Sie sind hier
E-Book

Termingeschäfte im Steuerrecht

Optionsgeschäfte und Futures steuerrechtlich beraten und einordnen

AutorJoachim Dahm, Rolfjosef Hamacher
VerlagGabler Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl147 Seiten
ISBN9783834987228
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
In den letzten Jahrzehnten haben Derivate in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewonnen, zunächst in Form sog. OTC-Geschäfte. Beschleunigt wurde dies durch die Anfang der 1990er Jahre gegründete Deutsche Terminbörse, die heutige EUREX, an der diverse Arten von Finanztermingeschäften abgeschlossen werden können. Weitere Terminbörsen folgten, z.B. die Warenterminbörse WTB in Hannover und die Strombörse EEX in Leipzig. Unter dem Begriff 'Derivate' verbirgt sich eine Vielzahl von Geschäften unterschiedlicher Ausprägung, die häufig durch eine hohe Komplexität ausgezeichnet sind. Die damit einhergehende Unsicherheit findet sich auch im Steuerrecht, da die ertragsteuerliche Behandlung beim Anleger und die umsatzsteuerrechtliche Qualifizierung der Instrumente lange Zeit nicht eindeutig geklärt waren - und dies teilweise noch heute sind.

Die Autoren sind Partner in der Axer Partnerschaft in Köln:
RA Joachim Dahm war Leiter in der Steuerabteilung eines im MDAX notierten Spezialkreditinstituts sowie Mitglied in verschiedenen Gremien des Bundesverbands deutscher Banken e.V.
RA / FAStR Rolfjosef Hamacher war vor seinem Eintritt Partner in einer der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und langjährig Direktor beim Bundesverband deutscher Banken e.V.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

§ 2 Umsatzsteuer (S. 75-76)

A. Die Einordnung der Termingeschäfte im Umsatzsteuersystem

I. Historie der Umsatzbesteuerung von Termingeschäften


Die Umsatzsteuer knüpft zwar an einzelne Verkehrsvorgänge an, mit Einführung des europäischen Mehrwertsteuersystems in den 1960er Jahren hat sie aber den Charakter einer Verbrauchsteuer. Nach ständiger Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes1 hat dies auch für die Auslegung des Gesetzes selbst Konsequenzen und ist nicht nur eine bloße Zielvorgabe.

Wie noch an anderer Stelle zu zeigen sein wird, ist es das Bemühen der EuGH-Rechtsprechung herauszuarbeiten, wie sich der Verbrauch im Zusammenhang mit einzelnen Umsatzgeschäften manifestiert. Auf eine kurze Formel gebracht, bedeutet dies die Untersuchung daraufhin, welche Bemessungsgrundlage dem jeweiligen Verbrauch entspricht.

Es läge normalerweise im Sinne eines systematischen Aufbaus, sich zunächst der Ebene der steuerbaren Bemessungsgrundlage zuzuwenden und alsdann Steuerbefreiungen zu untersuchen. Indes ist dies eine Vorgehensweise, die im hier interessierenden Bereich der derivativen Finanzdienstleistungen nicht unbedingt zum Verständnis beiträgt, denn wie nachstehend unter § 2 A III. dargelegt, hat sich der Gesetzgeber über die Jahrzehnte – und zwar unabhängig davon, ob es sich um ein kumulatives Umsatzsteuer- oder Mehrwertsteuersystem handelte – nicht mit der Frage der Bemessungsgrundlage auseinandergesetzt, sondern ist ihr gleichsam durch Schaffung von Steuerbefreiungen ausgewichen.

Diese merkwürdige Berührungsangst zwischen Finanzgeschäften, in Sonderheit, wenn sie Termingeschäftscharakter haben, und der Umsatzsteuer hat selbstverständlich ihre Ursachen, die man nur dann richtig einordnen kann, wenn man einige historische Eckpunkte heranzieht: Die Umsatzsteuern früheren Zuschnitts waren, wie schon gesagt, kumulativ angelegt. D. h. auf jeder Ebene des Handels mit Waren oder der Erbringung sonstiger Leistungen wurde die Umsatzsteuer fällig.

