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Tagesbetreuung im Wandel

Das Familienzentrum als Zukunftsmodell

AutorGregor Hensen, Stephan Rietmann
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl296 Seiten
ISBN9783531909196
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis22,99 EUR
Familienzentren erbringen integrative Dienstleistungen für Kinder und Familien, indem sie die Funktionen der Betreuung, Bildung und Beratung verbinden. Die Konzeption und Organisation eines Familienzentrums stellt sich als Gestaltungsaufgabe dar, mit der vielfältige Chancen, Herausforderungen und Probleme verbunden sind. In diesem Sammelband betrachten Fachleute aus Wissenschaft und Praxis das Zukunftsmodell Familienzentrum unter anderem aus erziehungswissenschaftlicher, entwicklungspsychologischer und organisationswissenschaftlicher Perspektive.

Dr. Stephan Rietmann ist Diplom-Psychologe und leitet die Psychologische Beratungsstelle des Caritasverbandes Borken.
Gregor Hensen ist Erziehungswissenschaftler und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Münster tätig.

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Leseprobe
Mensch im Zentrum (S. 263-264)

Die Niederlande als Vorbild für Kompetenzlernen und persönliche Entwicklung von Erziehern und Pädagogen in Deutschland?

Gerda Anna Ribbert

„Die Dinge, die wir lernen müssen, um sie zu tun, lernen wir, indem wir sie tun." (Aristoteles)

Der geforderte Wandel der Tagesbetreuung in Deutschland schlägt sich in diversen familienpolitischen Maßnahmen nieder: steigende Zahl der Familienzentren in Nordrhein Westfalen, ganztägige, zuverlässige Schule, eine größere Vielfalt im Angebot an Ganztagsschulen, Horten, Ganztagskindergärten, Tagesmütter etc. Diese Angebote schaffen einen verbesserten Rahmen. Die Qualität und Nachhaltigkeit dieses Angebotes wird dabei durch die beteiligten Menschen bestimmt, die sich hier begegnen.

Um eine verbesserte Qualität der Betreuung zu gewährleisten, sollte die Schaffung von Rahmenbedingungen auch die Qualifikation der pädagogisch tätigen Menschen beinhalten. Es ist vor allem eine verbesserte Ausbildung der Erzieher und Pädagogen nötig, denn Betreuung. Bildung und Beratung in einem Familienzentrum sind in erster Linie personenbezogene Dienstleistungen. Hierzu werden in Deutschland zwar Reformpläne diskutiert, ihre Umsetzung allerdings lässt in zu vielen Teilen auf sich warten. In diesem Beitrag wird das niederländische Ausbildungsmodell für Kompetenzlernen vorgestellt, dessen Ansatz auch für Familienzentren interessant sein könnte.

1 Der Blick in die Gegenwart

Aristoteles Satz lässt sich nicht nur auf eine zentrale Qualität des Kompetenzlernens unserer niederländischen Nachbarn, sondern auch auf die neueste deutsche Familienpolitik übertragen: Mit der Erweiterung des Angebotes von Tagesbetreuung, z.B. durch die Gründung von Familienzentren gestaltet Nordrhein Westfalen einen Politikbereich, der für die Zukunft der Gesellschaft und der in ihr lebenden Menschen von zentraler Bedeutung ist. Junge Menschen, die „menschliche" Fähigkeiten nicht in ausreichendem Maß entwickeln, können nur eine ebenfalls schlecht gerüstete nachfolgende Generation erziehen. Deshalb ist gelingende Sozialisation Keimzelle und Kernbereich für zukünftiges Zusammenleben. Umfassende familien- und bildungspolitische Maßnahmen sollen das Heranwachsen einer neuen, wissenden und eigenverantwortlich handelnden Generation möglich machen.

