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E-Book

Praxishandbuch Risikomanagement und Rating

Ein Leitfaden

AutorAntje Henne, Daniela Bietke, Peter Reichling
VerlagGabler Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl325 Seiten
ISBN9783834991928
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Dieser Leitfaden vermittelt die Grundlagen des modernen Risikomanagements verständlich und beleuchtet alle Facetten. Neu in der 2. Auflage sind u. a. Kapitel über die Ratingagenturen, die internen und externen Ratingverfahren sowie die Beurteilung der Güte von Ratings.

Prof. Dr. Peter Reichling ist Inhaber des Lehrstuhls für Finanzierung und Banken an der Universität Magdeburg. Seine Schwerpunkte sind Performancemessung und Risikomanagement. Seit einigen Jahren ist er außerdem in der Unternehmensberatung mit den Schwerpunkten Financial-Due-Diligence und Risikomanagement tätig. Daniela Bietke und Antje Henne sind Mitarbeiterinnen von Professor Reichling. Reichling und Henne haben das 'Praxishandbuch Finanzierung' geschrieben, das 2005 ebenfalls bei Gabler erschienen ist.

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Leseprobe
7. Kreditbewertung (S. 332-333)

Die Ermittlung des Wertes von Krediten ist in der heutigen Finanzdienstleistungspraxis unumgänglich. Soll ein Kredit erstmalig vergeben oder an einen institutionellen Anleger verkauft werden, ist für diese Transaktion ein Preis zu bestimmen. Sollen die einem Kredit zugrunde liegenden Risiken durch die Nutzung von Kreditderivaten isoliert gehandelt werden und taucht dabei der Kredit als Basisinstrument auf, so ist die Kenntnis seines Wertes ebenfalls notwendig, um einen Preis für das Kreditderivat zu finden. Das im Risikocontrolling übliche Marking to Market bedeutet zudem eine ständige Neubewertung von Krediten, durch die der Kreditwert stets seinem aktuellen Marktwert entspricht. Dieses Kapitel stellt zwei Ansätze zur Ermittlung von Kreditwerten dar.

Dem optionspreistheoretischen Ansatz zur Kreditbewertung liegt zugrunde, dass der Wert eines Unternehmens, hier aufgefasst als Marktwert sämtlicher Unternehmensaktiva, der Summe der Marktwerte des Eigenkapitals und der Fremdkapitalbestandteile des Unternehmens entspricht. Dabei stellen sowohl die einzelnen Fremdkapitalbestandteile als auch das Eigenkapital zustandsabhängige Kontrakte (Contingent Claims) dar. Ist z. B. eine Kreditzahlung fällig, hängt die Höhe der tatsächlichen Zahlung an die Kreditgeber vom Zustand ab, in dem sich das Unternehmen befindet. Entweder ist das Unternehmensvermögen im Zahlungszeitpunkt groß genug, um den Kredit vollständig zu bedienen, oder das Unternehmen befindet sich im Insolvenzzustand, sodass sein noch vorhandenes Vermögen auf die Fremdkapitalgeber übergeht, die dieses dann verwerten. Folglich ergeben sich die Höhe der tatsächlichen Zahlungen an die Kreditgeber und damit auch der Kreditwert selbst aus dem jeweiligen Unternehmenswert. Unternehmenskredite als Contingent Claims bzw. Optionen auf diesen Unternehmenswert können deshalb mithilfe der Optionspreistheorie bewertet werden.

Im ratingbasierten Ansatz wird das Kapitalwertkonzept direkt aufgegriffen. Danach ergibt sich der Wert eines sicheren Zahlungsstroms als Barwert der zukünftigen Zahlungen. Zukünftige Kreditzahlungen sind jedoch aufgrund des Ausfallrisikos mit Unsicherheit behaftet und fallen deshalb mitunter geringer aus als die vertraglich vereinbarten Zahlungen. Selbst ein risikoneutraler Investor wird folglich einem ausfallrisikobehafteten Kredit einen geringeren Wert zumessen als einer ausfallrisikofreien Anlage mit gleichem geplanten Zahlungsstrom. Um diesem Umstand gerecht zu werden, benutzt man Bonitätsaufschläge in den Diskontierungszinssätzen. Liegt für einen Kreditnehmer ein Rating vor, sollte dies insbesondere Auskunft darüber geben, welches Ausfallrisiko mit dem entsprechenden Kredit verbunden ist. Im ratingbasierten Ansatz werden nun für die verschiedenen Ratingklassen Bonitätsaufschläge in den Zinssätzen ermittelt. Der Wert eines Kredits ergibt sich dann als Barwert der vertraglich vereinbarten Kreditzahlungen, berechnet mithilfe der risikoangepassten Diskontierungsfaktoren.

