Sie sind hier
E-Book

Trainer trainieren

Seminare effektiv gestalten

AutorBernhard Schmitz, Franziska Perels, Kirsten van de Loo
VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl174 Seiten
ISBN9783170227880
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Der Weiterbildungsmarkt boomt - geradezu unüberschaubar ist die Fülle von Seminaren, die Trainer für sämtliche Lebens- und Arbeitsbereiche anbieten. Um am Markt bestehen zu können, ist es daher zunehmend wichtig, Trainings effektiv und erfolgreich zu gestalten. Dieses Buch soll sowohl Leitfaden als auch Nachschlagewerk zur Gestaltung aktivierender Seminare sein. Es unterstützt Seminarleiter bei der Konzeption, Durchführung und Evaluation von Trainings. Die Autoren haben viele Jahre Praxiserfahrung in der Ausbildung von Trainern sowie in der Durchführung und Evaluation eigener Seminare gesammelt. Sie stellen hier ihre bewährten Konzepte samt Beispielmaterial zusammen.

Dr. Franziska Perels, Dipl.-Psych. Kirsten van de Loo und Prof. Dr. Bernhard Schmitz sind Angehörige der Arbeitsgruppe Pädagogische Psychologie am Institut für Psychologie der Technischen Universität Darmstadt.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

1 Exemplarische Gesamtsitzung


Der Inhalt dieser ersten hier vorgestellten Trainingseinheit betrifft die Fragestellung, wie der Aufbau einer Trainingssitzung theoretisch gestaltet sein sollte, um ein effektives Lernen zu ermöglichen und den Transfer des Gelernten in den (Berufs-)Alltag zu sichern. Dieses Wissen über die richtige Abfolge einzelner Trainingsabschnitte bildet die Grundlage für alle Trainings und wird daher am Anfang dieses Buches vermittelt.

Der Inhalt wird in dieser Einheit auf zwei Ebenen dargeboten: Erstens bekommen die Teilnehmer theoretisch erläutert, wie man eine Einheit aufbauen sollte und in welcher Reihenfolge die einzelnen Übungen und Sequenzen aufeinander folgen sollten. Zweitens dient diese erste Einheit als exemplarische Gesamtsitzung. Das bedeutet, dass sie sich an eben diese Abfolge einer Trainingseinheit hält. So soll den Teilnehmern nicht nur theoretisch vermittelt werden, wie man eine Sitzung aufbaut, sondern sie sollen dies auch unmittelbar selbst erfahren.

1.1 Analytischer Teil


1.1.1 Sachanalyse


Eine Trainingseinheit kann nach Silberman (1998) in fünf verschiedene Phasen unterteilt werden:

  • Opening Exercises
  • Building Blocks
  • Middle Activities
  • Advanced Knowledge and Skills
  • Application Activities

Nicht immer werden in jedem Training alle fünf Phasen durchlaufen. Es ist oft schon aus zeitlichen Gründen nicht möglich, alle Phasen zu berücksichtigen. Dennoch sind diese fünf Phasen ein gutes Gerüst, an dem man sich bei der Konzeption von Trainings orientieren kann. Insbesondere bei längeren Trainings, die über einen oder mehrere Tage gehen, sollte diese Abfolge Berücksichtigung finden und bei der Planung mit einbezogen werden.

Ziel der Phase „Opening Exercises“ ist es, das Interesse der Teilnehmer am Thema zu wecken, den Teamaufbau zu unterstützen und sich gegenseitig kennenzulernen. Des Weiteren sollten die Hauptinhalte des ersten Trainingsteils vorgestellt werden. Dieser Teil ist folglich dazu da, die Teilnehmer auf das Training einzustimmen. Es gilt zu beachten, dass am Anfang des Trainings keine Übungen gewählt werden sollten, die fehlendes Wissen oder Schwächen der Teilnehmer aufdecken könnten. Übungen zum Kennenlernen können mit der ganzen Gruppe, aber auch in Zweiergruppen, die sich anschließend gegenseitig der Gruppe vorstellen, durchgeführt werden. Übungen zum Teamaufbau sind vor allem bei mehrtägigen Seminaren und Trainings wichtig oder wenn die Gruppe über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt. Dann sollte hierfür auch genügend Zeit eingeplant werden.

