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Was wäre ich ohne dich

Unser Jakobsweg nach Santiago de Compostela

VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl248 Seiten
ISBN9783744885041
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,49 EUR
Unser Jakobsweg nach Santiago de Compostela "Volker läuft, ich auf dem Fahrrad. Der Pilgerweg "Camino Francés" durch Nordspanien unendlich lang vor uns. Hitze, Staub und viel Raum für Gedanken." Eine unterhaltsame Reiseerzählung über ein sportlich und mental anspruchsvolles Abenteuer auf zwei Laufschuhen und einem Fahrrad von St. Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela im September 2009. Die Autorin spricht darin auch über die Beweggründe, die sie zu dem Vorhaben veranlasst haben, über Menschen, die ihnen begegnet sind, über schöne Ereignisse und auch Missgeschicke, die sie erlebten.

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Leseprobe
Di, 1. Sept. 2009
1. Etappe St. Jean-Pied-de-Port - Burguete 30 km

Pünktlich um sechs Uhr wartet das Frühstück in der Küche auf uns. Auf einem großen Tisch stehen Instantkaffee, Milch, Nesquick, Butter und Marmelade, dazu reichlich knusprige Baguettebrote.

Zunächst sind wir alleine, erst langsam trudeln nach und nach die anderen Pilger mit munterem Gesabbel ein.

Wir verstauen alle Gepäcktaschen am Rad und verabschieden uns kurz. Anita sehen wir nicht, sie ist wohl, nachdem sie das Frühstück bereitet hatte, wieder zu Bett gegangen.

Gegen halb acht schieben wir los, allmählich wird´s hell. Bereits jetzt sind es 18°C, ob es wieder so heiß wird wie gestern?

Unser Plan sieht vor bis mittags nach Roncesvalles über den Cisa-Pass zu kommen, das sind 27 Kilometer. Von dort möchten wir weiter bis nach Zubiri, nochmals 20 km. Auf relativ flachem Gelände ist diese Entfernung für uns grundsätzlich kein Problem, aber auf dem Jakobsweg hat man nach unseren Infos bis Roncesvalles einen Höhenunterschied von etwa 1300 m zu bewältigen.

Das ist uns durchaus bewusst, und dennoch wollten wir vor Antritt der Reise nicht zu viele Details und Erfahrungen anderer hören bzw. lesen, sondern alles auf uns zukommen lassen, wollen uns selbst ein Bild machen.

Nun also geht es in die Pyrenäen.

Zuerst ziehen wir noch fröhlich und motiviert an einigen Fuß-Pilgern vorbei und grüßen höflich. Aber es wird steiler und steiler.

Nach den ersten zehn Minuten sind wir schon durchgeschwitzt, der Puls ist auf geschätzte 200, denn wir beide schnaufen und schieben zusammen das Rad den steilen Weg hoch, an Laufen und Radeln ist überhaupt nicht zu denken. Dabei sind wir noch nicht mal ganz aus dem Ort heraus, wieso sagt uns das denn keiner?

Auf einem schmalen Viehtriebsweg nimmt Volker schließlich die schweren hinteren Gepäcktaschen ab, trägt sie auf einem Grasweg bis zur Serpentinenkurve hoch und kommt zurück. Gemeinsam schieben wir nun das Fahrrad, sonst haben wir keine Chance überhaupt voranzukommen.

Ich fühle mich gar nicht wohl, irgendwie gefangen, wie eingeschlossen, am langen Band festgebunden, denn es gibt nur diesen Weg nach oben, man kann nicht abbiegen und zurück wollen wir ja auch nicht. Dazu drückt diese neblige Stille um uns herum auf´s Gemüt. Nein, wirklich, unseren Start auf dem Jakobsweg habe ich mir anders vorgestellt.

Nach einer knappen Stunde und acht Kilometern körperlicher Schwerstarbeit gibt es eine Wasserstelle, ein kleiner Brunnen steht an der Straßenseite. Kurz vorher rücken unsere Zimmernachbarn Sebastian und Alexander immer näher und wundern sich. Am Abend zuvor erzählten wir noch, dass Volker „running“ wollte und ich „by bike“ - und nun sehen sie, wie wir uns den Berg hinauf mit insgesamt fünf Gepäckstücken und einem Fahrrad abmühen.

Alexander ist nicht davon abzubringen, mich mit dem fast senkrecht hoch schiebenden Rad zu fotografieren.

Erst haben wir noch recht gute Sicht, vor allem zurück ins Tal: Das alles haben wir schon geschafft. Aber leider wird es zunehmend nebliger.

Zehn Kilometer weiter in ca. 770 m Höhe befindet sich das Refuge Aubergue d´Orisson, mit einer Möglichkeit zu essen, zu trinken und auch die Toilette zu benutzen.

Bei der Bestellung von Volkers Tee am Tresen sehe ich ein Taxi-Rufnummer-Kärtchen und frage, ob ich Gepäck transportieren lassen könnte, ich hab soo keine Lust mehr.

Der französische Wirt schert sich den Teufel um meine englischen Worte und brabbelt unhöflich Französisch daher.

Ich kapiere gar nichts, vermute eine Absage und setze mich zu Volker raus.

Unser Herbergsvater Eric hält mit dem Auto bei uns, fragt nach unserem Befinden und tröstet: Nur noch etwa vier bis fünf Kilometer steigt der Weg an, dann sei das Schlimmste überstanden und es ginge flacher und bergab weiter.

Hab keinen Bock mehr ...

... nur noch 765 km

Eine junge Französin kommt zur Pause, sieht mein Rad und fragt verdutzt, ob ich diesen schrecklich steilen Weg damit wirklich hergekommen sei. Ich bestätige ihr das, und wir beide müssen lachen, dann geht sie recht fröhlich weiter ihren Weg.

