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Achtsamkeit und ihre Bedeutung für das Wohlbefinden

Eine explorative Studie

AutorGisela Lenzeder
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl215 Seiten
ISBN9783640584963
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Psychologie - Klinische u. Gesundheitspsychologie, Psychopathologie, Note: 2, Universität Salzburg (Institut für Psychologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Achtsamkeit (mindfulness) - basierend auf buddhistischen Erkenntnissen - wird definiert als absichtsvolle, nicht wertende Aufmerksamkeit auf das bewusste Erleben im gegenwärtigen Moment (Kabat-Zinn; 2003b). In den letzten drei Jahrzehnten wurde Achtsamkeit immer mehr in die empirisch-orientierte klinische wie auch Gesundheitspsychologie einbezogen. Die vorliegende Arbeit hat den Hintergrund, Zusammenhänge zwischen Achtsamkeit und Wohlbefinden bei der Normalbevölkerung herzustellen bzw. relevante Studien zu erhärten. Weiters sollen Unterschiede bei Praktizierenden von geistigen Übungen wie auch zwischen Männern und Frauen geprüft werden. Die Daten wurden mittels Fragebogen der zu untersuchenden Konstrukte Achtsamkeit, emotionaler Intelligenz, Lebenszufriedenheit, Selbstwert, Offenheit für Erfahrungen und Gesundheit (psychisch wie körperlich) an einer Stichprobe der Normalbevölkerung (N = 147) erhoben. Die Hypothesen der Zusammenhänge aller untersuchten Konstrukte haben sich bestätigt. Die Ergebnisse zeigen, dass Achtsamkeit wichtige Verbindungen zu allen untersuchten Konstrukten eingeht, wie sie auch das Wohlbefinden fördert bzw. schützt. Weiters wurden Unterschiede zwischen Praktizierenden von geistigen Übungen wie auch des Geschlechts untersucht. Für AnwenderInnen von geistigen Übungen zeigte sich ein Einfluss der Achtsamkeit auf das Wohlbefinden wie auch emotionaler Intelligenz, Selbstwert und der Offenheit für neue Erfahrungen. Für den bis jetzt beinahe gar nicht untersuchten Bereich der Geschlechterdifferenzen war kein Unterschied zwischen Männern und Frauen zu finden. Es konnten innerhalb dieser Arbeit nicht alle mit Achtsamkeit zusammenhängenden Konstrukte untersucht werden. Diese Arbeit demonstriert den enormen Umfang des Konstruktes Achtsamkeit mit Wohlbefinden und soll (neue) Hinweise liefern, in welche Richtung die Forschungen zukünftig führen sollen, Achtsamkeit bzw. Wohlbefinden zu steigern.

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II. EMPIRISCHER TEIL


 

8. FRAGESTELLUNGEN UND HYPOTHESEN


 

Die aktuelle Befundlage spricht dafür, dass Achtsamkeit einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden ausübt, innerhalb klinischer Gruppen als auch außerhalb. In der vorliegenden Diplomarbeit werden Zusammenhänge zwischen Achtsamkeit, Gesundheit (psychisch und physisch), Lebenszufriedenheit, Offenheit für Erfahrungen, emotionaler Intelligenz und Selbstwert an einer Stichprobe aus der Normalbevölkerung untersucht. Weiters werden Unterschiede in der Erfahrung mit geistigen Übungen sowie zwischen den Geschlechtern analysiert. Einige Punkte sind bisher in den Forschungen zur Achtsamkeit wenig oder gar nicht berücksichtigt worden. Im Folgenden werden die Fragestellungen der Studie mit den entsprechenden Hypothesen erläutert.

 

8.1 Achtsamkeit und emotionale Intelligenz


 

Bezogen auf den Theorieteil im Kapitel 3 sollen folgende Fragestellungen (F) untersucht werden:

 

F1: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Achtsamkeit und emotionaler Intelligenz?

 

F2: Gibt es Zusammenhänge zwischen den einzelnen Facetten der Achtsamkeit (Beobachten, Beschreiben, Akzeptieren ohne Bewertung, mit Aufmerksamkeit handeln) und den Einzeldimensionen der emotionalen Intelligenz (Klarheit, Aufmerksamkeit und Beeinflussbarkeit von Emotionen)?

 

Bezugnehmend auf die erste Fragestellung und wie im Kapitel 3.4 beschrieben, fand sich bei Brown und Ryan (2003a) eine positive Verbindung der beiden Gesamtwerte Achtsamkeit (MAAS) und emotionale Intelligenz (TMMS). Eine weitere signifikante Korrelation dieser Gesamtwerte erbrachte eine Studie von Coffey und Hartman (2008).

