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Schönheitsideale im Wandel der Zeit und ihr Zusammenhang mit Essstörungen

Präventionsmaßnahmen und Aspekte der Gesundheitsförderung

AutorCarolin Licht, Susann Grösch/Freudenthal
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl139 Seiten
ISBN9783640346172
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,0, Hochschule Fulda, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Phänomen Essstörung stellt den Mittelpunkt unserer Arbeit dar. Wir möchten unser Hauptaugenmerk auf den gesellschaftstheoretischen Kontext beziehungsweise die Rolle der Frauen in der sogenannten westlichen zivilisierten und industrialisierten Welt legen. Folgende Fragen haben sich für uns ergeben, die wir versuchen wollen zu klären: Woran liegt es, dass hauptsächlich Frauen an einer Essstörung erkranken? Welche Einflüsse haben TV-Sendungen wie 'Germany's Next Topmodel' oder 'Besser Essen' auf unsere Gesellschaft? Zunächst möchten wir einen kleinen historischen Einblick in das sich wandelnde Schönheitsideal innerhalb der Gesellschaft geben. Die unterschiedlichen Formen der Essstörungen sowie eine Krankheitsbeschreibung von Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Adipositas, Binge-Eating-Disorder und den verschiedenen Unterformen sollen anschließend näher betrachtet werden. Hierzu gehört auch die psychische Befindlichkeit des einzelnen Menschen, deren Einfluss sich auch auf unser Bewegungsverhalten auswirkt. In Kapitel 3 werden 'Mögliche Ursachen bzw. Faktoren von Essstörungen' dargestellt. Hierzu betrachten wir die biologisch-genetischen Faktoren, die psychologischen Komponenten, den familiären Einfluss, sowie die soziokulturellen und gesellschaftspolitischen Einflusskomponenten. Hier wird sich zeigen, dass es nicht nur eine einzige Ursache für essgestörtes Verhalten gibt, sondern dass viele verschiedene individuelle Faktoren bei der Entstehung von Essstörungen beteiligt sein können. Im darauf folgenden Kapitel beschäftigen wir uns mit den gängigsten Behandlungsansätzen, deren Zielen und Erfolgen. Diese werden häufig miteinander kombiniert, um die Chancen auf Heilung zu erhöhen. Hier zeigt sich auch, dass es aufgrund der verschiedenen Entstehungsfaktoren und Hintergründe der Betroffenen keine einheitlichen Therapiemaßnahmen gibt. Der fünfte Teil der Arbeit bezieht sich auf Möglichkeiten der Prävention von Essstörungen. Es werden anderem eigene Überlegungen zu primären Präventionen aufgezeigt und deren Umsetzungsmöglichkeiten im Alltag. Eine Überlegung zu dieser Problematik wäre die allgemeine Einführung bzw. Weiterentwicklung von Ganztagsschulen, mit bereits integrierten Präventionsmaßnahmen. Anschließend möchten wir noch einmal kurz auf gesundheitsfördernde Aspekte in der Prävention, mit Hilfe von progressiven Muskelentspannung und autogenem Training, eingehen.

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Leseprobe

2. Essstörungen – eine Einführung – körperliche und medizinische Folgen


 

In der westlichen Gesellschaft ist es möglich aus einem großen Angebot von Lebensmittel zu wählen.

 

Trotz der allgegenwärtigen Ernährungstipps weicht das Essverhalten von Erwachsenen und Kindern oftmals von dem Empfohlenen ab.

 

Vielmals wird zu schnell, zu falschen Zeiten, zu viel gegessen oder gar nicht auf die Ernährung geachtet.

 

Jedoch ist das oft kritisierte Essverhalten unserer Gesellschaft nicht zwangsläufig ein Kriterium für Essstörungen.[62]

 

Vielmehr spielen das Schlankheitsideal, die Persönlichkeit der Betroffenen und das gesellschaftliche Umfeld eine große Rolle. Meistens sind es verschiedene Einflüsse, die bei der Entstehung von Essstörungen zusammenwirken.[63]

 

Abwertende Bemerkungen über die Figur der Betreffenden oder Diäten stellen meist einen Einstieg in das Krankheitsbild dar.

