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E-Book

Bankenaufsicht im Dialog 2018

VerlagFritz Knapp Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783831408887
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis22,99 EUR
2017 war ein Meilenstein in der Geschichte der internationalen Bankenregulierung: Obwohl von Einzelnen schon für unmöglich gehalten, haben sich die Mitgliedsländer des Baseler Ausschusses Ende 2017 auf einen Kompromiss für das Reformpaket Basel lll geeinigt. Insbesondere die Verhandlungen um die überarbeitete Berechnung der risikogewichteten Aktiva, die bei der Ermittlung der Eigenmittelanforderungen einfließen, waren zwar zäh, aber schlussendlich erfolgreich. Nach Umsetzung wird das Basel-III-Abkommen seinen Beitrag zu einem stabilen und sicheren Finanzsystem leisten - und dies durch seine internationale Gültigkeit flächendeckend. Mit der Einigung in Basel kehrt keinesfalls Stillstand in Bankenaufsicht und -regulierung ein. Sowohl Aufsicht als auch Institute stehen vor neuen und zahlreichen Herausforderungen. Neben dem Handlungsdruck, den das Niedrigzinsumfeld, die Digitalisierung oder auch der Brexit mit sich bringen, gibt es eine weitere zentrale Herausforderung, die Leitthema unseres diesjährigen Symposiums war: der Klimawandel und seine Auswirkungen auf das Finanzsystem. Unter dem Begriff 'Green Finance' wird inzwischen darüber diskutiert, wie der Finanzsektor auf den Klimawandel reagiert und seinen Teil dazu beitragen kann, die Auswirkungen von Klimaveränderungen abzuschwächen und eine ökologisch nachhaltige Entwicklung zu fördern. Aus Sicht der Bankenaufsicht geht es aber auch um die Risiken, die der Klimawandel und der Wandel der Wirtschaft für den Finanzsektor bergen können - sowie um die Frage, inwiefern sich Finanzinstitute anpassen müssen, um sich vor diesen Risiken zu schützen. Und nicht zuletzt geht es darum, welche Rolle Aufsicht und Regulierung beim Übergang in ein grünes Finanzsystem spielen können und wollen.

Dr. Andreas Dombret Vorstandsmitglied Deutsche Bundesbank

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Leseprobe

Klaas Knot

Vom Auftrag zur Aufsicht


1.Einleitung


Sehr geehrter Herr Dombret, sehr geehrter Herr Otto, ich danke Ihnen ganz herzlich für die freundlichen Begrüßungsworte und für Ihre Einladung. Es ist mir eine große Ehre, hier beim Symposium „Bankenaufsicht im Dialog“ sprechen zu dürfen.

Hätte ich Ihnen vor fünf Jahren erzählt, dass wir auf diesem Symposium „Bankenaufsicht im Dialog“ einen halben Tag lang über Nachhaltigkeit sprechen würden, hätte mir sicherlich keiner von Ihnen geglaubt und viele hätten mich vielleicht sogar eher für einen Umweltapostel als für einen Notenbanker gehalten.

Und dennoch sind wir heute alle hier, um über diese Thematik zu sprechen. Darin zeigt sich ganz eindeutig, dass sich in den letzten Jahren die Denkweise in der Finanzbranche und unter Aufsehern gravierend geändert hat. Nachhaltigkeit wird immer mehr zu einem Bestandteil der klassischen Finanzierung, was durch zahlreiche Initiativen und Beispiele weltweit belegt wird. Der „Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums“, den die Europäische Kommission morgen veröffentlicht, ist nur das jüngste Projekt in dieser Reihe.

Die De Nederlandsche Bank, die sowohl Zentralbank als auch Aufsichtsinstanz für Banken, Pensionseinrichtungen und Versicherungsunternehmen ist, ist in diesem Bereich bereits seit einigen Jahren aktiv. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sich viele von Ihnen fragen, weshalb wir uns bereits so lange mit dieser Thematik beschäftigen. Wie kam es dazu?