Dieses Kapitel ist deshalb wie folgt gegliedert: Abschnitt 7.1 stellt das Grundmodell zur optionspreistheoretischen Kreditbewertung dar und skizziert einige Erweiterungen. Abschnitt 7.2 beschäftigt sich mit dem ratingbasierten Ansatz. Dabei werden in einem recht einfachen Modell mit risikoneutralen Marktteilnehmern für die verschiedenen Ratingklassen Bonitätsaufschläge auf die Renditestruktur ermittelt. In Abschnitt 7.3 werden die betrachteten Ansätze hinsichtlich ihrer Stärken und Schwächen bei der Kreditbewertung miteinander verglichen.

7.1 Der optionspreistheoretische Ansatz

Wesentlich für optionspreistheoretische Ansätze zur Kreditbewertung ist die Modellierung der Entwicklung des Unternehmenswertes. Deshalb findet man häufig die Bezeichnung Firm Value Approach. Die Entwicklung des Unternehmenswertes hat wiederum Auswirkungen auf die Entwicklung der Kapitalstruktur, weshalb optionspreistheoretische Ansätze auch als Structural Models bezeichnet werden. Wir werden in diesem Abschnitt zunächst das Grundmodell der optionspreistheoretischen Kreditbewertung darstellen und anschließend einige praxisrelevante Erweiterungen skizzieren.

7.1.1 Das Grundmodell

Die Idee, sämtliche Finanzierungsbestandteile eines Unternehmens als Optionen auf den Unternehmenswert zu verstehen und folglich mithilfe der Optionspreistheorie zu bewerten, findet man bereits in den bahnbrechenden Arbeiten zur Optionspreistheorie von FISCHER BLACK und MYRON SCHOLES bzw. ROBERT C. MERTON aus dem Jahr 1973.

