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Personalabbau im Pflegedienst der Krankenhäuser

Hintergründe, Ursachen, Auswirkungen

AutorMichael Simon
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl127 Seiten
ISBN9783456945811
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR

Sparen Krankenhäuser den «Pflegenotstand» herbei? 

Seit Mitte der 1990er Jahre findet in deutschen Krankenhäusern ein Stellenabbau statt, von dem insbesondere der Pflegedienst betroffen ist. Obwohl die Tatsache seit längerem bekannt ist, fehlte es bislang noch an einer gründlichen Analyse und Aufbereitung der verfügbaren Daten. 

Die Untersuchung führt unter anderem zu dem Ergebnis, dass der Personalabbau im Pflegedienst nur zum Teil durch die Deckelung der Krankenhausbudgets und das 2003 eingeführte DRG-System erklärt werden kann. Mehr als die Hälfte des Stellenabbaus in der Pflege wäre auf Grund der allgemeinen Budgetentwicklung nicht erforderlich gewesen, sondern erfolgte offenbar, um im Rahmen einer internen Umverteilung Mittel für den ärztlichen Dienst freizusetzen.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt
  2. 1 Einleitung
  3. 2 Erläuterungen zur amtlichen Krankenhausstatistik
  4. 3 Entwicklung der politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen
  5. 4 Entwicklung der Zahl der Krankenhäuser, Betten und Fälle
  6. 5 Entwicklung der Personalbesetzung insgesamt
  7. 6 Entwicklung der Personalbesetzung des Pflegedienstes
  8. 7 Zur Bedeutung der internen Umverteilung für den Stellenabbau im Pflegedienst
  9. 8 Unterbesetzung im Pflegedienst: Eine Modellrechnung
  10. 9 Zum Zusammenhang von Personalkapazität im Pflegedienst und Qualität der Patientenversorgung
  11. 10 Schlussbetrachtung
  12. 11 Literatur
Leseprobe
7 Zur Bedeutung der internen Umverteilung für den Stellenabbau im Pflegedienst (S. 75-76)

Wie die Analyse der Krankenhausstatistik gezeigt hat, waren die verschiedenen Berufsgruppen und Dienstarten in sehr unterschiedlichem Maße von der Verschlechterung der ökonomischen Rahmenbedingungen für Krankenhäuser betroffen. Im Reinigungs-, Wirtschafts- und Versorgungsdienst wurden Stellen in erheblichem Umfang abgebaut, vor allem durch Outsourcing oder durch Ausgründung in gemeinsam mit privaten Dienstleistern betriebene Servicegesellschaften. Im Rahmen des Outsourcing oder der Ausgründung eines Bereiches verloren die dort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Regel ihren Arbeitsplatz im Krankenhaus und wurden in ein neues Arbeitsverhältnis ‚übergeleitet’, nicht selten mit geringerer Entlohnung und schlechteren Arbeitsbedingungen.

Der Pflegedienst wurde zunächst bis 1995 auf Grund der gesetzlich vorgegebenen Pflege-Personalregelung aufgestockt. Seit 1996 unterliegt er ebenfalls einem Stellenabbau, der dazu geführt hat, dass innerhalb weniger Jahre die durch die PPR geschaffenen Stellen wieder gestrichen wurden und die Gesamtzahl der Vollkräfte im Pflegedienst der Allgemeinkrankenhäuser mittlerweile sogar unter dem Wert des Jahres 1991 liegt. Insbesondere in den 2003 und 2004 war der Pflegedienst überproportional von Stellenstreichungen betroffen. Im Unterschied zu den anderen Dienstarten wurde der ärztliche Dienst über den gesamten Zeitraum ausgebaut. Unter den Bedingungen der Budgetdeckelung ließ sich dies nur durch eine Umverteilung von Ressourcen finanzieren. Bei insgesamt knapper gewordenen Mitteln konnten zusätzliche Stellen im ärztlichen Dienst nur durch überproportionale Kosteneinsparungen in anderen Kostenarten finanziert werden.

Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, in welchem Umfang Mittel zu Gunsten des ärztlichen Dienstes umverteilt wurden und welchen Anteil diese Umverteilung am Stellenabbau im Pflegedienst der Allgemeinkrankenhäuser hat. Dieser Frage nachzugehen ist insofern von besonderer Bedeutung, als der Stellenabbau im Pflegedienst offensichtlich nicht allein durch Budgetdeckelung und DRGSystem erklärt werden kann.

