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E-Book

Probleme mit Hunden lösen - aber richtig

Das Handbuch für Hundebesitzer

AutorSybille Ehlers
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl171 Seiten
ISBN9783656557746
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Fachbuch aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Psychologie - Tierpsychologie, , Sprache: Deutsch, Abstract: Viele Hundebesitzer träumen von einem wohlerzogenen Hund, der stets gehorsam folgt. Die Realität sieht allerdings oft anders aus - aber das ist kein Grund zur Panik. Mit einer positiven Einstellung und viel Geduld verbessern Sie auch das Problemverhalten Ihres Hundes. In diesem Buch gibt die Autorin Sybille Ehlers Ihnen hilfreiche Tipps für die Arbeit an problematischen Verhaltensweisen. Nachdem in den ersten Kapiteln Grundlagenwissen vermittelt wird, erhalten Sie detaillierte Anleitungen zum Aufbau der wichtigsten Signale für den Hund und lernen so, in Problemsituationen optimal zu reagieren.

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Leseprobe

2. Grundlagenwissen, ein Überblick


Jeder, der mit Hunden arbeitet, sollte über ein gewisses Grundlagenwissen verfügen.

Wenn Ihnen nicht bekannt ist, wie Hunde lernen und was Hunde motiviert, dann können Sie auch nicht effektiv mit Ihrem Hund trainieren. Meist beruht ein Training ohne Grundlagenwissen auf Angst, Zwang und Druck. Diese „Gesellen“ sind Gift für das Lernen und für Lernerfolge. Es ist besonders wichtig, zu wissen, wann und in welcher Form bereits Zwang ausgeübt wird – nicht jedem Menschen ist klar, dass schon ein Spritzer Wasser aus einer Wasserpistole und somit ein Erschrecken des Hundes einen sehr aversiven Reiz für den Hund darstellen kann.

Das Thema Strafe bzw. die Vermeidung von Strafreizen werde ich im Kapitel 2.3 detaillierter erklären, denn körperliche Strafen und Schreckreize sollten unbedingt vermieden werden.

In Kapitel 3 werde ich Ihnen eine ausführliche „Toolbox“, also eine Sammlung sinnvoller Signale für die Arbeit am Problemverhalten des Hundes vorstellen. Gleichzeitig möchte ich Ihnen einen Überblick über das Lernverhalten von Hunden sowie deren Motivation verschaffen und Ihnen erklären, weshalb Sie bestimmte Trainingsformen vermeiden sollten. Das Allerwichtigste für ein effektives und zeitgerechtes Training ist ein gut aufgebautes Marker- oder Brückensignal – Näheres hierzu im Kapitel 3, „Wichtige Signale und Verhaltensketten“.

Auf die allgemeinen Signale und Kommandos werde ich nicht näher eingehen, hierzu gibt es zahlreiche gute Bücher sowie viele gute Hundeschulen und Hundetrainer. Was Ihr Hund und Sie beherrschen sollten: Rückruf, Sitz, Platz, Bleiben sowie das Gehen an lockerer Leine.

Sollte im Bereich der Grundsignale und des Alltagstrainings bei Ihnen und Ihrem Hund noch Arbeitsbedarf bestehen, so empfehle ich Ihnen, die Basics in einer gewaltfrei arbeitenden Hundeschule im Gruppen- oder Einzeltraining zu erlernen oder mittels guter Literatur im Privaten zu trainieren. Die Grundsignale sind für das Arbeiten am Problemverhalten nicht essentiell, aber sie erleichtern den Alltag ungemein und können in die Übungsrituale mit eingebaut werden. Es lohnt sich!

2.1 Lernen bei Hunden


Das Thema Lernen bei Hunden füllt ganze Bücher, die Kognitionsforschung läuft auf Hochtouren und wir werden in naher Zukunft immer mehr erhellende Einblicke in die Köpfe unserer Hunde erhalten. Für das Arbeiten an problematischen Verhaltensweisen Ihres Hundes sollten Sie einen Überblick über die geistigen Möglichkeiten Ihres Hundes haben.

