Heute ist der »Schriftstellernachlass« ein ebenso erstrangiger wie selbstverständlicher Untersuchungsgegenstand der Literaturwissenschaft. Eben diese Selbstverständlichkeit aber täuscht darüber hinweg, wie höchst voraussetzungsreich dieses Gebilde in historischer Hinsicht eigentlich ist. Um eben jene Voraussetzungen geht es in diesem Buch. Die in ihm versammelten Aufsätze erkunden erstmals die übergreifenden Strukturen der philologischen und poetischen Wirkmacht des schriftstellerischen Nachlasswesens. Innerhalb dieses globalen Fragehorizonts steht die spezifisch literaturwissenschaftliche Problemstellung im Fokus, wie Schriftsteller seit ungefähr 1750 auf die sich verändernde Situation im Umgang mit literarischen Nachlässen reagieren: Schlägt sich die Etablierung und Transformation des Nachlasswesens in poetischen Prozessen nieder? Verändert sich auch die literaturkritische und philologische Kommunikation über literarische Werke im Zuge dieser Entwicklung?
Kai Sina, geb. 1981, studierte Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft, Sprachwissenschaft und Mediävistik sowie Philosophie in Kiel. Heute ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Deutsche Philologie der Universität Göttingen. Ausgezeichnet mit dem Preis der Fritz Behrens Stiftung 2016.
Carlos Spoerhase, geb. 1974, ist Literaturwissenschaftler an der HU Berlin und forscht gegenwärtig an der University of Pennsylvania (Philadelphia) im Bereich der »History of Material Texts« über die Buchförmigkeit der deutschen Literatur zwischen 1750 und 1850.
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