Damit lag die Steuerlast um so höher, je länger die Leistungskette wurde. Die Umsatzsteuer resultiert im 19. Jahrhundert aus dem sog. Umsatzstempel, d. h. einer Steuer, die in der Tat nur auf Warenumsatz angewendet wurde und notwendigerweise an den Preis dieser Ware anknüpfte. Diesen Zusammenhang hat auch die Umsatzsteuer des Jahres 1919 nicht aufgegeben, sondern es stand eigentlich außer Frage, dass eine andere Bemessungsgrundlage als der Umsatz nicht in Betracht gezogen werden konnte. Dabei wurde Umsatz damals nicht als Residualgröße im Sinne der Mehrwertsteuer oder ähnlicher Überlegungen verstanden, sondern eben als der Preis der Ware.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort5
Inhaltsübersicht6
Einführung13
§ 1 Einkommensteuer/Abgeltungsteuer17
A. Historie der Besteuerung von Termingeschäften im Privatvermögen17
I. Rechtslage bis 31.12.199817
1. Grundsatz17
2. Die Rechtsprechung des BFH zu Optionsgeschäften17
II. Rechtslage bis 31.12.200818
III. Rechtslage seit 01.01.200919
B. Der Termingeschäftsbegriff des EStG20
I. Termingeschäft versus Kassageschäft im Zivilrecht und im Steuerrecht20
1. Abgrenzung zu Kassageschäften im zivilrechtlichen Sinn21
2. Keine inhaltliche Änderung durch das Vierte Finanzmarktförderungsgesetz22
3. Optionsscheine und Zertifi kate, die Aktien vertreten23
4. Neufassung durch das Unternehmensteuerreformgesetz 200823
5. stFazit und Versuch einer euerrechtlichen Begriff sfassung24
II. Abgrenzung Zertifi kate zu Indexoptionen25
III. Liefergeschäfte versus Termingeschäfte i.S.d. EStG26
IV. OTC-Geschäfte und Geschäfte an Terminbörsen27
1. Optionen an der Eurex und vergleichbaren Terminbörsen27
2. Futures an der Eurex und vergleichbaren Terminbörsen28
3. Zivilund steuerrechtliche Bewertung28
4. OTC-Geschäfte30
C. Materielles Steuerrecht30
I. § 20 EStG/Einkünfte aus Kapitalvermögen30
1. Allgemeine Grundsätze30
2. § 20 Abs. 1 Nr. 7 EStG30
3. § 20 Abs. 1 Nr. 11 EStG32
4. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 a und b EStG35
5. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 7 EStG49
6. § 20 Abs. 4a EStG50
7. Währungsumrechnung52
II. § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 EStG52
III. Termingeschäfte in Investmentvermögen53
1. Erträge des Investmentvermögens53
IV. Übergangsregelungen56
1. Laufende Erträge i.S.d. § 20 Abs. 1 Nr. 7 EStG56
2. § 20 Abs. 1 Nr. 11 EStG56
3. Veräußerungsgeschäfte i.S.d. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 7 EStG57
4. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 a) und b) EStG57
5. Verluste aus Stillhaltergeschäften i.S.d. § 22 Nr. 3 EStG-alt57
6. Verluste aus privaten Veräußerungsgeschäften i.S.d. § 23 Abs. 1 Satz Nr. 1 – 4 EStG-alt58
7. Veräußerungsgewinne bei Zertifikaten58
8. Bonuszahlungen bei Vollrisikozertifi katen59
9. § 20 Abs. 4a Satz 6 EStG59
10. Erträge aus Investmentvermögen59
D. Kapitalertragsteuer61
I. Grundsatz61
II. Zur Vornahme des Kapitalertragsteuerabzugs Verpfl ichteter/ auszahlende Stelle61
III. Depotüberträge62
IV. Fifo64
V. Ausnahmen vom Kapitalertragsteuerabzug64
1. Steuerausländer64
2. Interbankenprivileg65
3. NV-Fälle66
4. Freistellungsbescheide66
5. Körperschaften66
6. Betriebliche Einkünfte67
7. Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung69
8. Anzeige der vom Kapitalertragsteuerabzug befreiten Sachverhalte nach § 43 Abs. 2 Satz 5 und 6 EStG69
VI. Steuerbescheinigungen70
1. Muster I71
2. Muster II71
3. Muster III71
E. Ausblick72
§ 2 Umsatzsteuer73
A. Die Einordnung der Termingeschäfte im Umsatzsteuersystem73
I. Historie der Umsatzbesteuerung von Termingeschäften73
II. Gesetzliche Grundlagen75
1. EG-Recht75
2. Nationales Recht77
III. Gründe für die Steuerbefreiungen78
IV. Einzelne Steuerbefreiungen nach europäischem und nationalem Recht81
1. Grund für die Steuerbefreiung der Kreditgewährung81
2. Grund für die Steuerbefreiung des Zahlungsund Überweisungsverkehrs82
3. Grund für die Steuerbefreiung des Einlagengeschäfts84
4. Grund für die Steuerbefreiung der Wertpapierund Devisengeschäfte und der Übertragung von Anteilen an Gesellschaften85
5. Grund für die Steuerbefreiung der Verwaltung von Sondervermögen85
B. Geschäftsarten86
I. Optionen86
1. Inhalt der Geschäfte86
2. Umsatzsteuer86
II. Index-Optionen90
1. Inhalt der Geschäfte90
2. Umsatzsteuer90
III. (Index)Optionsscheine92
1. Inhalt der Geschäfte92
2. Umsatzsteuer92
IV. Zinsbegrenzungsverträge92
1. Inhalt der Geschäfte92
2. Umsatzsteuer92
V. Spreads, Straddles, Strangles94
1. Inhalt der Geschäfte94
2. Umsatzsteuer94
VI. Capped Warrants95
1. Inhalt der Geschäfte95
2. Umsatzsteuer95
VII. Futures95
1. Inhalt der Geschäfte95
2. Umsatzsteuer95
VIII. Future-Style-Optionen96
1. Inhalt der Geschäfte96
2. Umsatzsteuer96
IX. Contracts for Difference („CFDs“)96
1. Inhalt der Geschäfte96
X. Swaps 1. Zinsswaps96
1. Zinsswaps96
2. Cross-Currency-Swaps98
3. Aktienswaps99
4. Credit-Default-Swaps99
5. Commodity-Swaps99
6. Swaptions99
XI. Warentermingeschäfte100
1. Future-Kontrakte100
2. Optionen auf Waren101
3. Tätigkeit der WTB-Clearing-Bank101
XII. Goldwarrants102
1. Anleihe mit Goldoptionsrecht102
2. Anleihe mit Gewinnrecht104
3. Anleihe mit Wertfi ndungsklausel105
XIII. CO 2 Emissionsrechte107
1. Inhalt der Geschäfte107
2. Umsatzsteuer107
C. Börsentätigkeit109
I. Börsenorganisation im dualen System109
1. Grundsätzliche Struktur109
2. Rechte und Pfl ichten110
3. Gebührenarten112
II. Die Börse als hoheitlicher Bereich112
1. Herkömmliche Betrachtung der Beleihung113
2. Rechtsprechung des EuGH114
3. Zwischenergebnis117
III. Hilfsweise: Steuerbefreiung118
1. Umsätze im Geschäft mit Geldforderungen118
2. Anwendung dieser Grundsätze auf die Anschlussgebühr120
3. Transaktionsentgelte120
IV. Besondere Entgelte an Forderungs-Terminbörsen120
V. Sicherheitsleistungen (Margins)123
VI. Der zentrale Kontrahent123
D. Ermittlung der abziehbaren Vorsteuern, insbesondere bei Kreditinstituten124
I. Gesetzliche Aufteilungsregeln124
II. „Bankenschlüssel“: Margenmodell zur Vorsteueraufteilung125
1. Grundumsätze und Margenumsätze125
2. Behandlung des Derivategeschäfts im Margenschlüssel126
E. Umsatzsteuerliche Behandlung in ausgewählten EU-Mitgliedstaaten127
I. Frankreich127
1. Finanztermingeschäfte127
2. Warentermingeschäfte128
II. Belgien129
III. Italien129
F. Aktuelle Entwicklungen auf EU-Ebene130
Anhang135
A. Darstellung Ablauf Eurex-Geschäfte135
I. Optionen135
II. Futures138
B. DTB-Erlass141
Stichwortverzeichnis146

