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Unternehmensstrategien nach der Übergabe im mittelständischen Familienunternehmen

Unternehmensnachfolge im Mittelstand

AutorFlorian Muhl
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl67 Seiten
ISBN9783638874090
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Note: 2,0, Universität Siegen, 120 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Familienunternehmen gehören zu den erfolgreichsten Unternehmen in der deutschen Wirtschaft. 'Sie stellen rund 70 Prozent der Arbeitsplätze und erwirtschaften ca. 60 Prozent der Bruttowertschöpfung privater Unternehmen und schaffen einen Großteil der wirtschaftlichen Innovationen unserer Gsellschaft.' Für den Erfolg dieser Unternehmen gibt es verschiedene Gründe, einer von ihnen ist die langfristige Ausrichtung der Unternehmensstrategie. Diese Unternehmensstrategie wird maßgeblich durch die Werte und Vorstellungen des Eigentümerunternehmers geprägt. In der Führungsebene mittelständischer wird in der Regel alle 25 bis 35 Jahre ein Führungswechsel durchgeführt. Kommt es nun zu diesem Generationswechsel innerhalb des Unternehmens und der daraus resultierenden Ablösung des alten Unternehmers durch seinen Nachfolger kann dies erhebliche Auswirkungen auf die Unternehmensstrategie und die weitere Unternehmensentwicklung haben. Der Nachfolgeprozess bedeutet Wandel und Veränderung auf allen möglichen Ebenen. Der Nachfolger (Junior) besitzt in der Regel andere Vorstellungen und Werte als der Alteigentümer (Senior). Alte Denk- und Verhaltensweisen, Wertvorstellungen und Zielsetzungen, Strukturen und Strategien werden im Zuge des Generationswechsels in Frage gestellt. Setzt der neue Unternehmer seine Ideen vollständig durch, wird das Kind in vielen Fällen mit dem Bade ausgeschüttet. Diese Arbeit widmet sich der bisher wenig beachteten normativen und insbesondere der strategischen Ebene der Unternehmensnachfolge. Konkret soll geklärt werden, ob es nach erfolgter familieninternen Nachfolge in einem mittelständigem Familienunternehmen zu signifikanten Änderungen in der Unternehmensstrategie kommt und wenn ja, warum dies so ist und welche Auswirkungen dies auf die Unternehmensentwicklung hat. Dazu soll zunächst geklärt werden, wie die Strategieentwicklung in Familienunternehmen abläuft, welche Besonderheiten es bei der Strategieentwicklung in Familienunternehmen gibt, wer die beteiligten Akteure des Strategieprozesses sind und welche Rolle die Familie im Strategieprozess einnimmt. Es wird gezeigt, wie eine frühzeitige ganzheitliche Unternehmensstrategie entwickelt werden kann, die eine langfristige Sicherung des Unternehmensfortbestandes beinhaltet, und somit ein Scheitern der Unternehmensnachfolge verhindert und das unwahrscheinliche Überleben von Mehrgenerationen-Familienunternehmen wider aller Wahrscheinlichkeiten des Scheiterns möglich macht.

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Leseprobe

3 Generationswechsel in Familienunternehmen


 

Die Nachfolge in Familienunternehmen ist eines der, wenn nicht überhaupt das am häufigsten diskutierte Familienunternehmens-spezifische Problem.[34]

 

 Die Besondere Bedeutung des Generationswechsels beruht auf der Komplexität und dem Facettenreichtum dieser Problematik. Nachdem sich der vergangene Abschnitt mit der Abgrenzung mittelständischer Familienunternehmen als Untersuchungsobjekt der nachfolgenden Ausführungen beschäftigt hat, sollen im Folgenden wichtige begriffliche und typologische Grundlagen der Unternehmensnachfolge behandelt werden.