 

„Ich bin zu dick.“ Dieser Satz ist für viele oft der Anfang einer langen „Diätkarriere“, die in einer Essstörung enden kann. Menschen mit Essstörungen nehmen sich selbst nicht mehr richtig wahr.[64]

 

Das Essen bzw. Nicht-Essen kann durchaus zu einem Ersatz und/oder einer Entlastung von unangenehmen Gefühlen wie Kränkungen, Einsamkeit, Stress, etc. werden.[65]

 

Essgestörte Menschen sind mehr oder weniger intensiv damit beschäftigt, ihre Nahrungsaufnahme zu regulieren und zu kontrollieren.

 

Die persönlichen Idealvorstellungen von einem perfekten Körper, der Schönheit, der immer mehr Bedeutung beigemessen wird und die wechselnden gesellschaftlichen Normen und Werte sind oftmals ein Kriterium für die Entstehung von krankhaftem Essverhalten.[66]

 

Essstörungen sind oft die Folge einer hohen Außenreizabhängigkeit. In den Medien sind praktisch nur superdünne, meist krankhaft untergewichtige Menschen erfolgreich. Männer müssen scheinbar einen Waschbrettbauch haben und Frauen sind in den Medien cellulite- und bauchfrei, haben aber große Brüste und eine schmale Taille.[67]

 

Die Essstörungen sind keine schlechten Angewohnheiten, sondern schwerwiegende psychosomatische Verhaltensstörungen mit einem ausgeprägten Suchtcharakter.

 

Für die Betroffenen gibt es typische Suchtmechanismen die eine zentrale Rolle spielen: z.B. gedankliche Zentrieren auf das Essen bzw. das Nicht-Essen und der Kontrollverlust.[68]

 

Für die Diagnose von psychischen Erkrankungen (Essstörungen) ist es wichtig, dass die einheitlichen Merkmale dieser Erkrankungen geklärt und festgehalten sind.

 

Um die Beschreibung und Interpretation psychischer Störungen weltweit zu vereinheitlichen, gibt es Diagnose- bzw. Klassifikationssysteme. Momentan gibt es zwei dieser Systeme.

 

Zum einen das Klassifikationsschema der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ,,International Classification of Diseases" (ICD), das alle Krankheiten, die es gibt umfasst und zum Anderen das von der Amerikanischen Psychiatriegesellschaft erarbeitete ,,Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders" (DSM), das sich auf psychische Störungen beschränkt.

 

In beiden Systemen sind die verschiedenen Essstörungen in vergleichbarer Weise, mit einigen Unterschieden, definiert.

 

In Deutschland allerdings wird vorwiegend nach den Richtlinien der WHO gehandelt und diagnostiziert.[69]

 

Die Betroffenen selbst erkennen nicht, oder erst spät, dass sie ein gestörtes Essverhalten haben, da der Übergang zu diesem meist schleichend verläuft.

 

Nicht immer lassen sich die Erscheinungsformen dieser einzelnen Störungen scharf voneinander abgrenzen. Es ist oftmals so, dass die Übergänge fließend erscheinen und bei vielen Patienten tritt eine Mischung der Symptome auf.[70]

 

Ungefähr 95% der an Bulimie und/oder Magersucht erkrankten Personen sind weiblich und im Alter zwischen 14 – 35 Jahren. Jedoch ist die Zahl der männlich Betroffenen in den letzten Jahren immer mehr ansteigend.[71]

 

Die Begriffe „Normal- und Idealgewicht“ spielen schon seit vielen Jahrzehnten eine sehr große Rolle.

 

Lange Zeit richtete man sich nach der Formel: Körpergröße in Zentimetern minus 100, um sein Normalgewicht in Kilogramm zu ermitteln. Diese Methode, bei der das Gewicht zur Größe ins Verhältnis gesetzt wird, geht auf den französischen Chirurgen Pierre Paul Broca (1824-1880) zurück und galt bis weit in die achtziger Jahre als das Maß aller Dinge.