In meiner heutigen Rede „Vom Auftrag zur Aufsicht“ möchte ich Ihnen dies gerne näher erläutern. Zunächst werde ich darlegen, wie die Thematik Eingang in unsere Agenda gefunden hat und darauf eingehen, inwiefern und warum Nachhaltigkeit für Zentralbanken, Aufsichtsinstanzen und die Finanzwirtschaft relevant ist.

Anschließend werde ich über die thematische Überprüfung von Klimarisiken im niederländischen Finanzsektor sprechen, die wir 2017 durchgeführt haben und zu der ein Bericht mit dem Titel „Waterproof? An exploration of climate-related risks for the Dutch financial sector“ veröffentlicht wurde. Da Andreas Dombret bereits erklärt hat, wie und weshalb der Klima- und Energiewandel unsere Volkswirtschaften und Finanzsektoren beeinträchtigen könnte, werde ich Sie nicht mit einer Wiederholung dieser Ausführungen langweilen. Stattdessen möchte ich Ihnen die Ergebnisse unserer thematischen Überprüfung der Risiken, die wir für die Finanzbranche in den Niederlanden sehen, vorstellen.

Abschließend möchte ich noch ein paar Worte darüber verlieren, was dies für das Risikomanagement der Banken und die Bankenaufsicht bedeutet.

Ich hoffe, dass wir alle dieses Symposium mit einem besseren Verständnis dafür verlassen, inwiefern Nachhaltigkeit unsere verschiedenen Organisationen beeinflussen kann. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass es durchaus sinnvoll ist, Nachhaltigkeit in unser Tagesgeschäft zu integrieren.

2.Der Auftrag: Nachhaltigkeit auf der Agenda der DNB


Lassen Sie mich zunächst erläutern, wie das Thema Nachhaltigkeit Eingang in die Agenda der DNB gefunden hat, und dabei aufzeigen, weshalb diese Thematik zum Mandat von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden passt. Vor nicht allzu langer Zeit bedeutete Nachhaltigkeit für uns lediglich, dass unsere Kaffeebecher aus nachhaltiger Papierproduktion stammten und der Kaffee darin fair gehandelt wurde. Nachhaltigkeit war etwas, das wir sicherlich als wichtig erachteten, aber nichts, das die Kernaufgaben oder die Strategie unserer Organisation betraf. Ich glaube, dass wir nicht die einzige Organisation waren, die so dachte.

Das änderte sich jedoch im Jahr 2011, als der neu ernannte Vorstand der DNB beschloss, dass es nun wohl an der Zeit sei, das Leitbild der Zentralbank zu aktualisieren. Wir mussten uns die Frage nach unserer Existenzberechtigung stellen. Ich bin mir sicher, dass sich viele von Ihnen – ob als Aufsichtsbehörde oder als Geschäftsbank – ebenfalls mit dieser Frage auseinandersetzen mussten. Bedenken Sie bitte, dass wir das Jahr 2011 schrieben: Wir hatten gerade die weltweite Finanzkrise überwunden, Europa befand sich immer noch inmitten der Staatsschuldenkrise, und überall um uns herum wurden Krisenmaßnahmen ergriffen. Wir als neuer Vorstand – aber auch viele Banker und Volkswirte, mit denen wir gesprochen haben – waren zu der Erkenntnis gelangt, dass ein beträchtlicher Teil des wirtschaftlichen Wohlstands, den unsere Gesellschaft Anfang des neuen Jahrtausends erwirtschaftet hatte, auf einer übermäßigen Verschuldung beruhte. In unseren Volkswirtschaften war ein Kreditwachstum zu verzeichnen, das zu kräftig war, als dass es angemessen durch zugrunde liegende kräftige Wirtschafts- und Finanzdaten von Unternehmen, privaten Haushalten oder gar öffentlichen Haushalten gestützt worden wäre. All dies hatten wir im Hinterkopf, als wir der DNB ein neues Leitbild zu geben versuchten.

Eine nahe liegende Konsequenz dieser Überlegungen war, dass die Sicherung der Stabilität des Finanzsystems ein wichtiger Bestandteil dieses Leitbildes sein musste. Als weitere Konsequenz wollten wir ein Element des gesellschaftlichen Gemeinwohls aufnehmen, um so den Lebensstandard und Wohlstand der in unserem Land lebenden Menschen zu erhöhen.

