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E-Book

Das Heilpädagogische Voltigieren und Reiten mit geistig behinderten Menschen

AutorWilhelm Kaune
VerlagFNverlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783885429357
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Unabhängig von der Ursache werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene als geistig behindert angesehen, wenn sie entwicklungsverzögert nicht über die Verhaltens- und Lernmöglichkeiten verfügen, die ihrer Altersstufe entsprächen. Das E-Book weist auf, welche außerordentlich hilfreiche Wirkung die Arbeit mit dem Pferd als Medium der heilpädagogischen Förderung für die so genannten geistig Behinderten haben kann. Wilhelm Kaune und seine Mitautorinnen stellen hier in langjähriger Praxis entwickelte und bewährte Modelle vor. Viele praktische Anleitungen in Verbindung mit instruktiven Fotos machen dieses Werk sehr lehrreich, so dass es auch für die Aus- und Fortbildung eingesetzt werden kann.

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Leseprobe

Das Heilpädagogische Voltigieren und Reiten als Bereich des Therapeutischen Reitens


In der Bundesrepublik Deutschland unterscheiden wir im Therapeutischen Reiten die drei Fachbereiche:

  • – Hippotherapie
  • – Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten
  • – Behindertenreitsport

Die Bezeichnung „Therapeutisches Reiten“ wird als Oberbegriff verwendet. Die drei Fachbereiche sind definitorisch klar gegliedert.
In der Praxis können sie sich zuweilen überschneiden. Übergänge kommen aber auch vom Therapeutischen Reiten zum allgemeinen Reitsport (Freizeit- und Breitensport, Leistungssport und Schulsport) vor.

Hippotherapie


Die Hippotherapie ist eine spezielle krankengymnastische, ärztlich verordnete und überwachte bewegungstherapeutische Maßnahme, die sich der Bewegung des Pferdes als therapeutisches Medium bedient. Sie wird von Krankengymnasten mit Zusatzausbildung bei Patienten mit entsprechend indizierten Krankheitsbildern durchgeführt.

Behindertenreitsport


Der Behindertenreitsport bietet sportfähigen Behinderten (Körperbehinderte, Sinnesgeschädigte, geistig Behinderte) die Möglichkeit eines freudvollen gemeinsamen Freizeitangebotes. Alle Formen des Reitsports (Dressur, Geländereiten, Springreiten, Voltigieren, Fahren) sind – gegebenenfalls mit Hilfsmitteln – möglich. Als Übungsleiter sind Berufsund Amateurreitausbilder mit spezieller Zusatzausbildung tätig. Die ärztliche Betreuung erfolgt so, wie es im allgemeinen Behindertensport üblich ist.

Schematische Darstellung der verschiedenen Bereiche im Therapeutischen Reiten (nach W. Heipertz, Hrsg., „Therapeutisches Reiten – Medizin, Pädagogik, Sport“)

Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten


Unter dem Begriff „Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten“ werden pädagogische, psychologische, psychotherapeutische, rehabilitative und sozio-integrative Angebote mit Hilfe des Pferdes bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit verschiedenen Behinderungen und Störungen zusammengefasst. Dabei steht nicht die reitsportliche Ausbildung, sondern die individuelle Förderung über das Medium Pferd im Vordergrund, d.h. vor allem eine günstige Beeinflussung der Entwicklung, des Befindens und des Verhaltens. Im Umgang mit dem Pferd, beim Voltigieren oder Reiten, wird der Mensch ganzheitlich angesprochen: körperlich, emotional, geistig und sozial (Definition des DKThR). Das Heilpädagogische Voltigieren/ Reiten hat sich für folgende Zielgruppen als heilpädagogische Maßnahme bewährt: Personen mit

  • – Lernbehinderung,
  • – geistiger Behinderung,
  • – Verhaltensauffälligkeiten,
  • – Störungen in der emotionalen Entwicklung (Beziehungsprobleme),
  • – Störungen in der Bewegung und Wahrnehmung aufgrund verschiedener Verursachungsmomente (psychoorganisches Syndrom/POS, minimale cerebrale Dysfunktion/MCD, sensorische Integrationsstörung),
  • – Sprachbehinderungen,
  • – autistischen Verhaltensweisen,
  • – psychischen Störungen,
  • – psychischen und psychosomatischen Erkrankungen.

