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Ich glaub, mich tritt ein Kind!

Bekenntnisse einer Schwangeren ... Und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter

AutorCaroline Rosales, Lisa Harmann
Verlagdtv Deutscher Taschenbuch Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783423416375
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Da hast du Sex in the City und dann wird da echt ein Baby draus! Es gibt zahlreiche Schwangerschaftsratgeber, Hebammen-Sprechstunden und Arzttermine in den neun Monaten bis zur Geburt. NUR: Niemand beantwortet die wichtigen Fragen wirklich adäquat. Bis jetzt! Caro, schwanger, bittet Lisa, dreifache Mutter, zum Rapport. Denn werdende Mütter wie Caro haben auch die Sorge, ihr Leben könne nach der Geburt vorbei sein. Dabei fängt es auf gewisse Weise ja erst an ... Es geht hier nicht nur um die Schwangerschaft selbst, sondern das große Ganze: Was kommt da auf mich zu? Dieses Buch beschreibt den Seiltanz der Gefühle zwischen Vorfreude und Panik und kommt zu dem Schluss: Das Leben wird anders! Das heißt aber nicht, dass es weniger aufregend wird. 

Lisa Harmann, Jahrgang 1982, freie Journalistin, studiert Medienkommunikation und Journalismus in Köln, volontierte an der Journalistenschule Axel Springer in Berlin, arbeitete frei für B.Z., Welt Online und Berliner Morgenpost, heute hauptsächlich für babilu. 2006 kam ihre Tochter zur Welt, 2008 die Zwillingsjungen. Mit Mann und Kindern lebt sie bei Köln. 

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Leseprobe

3.
Kleine Brülltonnen –
Wird mich mein Baby so nerven wie fremde Kinder?


Liebe Lisa,
auf die Gefahr hin, dir als junger Mutter von drei bezaubernden blonden Engeln das Herz zu brechen: Ich hasse kleine Kinder. Wenn sie im Supermarkt laut rumschreien, ihren matschigen Kinderkeks auf dem Bahnsitz verteilen oder im Café die Aufmerksamkeit meiner Mami-Freundin einnehmen, die sich mehr darüber freut, dass ihr kleiner Benni ihr gerade auf die Schulter gesabbert hat, als über meinen neuen Job. Aber, fein.

Eigentlich war ich bislang immer sehr zuversichtlich, meine Schwangerschaft würde meine Hassgefühle gegenüber fremden plärrenden Kindern in der Öffentlichkeit von einer Sekunde auf die andere einstellen – aber nichts da! Dass ich übrigens mit dieser gemeinen Haltung nicht allein bin, zeigt mir der Comedian Michael Mittermeier (›Achtung Baby!‹), der den Begriff des Arschlochkindes prägte.

Ich meine, mal ehrlich, Lisa! Da sitze ich am Sonntagnachmittag mit Freunden im Biergarten Prater in Prenzlauer Berg bei einem schwangerschaftsfreundlichen alkoholfreien Radler, als plötzlich zwei dreijährige Jungs in Latzhosen anfangen, die Leute am Nebentisch mit Kies zu bewerfen. Irgendwann trottet dann der Vater mit einer Mischung aus Müdigkeit und Genervtheit an den Tisch, entschuldigt sich bei den Leuten und sagt seinen Jungs auf die Gefühlvoll-Pädagogische, dass sie das lieber lassen sollen. Ganz toll.

Seitdem habe ich neu über Nerv-Kinder nachgedacht. Denn höchstwahrscheinlich können die kleinen Monster ja gar nichts dafür, dass sie völlig schamlos herumheulen, Menschen belästigen und eine Qual für ihre Umwelt sind. Ich weiß, euch Eltern darf man so was ja nicht sagen: Aber wahrscheinlich seid ihr einfach zu lasch und weich gekocht von eurem Pausbäckchen-Alter-Ego.

Meine Bekannte kommt zum Beispiel aus einer reichen, strengen syrischen Familie. »Als ich vier Jahre war, hatte ich ein kleines Tutu an und habe für die Freunde meiner Eltern Ballett getanzt«, erzählte sie mir neulich. Gut, dass Farah heute eine hoffnungslos unstetige Malerin ist, die immer Geld, Ruhm und Exzess braucht, lasse ich jetzt mal beiseite. Aber wie man sieht, ist das mit den kleinen Brülltonnen in der Bahn doch eine Frage der Erziehung, die nicht unbedingt zu verklemmten Spießer-Vorzeige-Schwiegertöchtern führen muss.