 

3.1 Generationswechsel Definition und Quantifizierung


 

Der Problembereich der Unternehmensnachfolge wird in der Literatur durch unterschiedliche Begriffe umschrieben. So wird anstelle von Unternehmensnachfolge auch von Unternehmernachfolge oder Generationswechsel gesprochen. [35] Der Begriff Generationswechsel wird verwendet, wenn die Unternehmensnachfolge als familieninterner Vorgang betrachtet wird.[36]

 

Im Folgenden wird explizit auf die familieninterne Nachfolge eingegangen. Daher soll in dieser Arbeit von Generationswechsel gesprochen werden. Unter einem Generationswechsel wird der personelle Wechsel in der Stellung als Familienunternehmer verstanden. Der Generationswechsel in diesem Sinne führt zur Nachfolge sowohl in der Kapitalbeteiligung als auch in der aktiven Unternehmertätigkeit. [37]

 

 Zur Zeit müssen sich viele deutsche Familienunternehmen mit der Regelung eines Generationswechsel auseinandersetzen, da die Gründergeneration der Nachkriegszeit und des anschließenden Wirtschaftswunders das Rentenalter erreicht hat oder in den nächsten Jahren erreichen wird.[38] Im Zeitraum 2005 bis 2010 stehen nach Berechnungen des IfM Bonn rund 350.000 Familienunternehmen an. Allein 2005 lag das Potenzial übergabereifer Unternehmen nach Prognoserechnungen des IfM Bonn bei rund 71.000 Familienunternehmen mit insgesamt rund 680.000 Beschäftigten. Fast die Hälfte von ihnen wurde an familienexterne Nachfolger übergeben, davon entfielen rund 44 Prozent auf Unternehmensverkäufe. Etwa 31.000 Unternehmen (ca. 44 Prozent) wurden im Rahmen einer familieninternen Nachfolge übergeben. 5.900 Familienunternehmen (rd. 8 Prozent) mussten in Ermangelung einer geeigneten Nachfolgelösung allein 2006 stillgelegt werden. Hierauf entfielen etwa 33.500 Beschäftigte.[39]

 

Die nachfolgende Grafik macht die Anzahl der übergabereifen Unternehmen und die Übertragungsursachen ersichtlich.

 

Abbildung 2: Unternehmensübertragungen nach Übertragungsursachen, Quelle: www.ifm-bonn.org.

 

 

3.2 Strategische Optionen für die Regelung der Nachfolge


 

Bei der Unternehmensnachfolge kommen eine Reihe von Varianten in frage, die anhand der Übernehmenden Personen unterschiednen werden.

 

Wenn das Unternehmen von Mitgliedern des Unternehmens übernommen wird, spricht man vom Management-Buyout (MBO), wenn Außenstehende Eigentum und Führung des Unternehmens übernehmen handelt es sich meist um ein Management-Buyin (MBI).[40]

 

Bei den in dieser Arbeit behandelten Familienunternehmen i.e.S. kommt der Spezialfall der familieninternen Nachfolge hinzu, wobei auch hier der Nachfolger bereits im Betrieb tätig gewesen oder einer betriebsfremden Tätigkeit nachgegangen sein kann. In der Regel sind aber auch bei einer vorherigen betriebsfremden Tätigkeit aufgrund der familiären Bindung, anders als im klassischen MBI, ausgeprägte Kenntnisse über das Unternehmen und dessen Strukturen und Geschichte vorhanden.[41]

 

Abbildung 3: Überblick über Alternativen der Unternehmensnachfolge, Quelle: in Anlehnung an Stephan (2002), S.17.

 

 

3.3 Die familieninterne Nachfolge


 


In dieser Arbeit wird die Strategieentwicklung nach der Übergabe vom Senior zum Junior und somit eine Form der familieninternen Nachfolge behandelt. Diese Art der Nachfolge wird als klassische bzw. als Nachfolge im engeren Sinn bezeichnet.[42] Hierbei werden sowohl Führungs- als auch Eigentumsrechte in unterschiedlicher Art und Intensität auf den familieninternen Nachfolger übertragen.[43] Dieser Fall scheint zunächst realitätsfremd. Jedoch sind die Übergaben an Familienmitglieder mit über 40 Prozent die meist gewählte Nachfolgelösung.[44]

 

Abbildung 4: Nachfolgelösungen in deutschen Familienunternehmen und hiervon betroffene Arbeitsplätze, Quelle: www.ifm-bonn.org.

