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E-Book

Tierisches Risiko

Parasiten und Prophylaxe beim Hund

AutorAnnette Dragun
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783748169574
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Monatlich ein Spot on gegen Flöhe und Zecken, vierteljährlich die Wurmpille und jedes Jahr ein kleiner Pieks, die Impfung: Für die meisten Hunde seit Jahrzehnten Standardprogramm. Gleichzeitig steigt die Zahl der chronischen Erkrankungen - gibt es da einen Zusammenhang? Das Misstrauen der Halter wächst. Sie wollen das Beste für ihr Tier, doch die Unsicherheit ist groß. Dieses Buch klärt auf: Welche Gefahr droht wirklich durch Parasiten? Für welche Hunde sind Prophylaxe-Maßnahmen unerlässlich? Drohen Nebenwirkungen durch die Medikamente, gibt es sichere Alternativen? Welche Impfungen müssen sein und wie oft? Fundiert, verständlich und gewohnt unterhaltsam liefert Tierheilpraktikerin Annette Dragun Antworten auf drängende Fragen und Tipps zur Vorsorge. Dabei liegt ihr Schwarz-Weiß-Malerei fern. Weder verteufelt sie die Schulmedizin noch verherrlicht sie die alternativen Therapien. Ihr Prinzip lautet: Alles zu seiner Zeit, und alles zum Wohl des Patienten. "Tierisches Risiko" ist ein Ratgeber für jeden Hundefreund.

Annette Dragun ist Tierheilpraktikerin für Hunde, Katzen und Pferde seit 1999. Sie lebt und praktiziert bei Niebüll, Nordfriesland. Ihre Therapieschwerpunkte sind Homöopathie, Akupunktur, Blutegeltherapie, Organotherapie, Phyto- und Bachblütentherapie. Neben der Praxis hält sie Vorträge und Fortbildungen für Tierhalter und -therapeuten und schreibt Bücher und Zeitschriftenartikel.

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Leseprobe

Teil II
Ektoparasiten
Bis aufs Blut


Wir schreiben das Jahr 2018. Ein früher Sommer oder - wie's beliebt - ein sommerliches Frühjahr ließ im ganzen Land Klagen laut werden - Zecken waren heuer, so scheint's, noch zahlreicher, fieser und aktiver als in anderen Jahren. Wobei sich in meiner Wahrnehmung dieses Gerücht in jedem Frühjahr verbreitet. Zeitgleich mehren sich verlässlich die Beschwerden über Floh-Invasionen und ebenso regelmäßig tönen die Warnungen, wie viele Krankheiten von Zecken und Flöhe übertragen werden können.

Und allüberall stellt sich die gleiche Frage: Wie schütze ich meinen Bello vor diesen gemeinen Blutsaugern? Gibt es wirklich nichts anderes als giftige Halsbänder und Spot ons?

Gleich vorweg: Selbstverständlich gibt es Alternativen, und du wirst sie kennenlernen. Vorab aber reden wir mal einerseits über die Plagegeister an sich und andererseits über die von ihnen verursachten Probleme. Wir wollen schließlich erfahren, mit wem wir es zu tun haben, denn dann wissen wir auch, ob und wie wir uns davor schützen können.

Zecken (Ixodidae)

Räumen wir zunächst ein weit verbreitetes Missverständnis aus dem Weg: Bei Zecken handelt es sich nicht um Insekten, sondern sie gehören zur Klasse der Spinnentiere. Sie haben nämlich acht Beine. Das ist aber nicht so einfach zu erkennen, denn das vordere Beinpaar ist leicht mit Fühlern zu verwechseln. Tatsächlich sitzen an den beiden Vorderbeinen die Haller'schen Organe, mit denen Ixodida nach Beute schnuppert. In Lauerstellung, gerne auf bis zu kniehohen Grashalmen oder Büschen, streckt sie die Riechorgane nach vorne, um ja keinen potentiellen Wirt zu verpassen. Kommt einer vorbei, lässt sie sich abstreifen und krabbelt dann auf Mensch oder Tier herum, bis ein angenehmer Picknickplatz gefunden ist. Und dann heißt es: Mahlzeit! Um in diesem Zusammenhang auch das gleich zu klären: Zecken beißen nicht, sie stechen.

