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Qualitätsmanagement in Kindertageseinrichtungen. Grundlagen und Kriterien für Qualitätssicherung in der Elementarpädagogik

Effekte von Qualitätsmanagementsystemen auf Einrichtungen der Elementarpädagogik

AutorClaudia Degenhardt
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2004
Seitenanzahl137 Seiten
ISBN9783638294706
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Pädagogik - Kindergarten, Vorschule, frühkindl. Erziehung, Note: 2, , 61 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Qualitätsmanagement hat etwas mit Lebensgestaltung zu tun', so lautet das Zitat einer Leiterin aus einer der Kindertageseinrichtungen die zu der vorliegenden Arbeit befragt wurden. Die Art und Weise wie das Qualitätsmanagementsystem in der Einrichtung umgesetzt wurde, hat sich bei den Mitarbeiterinnen nicht nur auf die pädagogische Arbeit ausgewirkt sondern auch persönliche Veränderungen mit sich gebracht. Die Leiterin berichtete davon, dass es ihren Kolleginnen nicht mehr egal ist, 'wie etwas passiert', ein Bewusstsein für reflektiertes Vorgehen wurde geweckt. Angeregt wurde dieses Gespräch durch eine Veröffentlichung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Im Rahmen der Qualitätsdebatte wurde ein Diskussionspapier veröffentlicht, das sich mit Qualitätssicherung in Kindertageseinrichtungen befasst. Die AutorInnen entwickelten 8 Kriterien, die als Grundlage für eine Diskussion um Qualitätssicherung in der Elementarpädagogik dienen sollen. Lesen Sie im Folgenden die Ergebnisse einer ExpertInnenbefragung und sehen Sie, welche Erfahrungen einige Kindertageseinrichtungen mit Qualitätsmanagementsystemen gemacht haben.

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Leseprobe

III. Qualitätsmanagement in Kindertageseinrichtungen


 

1. Definition Kindertageseinrichtung


 

Der häufig verwendete Begriff der Kindertageseinrichtung ist nicht korrekt. Fachlich richtig ausgedrückt müsste es heißen: Tageseinrichtung für Kinder. Der einfacheren Schreibwesen wegen wurde und wird im vorliegenden Text jedoch der zusammengesetzte Begriff Kindertageseinrichtung benutzt.

 

Definiert wird Kindertageseinrichtung als „Oberbegriff für verschiedene Arten von Einrichtungen, in denen sich Kinder für einen Teil des Tages aufhalten.“[123] Darunter fallen

 

1. Halbtageskindergärten (Öffnungszeiten vor- oder nachmittags)

2. Regelkindergärten (Öffnungszeiten vor- und nachmittags mehrere Stunden)

3. Kindergärten mit verlängerten Öffnungszeiten (Öffnungszeiten von ununterbrochen sechs Stunden)

4. Integrative Kindergärten (gemischte Gruppen von Kindern mit und ohne Behinderung)

5. Mischkindergärten (Kinder können sowohl halbtags wie auch ganztägig die Einrichtung besuchen)

6. Ganztageskindergärten (Öffnungszeiten ganztägig).

 

Die Kindertageseinrichtung ist vor einigen Jahren in den politischen Mittelpunkt gerückt.

 

Seit dem 01. August 1996 gibt es den rechtlich festgelegten Anspruch auf einen Kindergartenplatz für jedes Kind zwischen 3 und 6 Jahren.[124] So steht in § 24 SBG VIII:[125]

 

„Ein Kind hat vom vollendeten dritten Lebensjahr bis zum Schuleintritt Anspruch auf den Besuch eines Kindergartens. Für Kinder im Alter unter drei Jahren und für Kinder im schulpflichtigen Alter sind nach Bedarf Plätze in Tageseinrichtungen vorzuhalten…“.[126] So haben rechtlich gesehen alle Kinder zwischen 3 und 6 einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz. Für ältere und jüngere Kinder schreibt der Paragraph lediglich vor, dass bei Bedarf zwar Plätze vorhanden sein sollen, die Umsetzung erweist sich für die Einrichtungen sowohl aus finanziellen wie auch aus organisatorischen Gründen als sehr schwierig.

 

Sinn und Ziel dieser Kindertageseinrichtungen soll sein, „die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“[127] (§22 SBG VIII, Abs. 1) zu fördern und dies durch „Betreuung, Bildung und Erziehung“[128] (§ 22 SBG VIII, Abs. 2) umzusetzen. Dabei sollen neben den Bedürfnissen des Kindes auch die der Familie berücksichtigt werden und in das Leistungsangebot mit einfließen. Die Kindertageseinrichtung wird zur familienergänzenden Institution.

 

Kinder verbringen einen großen Teil ihrer Zeit in Kindertageseinrichtungen und häufig ist dies der einzige Ort, an welchem sie eine Förderung erhalten, die ihrem Entwicklungsstand entspricht. Eltern können oder wollen dies nicht mehr übernehmen, sei es aus Zeitgründen oder häufig auch aus einer Unsicherheit heraus, welchen Erziehungsstil sie anwenden sollen.[129] Und die Zahl der „Ein-Kind-Familien“ nimmt immer mehr zu, so dass der Kindertageseinrichtung zusätzlich noch die Aufgabe zuteil wird, ein Übungsfeld für den Umgang mit anderen Kindern zu sein. Die ersten Sozialbeziehungen werden hier gepflegt, Gruppenerfahrungen gewonnen und grundlegende Kompetenzen werden erworben.[130] Die Bedeutung der Kindertageseinrichtung hat sich verändert! Kindertageseinrichtungen müssen erkennen, dass sie nicht mehr nur betreuende Institution sind, sie müssen sich zu „Forschungsinstitutionen entwickeln“[131], die sich mit den veränderten Lebensbedingungen der Kinder auseinandersetzen und sich ständig anpassen. Damit verändert sich der Stellenwert der Kindertageseinrichtung und die Einrichtungen müssen sich dessen bewusst werden.