 

 

Die Grafik zeigt die große Bedeutung der Familieninternen Nachfolge. Der Grund für diese Dominanz ist das in Familienunternehmen vorherrschende Kontinuitätsideal. Die Alteigentümer bevorzugen meist die Weitergabe des Unternehmens an Familienmitglieder.[45] Jedoch mehren sich die Fälle von familienexternen Nachfolgelösungen, die familieninternen Übergaben sind auf dem Rückzug.[46] Es sind Tendenzen zu beobachten, das Unternehmen immer häufiger an Mitarbeiter des Unternehmens bzw. an externe Interessenten übergeben bzw. verkauft werden.[47]

 

Die Gründe für diese Kontinuitätsbrüche liegen in der mangelhaften strategischen Planung des Generationswechsels. Dabei kann allgemein davon ausgegangen werden, dass Übergaben außerhalb der Familie mit mehr Problemen behaftet als die familieninternen Weitergaben.[48]

 

3.4 Generationswechsel als strategischer Prozess


 


Der Generationswechsel ist ein komplexer und vielfältiger Prozess. Für die Erreichung einer optimalen Nachfolgelösung ist eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema von zentraler Bedeutung.[49]Dies wird von vielen Unternehmen jedoch nicht rechtzeitig erkannt. Die mangelhafte Berücksichtigung der Problemstellung der Nachfolge ist daher die Ursache zahlreicher Unternehmensniedergänge. Aus diesem Grund wird die frühzeitige Entwicklung einer Nachfolgestrategie gefordert.[50] Diese Nachfolgestrategie soll dabei möglichst integraler Bestandteil der strategischen Unternehmensplanung sein.[51]

 

3.4.1 Phasenmodelle der Unternehmensnachfolge


 


Der Prozess der Unternehmensnachfolge wird von vielen Autoren anhand von Phasenmodellen dargestellt.[52] Dabei werden unterschiedlich viele idealtypische Prozessphasen beschrieben. Die meisten Autoren stellen den Prozess der Unternehmensnachfolge jedoch anhand von drei Phasen dar.

 

Die erste Phase ist die Initiierungsphase. In dieser Phase wird ein möglicher Generationswechsel geplant. Dabei sind zwei Szenarien möglich. Entweder ist Planung des Generationswechsel integrativer Bestandteil der Unternehmensplanung oder es muss plötzlich ein Generationswechsel z.B. aufgrund einer Erkrankung des Unternehmers geplant werden.

 

In der Vorbereitungsphase wird die Nachfolgevariante festgelegt und der

eventuelle Nachfolger ausgewählt Die Realisierungsphase beinhaltet die tatsächliche formale Durchführung der Übergabe.

 

Auffällig ist, dass in den meisten Phasenmodellen die Unternehmensnachfolge nach der Realisierung abgeschlossen ist. Zwar beinhalten einige Modelle, wie z.B. das von Ballarini/Keese, eine Phase, die sich an die Realisierungsphase anschließt, jedoch beschreibt diese nur die Sichtweise des Seniors.[53] Hier wird lediglich die Fragestellung der Altersvorsorge des Alteigentümers behandelt. Die weitere strategische Ausrichtung und Entwicklung des Unternehmens nach der Realisierung der Nachfolge wird in den betriebswirtschaftlichen Phasenmodellen der Unternehmensnachfolge nicht berücksichtigt.[54]

 

3.5 Potentielle Spannungsfelder zwischen Senior und Junior


 


Insbesondere im Kontext der Nachfolge ist das Entstehen von Konflikten etwa zwischen Vater und Sohn häufig zu beobachten.[55]

 

Um die Strategieentwicklung nach erfolgtem Generationswechsel in Familienunternehmen besser erklären zu können, ist es unerlässlich, sich mit den Zielen und Wertvorstellungen des Seniors und des Juniors auseinander zu setzten. Beide haben unterschiedliche Zielsetzung, aus denen sich Spannungsfelder und unterschiedliche Ansichten über die zukünftige Entwicklung und strategische Ausrichtung des Unternehmens entwickeln.

 

3.5.1 Ziele des Seniors


 


Die Ziele des Seniors lassen sich in finanzielle und nicht finanzielle Ziele unterteilen. Bei den wirtschaftlichen Zielen geht es um die wirtschaftliche Absicherung der scheidenden Generation. Diese ist in den meisten Fällen nicht über die gesetzliche Rentenversicherung...

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