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Zwanghafte Persönlichkeitsstörung und Zwangserkrankungen

Therapie und Selbsthilfe

AutorBirgit Hofmann, Nicolas Hoffmann
VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl156 Seiten
ISBN9783642025143
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,27 EUR

Zwei bis drei Prozent der Bevölkerung leiden an Zwangserkrankungen, andere an diversen Ausprägungen sogenannter zwanghafter Persönlichkeitsstörungen. Die Autoren stellen in dem Band psychotherapeutische Behandlungskonzepte und Konzepte zur Selbsthilfe vor, die sich als wirksam erwiesen haben. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf Fallbeispielen, die das jeweilige Problem illustrieren und Hilfsmöglichkeiten aufzeigen. Das Fachbuch ist so anschaulich und verständlich geschrieben, dass es auch Patienten und Angehörige mit Gewinn lesen werden.



  • Dr. phil. Nicolas Hoffmann ist seit über 30 Jahren Verhaltenstherapeut, Dozent und Supervisor. Er ist Gründungsvorsitzender des Institutes für Verhaltenstherapie Berlin. Autor und Herausgeber zahlreicher Fachbücher.

  • Dr. rer. nat. Birgit Hofmann ist Psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie) in freier Praxis und Dozentin. Ehemalige Mitarbeiterin in Forschungsprojekten an der Universität Potsdam. Autorin mehrerer Fachbücher.

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Leseprobe
"2 Die Zwangskranken (S. 56-57)

Sie gehen umher, entwürdigt durch die Müh, sinnlosen Dingen ohne Mut zu dienen, und ihre Kleider werden welk an ihnen, und ihre schönen Hände altern früh.
Rainer Maria Rilke

Bei der Beschreibung der zwanghaften Persönlichkeit haben wir Menschen kennengelernt, denen eine gewisse Lebensphilosophie gemeinsam ist. Diese Philosophie ist keineswegs von vornherein als unsinnig oder ungesund zu bezeichnen. Nur in ihren Auswüchsen kann die Grenze zum Krankhaften überschritten werden. Wir sprechen dann von einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung. Bei den Zwangserkrankungen haben wir es dagegen mit seelischen Störungen zu tun, die mehr oder weniger gravierend sein können, die jedoch keinesfalls als bloß übersteigerte Varianten einer an sich brauchbaren Art zu leben zu sehen sind. Wir haben es vielmehr mit Menschen zu tun, deren Verhältnis zu sich selbst und zur Welt deutlich gestört ist.

Eben deshalb bezeichnen wir sie dem heutigen Verständnis entsprechend als psychisch krank. Andererseits sind ihre seelische Verfassung und ihre Art zu leben nicht so beeinträchtigt, dass sie überhaupt nicht mehr in der Lage wären, sich angemessen zu verhalten. Sie sind oft fähig, ihren Beruf auszuüben oder befriedigende Beziehungen zu anderen einzugehen. Ihre Erkrankung ist daher nicht dem Bereich der Psychosen zuzuordnen. All diesen Zuständen ist das Erlebnis des Zwangs gemeinsam. Was ist darunter zu verstehen?

Vom Zwang beherrscht.

Selbst Menschen mit einer zwanghaften Persönlichkeit, denen wir in vielen Fällen doch aus unserer Sicht recht extreme Einstellungen und Verhaltensweisen attestieren, leben so im Einklang mit ihnen, dass sie sie als voll und ganz zur eigenen Person gehörig erleben.

Umso mehr sind wir in unserem täglichen Leben meist im Einklang mit uns selbst. Auf dem Hintergrund unserer persönlichen Geschichte und unter dem Einfluss der Situation, in der wir stecken, leben wir unser Leben. Die Gedanken, die uns durch den Kopf gehen, die Gefühle, die wir verspüren, und erst recht das, was wir tun, erleben wir als unsere bzw. unseres, und wir stehen dazu. Wir können unter äußerem Druck auch einmal etwas tun, was wir nicht wollen, oder wir mögen im Nachhinein feststellen, dass wir uns an der einen oder anderen Stelle geirrt haben. Doch in der Regel ist unser Leben »ganzheitlich«: Wir sind so, wie wir sind. Ganz anders ist das Erleben von Zwangskranken. Hier einige typische Äußerungen:

»Ich habe manchmal ein ganz merkwürdiges und beängstigendes Gefühl, wenn ich von einem Stuhl aufgestanden bin, so als könne ein Stück von mir darauf zurückgeblieben sein.«
»Der Gedanke, ich könnte mich im Gerichtssaal, mitten in meinem Plädoyer, plötzlich ausziehen, verfolgt mich Tag und Nacht. Ich weiß, dass es Quatsch ist, aber ich werde diese entsetzliche Vorstellung nicht los.«
»Ich sehe jeden Abend, dass der Gasherd aus ist, aber ich kann nicht aufhören, an den Schaltern herumzudrehen, immer und immer wieder.« »Jedes Mal, wenn ich Luft ausatme, quält mich der Gedanke, ich könnte damit Menschen um mich herum vergiften.« »Immer wenn ich auf die Straße gehe, habe ich das Gefühl, dass Hundekot mich richtig anspringt. Ich muss mich dann stundenlang waschen.«"
Inhaltsverzeichnis
Title Page3
Copyright Page4
Vorwort6
Die Autoren8
Table of Contents9
1 Die zwanghafte Persönlichkeitsstörung11
1.1 Prolog am Himmel12
1.2 Struktur der zwanghaften Persönlichkeitsstörung14
1.2.1 Pessimismus14
1.2.2 Hypermoralität und Anstrengung16
1.2.3 Kontrolle18
1.2.4 Sorge19
1.3 Die zwanghafte Persönlichkeitsstörung: drei Beispiele21
1.3.1 Alltag als Heimsuchung21
1.3.2 Familienbande25
1.3.3 M. Stra-B 9826
1.4 Therapie bei zwanghafter Persönlichkeitsstörung28
1.4.1 Die innere Lage: Festung und Kerker28
1.4.2 Allgemeine Strategien bei der Therapie29
1.4.3 Ein Therapieansatz bei zwanghaften Persönlichkeitsstörungen33
1.4.4 Ziele und Interventionen: ein Überblick35
1.4.5 Ziele: Wertedifferenzierung, Lebensanreicherung36
1.4.6 Ziele: erhöhte Risikobereitschaft, Mut zur Lücke38
1.4.7 Ziele: Erweiterung des Handlungsspielraumes, Verringerung von Hypermoralität42
1.4.8 Ziele: Abschließen lernen, Entspannen lernen45
1.4.9 Ziele: emotionale Belebung, Förderung von Toleranz48
1.5 Selbsthilfe bei zwanghafter Persönlichkeitsstörung55
1.5.1 Worum geht es bei Ihrer Selbsthilfe?55
1.5.2 So sollten Sie bei Ihrer Selbsthilfe vorgehen56
1.5.3 Veränderungsschwerpunkte und Übungen56
2 Die Zwangskranken63
3 Depersonalisationserscheinungen: Defizite in der körperlichen und mentalen Kohärenz66
3.1 Depersonalisationserlebnisse67
3.2 Mangelhaftes Erleben körperlicher Kohärenz67
3.2.1 Erfahrung instabiler Grenzen67
3.2.2 »Auflösung« der eigenen Person69
3.2.3 Den eigenen Körper nicht mehr spüren71
3.3 Mangelhaftes Erleben mentaler Kohärenz72
3.4 Therapie bei mangelhaftem Erleben körperlicher Kohärenz78
3.5 Therapie bei mangelhaftem Erleben mentaler Kohärenz80
3.5.1 Training von Gegenwartskonstituierung durch Situationserfassung und -analyse80
3.5.2 Denken lernen statt Zwangsgrübeln81
3.5.3 Kompensation schwerer Depersonalisationserscheinungen durch innere Aktivierung83
3.6 Selbsthilfe bei Depersonalisationserscheinungen83
4 Das zwanghaft-skrupelhafte Gewissen: Zweifel an den eigenen moralischen Absichten und Handlungen85
4.1 Gewissen und Gewissensqualen86
4.2 Ein Fall von zwanghaft-skrupelhaftem Gewissen88
4.3 Therapiebei zwanghaft-skrupelhaftem Gewissen91
4.3.1 Gewissen: zwei Gefahren91
4.3.2 Wertung des skrupelhaften Gewissens91
4.3.3 Prinzipien der Korrektur eines zwanghaft-skrupelhaften Gewissens93
4.3.4 Einübung von Maßnahmen zur Korrektur eines zwanghaftskrupelhaften Gewissens95
4.4 Selbsthilfe bei zwanghaftskrupelhaftem Gewissen96
5 Die alltäglichen Kontrollzwänge: Mangelndes Vertrauen in das eigene Verhalten bei Routinetätigkeiten98
5.1 Einmal ist keinmal99
5.2 Normale Kontrollen und zwanghafte Kontrollen100
5.3 Therapie bei alltäglichen Kontrollzwängen103
5.4 Selbsthilfe bei alltäglichen Kontrollzwängen106
6 Zwangsgedanken und magisches Denken: die Angst, durch eigene Gedanken und Taten sich selbst und anderen zu schaden109
6.1 Was sind Zwangsgedanken?110
6.2 Falldarstellungen111
6.3 Therapie bei Zwangsgedanken115
6.3.1 Grundlagen115
6.3.2 Spezielle Übungen116
6.4 Selbsthilfe bei Zwangsgedanken119
7 Berührungsvermeidungs- und Waschzwänge: Kontakte mit »gefährlichen« und ekelerregenden Substanzen123
7.1 Bedrohung und Abwehr124
7.2 »Roger hat Müll angefasst, dann mich angefasst und anderes angefasst«125
7.3 Struktur von Berührungsvermeidungs- und Waschzwängen126
7.4 Therapie bei Berührungsvermeidungs- und Waschzwängen128
7.4.1 Werdegang des Zwangs: der Weg nach unten128
7.4.2 Überwindung des Zwangs: der Weg nach oben130
7.4.3 Kontroverse über die Vorgehensweise bei Wirklichkeitsübungen133
7.5 Selbsthilfe bei Berührungsvermeidungs- und Waschzwängen135
8 Nachwort139
Anhang141
Literatur142
Sachverzeichnis144

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