Dies beinhaltet auch die Erfordernis einer erhöhten gesellschaftlichen Wertschätzung erzieherischer und ausbildender Tätigkeiten. Eine angemessene gesellschaftliche Neubewertung pädagogischer Tätigkeit könnte für die Berufsgruppe der Erzieher und Pädagogen bereits zu Beginn der beruflichen Laufbahn in einer neu zu gestaltenden Ausbildung bestehen. Neben modernen Arbeitstechniken sollten dabei ganz besonders persönliche Stärken und Schwächen in den Fokus gestellt werden. Pädagogische Qualifikation, so die These dieses Beitrages, beruht im Kern auf der Entwicklung des Menschen, der pädagogisch handelt. Einen möglichen und für die aktuelle Diskussion um Familienzentren interessanten Weg in diese Richtung haben unsere Nachbarn bereits beschritten, so dass wir auch hierzulande von ihren Erfahrungen einer vereinheitlichten und modernen Ausbildungsqualifikation profitieren können.

Die in der öffentlichen Diskussion vielfach geforderte Akademisierung der Elementarerzieher in Deutschland könnte von den Erfahrungen des gut funktionierenden Modells in den Niederlanden profitieren. Den Studenten werden Kompetenzen vermittelt, die ihnen neue Wege eröffnen, sich selbst und die Menschen mit denen sie arbeiten als „menschliche Profis bzw. Profis fürs Menschsein" zu begegnen. Entwicklung, Erziehung und insbesondere Kommunikationsmöglichkeiten und -fähigkeiten werden sozusagen am „eigenen Leib erfahren". Die persönliche Entwicklung der Sozialpädagogen wird ebenso wichtig bewertet, wie der Kenntniserwerb in den verschiedensten Unterrichtsfächern.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Einleitung10
I Ausgangslage und Herausforderungen15
Über (die Illusion der) Betreuungsalternativen und den Preis der Freiheit16
1 Einleitung: Was Psychologen mit Fußballtrainern gemeinsam haben16
2 Die kindliche Perspektive oder: Zur Gegenwart unserer Vergangenheit19
3 Die elterliche Perspektive oder: Das Leben als Anpassungsstrategie21
4 Folgerungen30
5 Fazit: Investieren statt psychologisieren33
Literatur35
Das interdisziplinäre Paradigma40
Einleitung40
Vernetzte Entwicklung und Entwicklung von Vernetzung40
Probleme interdisziplinärer Zusammenarbeit42
Familien und interdisziplinäre fachliche Systeme45
Psychologische Aspekte im Umgang mit heterogenen Akteursgruppen46
Familienzentrum als selbstorganisierter Prozess47
Professionelle Anforderungen interdisziplinärer Netzwerke48
Relevante Faktoren zur Gestaltung interdisziplinärer Zusammenarbeit51
Systemisch-interdisziplinärer Qualifizierungsbedarf55
Fazit: Chancen integrierter interdisziplinärer Dienstleistungen56
Literatur57
Zauberwort Vernetzung?60
1 Grundlagen von Kooperation und Vernetzung61
2 Besonderheiten von Familienzentren in Nordrhein-Westfalen63
3 Strukturelle Voraussetzungen von Familienzentren als spezifische Vernetzungsanforderungen65
Literatur68
Frühe Förderung und Bildung von Kindern70
1 Einführung70
2 Frühe Förderung und Bildung von Kindern – sozialpädagogische Anknüpfungspunkte72
3 Bildungsprozesse aus sozialpädagogischer Sicht73
4 Familienzentren: Konzeptionelle und organisatorische Korrespondenzen zu den Merkmalen sozialpädagogischer Bildungsarbeit85
Literatur87
Aufwachsen in Benachteiligung: Kinder und Jugendliche in Armutslagen90
1 Was bedeutet das Konzept der Lebenslagen für benachteiligte Kinder und Jugendliche?92
2 Was bedeutet das Lebenslagenkonzept für die Arbeit in Kindertageseinrichtungen?93
3 Kinderarmut ist Realität in Kindertageseinrichtungen94
Äußere Faktoren sind nur ein Hinweis auf Kinderarmut (nicht eindeutig):94
Die Eltern in Armutslagen verändern ihr Kontakt- und Sozialverhalten95
Kinderarmut aus familiensystemischer Sicht96
Die Armutsproblematik führt zu einer Unterversorgung im materiellen Bereich.96
