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Suchen und apportieren

AutorAnton Fichtlmeier
VerlagFranckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783440148136
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Für Anton Fichtlmeier ist 'Suchen und Apportieren' der Schlüssel für eine ausgeglichene stabile Mensch-Hund-Beziehung. Es ist eine Form der Beschäftigung, die viele Möglichkeiten bietet, die Freizeit und den Tagesablauf variabler und spannender zu gestalten. Alle Hundehalter finden hier wertvolle Anregungen, wie sie ihren Hund auf diese Art sinnvoll auslasten können: von Spiel und Spaß bis hin zu professioneller Sucharbeit.

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Leseprobe

Soziale Ordnung in der Hundewelt


Nähe suchen, sich abgrenzen, Ressourcen sichern, partizipieren lassen, drohen, beschwichtigen. Diese Mechanismen gestatten dem Hund, sich mit Artgenossen und artübergreifend mit dem Menschen als das zu empfinden, was er ist: ein Hund.

HUNDE SIND KEINE WÖLFE

Der Hund ist ein gruppendynamisches Tier, das in sozialen Gemeinschaften lebt. Er darf keinesfalls analog zu den Wölfen als ein Rudeltier verstanden werden. Der Hund lebt losgelöst von den relativ engen Strukturen, wie sie in einem Familienverbund von Wölfen gelebt werden. Er ist jedoch überaus gesellig und schließt sich gerne einem Sozialpartner an, wenn dieser die vom Hund gezeigten Befindlichkeiten entsprechend reflektiert. Ein Hund kommuniziert ähnlich dem Menschen durch seine Mimik, seine Gesten, seine Empfindungslaute und über sein Verhalten, das aus dem jeweiligen sozialen Kontext, in dem er lebt, ableitbar ist.

© Gila Fichtlmeier

TSCHECHOSLOWAKISCHER WOLFHUND Sein Ausdrucksverhalten zeigt viel wölfisches Erbe.

HUNDE SIND BINDUNGSFLEXIBEL

Der Hund ist seiner Natur nach flexibel im Aufbau, aber auch im Abbruch von Beziehungen. Er kann von einer Gruppe in eine andere verbracht werden. Immer schafft er es, sich in kürzester Zeit einzugliedern. Er ist ein Meister der Eingliederung. Da er jedoch letztlich gar nicht anders kann, als sich immer wieder aufs Neue einzufügen und sich mit anderen abzugleichen, zwingt ihn das, seiner Art entsprechend, mit seinem Umfeld zu kommunizieren.

WOHLBEFINDEN STATT HERRSCHAFT

Ein Hund muss sich anlagebedingt in unterschiedlichste soziale Gruppen einordnen und dieser Prozess vollzieht sich innerhalb kürzester Zeit, ja oft innerhalb weniger Augenblicke. Nach meinen Beobachtungen erfolgt die Übermittlung von Informationen zu den verschiedenen „Gesprächsthemen“ indirekt als Übermittlung eines Gefühlszustandes (= Befindlichkeit).

Ein Beispiel

Arko (Hund eins) zeigt als Sender ein bestimmtes Verhaltensmuster, das seine Bedürfnisse, seine innere Gestimmtheit und seine Gefühle übermitteln soll. Dieses Gefühlsmuster wird von Ferdi (Hund zwei) empfangen und tendenziell nachempfunden. Durch Kopplung an das dargestellte Gefühlsmuster von Arko wird bei Ferdi eine Empfindung ausgelöst, die dieser wiederum seinem eigenen Gefühl entsprechend reflektiert und dadurch eine Gefühlsveränderung in Arko bewirkt. Es kommt so lange zu einem wechselseitigen Austausch von Gefühlsmustern, bis das Thema zufriedenstellend abgeklärt ist oder einer der Beteiligten das kommunikative Interesse verliert. Dabei suchen die Hunde hauptsächlich emotionales Wohlbefinden und nicht Herrschaft über den anderen.

