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Folklore im Musikunterricht. Klassenmusizieren von keltischer und balkanischer Volksmusik

AutorTeresa Grebenar
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl98 Seiten
ISBN9783656926801
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Musik - Sonstiges, Note: 1,5, Pädagogische Hochschule Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit wird sich mit der Thematik der Folklore im Musikunterricht beschäftigen. Dabei werden zunächst die nötigen Begrifflichkeiten erklärt. Daraufhin werden W-Fragen zur Folklore beantwortet. Anschließend daran wird der balkanische Kulturraum und die Balkanmusik, speziell im Hinblick auf das ursprüngliche und bosnische Volkslied 'Evo banke cigane moj' erläutert. Im Anschluss wird die keltische Kultur sowie der heutige Einfluss der keltischen bzw. irischen Musik am moderneren Beispiel von Mumford&Sons' 'Home' konkretisiert. Dabei wird deutlich, dass Folklore sowohl in vergangener Zeit, als auch in der heutigen Zeit besteht, da Folklore sich charakteristischerweise immer mit den musizierenden Menschen verändert. Der Forschungsteil der Arbeit findet ihre Vollendung im Unterrichtsvorschlag für das Klassenmusizieren bzw. für die Behandlung des Themas Folklore im Musikunterricht in der Jahrgangsstufe 7 bzw. 8. Inwiefern die balkanische und keltische Folklore so eingebracht werden können, damit die Schüler davon profitieren, wird eine leitende Frage des Praxisteils sein.

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Leseprobe

Begriffserklärung


 

Definition von Folklore und Musikfolklore


 

Die Begrifflichkeit „Folklore“ bezeichnet DUDEN als die „volkstümliche Überlieferung (z.B. in Liedern, Trachten, Brauchtum)“, „Volkskunde“, „Musik in Form von Volkslied und Volkstanz“ und „volkstümliche Musik in der Kunstmusik“ (Internetquelle 5). Jedoch klingt die Definition des „Funk & Wagnalls Standard Dictionary of Folklore“, übersetzt von Kleinen, (1985, 13), professioneller: Folklore bedeutet in der heutigen Zeit zum einen „die Fülle nicht aufgezeichneter volkstümlicher Traditionen, wie sie in volkstümlicher (das heißt nicht-literarischer) Dichtung, in Brauchtum und Glauben, in der Magie und im Ritual erscheinen“ und zum anderen „die Wissenschaft, die sich einer Untersuchung dieser Materialien vornimmt“. Folklore bezeichnet schlussfolgernd die Fülle all dessen, was jemals (mündlich) übertragen wurde. Musikfolklore wiederum beschränkt sich auf den folkloristischen Lebensbereich der Musik.

 

Dabei ist anzumerken, dass paradoxerweise Folklore, erfahrbar in vielen Lebensbereichen, insofern kein klar abzugrenzender Begriff ist, da er sich zum einen stetig entwickelt und zum anderen aus genau diesem Grund nicht wissenschaftlich exakt abgesteckt werden kann, da die Thematik "bei der Berührung mit Wissenschaft zum Fossil zu erstarren droht" (Kleinen 1985, 9). Selbst jene Wissenschaften, welche Musikfolklore umfassen, nämlich die Musikwissenschaft (Ethnomusikologie), Germanistik und Volkskunde (vgl. ebd. 13), lösen sich von der strengen Grenze bzw. der Fixierung der sich auf natürliche Art und Weise wandelnden und sich verändernden Thematik (vgl. ebd. 9).

 

Im Folgenden wird der Einfachheit halber Musikfolklore und Folklore sowie Volksmusik synonym verwendet.