Armut aus entwicklungspsychologischer Sicht97
4 Kinderarmut hat Auswirkungen auf die Struktur der Kindertagesstätte und die pädagogische Arbeit98
Literatur:99
II Grundlagen und Bausteine für einen Wandel101
Qualitätsentwicklung und Qualitätssteuerung in Familienzentren102
1 Qualitätskonzepte in der Kindertagesbetreuung – Eine Einführung102
2 Das Gütesiegel „Familienzentrum NRW“ als konzeptgebundener Ansatz111
Literatur119
Vernetzung von Kindertageseinrichtungen mit psychosozialen Diensten122
1 Ziele der Vernetzung124
2 Formen der Vernetzung126
3 Methoden der Vernetzung127
Literatur133
Gesundheitsförderung und Prävention in der Tagesbetreuung134
1 Ausgangslage134
2 Gesundheit von Kindern als soziale Aufgabe135
3 Zur gesundheitlichen Situation im Kindesalter137
4 Das Konzept Gesundheitsförderung141
5 Gesundheitsförderung im Familienzentrum146
Literatur150
Interkulturelle Öffnung im Familienzentrum154
1 Die Chance des Anfangs nutzen154
2 Entwicklung von Kindertageseinrichtungen zu integrierten Dienstleistungszentren156
3 Bedeutung von Akkulturationsprozessen157
4 Haupttypen der Akkulturation158
5 Strukturelle Integrationshürden und Migrationsgeschichte159
6 Familien und Migrationsanforderungen161
7 Interkulturelle Öffnung im Familienzentrum – Das Projekt und der Projektkontext162
8 Projektmodule und Arbeitsschritte164
9 Ausblick167
Literatur168
Von der Betreuungseinrichtung zum Familienzentrum170
1 Überblick170
2 Herausforderungen im Wandel zum Familienzentrum170
3 Coaching als Veränderungsbegleitung179
4 Fazit181
Literatur181
Netzwerkmanagement im Familienzentrum184
1 Wozu Netzwerke für Familienzentren? – Zielsetzung185
2 Was hilft Ihnen bei der Initiierung eines Netzwerks? – Planung189
3 Wie können Sie ein Netzwerk koordinieren? - Umsetzung195
4 Wann ist Ihr Netzwerk erfolgreich? – Kontrolle und Evaluation197
5 Schlussbemerkung201
Literatur201
Individuell Motivieren204
1 Motivation von Mitarbeitern entsteht durch Person-Job-Passung204
2 „Flow“207
3 Job Charakteristika209
4 Das Entwicklungsquadrat210
5 Verstand versus Gefühl213
6 Vier kognitive Systeme der Motivation215
7 Persönlichkeit und Kompetenz217
8 Zusammenfassung219
Literatur220
III Praxis, Modelle und professionelle Entwicklung223
Entwicklungsnetzwerk – Ein Baustein auf dem Weg zum Familienzentrum224
1 Entwicklungsbeobachtung als wichtige Aufgabe eines Familienzentrums224
2 Beratungsstellen als Partner von Familienzentren bei Beobachtung und Vernetzung225
3 Das BEN-Projekt in Borken226
4 Entwicklungsnetzwerk und das Landesprojekt Familienzentren234
Literatur235
Early Excellence: Modell einer Integration von Praxis- Forschung- Ausbildung238
1 Zum Konzept der Early Excellence Centres239
2 Wirkungsforschung242
3 Integration von Praxisentwicklung, Ausbildung und Forschung243
4 Transfer auf alle Einrichtungen des PFH245
5 Die Frage der fach-politischen Umsetzung250
Literatur251
Transforming early years provision in England252
Introduction252
Choice for parents: the childcare market253
Sure Start Local Programmes – a community-based approach257
The important role of Health and the Third Sector258
Health-led parenting259
Early identification of at risk groups259
Remaining challenges261
References262
Mensch im Zentrum264
1 Der Blick in die Gegenwart264
2 Der Blick in die Niederlande265
3 Der Blick auf das Nachahmenswerte274
4 Der Blick in die Zukunft275
Literatur277
Familienzentren in Nordrhein-Westfalen278
1 Einleitung278
2 Das Landesprojekt „Familienzentrum NRW“279
3 Aufgaben des Projektmanagements während der Pilotphase288
4 Coaching der Piloteinrichtungen289
5 Ausblick290
Literatur292
Zu den Autorinnen und Autoren294

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