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Anwendung der Balanced Scorecard in Einrichtungen des Gesundheitswesens

AutorEva-Maria Schmidt
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl78 Seiten
ISBN9783638045339
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Gesundheit - Sonstiges, Note: 1,7, Fachhochschule Münster, 57 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Balanced Scorecard, vereinfacht als ausbalanciertes Kennzahlensystem übersetzt, ist ein Managementinstrument, welches die Umsetzung einer Unternehmensstrategie unterstützen kann. Die Balanced Scorecard, ursprünglich von S. Kaplan und R. Norton für Unternehmen der privaten Wirtschaft entwickelt, wurde mittlerweile weltweit auch von öffentlichen Einrichtungen angenommen und umgesetzt. Auch im deutschen Gesundheitswesen, insbesondere in Krankenhäusern, findet die Balanced Scorecard, wenn auch noch vereinzelt, ihren Einsatz. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Möglichkeiten der Anwendung der Balanced Scorecard in ausgewählten Bereichen des Gesundheitswesens. Dabei werden die beiden stationären Sektoren Krankenhaus und Altenheim sowie der ambulante Sektor der Arztpraxen behandelt. Weiterhin wird anhand des KTQ®- Verfahrens aufgezeigt, wie die Balanced Scorecard auch im Bereich des Qualitätsmanagement eingesetzt werden kann.

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Leseprobe

3 Theoretische Grundlagen und Hinweise zurBalanced Scorecard


 

Im Bezug auf die geschilderte Problematik in Kapitel 2 dieser Arbeit, wird deutlich, dass bestehende Steuerungsinstrumente weiterentwickelt oder gegebenenfalls ausgetauscht werden müssen, um in dem immer schärfer werdenden Wettbewerb im Gesundheitswesen bestehen zu können. Es ist ein starker Bedarf an modernen Managementinstrumenten entstanden. Die Balanced Scorecard (BSC) ist eines davon. Innerhalb dieses Kapitels soll die Theorie der BSC dargestellt werden, um den Leser die Methodik, die sie beinhaltet, zu verdeutlichen.

 

3.1 Definition der Balanced Scorecard


 

Balanced Scorecards bilden ein Management-System, welches Ziele und Messgrößen aus unterschiedlichen Perspektiven zusammenführt und damit das Management mit dem für den Unternehmenserfolg im Wettbewerb notwendigen Instrumentarium versorgt. Sie übersetzen die Unternehmensmission und Unternehmensstrategie in ein übersichtliches System zur Leistungsmessung. Die Leistung wird als Gleichgewicht (Balanced) zwischen unterschiedlichen Perspektiven auf einer Anzeigetafel (Scorecard) angezeigt (Conrad, 2001, S.14).

 

3.2 Konzeption der Balanced Scorecard


 

Die Balanced Scorecard wurde Anfang der neunziger Jahre an der Harvard Business School von Robert S. Kaplan und David P Norton (1997, S VII-X) entwickelt. Anlass der Entwicklung war, dass sich die meisten Unternehmen einzig und allein auf die Finanzperspektive, die lediglich vergangene Ereignisse reflektiert, fokussierten und sich kaum mit anderen, nicht finanziellen Maßstäben auseinander setzten. Die Balanced Scorecard wurde dementsprechend aus einer ähnlichen Problematik heraus entwickelt, wie sie momentan im deutschen Gesundheitswesen zu finden ist (vgl. Kapitel 2.2.).

 

Das wesentliche Ziel der Balanced Scorecard ist es, Strategien so zu definieren, dass sie im operativen Handeln des Unternehmens umgesetzt werden können (vgl. Töpfer, 2000, S.165). Anhand der Mission, Vision und Strategie eines Unternehmens werden Ziele entwickelt, die den einzelnen  Perspektiven  der  Scorecard  (Finanz-,  Kunden-,  Prozess-  und Entwicklungsperspektive) zugeordnet werden. Die Mission, das Leitbild eines Unternehmens, formuliert, wie das Unternehmen in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden möchte. Die

 

Vision ist dabei das Leitziel eines Unternehmens, das heißt, die Vision klärt die Frage, was das Unternehmen in den nächsten Jahren erreichen will und dient dazu den Mitarbeitern die lang- und mittelfristigen Ziele eines Unternehmens zu verdeutlichen (vgl. Friedag & Schmidt, 2000, S. 91-93). Die Strategie hingegen beschreibt, mit welchen Aufwand und Mitteln diese Ziele erreicht werden sollen (vgl. Conrad, 2001, S.43). Um die Überwachung und Planung der strategischen Ziele zu gewährleisten, werden ihnen innerhalb der einzelnen Perspektiven finanzielle und nicht finanzielle Kennzahlen zugeordnet, die zur Überprüfung der festgesetzten Zielwerte   dienen.   So   wird   gewährleistet,   dass   der   Erfolg  der   Strategie  messbar   und kontrollierbar ist.

 

Des  Weiteren  werden  den  einzelnen  Zielen  individuelle  Maßnahmen  zugeordnet,  um  die

Umsetzung der Strategie in konkrete Aktionen zu gewährleisten. Kaplan und Norton (1997,

222- 239) betonen immer wieder die Wichtigkeit dieses Aspekts. Ohne die Übersetzung der

Strategie in konkrete Aktionen verliert die gesamte Balanced Scorecard ihren Nutzen.