Aber vor dem Hintergrund der soeben geschilderten Krisenentwicklungen war das nicht alles. Hatte uns die Krise nicht gelehrt, dass der Wohlstand, den wir in den Jahren vor Ausbruch der Finanzkrise geschaffen hatten, auf lange Sicht nicht beständig war? Oder anders ausgedrückt: Der Wohlstand hatte sich als nicht nachhaltig erwiesen. Denn genau das bedeutet Nachhaltigkeit: Etwas, das auf lange Sicht beständig ist.

An einem nebligen Tag in Zandvoort hatten wir bezüglich unseres neuen Leitbildes glücklicherweise die Geistesgegenwart, das Wort „Wohlstand“ um das Wort „nachhaltig“ zu ergänzen. Unser Auftrag als Zentralbank und Aufsichtsinstanz sollte künftig lauten, „die Stabilität des Finanzsystems sicherzustellen und damit zu einem nachhaltigen Wohlstand in den Niederlanden beizutragen“.

Bei der Aufnahme des Wortes „nachhaltig“ in unseren Auftrag dachten wir natürlich vor allem an die Wirtschafts- und Finanzkrise. Nachhaltiger Wohlstand bedeutete beispielsweise, dass Banken über ausreichende Kapitalpolster verfügen sollten, um unerwartete Verluste abfedern zu können. Bald wurde jedoch klar, dass das Wort „nachhaltig“ weiter reichende Implikationen haben könnte.

Denn wenn die Art und Weise, in der Wohlstand heutzutage geschaffen wird, beträchtliche ökologische Schäden verursacht, die dazu führen, dass künftige Generationen nicht mehr in der Lage sein werden, einen ähnlichen oder höheren Wohlstand zu erzielen, dann ist die derzeitige Bildung von Wohlstand ebenfalls nicht nachhaltig. Und dies widerspricht unserem Auftrag.

Einen Auftrag zu haben, ist natürlich erst der Anfang. Wie Sie sicherlich alle wissen, muss jede auf Leitungsebene festgelegte Politik in der gesamten Organisation verankert werden, um tatsächlich wirksam zu sein. Wir machten es uns daher zur Aufgabe, maßgebliche Nachhaltigkeitsüberlegungen in die meisten unserer Kernaufgaben zu integrieren. Natürlich hängt es von den jeweiligen Aufgaben einer Zentralbank beziehungsweise Aufsichtsinstanz ab, inwieweit Nachhaltigkeit integriert werden kann und sollte.

Ich bin davon überzeugt, dass es nicht allein von der Art der Einrichtung abhängt (also ob es sich um eine Bank, eine Pensionseinrichtung oder einen Versicherer handelt), inwieweit eine solche Einbindung möglich ist, sondern dass das Ausmaß auch von Einrichtung zu Einrichtung variieren kann.

Bei einigen unserer Kernaufgaben war die Integration von Nachhaltigkeit eher praktischer Natur. So etwa im Bereich Zahlungsverkehr. Wir sind vermutlich eine der wenigen Zentralbanken weltweit, die inzwischen 70 Prozent ihrer Banknoten aus fair gehandelter Baumwolle beziehungsweise Biobaumwolle herstellen. Unser Ziel ist es, diesen Wert im Jahr 2019 auf 100 Prozent zu erhöhen.

Bei anderen Kernaufgaben stellte Nachhaltigkeit eher ein Konzept oder eine Theorie dar. Im Rahmen unserer Wirtschaftsforschung und Beratungsfunktion veröffentlichten wir eine Studie mit dem Titel „Time for Transition“. Darin wurde festgestellt, dass die bevorstehende Energiewende, auf die sich mehr als 190 Länder im Dezember 2015 in Paris verständigt hatten, eine der zentralen langfristigen Herausforderungen für unsere Volkwirtschaft darstellen werde. In dem Bericht wurde die niederländische Regierung aufgefordert, einen plausiblen und praktikablen Pfad in Richtung einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft einzuschlagen, da eine solche langfristige Perspektive es den privaten Haushalten und den Unternehmen ermögliche, ihre Investitionen schrittweise anzupassen und so...

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