In der Phase des „Building Blocks“ geht es im Wesentlichen darum, den Teilnehmern das Grundwissen und die Grundfertigkeiten zu vermitteln. Wichtig ist hier das aktive Einbeziehen der Teilnehmer durch alternative Lehrmethoden und Gruppenübungen (diese werden in Kapitel 3 und 4 ausführlich beschrieben). Es kann an dieser Stelle z. B. eine Diskussion über das Thema geführt werden oder auch eine Gruppenübung gemacht werden, die eine Hinführung zu dem Thema ist. Das Grundwissen kann weiterhin mittels Präsentationen oder auch durch Texte vermittelt werden.

Im Trainingsteil „Middle Activities“ sind die Wiederholung der Inhalte des Building Blocks und die Hinführung auf die Inhalte des nächsten Trainingteils relevant. Hier ist Platz für Rollenspiele, Simulationen oder auch Fallstudien, die das vermittelte Wissen vertiefen und festigen.

In der Phase „Advanced Knowledge and Skills“ ist es das Ziel, die Kursinhalte auf schwierigerem Niveau aufzubereiten und Anwendungsstrategien für den Alltag zu erarbeiten, um den Transfer zu sichern. Dabei sollten die zuvor erlernten Fähigkeiten genutzt und vertieft werden können. Auch hier ist Platz für Rollenspiele, Simulationen und Übungen.

In der letzen Trainingsphase, der Phase der „Application Activities“, stehen Transferübungen im Zentrum des Geschehens. Die Teilnehmer werden dazu aufgefordert, das Erlernte auf neue Aufgaben und Probleme anzuwenden, die sich ihnen im (Berufs-)Alltag stellen. Auch Hindernisse, die bei der Umsetzung des neuen Wissens im Alltag auftreten können, sollten bereits hier besprochen und bearbeitet werden. Die Umsetzung des Gelernten kann man z. B. durch „Verträge“ der Teilnehmer mit sich selbst, mit dem Trainer oder einem anderen Teilnehmer fördern. Weiterhin kann man die Teilnehmer bitten, einen Handlungsplan zu erarbeiten, der detailliert festlegt, wie sie vorgehen wollen, um das neu erworbene Wissen in ihre Arbeit/ihren Alltag zu integrieren. Des Weiteren können in dieser Phase zur Überprüfung des theoretisch erworbenen Wissens Frage-und-Antwort-Spiele durchgeführt werden.

1.1.2 Didaktische Analyse


Am Anfang dieser Trainingseinheit stellen die Trainer eine Einstiegsfrage, welche die Teilnehmer aktiviert, über das Thema der Sitzung nachzudenken. Durch die Frage nach Negativbeispielen („Wie viele Seminare haben Sie schon besucht, von denen Sie wenig profitiert haben?“) wird der Blick darauf gelenkt, was bei Seminaren alles schlecht laufen kann und dadurch eine Motivation geschaffen, zu lernen, wie man Trainings effektiv gestaltet.

Da diese „exemplarische Gesamtsitzung“ hier als erste Einheit in einer Reihe von Trainings vorgestellt wird, ist zu Beginn ein Kennenlernspiel für die Teilnehmer eingeplant. Kennenlernspiele sind immer zu Beginn neuer Trainings durchzuführen, auch wenn sich viele Teilnehmer bereits kennen. Das Spiel dient der Gruppe zum Kennenlernen, dem Trainer verhilft es zusätzlich zu einem Überblick über die Erwartungen der Teilnehmer an das Training.

Zur Aktivierung der Teilnehmer und als Einstieg dient eine Kleingruppenübung zum Thema „Wie ist eine gute Trainingssitzung aufgebaut?“ bzw. „Welche Fehler können beim Aufbau von Trainingssitzungen gemacht werden?“ Im Rückgriff auf ihre bisherigen Erfahrungen bei Trainings wird den Teilnehmern deutlich, wie viel sie bereits zum Thema „Gestaltung einer Trainingssitzung“ wissen. Beim anschließenden Zusammentragen und Diskutieren der Ergebnisse an der Metaplan-Wand sollen die Teilnehmer wichtige Aspekte und häufige Fehler bei der Gestaltung von Trainingseinheiten selbst erarbeiten.