Beim nun folgenden Festessen, das bei der weiblichen Zecke mehrere Wochen dauern kann, gibt der Parasit seinen Speichelcocktail ab, der unter anderem schmerzstillende und gerinnungshemmende Proteine enthält. Während des Mahls wird auch der Paarungsakt vollzogen, wonach das Männchen das Zeitliche segnet. Ist Frau Zecke dann satt - und um einiges größer und dicker -, lässt sie sich fallen und legt Eier. Sehr viele Eier. Es können Tausende sein. Aus denen schlüpfen dann die Larven (noch mit sechs Beinen), die sich später in bereits achtbeinige Nymphen verwandeln, aus denen sich die erwachsene Zecke entwickelt, mit der der Zyklus von vorne beginnt. Auch die winzigen Larven und Nymphen sind Blutsauger.

An und für sich sind Zecken faszinierende Tiere, und vor allem sind sie äußerst widerstandsfähige Zeitgenossen. Sie überstehen lange Phasen ohne Nahrung und vertragen Kälte gut. Schon bei sechs Grad Außentemperatur werden sie aktiv. Allerdings brauchen sie Luftfeuchtigkeit, weswegen sie nicht im trockenen Hochsommer ihre Hauptsaison haben, sondern in den milderen, feuchteren Frühlings- und Herbstmonaten. Und natürlich sitzen sie lieber im schattigen Wald als auf einer heißen, sonnigen Wiese.

Jeder Hundehalter macht früher oder später Bekanntschaft mit den Blutsaugern. Und diese sind nicht nur lästig, sondern sie können verschiedene Krankheiten übertragen. Experten der Universität Hohenheim haben sie deshalb zum gefährlichsten Tier Deutschlands gekürt. Es lebe das Superlativ.

Am häufigsten kommt in Deutschland der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) vor. Er ist es auch, der den meisten Grund zur Sorge liefert, weil er gleich mehrere Erkrankungen übertragen kann. Neben der Borreliose ist er Vektor (Träger) für Anaplasmose und FSME. Mit so einem Talent macht man sich nicht wirklich beliebt...

Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) war früher in Deutschland unbekannt, mit dem Klimawandel breitet sie sich von Süden in Richtung Mitteldeutschland aus. Und mit ihr die Babesiose.

Dazu kommen noch diverse Importrisiken durch die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Wer mit seinem Hund nach Südeuropa reist, möchte ihn vor Zecken schützen, denn hier gibt es noch so unangenehme und gefährliche Erkrankungen wie die Ehrlichiose und die Hepatozoonose.

Der Gemeine Holzbock (Foto: pixabay / JerzyGorecki)

Auwaldzecke (Foto: Rainer Altenkamp, Berlin / Wikipedia.org)

Durch Zecken übertragene Erkrankungen


Borreliose

Es gibt nur wenige Krankheiten, in deren Zusammenhang so viel Mysterium und Hysterie aufkommen, wie bei der Borreliose. Auch hier könnte man wieder vermuten, dass der arme Hundehalter vorsätzlich und nachhaltig verunsichert wird, damit der Umsatz für die Produkte zur Prävention - ob Zeckenschutz oder Borreliose-Impfung - weiter gesichert ist.

Borrelien sind spiralförmige Bakterien und können sowohl beim Menschen als auch beim Hund die Borreliose auslösen. Vektor ist der Gemeine Holzbock. In dessen Darm verharren die Bakterien in einer Art Starre, bis die Zecke mit einer Blutmahlzeit beginnt. Erst 16 bis 48 Stunden später wandern die Borrelien in die Speicheldrüsen der Zecke, von wo sie in den neuen Wirt übertragen werden.

Beim Tier ist die Borreliose mit verschiedenen Erkrankungsformen bekannt: Bei der Polyarthritis leidet der Hund unter wechselnden (intermittierenden) Lahmheiten, kann auch Fieber bekommen. Typisch ist der schubweise Verlauf. Symptomfreie Zeiten, die Wochen oder Monate dauern können, wechseln sich mit Krankheitsphasen ab. In denen quälten den Hund Gelenkschmerzen und vielleicht Fieber, wodurch verständlicherweise sein Appetit und sein Allgemeinbefinden stark vermindert sind.