 

Die Ziele und Kennzahlen der Balanced Scorecard werden aus einem top-down Prozess hergeleitet (vgl. Kaplan & Norton, 1997, S.10). Abbildung 3.1 verdeutlicht dies. Hieraus wird erkenntlich, dass ein Unternehmen zunächst seine Vision und Strategie festgelegt haben muss, bevor überhaupt mit der Balanced Scorecard gearbeitet werden kann. Die Balanced Scorecard ist somit kein Instrument zur Strategiefindung, kann aber durch ihr Konzept durchaus helfen, die Strategie eines Unternehmens zu konkretisieren, umzusetzen und zu überwachen. Die Balanced Scorecard soll nicht als ein reines Kennzahlensystem, sondern als ein variables, strategisches Managementsystem verstanden werden, welches das Handeln einer Gruppe auf ein gemeinsames Ziel ausrichtet (vgl. Friedag & Schmidt, 2000, S.23- 27). Da der Begriff des Managementinstruments in der Betriebswirtschaftslehre sehr weit gefächert ist, ist die Balanced Scorecard auch als „strategisches Steuerungs-Kennzahlensystem“ definiert (vgl. Gladen, 2003, S. 203). Der Unterschied der Balanced Scorecard zu einem reinen Kennzahlensystem besteht im Wesentlichen darin, dass sie die Vision und Strategie eines Unternehmens in Ziele, Kennzahlen und konkrete Maßnahmen übersetzt. Die Kennzahlen sollen zur Formulierung und Kommunikation der Unternehmensstrategie dienen und nicht, wie sonst üblich, ausschließlich zur Bewertung vergangener Leistungen (vgl. Kaplan & Norton, 1997, 8-9 o. S.20-25).

 

 

Abbildung 3.1: Top- Down Prozess der Balanced Scorecard

(nach Klump & Zug, 2003, S.20)

 

3.3 Die vier klassischen Perspektiven der Balanced Scorecard


 

Die Balanced Scorecard besteht, wie vorgenannt, aus vier klassischen Perspektiven (vgl. Abb.

3.2). Diese vier Perspektiven sind jedoch nur als eine Art Schablone zu verstehen und nicht als starres Raster. Für einige Unternehmen kann es sinnvoll sein, zusätzliche Perspektiven hinzuzufügen, bestimmte Perspektiven abzuwandeln oder gänzlich auszulassen. Es sollte jedoch beachtet werden, dass das Zufügen neuer Perspektiven nur sinnvoll ist, wenn sie zum Erfolg der Geschäftsstrategien beitragen (vgl. Kaplan & Norton, 1997, S.34).

 

Den vier Perspektiven wird in der Scorecard die Aufgabe zugeteilt, ein ausgewogenes  Verhältnis  zwischen  allen  relevanten  Aspekten  herzustellen,  die zum Unternehmenserfolg beitragen. Die konkrete Auseinandersetzung mit den einzelnen Perspektiven bei der Ableitung von strategischen Zielen, Messgrößen und Zielwerten und strategischen Aktionen soll verhindern, dass bei der Ableitung und Verfolgung der Ziele zu einseitig gedacht wird (Horváth & Partner, 2001, S.26).

 

FINANZ PERSPEKTIVE

 

 

Abbildung 3.2: Perspektiven der Balanced Scorecard

( nach Kaplan & Norton,1997,S.9)

 

3.3.1 Die finanzwirtschaftliche Perspektive


 

Die finanzielle Perspektive bildet den Ausgangspunkt der Scorecard. Die Verbesserung der finanziellen Leistung ist, so Kaplan und Norton (1997, S.46), oberstes Ziel eines Unternehmens. Somit dienen die Ziele und Kennzahlen der anderen Perspektiven zur Erreichung dieses (End-) Ziels.  Alle  Kennzahlen  der  Balanced  Scorecard  sollten  zumindest  zu  einer  finanziellen Kennzahl in Bezug stehen. Die Kennzahlen der finanzwirtschaftlichen Perspektive sind immer mit Rentabilität verbunden. Kennzahlen der Finanzperspektive können z.B. Cashflow und Eigenkapitalrendite sein.

 

Die finanziellen Kennzahlen müssen in Bezug zur Strategie stehen, das heißt sie müssen aufzeigen,  ob die  Leistungen  erreicht  werden,  die von  der  Strategie erwartet werden  (vgl. Kaplan & Norton, 1997, S.46-49).

 

Auch wenn Kaplan und Norton darauf hinweisen, dass nur die Betrachtung der finanziellen Perspektive nicht ausreicht, um ein Unternehmen langfristig zum Erfolg zu führen, kann auf diese Perspektive doch nicht verzichtet werden. Kein Unternehmen kann langfristig überleben,

 

ohne   die   Finanzen   zu   berücksichtigen.   Welche   strategischen   Ziele   bezüglich   der

Finanzperspektive relevant sind, ist jedoch unternehmensabhängig.

 

3.3.2 Die Kundenperspektive


 

Die Kundenperspektive beschäftigt sich mit den Anforderungen und Wünschen der Kunden. Dies  ist  notwendig,  da  die  Erreichung der  finanziellen  Ziele  abhängig vom Verhalten  des Kunden  ist  (vgl.  Horváth  &  Partner,  2001,  S.27).  Die  Umsätze,  die  durch  Verkauf  von Produkten und/oder Dienstleistungen erwirtschaftet werden dienen, somit zur Erfüllung der finanzwirtschaftlichen Ziele.

 

Neben der Ermittlung der Kundenanforderung hat die Kundenperspektive die Aufgabe Marktsegmente zu identifizieren, in denen sich das Unternehmen verstärkt positionieren will. Somit hat die Kundenperspektive zwei Sichtweisen. Zum einem setzt sie sich mit der Frage auseinander,  wie  der  Kunde  das  Unternehmen  sehen  soll  und  zum  anderen  mit  der Fragestellung, welche Kundengruppen das Unternehmen gewinnen möchte (vgl. Horváth & Partner, 2001, S.37).

 

Typische Kennzahlen der Kundenperspektive sind unter anderen Kundentreue, Kundenzufriedenheit und...

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