Nach einer Pause folgt der Theorieblock, in dem der ideale Sitzungsaufbau nach Silberman (1998) vorgestellt wird. Wenn möglich, wird Bezug genommen auf die bereits von den Teilnehmern in der Übung erarbeiteten Punkte.

In einer weiteren Übung wird das im Theorieblock vermittelte Wissen von den Teilnehmern vertieft und angewendet. Die Teilnehmer erhalten die Beschreibung einer Trainingseinheit, bei der die Abfolge der einzelnen Trainingsbestandteile nicht stimmt. Aufgabe der Teilnehmer ist es, den Ablauf in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Durch die Arbeit in Zweiergruppen besteht die Möglichkeit, sich ausführlich mit dem Material zu beschäftigen und zu diskutieren. Die aktive Auseinandersetzung mit dem zuvor erworbenen theoretischen Wissen ermöglicht den Transfer zur praktischen Anwendung. Anschließend werden die Ergebnisse im Plenum gesammelt, und die richtige Reihenfolge wird am Flipchart noch einmal für alle Teilnehmer veranschaulicht. Als Wiederholung werden in einem kurzen Vortrag die Inhalte der Einheit zusammengefasst und die Teilnehmer erhalten ein Handout.

Zum Abschluss folgt ein Blitzlicht, um die Reaktionen der Teilnehmer auf diese erste Einheit zu erfassen und sie anzuregen, über die Inhalte der Sitzung zu reflektieren.

1.1.3 Analyse der Lernvoraussetzungen: Vorkenntnisse, Motivation


Es ist immer wichtig, die Vorkenntnisse und die Motivation der Teilnehmer zu erfassen, um Inhalt und Gestaltung des Trainings darauf abzustimmen. In dieser Einheit werden die Vorkenntnisse und auch die Motivation am Anfang des Trainings erfragt. Die Vorkenntnisse werden durch folgende Frage erfasst: „Wie viele Seminare haben Sie schon besucht, von denen Sie wenig profitiert haben?“ Durch die Frage nach den Trainingserwartungen im Kennenlernspiel wird die Motivation der Teilnehmer indirekt mit erhoben.

Es kann davon ausgegangen werden, dass nahezu jeder Seminarteilnehmer in der Vergangenheit bereits Seminare besucht hat – sowohl gute als auch solche, bei denen der Lerneffekt gering war. Durch diese Erfahrungen verfügen die Teilnehmer über implizites Vorwissen. Die Erfahrung schlecht gestalteter Seminare motiviert darüber hinaus dazu, einen effektiven und sinnvollen Trainingsaufbau zu lernen.

Es kann natürlich auch sehr sinnvoll sein, das Vorwissen und die Motivation der Teilnehmer über einen Fragebogen zu erfassen, der ihnen bereits im Vorfeld des Trainings zugesandt wird. So können die Inhalte noch besser an die Teilnehmer und deren Bedürfnisse angepasst werden.

1.2 Entscheidungsteil


1.2.1 Lernziele


Nach dem Training sollen die Teilnehmer folgende Kompetenzen erworben haben:

  • Die Phasen eines Trainingsablaufs nach Silbermann benennen können,
  • erkennen können, welche Übungen in welche Phase gehören,
  • einen eigenen Sequenz- und Ablaufplan für ein Training richtig gestalten können.