 

Es kann daher folgende Hypothese (H) aufgestellt werden:

 

H1: Achtsamere Menschen sind emotional intelligenter.

 

Bezogen auf die zweite Fragestellung, die Zusammenhänge der Subskalen untersuchen soll, zeigten sich in der Studie von Baer et al. (2004) die stärksten Zusammenhänge die beiden Achtsamkeitsfacetten (KIMS) Beschreiben und Beobachten mit dem Gesamtwert der emotionalen Intelligenz (TMMS). Die Folgestudie von Baer et al. (2006) erbrachte hoch signifikante positive Korrelationen zwischen dem Gesamtwert der emotionalen Intelligenz (TMMS) und den einzelnen Facetten der Achtsamkeit (FFMQ). Zwischen den Subskalen der Achtsamkeit und den Subskalen der emotionalen Intelligenz fanden sich die höchsten Zusammenhänge zwischen Beschreiben und Klarheit, Beobachten und Aufmerksamkeit sowie bei mit Aufmerksamkeit handeln und Beeinflussbarkeit. Auch bei Brown und Ryan (2003a) ergaben sich starke positive Verbindungen zwischen dem Gesamtwert der Achtsamkeit (MAAS) und der Klarheit (TMMS), aber auch mit der Beeinflussbarkeit (TMMS). Eine geringe, aber dennoch hoch signifikante Korrelation fand sich mit der Aufmerksamkeit (TMMS). Dementsprechend ergibt sich in Bezug auf F2 folgende Hypothese:

 

H2: Achtsamkeit und ihre Facetten (Beobachten, Beschreiben, Akzeptieren ohne Bewertung, mit Aufmerksamkeit handeln) weisen einen positiven Zusammenhang mit der emotionalen Intelligenz und ihren Einzeldimensionen (Klarheit, Aufmerksamkeit, Beeinflussbarkeit von Emotionen) auf.

 

8.2 Achtsamkeit und Selbstwert


 

Es sollen hier folgende Fragestellungen untersucht werden:

 

F3: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Achtsamkeit und dem Selbstwert?

 

F4: Gibt es Zusammenhänge zwischen den einzelnen Facetten der Achtsamkeit (Beobachten, Beschreiben, Akzeptieren ohne Bewertung, mit Aufmerksamkeit handeln) und dem Selbstwert in seinen Einzeldimensionen (emotional, sozial wie Sicherheit im Kontakt und Umgang mit Kritik, leistungsbezogen, physische Attraktivität und sportlich)?

 

Bezugnehmend auf die dritte Fragestellung fanden sich in der Studie von Brown und Ryan (2003a) hoch signifikante positive Zusammenhänge zwischen Achtsamkeit und Selbstwert. Eine nähere Beschreibung zu dieser Studie gibt Kap. 4.2.

 

Daraus folgt nachstehende Hypothese:

 

H3: Achtsamere Menschen haben einen höheren Selbstwert.

 

Die vierte Fragestellung wurde bis dato nicht explizit untersucht. Es wird jedoch erwartet, dass auch hier positive Zusammenhänge gefunden werden. Entsprechend wird folgende Hypothese aufgestellt:

 

H4: Achtsamkeit und ihre Facetten (Beobachten, Beschreiben, Akzeptieren ohne Bewertung, mit Aufmerksamkeit handeln) weisen einen positiven Zusammenhang mit dem Selbstwert und seinen Einzeldimensionen (emotional, sozial wie Sicherheit im Kontakt und Umgang mit Kritik, leistungsbezogen, physische Attraktivität und sportlich) auf.

 

8.3 Achtsamkeit und Offenheit für Erfahrungen


 

Hier wird folgenden Fragestellungen nachgegangen:

 

F5: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Achtsamkeit und der Offenheit für Erfahrungen?

 

F6: Gibt es Zusammenhänge zwischen den einzelnen Facetten der Achtsamkeit (Beobachten, Beschreiben, Akzeptieren ohne Bewertung, mit Aufmerksamkeit handeln) und der Offenheit für Erfahrungen mit ihren Einzeldimensionen (Phantasie, Ästhetik, Gefühle, Handlungen, Ideen sowie Normen- und Wertesystem)?