MERTON formulierte diesen Ansatz 1974 in einem weiteren Aufsatz erstmalig aus, weshalb ihm das Grundmodell zur optionspreistheoretischen Kreditbewertung zugeschrieben wird.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur zweiten Auflage5
Inhaltsverzeichnis7
Rating13
1. Institutionelle Grundlage: Basel II15
1.1 Historie zur Eigenkapitalunterlegungspflicht15
1.1.1 Eigenkapitalunterlegungspflicht in Deutschland15
1.1.2 Internationale Harmonisierung der Eigenkapitalunterlegungspflicht16
1.1.3 Umsetzung von Basel II in europäisches Recht20
1.1.4 Umsetzung von Basel II in deutsches Recht21
1.2 Die neuen Vorschriften zur Eigenkapitalunterlegung21
1.2.1 Regulatorisches Eigenkapital23
1.2.2 Risikogewichtete Aktiva26
1.2.3 Eigenkapitalunterlegung des Kreditrisikos28
1.2.4 Eigenkapitalunterlegung des Marktrisikos35
1.2.5 Eigenkapitalunterlegung des operationellen Risikos37
1.3 Auswirkungen auf die Kreditkonditionen39
2. Gegenstand und Methoden des Ratings44
2.1 Der Ratingbegriff45
2.2 Methoden der Bonitätsbeurteilung46
2.2.1 Heuristische Methoden46
2.2.2 Statistische Modelle52
2.2.3 Kausalanalytische Modelle53
2.2.4 Mischformen55
2.2.5 Anforderungen an Bonitätsbeurteilungsmethoden56
3. Externes Rating58
3.1 Externe Ratingverfahren58
3.1.1 Externe Ratings und Basel II59
3.1.2 Ablauf eines externen Ratings59
3.2 Internationale Ratingagenturen62
3.3 Deutsche Ratingagenturen69
3.4 Regulierung von Ratingagenturen75
3.5 Ratingklassen und Ausfallwahrscheinlichkeit77
3.5.1 Ausfallquote und -wahrscheinlichkeit77
3.5.2 Kumulierte Ausfallquoten und -wahrscheinlichkeiten78
3.5.3 Ratings im Zeitablauf80
4. Bankinternes Rating83
4.1 Voraussetzungen für den IRB-Ansatz83
4.2 Bestandteile interner Ratingsysteme85
4.3 Ausgestaltung interner Ratingsysteme87
4.4 Vergleich externer und interner Ratings94
4.5 Aktuelle Entwicklungen95
5. Bilanzrating97
5.1 Die Altman’schen Insolvenzprognosemodelle98
5.1.1 Der Z-Score98
5.1.2 Der ZetaTM-Score100
5.1.3 Der Z’’-Score102
5.1.4 Anwendungshürden für das Z’’-Modell105
5.2 Logit-Regressionsanalysen106
6. Ratingvalidierung110
6.1 Rating Accuracy111
6.2 Messung der Trennschärfe von Ratingfunktionen113
6.2.1 Die Kontingenztabelle113
6.2.2 Receiver Operating Characteristic und Area under Curve117
6.2.3 Cumulative Accuracy Pro.le und Accuracy Ratio118
6.2.4 Die stochastische Tendenz121
6.3 Die Trennschärfe der Ratings von Standard & Poor’s123
Literaturhinweise zum Rating132
Kreditrisikomanagement137
7. Kreditbewertung139
7.1 Der optionspreistheoretische Ansatz140
7.1.1 Das Grundmodell140
7.1.2 Erweiterungen des Grundmodells150
7.2 Der ratingbasierte Ansatz159
7.2.1 Das Grundmodell161
7.2.2 Diskussion und Erweiterungen des Grundmodells165
7.3 Vergleich der beiden Ansätze174
8. Kreditkonditionen175
8.1 Komponenten des Kreditzinssatzes176
8.2 Berechnung der einzelnen Komponenten178
8.3 Kalkulation des Kreditzinssatzes181
9. Kapitalkosten bei Ausfallrisiko185
9.1 Klassische Unternehmensbewertung186
9.1.1 Von der Investitionsrechnung zur Unternehmensbewertung186
9.1.2 Berechnung risikoangemessener Eigenkapitalkosten189
9.2 Berücksichtigung des Ausfallrisikos in den Kapitalkosten193
9.2.1 Optionscharakter von Eigen- und Fremdkapital194
9.2.2 Ausfallrisikoangemessene Kapitalkosten197
9.2.3 Verlauf der ausfallrisikoangemessenen Kapitalkosten198
Literaturhinweise zum Kreditrisikomanagement203
Risikomanagement im Unternehmen207
10. Grundlagen des Risikomanagements209
10.1 Risikomanagement und KonTraG209
10.2 Das Risikomanagementsystem212
10.2.1 Anforderungen an ein Risikomanagementsystem213
10.2.2 Der Risikomanagementprozess214
10.2.3 Elemente eines Risikomanagementsystems217
11. Risikoinventar und Risk Map218
11.1 Aufbau und Inhalt eines Risikoinventars219
11.2 Risikobereiche der Unternehmung219
11.3 Bestimmung der Risikorelevanz231
11.3.1 Das Absicherungsprofil231
11.3.2 Die Risk Map232
11.3.3 Die Risikobewertung234
11.3.4 Die Risikoaggregation235
11.4 Risikoberichterstattung238
12. Indikatorenbenchmarking und Frühwarnsystem240
12.1 Benchmarking241
12.1.1 Unternehmensindikatoren241
12.1.2 Aufbau eines Indikatorensystems242
12.2 Indikatorenkatalog und Indikatorenbenchmarking244
12.2.1 Die Wertschöpfungskette244
12.2.2 Auswahl der Indikatoren246
12.2.3 Auswertung des Indikatorenbenchmarkings248
12.2.4 Unternehmensindikatoren zum Benchmarking250
12.3 Indikatorengestütztes Frühwarnsystem253
12.3.1 Arten von Frühwarnsystemen254
12.3.2 Indikatorengestützte Früherkennung255
13. Soft Facts Scoring258
13.1 Erfolgsfaktorenforschung258
13.1.1 Empirische Ermittlung der relevanten Erfolgsfaktoren258
13.1.2 Theoriebasierte Vorgehensweise259
13.2 Erhebung der Soft Facts im Unternehmen260
13.2.1 Der Binnenbereich260
13.2.2 Die Rahmenbedingungen265
13.3 Beurteilung von Soft Facts266
13.3.1 Das Scoringmodell267
13.3.2 Beispiele für die Kriterienhinterlegung von Soft Facts271
13.4 Integration in die Risikoberichterstattung276
Literaturhinweise zum Risikomanagement im Unternehmen279
Anhang281
14. Rendite und Risiko283
14.1 Renditen und Wertpapierkurse als Zufallsgrößen283
14.1.1 Ex-post- versus Ex-ante-Renditen284
14.1.2 Die Rendite als diskrete Zufallsgröße284
14.1.3 Renditen und Wertpapierkurse als stetige Zufallsgrößen289
14.1.4 Ausfallorientierte Risikomaße294
14.2 Die Volatilität294
14.2.1 Unterjährige und kontinuierliche Verzinsung294
14.2.2 Diskret versus kontinuierlich berechnete Renditen295
14.2.3 Berechnung der Volatilität an Wertpapierbörsen297
14.3 Der Betakoeffizient301
14.3.1 Lineare Kleinste-Quadrate-Regression301
14.3.2 Berechnung des Betakoeffizienten an Wertpapierbörsen303
14.3.3 Der Korrelationskoeffizient305
14.4 Der Value at Risk308
14.4.1 Definition308
14.4.2 Berechnung über Parameter des Unternehmenserfolgs309
14.4.3 Berechnung über Parameter der Eigenkapitalrendite309
14.5 Die Ausfallwahrscheinlichkeit310
14.5.1 Berechnung311
14.5.2 Einflussgrößen311
14.6 Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Risikomaßen313
Literaturhinweise zum Anhang314
Abkürzungsverzeichnis325

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