Er ist folglich kein den Krankenhäusern in diesem Umfang von Außen aufgezwungenes Phänomen, sondern auch Resultat interner Entscheidungen auf der Ebene des Topmanagements der Kliniken. Sofern Kritik am Stellenabbau geübt wird, hat sie sich somit nicht nur gegen die Politik zu richten, sondern muss auch die Frage aufwerfen, welchen Anteil das jeweilige Kranken hausmanagement des einzelnen Krankenhauses daran hat. Dies schließt die Frage ein, ob der erfolgte Stellenabbau in dem vollzogenen Umfang tatsächlich aufgrund der Budgetentwicklung notwendig war und – wenn diese Frage zu verneinen ist – warum in einigen Berufsgruppen überproportional Stellen abgebaut wurden, um dadurch Stellen in anderen Berufsgruppen zu finanzieren.

7.1 Umfang der Umverteilung zu Gunsten des ärztlichen Dienstes

Da die Gehälter im ärztlichen Dienst deutlich über denen der übrigen Berufsgruppen im Krankenhaus liegen, führt eine Ausweitung des Stellenplans im ärztlichen Dienst auch zu einer überproportionalen Ausweitung des Anteils der Personalkosten des ärztlichen Dienstes an den Gesamtpersonalkosten (Tab. 19). Wird unter den Bedingungen eines gegebenen Gesamtbudgets eine neue Stelle im ärztlichen Dienst eingerichtet, ohne dass das Krankenhaus dafür zusätzliche externe Mittel erhält, muss zur Refinanzierung mehr als eine Vollkraftstelle in einer anderen Berufsgruppe entfallen. Dies wird auch an einem Vergleich der Entwicklung der Zahl der Vollkräfte und der Personalkosten des ärztlichen Dienstes deutlich. Zwischen 1996 und 2001 stieg die Zahl der Vollkräfte im ärztlichen Dienst um 5,6 % und die Personalkosten nahmen um 15,7 % zu.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
1 Einleitung7
2 Erläuterungen zur amtlichen Krankenhausstatistik15
3 Entwicklung der politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen19
3.1 1991-1995: Der Einstieg in die Budgetdeckelung – ein Deckel mit Löchern21
3.2 1996-1999: Die Löcher im Deckel werden geschlossen – der Druck wird erhöht23
3.3 2000-2005: Das DRG-System wirft seine Schatten voraus26
4 Entwicklung der Zahl der Krankenhäuser, Betten und Fälle33
4.1 Krankenhäuser und Betten34
4.2 Fallzahlentwicklung38
5 Entwicklung der Personalbesetzung insgesamt41
5.1 1991-1995: Personalzuwachs und moderate Deckelung42
5.2 1995-2000: Stellenabbau als Reaktion auf die verschärfte Deckelung52
5.3 2000-2005: Forcierter Stellenabbau zur Vorbereitung auf das DRG-System54
5.4 1991-2005: Eine Zusammenfassung57
6 Entwicklung der Personalbesetzung des Pflegedienstes59
6.1 1991-1995: Stellen- und Personalzuwachs auf Grund der Pflege-Personalregelung60
6.2 1995-2000: Aufhebung der PPR und Beginn des Stellenabbaus68
6.3 2000-2005: Forcierter Stellenabbau zur Vorbereitung auf das DRG-System70
6.4 1991-2005: Eine Zusammenfassung71
7 Zur Bedeutung der internen Umverteilung für den Stellenabbau im Pflegedienst75
7.1 Umfang der Umverteilung zu Gunsten des ärztlichen Dienstes77
7.2 Modellrechnung zur Bedeutung interner Umverteilungen für den Stellenabbau im Pflegedienst81
7.3 Diskussion90
8 Unterbesetzung im Pflegedienst: Eine Modellrechnung95
8.1 Zunehmende Unterbesetzung des Pflegedienstes102
8.2 Steigende Arbeitsbelastung104
9 Zum Zusammenhang von Personalkapazität im Pflegedienst und Qualität der Patientenversorgung107
9.1 Ergebnisse der internationalen Forschung110
10 Schlussbetrachtung113
11 Literatur119

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