Deutlich seltener entwickelt sich aufgrund der Borreliose eine Glomerulonephritis. Das ist eine Nierenerkrankung, die vor allem Labradore, Golden Retriever und Berner Sennenhunde befällt. Hier kommt es zu belastenden Immunkomplexablagerungen im Nierengewebe, die unbehandelt zu Nierenversagen führen können. Ebenfalls selten sind neurologische Symptome und Herzmuskelerkrankungen.

Interessant sind im Zusammenhang mit der Borreliose die Zahlen. Belastete Zecken sind in ganz Deutschland zu finden. Laut einer Aussage des Robert-Koch-Instituts aus 2013 lagen die Träger-Raten in wenig belasteten Gegenden bei fünf Prozent, in Hochrisikogebieten bei bis zu 35 Prozent. Entsprechend weisen viele Hunde einen Antikörpertiter auf, den Nachweis dafür, dass ein Kontakt mit dem Erreger stattgefunden hat. Das nennt man eine Infektion - und viele Menschen setzen fälschlicherweise Infektion mit Erkrankung gleich. Tja, so entstehen Missverständnisse. Im Jahr 2016 veröffentlichte der VdH (Verband für das Deutsche Hundewesen) das Ergebnis einer Umfrage unter 6000 Hundehaltern. Danach war jeder 20. Hund schon einmal an Borreliose erkrankt. Das aber ist schlichtweg unglaublich und kann nur aus der Begriffsverwechslung resultieren.

Zur Verdeutlichung: Ein positiver Antikörpertiter bedeutet Infektion. Krankheit entsteht erst durch klinische Symptome wie etwa Lahmheit, Fieber usw.

Laut seriöser Quellen entwickeln maximal fünf Prozent der infizierten Hunde Krankheitssymptome. Noch sparsamer lautet die Vermutung des Virologen Prof. em. Roland Friedrich von der Uni Gießen: "Beim Menschen wird davon ausgegangen, dass lediglich ca. 0,1 bis maximal 1,5% der Zeckenbisse zu einer Erkrankung führen. Da in zeckenverseuchten Gebieten bis zu 90 % der darauf untersuchten Hunde Borrelien-Antikörper tragen (wovon die wenigsten erkranken), ist davon auszugehen, dass die Zahl der Borreliose-resistenten Hunde sogar noch weit größer ist als die der resistenten Menschen." (Quelle: Zeitschrift Der Retriever / Ausgabe Juni 2009)

Anders ausgedrückt: Der Hund wird zwar häufig durch Borrelien belästigt, sein Immunsystem ist aber offensichtlich gut darauf eingestellt und hält sie in Schacht. Auch für Wildtiere wird eine angeborene Resistenz angenommen.

Trotzdem werden immer wieder gerne die höheren Zahlen bemüht, um das Risikobewusstsein der Hundehalter zu schärfen. Wenn man mal überprüft, von wem die Borreliose-Gefahr hochgespielt wird, findet man als Urheber häufig einen der Impfstoff-Produzenten. Klar, wenn jeder der acht Millionen Hunde in Deutschland eine Impfung gegen Borreliose bekäme, und das jedes Jahr, wäre das ein feiner Umsatz. Erwartungsgemäß unterstützen die Hersteller von Zeckenschutz-Präparaten die Angst-Kampagnen.

Dass so unterschiedliche Fallzahlen existieren können, hat einen Grund: Man kann die Erkrankung nicht zweifelsfrei diagnostizieren. Der Befund Borreliose resultiert immer aus der Symptomatik zusammen mit dem Antikörpernachweis vom Labor. Wenn dann noch die Therapie anschlägt, ist sich der Mediziner seiner Diagnose sicher.

Meist aber hat man es mit Krankheitszeichen zu tun, die unterschiedlichste Ursachen haben können. Gerade für Lahmheiten gibt es unzählige Gründe. Viele haben mit bakteriellen Entzündungen zu tun, die auf jene Antibiotika ansprechen, die bei...

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