 

Engstfeld steht – anders als Kleinen – der gewaltigen, ungreifbaren und nicht einzugrenzenden Begrifflichkeit machtlos gegenüber:

 

„Kaum ein anderer musikalischer Bereich ist so vielfältig wie die Folklore und entzieht sich so hartnäckig der genauen Definition. Auch die Begriffe Volksmusik oder Folk tragen hier nicht viel zur Klärung bei. Immerhin meinen sie alle etwas ähnliches, nämlich eine Musik, die entweder sehr alt oder sehr bodenständig, einfach oder volkstümlich sowie im Volk entwickelt, überliefert und meist auch noch heute lebendig ist.“ (Engstfeld 1984, 10)

 

Doch die Tatsache, dass der Begriff „Folklore“, sowie „Folk“ und „Volksmusik“ sehr schwer zu fassen, als auch nicht klar definierbar ist (ebd.), macht die Thematik noch interessanter. Selbst Goethe ließ verlauten "Eine eindeutige und allgemeingültige Definition der Begriffe 'Volkslied' und 'Volksmusik' gab und gibt es nicht" (Tibbe und Bonson 1981, 9f.).

 

Auch Tibbe und Bonson (1981, 10) formulieren statt einer Definition nur zwei annähernde Eigenschaftsbeschreibungen und Feststellungen zu den Begriffen Volkslied und Volksmusik. Die erste Feststellung lautet wie folgt: "Volksmusik und Volkslied sind Erscheinungen, die sich im Laufe der Geschichte ändern." Dies bedeutet, dass es einen dauerhaft gleichbleibenden Begriff von Volksmusik nicht gibt, es sei denn man wolle das Wesen, was die Volksmusik ausmacht, nämlich ihre Unbeständigkeit, ihre Variabilität (vgl. Kleinen 1985, 20), ihre Dehnungs- und Änderungsfreiheit, eliminieren.

 

So ist beispielsweise die Volksmusik aus der Zeit des Mittelalters eine andere, als die der heutigen Zeit, aus dem einfachen Grund dass sich das Volk, die Gesellschaft, als Träger aller Traditionen, verändert hat. Doch nicht nur das Volk selbst erfährt laufend Modifikationen, sondern auch das individuelle Leben eines jeden Einzelnen und der allgemeine Lebenszusammenhang. Daraus schließen wir: Folklore verändert sich mit den Menschen. Ein Grundmerkmal der Folklore ist daher ihre „Variabilität“ (Kleinen 1985, 15). Diese ermöglicht es, das Liedgut auf jede Situation anzupassen, was wiederum den „Liedern, Melodien, Texten, Tanz- und Musizierweisen“ ihre Lebendigkeit verleiht (Kleinen 1985, 32).

 

Jedoch ist es "in gewissem Ausmaß" tatsächlich so, dass es sich bei der Volksmusik um "eine in ihren Grundzügen beständige, jahrhundertealte Musikform handele" (ebd.).

 

Ohne Zweifel deckt sich die Entstehung der Volksmusik mit der Geschichte der Musik, wobei jene teilweise über Jahrhunderte gleich oder ähnlich blieb. Grund dafür war die von Traditionen geprägte gesellschaftliche Struktur des Mittelalters, in welcher Veränderungen der weiterzugebenden Traditionen und Riten wenn überhaupt, dann nur in geringster Form auftraten. Zusammenfassend blieb „die Lebensweise der bäuerlichen Bevölkerung – [...] der Hauptträger der Volksmusik – in wesentlichen Zügen gleich [...]" (Tibbe und Bonson 1981, 10). So auch die Formen und das Wesen der Musik des Volkes.

 

Eine ausschlaggebende Änderung dessen brachte die Industrialisierung im 18. Jahrhundert. (ebd.). Fortan wurde handwerkliche Arbeit durch Maschinen ersetzt. Die Arbeitsatmosphäre änderte sich und die Zeit wurde scheinbar kostbar und musste deshalb effektiv genutzt werden.

 

Die zweite Feststellung TIBBEs und BONSONs weist darauf hin, dass die Volksmusik – im Gegensatz zu heute – immer die Musik der "unteren, beherrschten Schichten" war, da in ihr „das tägliche Leben, der Jahresrhythmus, die Nöte und Sorgen, aber auch die Freuden der Menschen“ dargeboten wurden (Engstfeld 1984, 10f).

 

Für die Menschen der höheren Schichten gab es Kunstmusik, Kirchenmusik, höfische Musik und Konzertmusik - "alles Musikformen, die eng mit gesellschaftlichen Privilegien, Macht und Geld verknüpft sind." (Tibbe und Bonson 1981, 10).

