Studienarbeit aus dem Jahr 1997 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1-, Universität Lüneburg (Fachbereich III: Angewandte Kulturwissenschaften), Veranstaltung: Peter Winch über Sprache und Gesellschaft: Die Sprache der Sozialwissenschaften und die Theorie interkulturellen Verstehens, 10 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Ethnologe Edward Evan Evans-Pritchard promovierte 1927 mit einer Arbeit über die soziale Organisation der sudanesischen Zande. Eine gekürzte Version dieser Studie wurde erstmals 1937 unter dem Titel Hexerei, Orakel und Magie bei den Zande veröffentlicht und wurde für die Ethnologen des anschließenden Jahrzehnts ein Standardwerk, das auf die ethnologische Forschung der Nachkriegszeit von großem Einfluß war. In der Folgezeit beschäftigten sich zahlreiche Studien mit den Phänomenen Hexerei und Zauberei, wovon der überwiegende Teil sich den soziologischen Aspekten der Verbreitung magischer Praktiken in bestimmten Gesellschaften widmeten, während Evans-Pritchard einen darüber hinaus ins Religiöse und Metaphysiche gehenden Ansatz verfolgt, an den Peter Winch später in seiner Kritik an Evans- Pritchards Darstellung anknüpft. Evans-Pritchard begnügte sich nicht mit dem Zusammentragen bereits verschriftlichter Beobachtungen (wie beispielsweise Frazer), sondern stützte seine Ausführungen auf eigene Feldforschung. Als Malinowski-Schüler bemühte er sich um größtmögliche Einfühlung und Einfügung in die fremde Kultur; die Schilderungen seiner beobachtenden Teilnahme offenbaren jedoch vielfach seine europäischen Rationalitätsmaßstäbe. Die Anwendung westlicher Kategorien - wie Vernunft und Wissenschaft - wirft die Frage nach der Verstehbarkeit fremder Denkweisen auf. Der europäische Maßstab verzerrt das, was abgebildet werden soll, in diesem Fall: die magischen Praktiken. Evans-Pritchard thematisiert das Problem durchaus und versucht, der sprachlichen Komponente des Problems im Anhang mit einem Glossar der im Zusammenhang mit magischen Praktiken bei den Zande auftretenden Bezeichnungen zu begegnen. Des Weiteren vertritt er die Auffassung, eine höchst detaillierte und exakte Beschreibung impliziere bereits theoretische Schlüsse. In der vorliegenden Arbeit werden die Hauptthesen, die Evans-Pritchard über Hexerei liefert, referiert und, wo es sinnvoll ist, mit Beispielen angereichert. Die vorliegende Arbeit möchte einen Eindruck über die mit magischen Praktiken verknüpften Vorstellungen der Zande vermitteln und Evans-Pritchards Darstellung derselben verkürzt widerspiegeln. Eine Zusammenfassung der Kritik, die Peter Winch an Evans-Pritchards Ansatz in seinem Aufsatz 'Was heißt eine primitive Gesellschaft verstehen'' übt, schließt an den Hauptteil an. Dabei wird das Verhältnis der Sozialwissenschaften zur Philosophie, wie es Winch erörtert hat, aufgegriffen.
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