Weitere E-Books zum Thema: Steuern - Steuerberatung

Die neue Abgeltungssteuer

E-Book Die neue Abgeltungssteuer
Grundwissen und Strategien Format: PDF

Die Abgeltungsteuer ist in aller Munde – und sie ist längst zum bevozugten Verkaufsargument für diverse Anlagekonzepte geworden. Trotz der intensiven Werbemaßnahmen der…

Die neue Abgeltungssteuer

E-Book Die neue Abgeltungssteuer
Grundwissen und Strategien Format: PDF

Die Abgeltungsteuer ist in aller Munde – und sie ist längst zum bevozugten Verkaufsargument für diverse Anlagekonzepte geworden. Trotz der intensiven Werbemaßnahmen der…

Praxishandbuch Forderungsmanagement

E-Book Praxishandbuch Forderungsmanagement
Juristisches Know-how für Manager und Führungskräfte Mit vielen Praxishinweisen und Beispielen Format: PDF

Ein funktionierendes Forderungsmanagement ist heute unerlässlich. Dieses Buch vermittelt juristisches Basiswissen und zeigt systematisch, wie es Unternehmen gelingt, Forderungen abzusichern und…

Weitere Zeitschriften

Augenblick mal

Augenblick mal

Die Zeitschrift mit den guten Nachrichten "Augenblick mal" ist eine Zeitschrift, die in aktuellen Berichten, Interviews und Reportagen die biblische Botschaft und den christlichen Glauben ...

Baumarkt

Baumarkt

Baumarkt enthält eine ausführliche jährliche Konjunkturanalyse des deutschen Baumarktes und stellt die wichtigsten Ergebnisse des abgelaufenen Baujahres in vielen Zahlen und Fakten zusammen. Auf ...

Berufsstart Gehalt

Berufsstart Gehalt

»Berufsstart Gehalt« erscheint jährlich zum Sommersemester im Mai mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

care konkret

care konkret

care konkret ist die Wochenzeitung für Entscheider in der Pflege. Ambulant wie stationär. Sie fasst topaktuelle Informationen und Hintergründe aus der Pflegebranche kompakt und kompetent für Sie ...

dental:spiegel

dental:spiegel

dental:spiegel - Das Magazin für das erfolgreiche Praxisteam. Der dental:spiegel gehört zu den Top 5 der reichweitenstärksten Fachzeitschriften für Zahnärzte in Deutschland (laut LA-DENT 2011 ...

DGIP-intern

DGIP-intern

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e.V. (DGIP) für ihre Mitglieder Die Mitglieder der DGIP erhalten viermal jährlich das Mitteilungsblatt „DGIP-intern“ ...

DHS

DHS

Die Flugzeuge der NVA Neben unser F-40 Reihe, soll mit der DHS die Geschichte der "anderen" deutschen Luftwaffe, den Luftstreitkräften der Nationalen Volksarmee (NVA-LSK) der ehemaligen DDR ...