Wir essen Bananen und Äpfel, das tut uns ganz gut.

Es wird tatsächlich so, wie Eric sagte: Volker kann streckenweise gut laufen und ich Rad fahren ohne zu schieben.

Auf dem Weg treffen wir unsere Zimmernachbarn wieder, die auch an dem Refugio pausierten. Dazu einen witzigen Franzosen, der sehr gemütlich daher geht und sich über uns beide etwas zu amüsieren scheint. Lacht er über uns?

In ca. 1200 m Höhe nach ungefähr 18 km ist ein zweiter Brunnen, davor das Schild: Bis Santiago de Compostela 765 km.

Hier begegnen wir dem netten jungen Mann aus Venezuela, den wir vorhin überholten und der an uns (schiebend) anschließend wieder vorbei ging. Immer mit einem Lächeln.

Bei Keksen, Bananen und Wasser machen wir im Sitzen (tut das gut!) Rast am Brunnen und unterhalten uns mit dem Venezueler. Drei Radler mit ihren Mountainbikes kommen dazu und zeigen großes Interesse an meinem Rad, besonders an der Gangschaltung. Als ich frage, wann sie denn in St.-Jean gestartet seien, antworteten sie: Erst gegen neun Uhr, schließlich sind sie Spanier. Ich staune, dass sie jetzt schon hier sind. Na ja, ich habe wohl doppelt so viel Gepäck geladen.

Wir fahren nun ab, winken dem Venezueler, die drei Spanier rufen: „See you in Zubiri!“ Ja, klar doch...!

Inzwischen haben wir die spanisch-französische Grenze überschritten, verfolgen sie noch ein kurzes Stück, aber so richtig merkt man von einer Landesgrenze hier auf einem Fuhrweg nichts. Nur ein Schild „Navarra“ weist darauf hin, dass wir jetzt Spanien erreicht haben.

Den nun folgenden Schotterweg durch die Pyrenäenlandschaft kann ich ganz gut fahren und Volker auch laufen.

Drei Kilometer weiter sitzen am Wegrand unsere Zimmernachbarn. Hey hallo! Als wir bei ihnen einige Minuten stehen, radeln die drei Mountainbiker an uns vorbei; Mann, sind die flott.

Diese Wege sind furchtbar holprig, mein Rad tut mir so leid. Auch der Nebel geht nicht vorbei, von wegen tolle Aussicht! Nix zu sehen, echt schade.

Bei einem erneut recht steilen Streckenabschnitt muss Volker wieder beim Schieben helfen, und da man höchstens dreißig Meter Sicht hat, weiß man nicht, wie lange die Steigung wohl anhält.

„Der Berg will mich wohl verarschen...!“ (O-Ton Volker)

Aber weiter oben schiebt auch einer der durchtrainierten Mountainbiker, ab und zu hält er an, schaut zurück und winkt uns zu.

Diese feuchte Höhenluft gibt einem ja den Rest, ich hab das Gefühl, als sei ich inzwischen drei Mal klinisch tot; meine Beine machen überhaupt nicht mehr, was sie sollen, dazu steigt der Puls auf gefühlte 1000!

Lustig sind unterwegs die Schafe, Kühe und Pferde mit ihren Glocken am Hals, sie laufen völlig frei umher und grasen, wo sie wollen.

Gegen ein Uhr mittags erreichen wir endlich den Cisa-Pass in 1430 m Höhe und bleiben stehen.

Volker schnauft völlig erledigt: “So eine Qual!“

„Das war für all unsere Fehler!“ rutscht es mir raus, ohne lange nachzudenken, und ich meine damit die in unserem Leben bisher gemachten Fehlentscheidungen und falschen Reaktionen.

Ab hier gibt es außer dem Wanderweg-Camino zusätzlich eine Abkürzung, den Ibañeta–Pass. Diese Asphaltstraße verläuft in Serpentinen bis auf 900 m Höhe runter, dort liegt der Ort Roncesvalles. Die nehmen wir lieber als den unwegsamen Camino. Wir ziehen uns Laufjacken über, denn aus dem Nebel wird zunehmend fieser Nieselregen, dazu pfeift ein recht kalter Wind.

Wir beide verabreden, dass jeder die Straße in seiner Geschwindigkeit nimmt und wir unten am Ende aufeinander warten wollen.

Volker läuft los, ich rolle in Dauerbremsung hinterher, beide Hände fest am Lenker. Das Gepäckgewicht drückt ganz schön heftig aufs Tempo. Zwischendurch stoppe ich, um eine lange Hose, T-Shirt und Cap überzuziehen, denn es regnet nun mehr, und der unangenehme Wind wird stärker.

Auf dieser fast fünf Kilometer langen Abfahrt über den Ibañeta-Pass überhole ich noch einige Wanderpilger und komme an einer kleinen Wallfahrtskapelle vorbei. Ziemlich weit unten treffe ich dann Volker, dem dieser Lauf richtig gut tat.

An der Hauptstraße begegnen wir der kleinen Französin, die oben so erstaunt war, dass ich mit dem Rad die steile Strecke fahre. Sie vergleicht ihre Streckenpläne mit meinen und ist noch unsicher, welchen Weg sie nehmen soll. Sie möchte noch nachdenken, wir verabschieden uns.

Nun geht´s geradewegs die eineinhalb Kilometer nach Roncesvalles. Gegen halb drei erreichen wir das alte Klostergelände.

Bereits vor langer Zeit war dieser Pass hierher einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen. Karl der Große wählte diesen Pyrenäen-Übergang für seinen Spanienfeldzug. Aber auch für Pilger aus Frankreich war das Kloster Roncesvalles von...

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