandelssystem EU ETS. In diesem Marktinstrument der Politik müssen Unternehmen ausgewählter Branchen ausreichend Zertifikate an Emissionsrechten für ihren CO2-Ausstoß ersteigern. Wird der emittierte Ausstoß nicht durch die erworbenen Zertifikate gedeckt drohen hohe Strafzahlungen. Bei derartigen Verstößen zu öffentlichkeitswirksamen Themen geraten Unternehmen ebenfalls in das Fadenkreuz von Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO), welche als Sprachrohr der Öffentlichkeit fungieren und den öffentlichen Druck durch gezielte Kampagnen stark erhöhen. Neben dem Erwerb von Zertifikaten obliegt es den Unternehmen eigene Reduktionsmaßnahmen im Unternehmen umzusetzen und somit den Ausstoß zu senken.[67] Das Prinzip der...

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