 

Mit Bezug auf die fünfte Fragestellung kann aufgrund der im Kapitel 5 beschriebenen empirischen Erkenntnisse wie auch der dort festgehaltenen theoretischen Aussagen erwartet werden, dass Achtsamkeit und Offenheit für Erfahrungen positiv zusammenhängen. Brown und Ryan (2003a) erbrachten in ihrer Studie eine positive Korrelation zwischen Achtsamkeit (MAAS) und Offenheit für Erfahrungen (NEO-PI-R). Bei Baer et al. (2006) ergab sich ebenfalls ein positiver Zusammenhang zwischen Achtsamkeit (FFMQ) und Offenheit für Erfahrungen (NEO-FFI).

 

Aus den angeführten Untersuchungen wird daher folgende Hypothese abgeleitet:

 

H5: Achtsamere Menschen sind offener für Erfahrungen.

 

In der sechsten Fragestellung, die Zusammenhänge der Subskalen der Achtsamkeit mit dem Gesamtwert der Offenheit für Erfahrungen des NEO-PI-R untersuchen soll, ergab die Studie von Baer et al. (2004) einen hoch signifikanten positiven Zusammenhang zwischen der Achtsamkeitsfacette Observe und der Offenheit für Erfahrungen. In der Folgestudie von Baer et al. (2006) fand man hoch signifikante Bezüge zwischen Observe, Describe, Nonreact (FFMQ) und Offenheit für Erfahrungen. Des Weiteren fanden sich bei Brown & Ryan (2003a) hoch signifikante positive Verbindungen zwischen dem Gesamtwert der Achtsamkeit (MAAS) und den Subskalen der Offenheit für Erfahrungen wie Gefühle, Handlungen, Ideen und Normen/ Wertesystem. Von weiterem Interesse ist hier die Korrelation zwischen den beiden Achtsamkeitsfragebögen MAAS und MMS, wo sich hoch signifikante positive Zusammenhänge zwischen den Subskalen der MMS wie Novelty Seeking als auch Novelty Producing und der MAAS ergeben. Daraus leitet sich folgende Hypothese ab:

 

H6: Achtsamkeit und ihre Facetten (Beobachten, Beschreiben, Akzeptieren ohne Bewertung, mit Aufmerksamkeit handeln) weisen einen positiven Zusammenhang zur Offenheit für Erfahrungen und ihren Einzeldimensionen (Fantasie, Ästhetik, Gefühle, Handlungen, Ideen, Werte- und Normensysteme) auf.

 

8.4 Achtsamkeit und Gesundheit


 

Physische und psychische Gesundheit haben fließende Grenzen und Gesundheit kann als mehrdimensionales Konstrukt angesehen werden (siehe Kapitel 6). In dieser Arbeit werden für die Analyse der Gesundheit die Skalen der psychischen Gesundheit (SPG), die Subskala „Lebenzufriedenheit" aus dem Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R) sowie der Giessener Beschwerdebogen (GBB) verwendet.

 

Es werden somit folgende Fragestellungen untersucht:

 

F7: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Achtsamkeit und der psychischen Gesundheit inklusive dem Aspekt der Lebenszufriedenheit sowie somatischer Beschwerden?

 

F8: Gibt es Zusammenhänge zwischen den einzelnen Facetten der Achtsamkeit (Beobachten, Beschreiben, Akzeptieren ohne Bewertung, mit Aufmerksamkeit handeln) und der psychischen Gesundheit (Autonomie, Willensstärke, Lebensbejahung, Selbstreflexion, Sinnfindung, Natürlichkeit und soziale Integration), der Lebenszufriedenheit wie auch den somatischen Beschwerden (Erschöpfungsbeschwerden, Magenbeschwerden, Gliederschmerzen, Herz-Kreislauf-Symptomatik)?

 

Die siebte Fragestellung betrifft die Zusammenhänge zwischen Achtsamkeit und Gesundheit und greift auf die empirischen Erkenntnisse und theoretischen Aussagen in Kapitel 6 zurück. In der Studie von Baer et al. (2006) fand sich eine hoch signifikante negative Korrelation zwischen Achtsamkeit, gemessen an fünf Fragebögen (MAAS, FFA, KIMS, CAMS, MQ), und dem Global Severity Index (GSI des BSI), der psychische und physische Beschwerden beinhaltet. In der Studie von Walach et al. (2004) wie auch in der Studie von Heidenreich, Ströhle & Michalak (2006) ergaben sich signifikant negative Korrelationen

 

zwischen der Achtsamkeit (FFA) und psychopathologischer Symptombelastung (SCL-90-R, Franke, 1995). Auch bei der Studie von Brown und Ryan (2003a) fanden sich signifikante...

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