Warum erwartet ihr Eltern immer, dass alle Umstehenden Tränen des Mitgefühls vergießen, weil eurem Baby gerade ein Furz quer sitzt?! Tragt doch euer Baby einfach aus der Bahn, wenn es schreit, dann würden wir (Noch-)Kinderlosen uns weniger über kleine Quälgeister aufregen!

Stattdessen kniet ihr euch hin und sagt so lange Sachen wie: »O Elias, hast du Aua?«, bis auch der letzte besoffene Fahrgast-Penner an eurer Zurechnungsfähigkeit zweifelt.

In New York – habe ich letztens in einem Film gesehen – geht es, was das angeht, übrigens noch irrer zu. Da lernen Mütter in irgendwelchen versnobten Baby-Schulen, dass es am besten ist, mit dem Baby oder dem Kleinkind mitzuweinen. Das heißt, sobald Baby losheult, tut Mami so, als würde sie auch ganz, ganz traurig sein und heult laut mit wegen der ach so wichtigen Mutter-Kind-Bindung.

Für mich steht fest: So werde ich nicht. Ich werde vernünftig mit meinem Baby reden, damit es sich direkt daran gewöhnt. Ich werde mich tausend Male entschuldigen, wenn mein Kind einen Fremden ankotzt, und mich nicht so verhalten, als wäre es das Normalste der Welt, auf der Café-Toilette eine Kack-Windel zu wechseln. Das muss man doch hinkriegen! Oder etwa nicht?

Auf der anderen Seite bin ich mittlerweile auch gar nicht mehr so sicher, wie es mit meinem eigenen Baby wird. Ich meine: Es ist nicht so, dass mein ungebremster weiblicher Hass auf plärrende Kinder mir selbst keine Sorgen macht. Von meiner Bekannten Nadja habe ich sogar gehört, dass es in den ersten Monaten fast mit ihr durchgegangen wäre. Nadja hatte ein Schreikind – wie geschätzte zehn Prozent aller Mütter. Das sind Babys, die laut Ärzten mindestens drei Stunden am Tag durchweinen. Nadja erzählte mir, dass sie in der ersten Zeit sogar Selbstmordgedanken hatte und ihr Kind am liebsten gegen die Wand geworfen hätte. Ich meine, nicht, dass wir uns falsch verstehen. Nadja ist keine Klischee-Asi-Mutter, die vormittags Bier trinkt und ihr Baby alleine lässt, um ihre Pfandflaschen zu Penny zu bringen. Im Gegenteil: Sie ist Akademikerin und Nachrichtenredakteurin für einen großen deutschen Fernsehsender und im echten Leben eher ein zurückhaltendes Mäuschen. Ich dagegen bin eigentlich eher impulsiv und eine Frau der Tat – was das alles nur noch schlimmer machen dürfte. Die Frage: Wird mich mein eigenes Baby genauso nerven wie die Kinder in der Bahn? Und schlimmer noch: Werde ich darüber sogar gewalttätig, weil ich das arme schreiende Baby als Zielscheibe meines angestauten Mutterfrustes sehen werde? Werde ich am Ende sogar eine Sadisten-Mutter, über die man dann in der Zeitung liest? Oder werde ich so eine weich gespülte, resignierte »Hast du Aua«-Mutti?

Habe ich etwas komplett missverstanden? Und jetzt sag mir nicht, dass mein aufkeimendes Mama-Gen mich am Ende doch in die Knie zwingen wird! Bist du etwa genau so Eine? Jetzt mal ehrlich! Die Wahrheit, bitte, die schonungslose!

Liebe Caro,
sag mal, kannst du eventuell deinen Frauenarzt fragen, ob er dir ein paar mehr Schwangerschaftshormone spritzen kann? Du beschreibst meine Kleinen als »bezaubernde blonde Engel« und sagst im gleichen Atemzug, dass du Kinder hasst. Das macht mir Sorgen!

Allerdings: solche wie du sind meistens die schlimmsten. Machen in der Schwangerschaft einen auf hart und werden dann die überzeugtesten Übermütter der Nation. Tofufütternde Löwenmütter, die ihre Kinder wie rohe Eier behandeln. Warte nur ab. Du wirst nicht gewalttätig, im Gegenteil.