Info

DER HUND IST EIN GRUPPENDYNAMISCHES TIER

Der Prozess in einer Gruppe umfasst die Verteilung der Rollen, die Bestimmung der Ziele und Aufgaben, die Aufnahme neuer Mitglieder, den Umgang mit anderen Gruppenmitgliedern sowie mit Außenstehenden. Jedes aktive Handeln in der Gruppe gehört zum Prozess und ist dynamisch.

DIE VERANTWORTUNG DES MENSCHEN

Vor allem in der Beziehung zum Menschen, von dem der Hund abhängig ist, steht nicht Herrschen und Beherrschen-Wollen im Vordergrund. Viel wichtiger ist, dass der Mensch den Hund mit Nahrung versorgt, ihn vor Gefahren schützt und ihm Geborgenheit und liebevolle Nähe vermittelt. Des Weiteren benötigt der Hund in dieser Art Sozialverband einen Partner, der ihm über ein klares Regelwerk Orientierung und soziale Kompetenz vermittelt. Das gestattet ihm, in sozialen Gruppierungen erfolgreich zu agieren.

© Gila Fichtlmeier

WOHLBEFINDEN Emotionales Wohlbefinden ist für einen Hund wichtiger, als sich in Dominanzgebärden zu verlieren.

DURCH BINÄRSPRACHE SOZIALKOMPETENZ VERMITTELN

Damit im gemeinsamen Alltag ein harmonisches und stressfreies Miteinander von Mensch und Hund realisiert werden kann, kommen wir nicht umhin, unseren Hunden neben unserer Fürsorge und Zuneigung ein klares Regelwerk anzubieten, das ihnen hilft, ihr Leben an unserer Seite zu führen. Dieses Regelwerk fußt auf dem simplen Ja-Nein-Prinzip:

1. Der Hund darf oder soll etwas tun (= Ja)

2. Der Hund darf etwas nicht tun bzw. soll etwas unterlassen (= Nein)

Diesem Grundprinzip habe ich die Bezeichnung Binärsystem gegeben. Eine ausführliche Beschreibung dieser bewährten Methode in all ihren Anwendungsfacetten finden Sie in meinem Buch „Grunderziehung für Welpen“. Die Binärsprache ermöglicht eine klare und eindeutige Kommunikation, die jeder Hund sofort verstehen kann.

Wenn ein Hund von seinen Sozialpartnern nicht zufriedenstellend reflektiert und geführt wird, verliert er seine innere Balance.

BALANCE IN DER GRUPPE

Damit eine Gruppe in sich und in ihr jedes einzelne Gruppenmitglied in Balance kommen kann, bedarf es der Verständigung zwischen allen Gruppenmitgliedern. Voraussetzung dafür ist wechselseitiges Verständnis für einander. Unsere Hunde zeichnet ein Streben nach prosozialer Einheit in der Gruppe aus. Sie unterliegen einem besonderen Mechanismus, der dazu führt, dass alle beteiligten Sozialpartner so lange einen kommunikativen Prozess führen, bis soziale Einigkeit hergestellt ist und sich alle mit allen in Balance befinden. Das wichtigste Element in diesem gruppendynamischen Prozess ist das „Wechselseitige-Sich-Reflektieren“. Wenn jeder Emotionen und Bedürfnisse des anderen erkennt und anerkennt, braucht es keine übersteigerten, unkontrolliert ablaufenden, aggressiven Interaktionen mehr. Es entsteht ein homöostatisches Modell. (System, hält sich in stabilem Zustand gegenüber der Umwelt). Als Ergebnis tritt bei jedem Individuum innere Balance ein. Dadurch kommt es in der Gruppe zu einem Gleichgewicht, jeden einzelnen Interaktionspartner gleichermaßen betreffend.

© Gila Fichtlmeier

ABGRENZUNG über Drohen ist fester Bestandteil hündischer Kommunikation.

© Gila Fichtlmeier

WICHTIG Dominanzbeziehungen gehören mit zum sozialen Rahmen einer Gruppe.