Es besteht die Möglichkeit, dass Hunde zu umfangreichem kognitivistischem Lernen in der Lage sind – vielleicht viel stärker, als wir es bislang annehmen. Leider sind wir Menschen bis heute nicht in der Lage, diese Art des Lernens beim Vierbeiner direkt und unter Nutzung der menschlichen Sprache fördern zu können – es fehlt schlicht die Möglichkeit der sprachlichen Kommunikation. Wir müssen deshalb einen Weg finden, unseren Hunden mitzuteilen, was wir von ihnen möchten, diese Verhaltensweisen dann unter Signal stellen und entsprechend abrufbar machen. Wir sollten also so kommunizieren, dass unsere Hunde problemlos lernen können.

Lernen ist eine Reaktion eines Lebewesens, die dazu führen soll, bestimmte Situationen so optimal wie möglich zu gestalten (also mit dem größten Nutzen für das Lebewesen) – es ist im engeren Sinne immer eine Anpassung an Gegebenheiten, die durch Verhalten und Verhaltensveränderungen erreicht wird. Tiere lernen nicht, um anderen zu gefallen, sondern immer nur für sich selbst – es geht also um den persönlichen Vorteil und den Erfolg des Verhaltens für das Lebewesen!

Lernen findet immer statt, in jedem Moment des Lebens – die Voraussetzungen sind bei den meisten Hunden gegeben: Gehirn, Augen, Ohren, Nase und andere Sinnesorgane sowie Muskulatur, um das Verhalten auszuführen. Wie wir Menschen lernen Hunde auch außerhalb gezielter Trainingssituationen, das Gehirn kennt kein „Standby“. Allerdings ist immer ein Wechsel zwischen Wiederholungen bzw. Anwendung in verschiedenen Situationen und Pausen notwendig, um die neuen Informationen zu speichern und auch zu verarbeiten. Nur so kann die Information aus dem Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis „rutschen“ und durch die Wiederholungen an unterschiedlichen Orten und Zeiten gefestigt werden.

Bedenken Sie bitte, dass ein Hund auf Signal immer nur das Verhalten zeigen kann, das Sie ihm beigebracht haben. Dass ein Hund sich so benimmt, wie wir es gerne hätten, ohne dass wir es ihn gelehrt haben, ist leider Wunschdenken. Hunde bleiben Hunde und können nur wie Hunde wahrnehmen und reagieren. Sie haben andere Prioritäten als Menschen, werden manchmal von scheinbar unwichtigen Reizen zutiefst verängstigt und reagieren darauf mit Verteidigung oder Flucht. Hunde können keine Gedanken lesen und wissen nicht, was in einer bestimmten Situation aus menschlicher Sicht erwünscht ist, wenn es nicht trainiert und in genau diesen Situationen geübt wurde. Noch öfter ist es sogar so, dass sich der Mensch keine genauen Gedanken darüber gemacht hat, welches Verhalten sein Hund in einer Situation zeigen soll. In der Arbeit höre ich häufig, wenn ich nach den persönlichen Trainingszielen des Hundebesitzers frage: „Er soll dieses Verhalten einfach nicht mehr zeigen!“ Damit ist es in der Regel nicht getan, denn das Alternativverhalten sollte genau definiert werden – sonst macht ein Training wenig Sinn.

Bitte halten Sie sich immer auch vor Augen, dass Hunde nicht über ein Sprachzentrum wie wir Menschen verfügen und dass Hunde kein Wortverständnis besitzen. Platt gesagt: Hunde können kein Deutsch – damit ist gemeint, dass Hunde unsere gesprochene Sprache nicht wie wir Menschen verstehen. Worte haben für Hunde primär keine Bedeutung. Jetzt werden Sie vermutlich denken, dass die Hunde doch Kommandos befolgen können – ja, aber diese einzelnen Signale werden (hoffentlich) sorgfältig konditioniert, sie sind mit einer Signalwirkung verbunden, vergleichbar mit einer roten Ampel für uns Menschen. Ein Wortverständnis selbst liegt nicht vor, es ist vielmehr eine Reiz-Reaktions- oder Reiz-Verhaltenskoppelung, die nur dann zum Erfolg für den Hund führt, wenn er das richtige Verhalten auf das Signal hin zeigt. Dies muss der Hund jedoch erst erlernen – er muss „Vokabeln büffeln“. Es hilft also nicht, den Hund mit Kommandos zu überfordern, wenn wir uns nicht die Zeit genommen haben, dem Hund beizubringen, was das Signalwort bedeutet bzw. welche Reaktion wir auf das Signalwort erwarten. Immer lauter zu werden oder Signalworte gar zu brüllen, sorgt lediglich für Angst und Stress beim Hund, was vermieden werden sollte.