 

Später galt die Folklore nicht mehr ausschließlich als die Musik der beherrschten Schichten, sondern fand schichtenunabhängig Anklang (vgl. Engstfeld 1984, 10f). Dabei muss beachtet werden, dass folkloristische Traditionen in ländlichen Gegenden aufgrund des Traditionsbewusstseins und den relativ konstant bleibenden Lebensverhältnissen länger erhalten blieben als in den Großstädten (vgl. Kleinen 1985, 15).

 

Die Bestandteile von Folklore sind vielseitiges Material, zu welchem neben volkstümlichen Liedern, Musizieren und Volkstanz, auch Lebensstile, Märchen, Legenden, Festtagsbräuche, Riten, Kleidung, Hausbau, religiöse und politische Einstellungen und überliefertes Wissen gehören (vgl. Kleinen 1985, 15), welches „von Generation zu Generation“ weitergegeben wird, ohne dass bezüglich des Volkslieds ein spezifischer Autor oder Erfinder ausgemacht werden können muss (Kleinen 1985, 13). In Bezug auf die Entstehung der Volkslieder wird mehr Aufmerksamkeit auf die „Handhabung und Funktion der Lieder“ als auf deren Komponisten gerichtet (ebd.). Tatsächlich ist es so, dass Volkslieder häufiger von Einzelpersonen komponiert wurden, als dass sie aus der Gemeinschaft heraus entstanden sind, was beweist dass sie weniger aus dem Volk sondern für das Volk geschaffen wurden. Dass „das Material [trotz eines auszumachenden Autors] im Vorgang der Weitergabe Veränderungen oder Anpassungen [erfährt]“, stellt den Unterschied zur Literatur dar (ebd. 14), da die Folklore von der Veränderung lebt. Jedoch existiert immer nur das, was die Gesellschaft annimmt, akzeptiert und an die nächste Generation weitergibt (vgl. ebd. 13).

 

Um noch einmal den Vergleich zu Literatur zur Hand zu nehmen existiert die Folklore eher durch mündliche Überlieferung als durch schriftliche, was jedoch die schriftliche Dokumentation – nicht im Sinne von Folkloreverbreitung, sondern lediglich als bestandsaufnehmende Fixierung – nicht ausschließt (vgl. Kleinen 1985, 14). Tatsächlich wurde meist nur der Text schriftlich notiert, was impliziert, dass die Melodie in jedem Fall hauptsächlich durch die mündliche Weitergabe fortbestehen konnte (Wicke, DUDEN 2011, 239).

 

Abgrenzung der Begrifflichkeiten authentische Folklore, Unterhaltungsfolklore und die pädagogische Existenz der Volksmusik


 

Dass Musik uns im Alltag in vielen Bereichen einst begleitete, ist

 

„kaum [mehr] vorstellbar für uns, die wir Musik als 'Kulturereignis' oder Unterhaltung konsumieren […]. Aus dieser - leider für uns verschwundenen - ganzheitlichen Musikauffassung kommt wohl auch die Kraft und Lebendigkeit, [die Authentizität und Energie], mit der uns jede 'echte'  Volksmusik auf emotionaler Ebene anspricht" (Engstfeld 1984, 11).

 

Engstfeld beschreibt die Wirkung, die von authentischer Folklore ausgeht. Es ist, als ob die Musik selbst ihre Authentizität mitteilt, die sie im Leben der Menschen hatte. In unserem Zeitalter der Technologie, der Elektronik, des kulturellen Austauschs, der Internationalität und der rasanten Verbreitung von Informationen gibt es zum ersten Mal in der Weltgeschichte die Möglichkeit, unabhängig weder von Zeit noch Ort, jede beliebige Musik auf elektronischen Abruf erfahren zu können. Es ist keine Kunst mehr, Musik zu verbreiten, im Gegensatz zu der damaligen Zeit, in welcher Folklore lediglich von Mund zu Mund Bekanntschaft erlangte. Dies bekräftigt auf der einen Seite die existentielle Besonderheit der traditionellen „authentischen Folklore“ (Kleinen 1985, 32), zeigt aber auch auf der anderen Seite die Existenz einer weiteren Musikfolklore...

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