Praxisfelder sind: Kindergärten und Sonderkindergärten, Regel- und Sonderschulen, Heime, Beratungsstellen, Schulpsychologische Dienste, Jugendfarmen, Kliniken, Einrichtungen der Lebenshilfe, Tagesbildungsstätten, Volkshochschulen, Reitervereine, private Einrichtungen.

Zur Entwicklung des Heilpädagogischen Voltigierens/Reitens ist zu sagen, dass uns die ersten Ansätze in den Jahren 1960– 1970 in der Bundesrepublik Deutschland bekannt sind. In dieser Zeit begannen Päd agogen und Psychologen das Pferd als Medium in der Förderung, Erziehung und Verhaltensänderung von Kindern und Jugendlichen mit verschiedenen Entwicklungsschwierigkeiten und Verhaltensproblemen einzusetzen.

In der Bundesrepublik Deutschland war es insbesondere Antonius Kröger, damals Lehrer an einer Heimsonderschule in Wettringen, der seine Erfahrungen mit dem Pferd bei lern- und verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen durch Veröffentlichungen bekannt machte.

Im November 1970 wurde das Kuratorium für Therapeutisches Reiten e.V. (KThR) gegründet. Ihm gehören Fachleute aus den Bereichen Medizin und Psychiatrie, Pädagogik und Psychologie und des Sports an.
Mediziner, Krankengymnasten, Pädagogen, Psychologen, Pferdefachleute und viele andere Fachleute und Interessierte wirken im DKThR mit. (Seit der Wiedervereinigung heißt das Kuratorium für Therapeutisches Reiten Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten.)

Aufgabe des DKThR war es zunächst, die Fülle der Ansätze im Therapeutischen Reiten zu sichten, sie zu ordnen und zu systematisieren, zu koordinieren und weiter zu intensivieren und zu qualifizieren. Für die drei konzipierten Fachbereiche kristallisierten sich unterschiedliche fachliche Anforderungen heraus. Für den Bereich des Heilpädagogischen Voltigierens/Reitens begann 1976 der erste Lehrgang für Pädagogen in Dillenburg/Hessen unter Leitung des Ehepaares Frau Ch. Heipertz- Hengst und Herrn W. Heipertz.

Die nächsten Lehrgänge wurden dann in Münster/Westfalen unter der Leitung von Antonius Kröger durchgeführt. Nach bestandener Prüfung wurde den Absolventen ein Befähigungsnachweis für die selbstständige Durchführung des Heilpädagogischen Voltigierens und/oder Heilpädagogischen Reitens durch das DKThR ausgestellt. Für die Konzeption und die weitere Qualifizierung der Ausbildung haben sich in den Anfangsjahren insbesondere Antonius Kröger, Carl Klüwer und Marlies und Bernhard Ringbeck engagiert. Inzwischen finden außer in Münster auch Lehrgänge in Bielefeld, Dortmund, Köln und Kürten statt.

Auskünfte über Lehrgangsbedingungen, Kosten usw. sind beim
Deutschen Kuratorium für
Therapeutisches Reiten e.V.
Freiherr-von-Langen-Str. 8a
48231 Warendorf
Tel.: (0 25 81) 92 79 19-0
Fax: (0 25 81) 92 79 19-9
e-Mail: dkthr@fn-dokr.de
web: www.dkthr.de

zu erhalten.

