Studienarbeit aus dem Jahr 1996 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: sehr gut, FernUniversität Hagen (Neuere deutsche Literaturwissenschaft II), Sprache: Deutsch, Abstract: Gotthold Ephraim Lessings 'Nathan der Weise' ist oft als Vermächtnis eines grossen Aufklärers bezeichnet worden. Betrachtet man Werke als Klassiker, die zu verschiedenen Zeiten immer wieder die Auseinandersetzung mit ihnen selber und der jeweiligen Gegenwart provozieren, dann kann dieses dramatische Gedicht mit Recht so bezeichnet werden. Es hat in den zwei Jahrhunderten seit seinem ersten Erscheinen 1779 nicht zuletzt wegen den darin angesprochenen religiösen Aspekten manche Diskussionen angeregt, und es ist sicher kein Zufall, dass der 'Nathan' von den Nationalsozialisten genauso rigoros abgelehnt wurde wie er nach dem Zweiten Weltkrieg quasi als kompensatorische Gegenreaktion auf allen wichtigen Bühnen gespielt wurde. Ein Aufruf vielleicht zu Völkerverständigung und Toleranz - darin liegt auch heute noch seine Aktualität, aber auch seine Brisanz.
Lessing zeigt uns die drei monotheistischen Religionen, das Christentum, den Islam und das Judentum, ganz direkt im Wirken und im Charakter der dramatis personae, die bereits im Personenverzeichnis mit ihrer jeweiligen Glaubenszugehörigkeit ausgewiesen werden. Er lässt die Figuren also nicht einfach nur über Religion reden, sondern Religion sein. Im folgenden soll deshalb erörtert werden, wie das Christentum, der Islam und das Judentum - repräsentiert von den dramatis personae - im 'Nathan' dargestellt werden, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen (sollten) und welche Rolle dabei die in der Ringparabel entwickelten Ideen spielen.
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