1.2.2 Methoden und Medien


Die Einstiegsfrage „Wie viele Seminare haben Sie schon besucht, von denen Sie wenig profitiert haben?“ wird zu Beginn der Trainingssitzung im Plenum gestellt. Das daran anschließende Kennenlernspiel wird ebenfalls mit der ganzen Gruppe durchgeführt. Die Teilnehmer...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Angewandte Psychologie - Therapie

Lob des sozialen Faulenzens

E-Book Lob des sozialen Faulenzens
Motivation und Leistung beim Lösen komplexer Probleme in sozialen Situationen Format: PDF

Soziales Faulenzen bezeichnet einen Motivationsverlust, der bisher meist als eine negative Folge kollektiven Arbeitens betrachtet wurde. Die vorliegende experimentelle Studie zeigt dagegen, dass im…

Lob des sozialen Faulenzens

E-Book Lob des sozialen Faulenzens
Motivation und Leistung beim Lösen komplexer Probleme in sozialen Situationen Format: PDF

Soziales Faulenzen bezeichnet einen Motivationsverlust, der bisher meist als eine negative Folge kollektiven Arbeitens betrachtet wurde. Die vorliegende experimentelle Studie zeigt dagegen, dass im…

Psychologie 2000

E-Book Psychologie 2000
Format: PDF

Der 42. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie bedurfte dank der bedeutungsträchtigen Jahreszahl keines besonderen Mottos – es war der Kongreß "Psychologie…

Psychologie 2000

E-Book Psychologie 2000
Format: PDF

Der 42. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie bedurfte dank der bedeutungsträchtigen Jahreszahl keines besonderen Mottos – es war der Kongreß "Psychologie…

Ernährungspsychologie

E-Book Ernährungspsychologie
Eine Einführung Format: PDF

Essen und Trinken beherrschen unser Leben und unser Denken. Die Ernährungswissenschaft erforscht die nutritiven Lebensgrundlagen des Menschen und weiß inzwischen sehr genau, wie sich der…

Ernährungspsychologie

E-Book Ernährungspsychologie
Eine Einführung Format: PDF

Essen und Trinken beherrschen unser Leben und unser Denken. Die Ernährungswissenschaft erforscht die nutritiven Lebensgrundlagen des Menschen und weiß inzwischen sehr genau, wie sich der…

Weitere Zeitschriften

Menschen. Inklusiv leben

Menschen. Inklusiv leben

MENSCHEN. das magazin informiert über Themen, die das Zusammenleben von Menschen in der Gesellschaft bestimmen -und dies konsequent aus Perspektive der Betroffenen. Die Menschen, um die es geht, ...

Berufsstart Bewerbung

Berufsstart Bewerbung

»Berufsstart Bewerbung« erscheint jährlich zum Wintersemester im November mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

Computerwoche

Computerwoche

Die COMPUTERWOCHE berichtet schnell und detailliert über alle Belange der Informations- und Kommunikationstechnik in Unternehmen – über Trends, neue Technologien, Produkte und Märkte. IT-Manager ...

küche + raum

küche + raum

Internationale Fachzeitschrift für Küchenforschung und Küchenplanung. Mit Fachinformationen für Küchenfachhändler, -spezialisten und -planer in Küchenstudios, Möbelfachgeschäften und den ...

die horen

die horen

Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik."...weil sie mit großer Aufmerksamkeit die internationale Literatur beobachtet und vorstellt; weil sie in der deutschen Literatur nicht nur das Neueste ...

e-commerce magazin

e-commerce magazin

e-commerce magazin Die Redaktion des e-commerce magazin versteht sich als Mittler zwischen Anbietern und Markt und berichtet unabhängig, kompetent und kritisch über ...

EineWelt

EineWelt

Lebendige Reportagen, spannende Interviews, interessante Meldungen, informative Hintergrundberichte. Lesen Sie in der Zeitschrift „EineWelt“, was Menschen in Mission und Kirche bewegt Man kann ...

VideoMarkt

VideoMarkt

VideoMarkt – besser unterhalten. VideoMarkt deckt die gesamte Videobranche ab: Videoverkauf, Videoverleih und digitale Distribution. Das komplette Serviceangebot von VideoMarkt unterstützt die ...

filmdienst#de

filmdienst#de

filmdienst.de führt die Tradition der 1947 gegründeten Zeitschrift FILMDIENST im digitalen Zeitalter fort. Wir begleiten seit 1947 Filme in allen ihren Ausprägungen und Erscheinungsformen.  ...