 

Aber auch die Ergebnisse der PISA-Studie führten zu Diskussionen und Veränderungen im Bereich der Kindertageseinrichtungen. Die Bedeutung der elementarpädagogischen Einrichtungen scheint gewachsen zu sein. Nach den schlechten Ergebnissen in der „Lesekompetenz“[132], sprich im sprachlichen Bereich, wurden beispielsweise Rufe nach Spracherziehung laut. Die Veränderungen in den Grundschulen dahingehend, dass bereits ab der ersten Klasse spielerisch erste Erfahrungen mit einer Fremdsprache gemacht werden, fordern ein Umdenken in den Einrichtungen, die ihre Kinder auf die Schulzeit vorbereiten sollen und wollen. Die Kinder müssen auf diese veränderten schulischen Bedingungen vorbereitet werden. Und in den Stadtteilen, in welchen Kinder mehrerer Nationalitäten die Kindertageseinrichtung besuchen, kooperieren die Mitarbeiter derselben mit Logopäden oder haben sich solche sogar in die Einrichtung geholt, damit die Kinder entsprechend gefördert werden[133].

 

2. Qualitätsmanagement in Kindertageseinrichtungen


 

2.1) Kindheit in Deutschland


 

Es ist allgemein bekannt, dass Kindheit heute und früher nicht mehr miteinander verglichen werden kann. Zu groß sind die Unterschiede. Bei der heutigen Kindheit handelt es sich um „einen historischen Prozess, in dessen Verlauf sich die Lebensgemeinschaft, das ungetrennte Zusammen von Erwachsenen und Kindern, immer mehr auflöst.“[134] Was früher mit einem abschätzenden Blick bewertet wurde, ist heute zu einem normalen Bild geworden: die Ein-Eltern-Familie. Die Entwicklung unserer Gesellschaft, unser technischer Fortschritt verläuft in einer Geschwindigkeit, der Kinder nicht folgen können. Sie sind daher darauf angewiesen, dass ihr Lebensraum gesichert wird. Dies bedeutet, dass Erwachsene dafür Sorge tragen müssen, den Aktivitäts-, Lern- und Orientierungsbedürfnissen der Kinder ein entsprechendes Feld zu geben.[135] Denn Kindheit bedeutet nicht, dass sie „in ihrer inneren Qualität nur ein Projekt und eine abgeleitete Größe objektiver gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse ist, sondern eine Größe, die immer auch bestimmt ist durch die Form und Auseinandersetzung der Kinder mit ihrer Situation.“[136] Kinder sollen und dürfen daher nicht als leere Wesen oder kleine Erwachsene gesehen werden, vielmehr müssen sie als selbstständige Persönlichkeiten angesehen werden, die sich in Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrer Umwelt entwickeln. Dazu benötigen sie jedoch das entsprechende Feld, in welchem sie diesen Prozess eigenständig durchführen können.

 

Auch die gesellschaftlichen Veränderungen verlangen, dass die Entwicklung der Kinder unter anderen Einflüssen verläuft. Es stellt sich die Frage, welche Kompetenzen den Kindern vermittelt werden müssen, damit sie auf die zukünftigen Anforderungen gut vorbereitet sind.[137] Die Antwort auf diese Frage lässt sich mit Sicherheit nicht in einen Satz packen, dies soll an dieser Stelle auch nicht versucht werden! Mit dieser kurzen Darstellung der heutigen Kindheit soll lediglich verdeutlicht werden, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit den veränderten Bedingungen ist, um den neuen Bedürfnissen die sich aus den Veränderungen ergeben haben, noch gerecht werden zu können.

 

Es ist dies ein Versuch, neben finanziellen Gründen weitere Argumente dafür zu finden, warum die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems für eine Kindertageseinrichtung von großer Bedeutung sein kann.

 

2.2) Finanzielle Gründe


 

Es waren zunächst überwiegend finanzielle Aspekte, die eine Rolle bei der Einführung der Qualitätsdebatte in Kindertageseinrichtungen spielten. Auch hier standen die Ressourcen nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung. Neue Steuerungsmodelle wurden entwickelt, die dazu führten, dass die bisherige Trennung von Verantwortlichkeiten aufgehoben, und Finanz- und Fachverantwortung zusammengelegt, wurden. Daraus resultierte, dass Zielsetzungen und Leitvorstellungen formuliert, Prioritäten gesetzt und Kontrollsysteme geschaffen werden mussten. Qualitätsmanagementsysteme umfassen diese Aktivitäten und so wurden Forderungen danach laut.[138] Effektivität und Effizienz hielten Einzug in die Diskussionen.

 

Aber auch aus den Reihen der Kindertageseinrichtungen kamen Impulse und Initiativen. Das eigene Handeln wurde kritisch hinterfragt und mangelnde Ergebnisse über die Wirksamkeit der eingesetzten Methoden führten zu einem Bedürfnis, die eigene Profession fassbarer zu machen. Es wurden Mängel in der Berücksichtigung der Biographie von Kindern und Jugendlichen erkannt, ebenso wie fehlende Kontinuität im pädagogischen Erziehungsprozess. Hier traf die Qualitätsdebatte auf fruchtbaren Boden, denn mit der Einführung eines Qualitätsmanagementsystems konnte dieser Unzufriedenheit entgegengewirkt werden.[139]

 

Neben den finanziellen Gründen und dem Bedürfnis nach mehr Professionalität war die „Neufassung der Finanzierungsregelung“ im Gesetz, mit den §§ 77 und 78 a-g im Kinder-...

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