 

Für das „Idealgewicht“ hatten Frauen nochmals 15 Prozent, Männer 10 Prozent abzuziehen.[72]

 

Der daraus resultierende Diätstress und Schlankheitswahn veranlasste Ärzte und Ernährungsberater zum Handeln und der Begriff „Idealgewicht“ wurde 1982 abgelöst. Es entstand das „Wohlfühlgewicht“.

 

Dieses liegt im Bereich von plus/minus zehn Prozent um das Normalgewicht von Broca herum und bezeichnet die Körperfülle, bei der sich ein Mensch individuell wohl fühlt, sich attraktiv findet und dabei fit und gesund ist.

 

Die Broca-Formel ist heute also nicht mehr aktuell. Sie greift zwar im Durchschnittsbereich, erfasst jedoch die menschlichen Extreme nicht. Sie liefert keine brauchbaren Ergebnisse für einige Ausnahmefälle, wie z.B. Erwachsene die nicht größer als 1,50 Meter sind. Ebenso bei großen Menschen (über 1,90 Meter) und muskulösen Leistungssportlern versagte die Allzweckformel früherer Zeiten.[73]

 

Als Bewertungsmaßstab zur Beurteilung des Körpergewichts in der heutigen Zeit wird eine neue, in den USA entwickelte, Formel verwendet. Der „Body-Mass-Index“ kurz BMI. Er ist zwar nicht so leicht zu berechnen wie die Broca-Formel, liefert jedoch Ergebnisse, die auf alle Erwachsenen zutreffen. Auch das Alter spielt eine Rolle bei der Beurteilung des Body-Maß-Index. Der optimale BMI-Bereich bei jüngeren Menschen liegt niedriger (20-24), während Senioren einen größeren Spielraum haben.[74]

 

Und so wird er errechnet:

 

 

Aus der unten folgenden Tabelle lässt sich erkennen, welcher

 

BMI dem Untergewicht, Normal- und Übergewicht entspricht.

 

 

Abb.1

 

Beispiel:

 

Ein Mann ist 1,86 Meter groß und wiegt 78 Kilogramm

 

Nach der Formel ergibt sich ein BMI von 22,5. Damit liegt sein BMI in der Mitte des Toleranzbereichs, der als gesundheitlich optimal gilt.

 

Die Gewichtsspanne ist als eine Empfehlung anzusehen und es ist nicht sinnvoll sein Gewicht nur danach auszulegen.

 

Wichtiger und realistischer ist es die Gewichtsfrage individuell zu bewerten und zu lösen. Es ist entscheidender harmonische Körperproportionen zu erreichen, als irgendwelchen Wiegeergebnissen hinterher zu hungern.

 

Denn der Kampf gegen die Pfunde kann im Extremfall auch zu schweren Störungen des Essverhaltens führen.[75]

 

2.1. Essstörungen – eine Sucht?


 

Die beiden Begriffe „Magersucht“ und „Ess-Brech-Sucht“ lassen vermuten, dass es sich bei diesen Störungen um eine Sucht handelt.

 

Hierzu sollte man jedoch am Anfang versuchen zu klären, was im Allgemeinen unter dem Begriff „Sucht“ verstanden wird.

 

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Begriff „Sucht“ 1957 folgendermaßen definiert:

 

Sucht ist „ein Zustand der periodischen oder chronischen, durch den Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge hervorgerufenen Vergiftung, die dem Betroffenen und der Gemeinschaft schadet“.[76]

 

Nichtsdestotrotz, dass der Begriff „Sucht“ nicht von „suchen“ kommt, steht psychologisch hinter einer Sucht immer eine Suche der betroffenen Menschen, nach sozialen Beziehungen (Liebe, Kontakt, Glück) und der persönlichen Entwicklung etc. Dieser Weg bleibt oftmals jedoch auf die Dauer erfolglos.

 

Im Allgemeinen handelt es sich bei einer Sucht um eine Ersatzhandlung, bei der die geistige und emotionale Energie auf die Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Suchtmittel...

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