© Gila Fichtlmeier

SCHNUPPERN kann z.B. im Rahmen einer sozialen Interaktion als Konfliktverhalten gezeigt werden oder, wie hier, als Orientierungsverhalten, weil zuvor Enten am Ufer saßen.

PROSOZIALE AGGRESSION ALS REGULATIV

Das zentrale psychosoziale Regulativ beim Abgleich von Interessen ist prosoziale Aggression. Dies funktioniert nach dem Verhaltensschema „Drohung“ und der entsprechenden Reaktion darauf. Beanspruchen beispielsweise zwei Hunde zeitgleich eine Beute, ein Territorium, einen Liegeplatz oder Ähnliches, wird dieser Interessenkonflikt üblicherweise durch Drohen, Imponieren und weitere dem gemäße Reaktionen kommuniziert und abgeklärt. Hunde versuchen, dabei möglichst wenig Schaden zu nehmen oder zu verursachen.

Wichtig

AUS DEM KONTEXT INTERPRETIEREN

Um das Kommunikationsverhalten von Hunden zu beurteilen, müssen die beobachteten Signale und Verhaltensmuster immer aus dem jeweiligen Kontext heraus interpretiert werden.

RITUALISIERTER INTERESSENABGLEICH IST KEIN SPIEL

In der Kommunikation zwischen Hunden in einer Gruppe findet ein ritualisierter Abgleich von Interessen mit Bezug auf einen eventuell zukünftig eintretenden Ernstfall auf einer besonderen Ebene statt. Diese Ebene der Kommunikation definiere ich als Funktionskreis „Gruppenorganisierende Verhaltensmuster“. Hunde können sich nicht aussuchen, ob sie auf dieser Kommunikationsebene interagieren oder nicht. Das Erkennen und Anerkennen gezeigter Emotionen und Bedürfnisse sowie die Abstimmung des eigenen Verhaltens auf den anderen und die Akzeptanz des anderen in seiner Befindlichkeit, das sind die Parameter für die soziale Ordnung in der Welt unserer Hunde.

Wer „Gruppenorganisierende Verhaltensmuster“ vom allgemeinen Spielbegriff loslöst und sie nicht mehr undifferenziert als Spiel bezeichnet, sondern als Funktionskreis begreift, wird erstaunt darüber sein, wie viel besser sich Hundesprache in ihrer Komplexität erfassen lässt.

WAS IST SPIEL?

Der Begriff „Spiel“ als Bezeichnung für soziale Interaktionen zwischen Hunden ist weder klar und eindeutig, geschweige denn allgemein verbindlich definiert. Es existieren eine ganze Menge Spieltheorien und Erklärungsmodelle für diverse Funktionen von Spielverhalten.

Daraus ergibt sich für den Laien eine fast unüberschaubare Vermischung von Funktionen: Spiel, das dem Spiel als Selbstzweck dient. Spielen, um sich im Partner zu reflektieren. Spielen, um Bewegungsmuster auszuprobieren und vieles mehr.

Es gibt jedoch eine Eigenschaft von „Spiel“, die sich in allen Spielbegriffen findet. Die lautet: Damit „Spiel“ stattfinden kann, braucht es einen entspannten Rahmen. Ein Bezug zum Ernstfall sollte nicht gegeben sein. Man kann „Spiel“ noch so wissenschaftlich angehen und sezieren, es liegt immer im Auge des Betrachters, ob er sein Handeln und seine Interaktionen mit dem Hund als Spiel versteht.

Ich unterscheide beim Begriff „Spiel“ grundlegend zwischen zwei Bedeutungen: Zum einen ist da Spiel, das als reiner Selbstzweck angesehen werden kann. Zu dieser Art von Spiel finden Sie Genaueres im Kapitel „Lass uns mal richtig spielen“. Zum anderen sind da Interaktionsspielmuster innerhalb des Funktionskreises „Gruppenorganisierende Verhaltensmuster“, die unter anderem dazu...

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