Lustigerweise ist mir das mit dem Prater-Biergarten in der letzten Woche just so passiert, wie du es beschreibst. Mein Mann hatte Besuch von alten Kumpels aus der westfälischen Heimat. Ich wollte sie auch mal wiedersehen, wir hatten aber keinen Babysitter und so schleppte ich die Kinder gegen 18 Uhr einfach mit. Du musst wissen: Kinder entwickeln oft eine Eigendynamik, die du nur schwer steuern kannst, besonders wenn sie in einer Gruppe unterwegs sind. Einer wirft ein Steinchen, dann der nächste, das ist ein bisschen so wie in Berlin-Kreuzberg am 1. Mai. Mein Pech war, dass unsere Freunde die ersten Steinchenwürfe beobachteten und – Todsünde! – mit Lachen reagierten. Ein Freifahrtschein für meinen Nachwuchs! Noch ein Stein, Gegröle, noch einer und so weiter. Mir blieben zwei Möglichkeiten: aushalten und locker bleiben. Oder Kinder packen und ab nach Hause. Nur: Damit wäre ja auch mein Abend versaut gewesen!

Die von Außenstehenden als dritte Option betrachtete Möglichkeit, die Kinder zu ermahnen und damit von ihrem Tun abzuhalten, gibt es in der Realität kaum. Man hätte dann eher mindestens zwanzig Minuten lautstarkes Geheule und Geschrei und müsste versuchen, drei Kinder auf einmal zu bändigen.

Was mich daran ärgert: Egal, was die Kinder in der Öffentlichkeit anstellen, ob sie jemanden als »Kackamann« bezeichnen oder eine Auto-Alarmanlage auslösen – immer sind gleich die Eltern schuld. »Können Sie nicht mal aufpassen!«, heißt es dann. Statt den Kindern selbst die Ohren lang zu ziehen. DIE bauen doch hier gerade Scheiße, nicht ich. Und man höre und staune: Ja, die haben einen EIGENEN Charakter, der sie lenkt. Trotzdem entschuldige ich mich brav beim Nachbartisch im Biergarten für die Steinewurf-Aktion. Und halte damit den Kopf hin für etwas, das ich gar nicht getan habe. Wäre ja auch okay so, wenn ich denn dann auch den Stolz zur Schau tragen dürfte, wenn meinem Kind etwas gelingt. Aber hast du schon einmal eine Mutter gesehen, die nach dem Theaterauftritt ihres Jüngsten aufgestanden ist und sich selbst hat feiern und applaudieren lassen, weil sie seit sechs Wochen immer wieder denselben Satz mit ihrem Kind geübt hat und ihm täglich sein Lampenfieber von der Stirn gestreichelt hat? Das ist das Undankbare an diesem Mutterjob: Für dich klatscht keiner. Für Schlechtes musst du aber geradestehen. Ist das nur mein subjektives Empfinden oder stimmt daran tatsächlich etwas Grundlegendes nicht?

Ich bin in einem wenig autoritären Kinderladen im Westberlin der 80er-Jahre groß geworden. Da kam es schon vor, dass mein großer Bruder zu Hause anrief und sagte: »Hey Mama, wir haben die Erzieher gefesselt, du kannst uns abholen kommen.« Geweint haben unsere Eltern trotzdem nicht mit uns, wie du es aus New York beschreibst. Davon habe ich noch nie gehört! Dass Eltern aber mitunter mitfühlend und kindisch werden, das kann ich schon bestätigen. Meine Freundin Svenja erzählte mir neulich, ihr Sohn Finn habe sich mit einem anderen Jungen auf dem Spielplatz um eine Schaufel gestritten, was die Mutter des Jungen veranlasste, Finn mit Sand zu bewerfen. Eine Mutter wirft Sand auf ein Kind! Es ist unglaublich, aber manche Mütter sind so! Oder nein, Caro, sie sind nicht so. Sie werden so. Mach dich da auf was gefasst.

Du musst ja nicht mit Sand auf fremde Kinder werfen, aber so ein bisschen »Hüddeldüddel«-Sprache wirst du dir schon aneignen, ob du willst oder nicht. Du sagst zwar, du möchtest mit deinem Baby vernünftig reden, aber was, wenn es nur »Hmm, bähh, ba, ba« antwortet? Das Wort »Hund« geht einem Kind eben nicht so leicht über die Lippen wie »Wau wau«, und wusstest du, dass es für diese veränderte Elternsprache sogar einen Fachbegriff gibt, nämlich »Ammensprache«? Die Tonlage wird...

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