Etwa zur gleichen Zeit wie in der BRD entwickelten sich in den deutschsprachigen Ländern Schweiz, Österreich und in der damaligen DDR unabhängig voneinander ebenfalls erste Ansätze im Heilpädagogischen Voltigieren/Reiten.
In der Schweiz war es Marianne Gäng, die mit Islandpferden Heilpädagogisches Reiten durchführte. In ihrem 1983 erschienenen Buch „Heilpädagogisches Reiten“ stellte sie ihre Arbeit der Öffentlichkeit vor.
In Österreich machte Gundula Hauser das Heilpädagogische Voltigieren/Reiten bekannt.
Aus der ehemaligen DDR erfuhren wir durch die Veröffentlichung von Ohms/ Göhler vom Therapeutischen Reiten mit verhaltensgestörten Kindern.

Wie in der BRD wurden auch in der Schweiz und in Österreich Ausbildungslehrgänge für Heilpädagogisches Voltigieren/ Reiten durchgeführt. Aufnahmebedingungen sind der Nachweis einer abgeschlossenen Ausbildung in einem pädagogischen, psychologischen oder psychotherapeutischen Beruf und eine entsprechende reitsportliche Qualifikation. Bei der beruflichen Ausbildung haben alle drei Länder die gleichen Bedingungen.
Bei den reitsportlichen Voraussetzungen gibt es Unterschiede.

Die Bezeichnung „Reitpädagoge/in“ ist inzwischen allgemein üblich, allerdings können sich Inhaber des Befähigungsnachweises mit entsprechender Voltigierqualifikation auch Voltigierpädagoge/in nennen.

Die ersten Ansätze und die Weiterentwicklung des Heilpädagogischen Voltigierens und Reitens bei geistig Behinderten


Das Heilpädagogische Voltigieren/Reiten mit dem Personenkreis der geistig Behinderten hat in der BRD an mehreren Stellen begonnen. Erste Anfänge sind mir aus dem Zeitraum um 1975/76 bekannt.

In Norddeutschland waren es insbesondere die Lebenshilfeeinrichtungen in Walsrode, Lüneburg und Gifhorn sowie die Sonderschule für geistig Behinderte in Bad Schwartau. Bekannt wurde auch der Einsatz des Pferdes bei der Förderung von geistig Behinderten in Ludwigshafen-Oggersheim und in Köln beim Reit-Therapie- Zentrum „Weißer Bogen“. Während im Norden hauptsächlich das Heilpädagogische Voltigieren praktiziert wurde, stand in Ludwigshafen und Köln das Heilpädagogische Reiten im Vordergrund.

Um 1980 begannen Praktiker, ihre Erfahrungen in der Arbeit mit geistig Behinderten durch Vorträge und Filme bekannt zu machen. Neben mir war es Astrid Lampe, die das Heilpädagogische Voltigieren/ Reiten mit geistig Behinderten theoretisch begründete. Mit meiner – 1982 im FNverlag erschienenen – Publikation „Das Heilpädagogische Voltigieren mit geistig behinderten Schülern“ habe ich als Praktiker unsere Arbeit bei geistig Behinderten mit dem Pferd theoretisch begründet und methodisch-didaktische Anregungen für das Heilpädagogische Voltigieren mit geistig Behinderten gegeben.

Beim Internationalen Kongress „Therapeutisches Reiten“ 1982 in Hamburg habe ich in einem Referat meine Überlegungen zur Förderung geistig behinderter Schüler durch das Heilpädagogische Voltigieren einem internationalen Publikum vorgestellt.
Im weiteren Verlauf dieses Kongresses haben Astrid Lampe und ich den Einsatz des Pferdes bei geistig Behinderten durch praktische Demonstrationen dargestellt: Frau Lampe mit einer Gruppe von geistig Behinderten, ich mit einer integrativen Gruppe, bestehend aus geistig behinderten und nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen. Mit dieser Vorstellung konnte ich die Möglichkeit des gemeinsamen Tuns Behinderter und Nichtbehinderter mit Hilfe des Pferdes aufzeigen.

Inzwischen wird Heilpädagogisches Voltigieren mit geistig Behinderten an vielen Orten praktiziert und auch gemeinsame Freizeitgestaltung mit Behinderten und Nichtbehinderten in einigen Reitervereinen...

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