Neurobiologisch kommt es im Gehirn bei Lernprozessen zu zahlreichen komplexen Verschaltungen zwischen Nervenzellen und Nervenbahnen sowie Kontaktstellen und zur Beteiligung von Gehirnbotenstoffen und Hormonen. Durch diesen Umbau von Strukturen findet Lernen statt.

 

Hunde lernen auf mehrere Arten:

2.1.1. Habituation/Gewöhnung


Wenn ein Reiz keine Folgen hat bzw. auf diesen Reiz keine Konsequenz folgt (egal, ob angenehm oder unangenehm), so wird sich der Hund an diesen Reiz gewöhnen und diesem speziellen Reiz keine weitere Beachtung schenken. Gewöhnung ist also ein stetes Nachlassen einer Antwort auf einen Reiz. Der (in diesem Falle nicht das Leben bedrohende) Reiz wird „überhört“ und dies hat keine weiteren Konsequenzen. Die Habituation ist reizspezifisch, d.h., die Gewöhnung findet nur an diesen einen Reiz statt.

Habituation entsteht meist auf unbelebte Umweltreize – würde der Hund jedes Mal auf das laufende Radio oder auf den laufenden Fernseher reagieren, käme es rasch zur Reizüberflutung. Auch wir Menschen sind an Umgebungsreize gewöhnt. Es wäre fatal, wenn jeder Reiz zu einer Wahrnehmung bzw. Reaktion führen würde – wir (und auch die Hunde) würden vermutlich verrückt werden. Deshalb ist Habituation gut und notwendig, sie ist eine Sparmaßnahme des Gehirns und findet ohne bewusste Wahrnehmung statt; sie ist durch den Hund selbst nicht zu steuern. Natürlich dürfen die Reize für eine Gewöhnung nicht allzu auffällig sein oder gar als bedrohlich wahrgenommen werden, zusätzlich müssen sie häufig und wiederholt präsentiert werden (im Idealfall unterhalb der Reaktionsschwelle).

Tücken der Habituation: Vorsicht, ein Hund kann sich auch an ständig wiederholte Kommandos gewöhnen: Wenn diese Kommandos zum stetigen Hintergrundgeräusch werden, ohne dass das entsprechende Verhalten oder eine Konsequenz folgt. Dieses Phänomen nennt man auch „erlernte Irrelevanz“. Prädestiniert hierfür ist der Rückruf.

Hunde sollten schon im frühen Welpenalter an alle Erfordernisse des Alltags gewöhnt werden.

2.1.2. Sensibilisierung/Sensitivierung/gesteigerte Reizempfindlichkeit


Bei einer Sensibilisierung kommt es nicht zu einer Gewöhnung an einen Reiz. Das Individuum hat diesen Reiz als bedrohlich oder gefährlich eingestuft – die Reizantwort wird verstärkt. Es kommt nicht zur Habituation, sondern meistens zu Angstreaktionen. In der Regel kann das Tier der angstbehafteten Situation nicht entfliehen. Auch zunächst ganz neutrale Reize (z. B. ein bestimmter Geruch, wie Citronelladuft) können in einer als äußerst unangenehm empfundenen oder Angst auslösenden Situation (z.B. bei Anwendung eines Citronella-Sprühhalsbandes) so verknüpft werden, dass sie zu übersteigerten Reizantworten führen. Dieser Prozess findet nicht willentlich statt und ist vom Hund selbst nicht zu beeinflussen. Meist liegen erhöhte Erregungslagen vor, so dass das...

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