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Die Bewertung von Start-Ups. Bewertungsverfahren und die Bestimmung des Diskontierungszinssatzes

AutorElke Linnenschmidt
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl75 Seiten
ISBN9783656579601
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich BWL - Revision, Prüfungswesen, Note: 1,7, Universität Hohenheim (Lehrstuhls für Rechnungswesen und Finanzierung), Veranstaltung: Externe Unternehmensrechnung und Unternehmensbewertung, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Unternehmensbewertung gehört zu den wohl spannendsten Disziplinen der Betriebswirtschaftslehre. Durch das in den letzten Jahren deutlich zunehmende Aufkommen von Start-Up Unternehmen (Start-Ups) und dem damit verbundenen Finanzierungsbedarf steigt die Notwendigkeit, diese Unternehmen zu bewerten. Die Bewertung von Start-Ups resultiert vor allem aus dem Interesse des/der Gründer/s eines Unternehmens oder externer Investoren und Fremdkapitalgeber (Vgl. Rudolf/Witt (2002), S. 26). Die Bewertung von Start-Ups ist von enormer Wichtigkeit, wenn sie von externen Kapitalgebern im Tausch gegen Unternehmensanteile finanziert, verkauft oder an der Börse notiert werden (Vgl. Hering/Olbrich/Steinrücke (2006), S. 406). Die langfristige Etablierung von Start-Ups ist für die Wirtschaft von großer Bedeutung, da davon das Beschäftigungswachstum, der Wettbewerb, die Innovationen und Exportmöglichkeiten abhängig sind (Vgl. Cassar (2004), S. 263). Der für Start-Ups gerade in der Anfangsphase notwendige Kapitalbedarf hängt von der Bereitschaft der Kapitalgeber ab, die zu einem großen Teil in Abhängigkeit zu den Ergebnissen der Unternehmensbewertung steht. Da Finanzintermediäre, seien es Familie, Freunde oder Venture Capitalists, ein enormes Risiko mit der finanziellen Unterstützung eines Start-Ups eingehen, ist die Berücksichtigung dieses Risikos innerhalb der Unternehmensbewertung bei der Bestimmung des Diskontierungszinssatzes mit einzubeziehen. Das Risiko bemisst sich am Erfolg oder Misserfolg des Start-Ups im Zeitablauf. Der Verlauf der Entwicklungsphasen eines Start-Ups ist jedoch schwer prognostizierbar. Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Bewertung von Start-Ups unter besonderer Berücksichtigung der Bestimmung des Diskontierungszinssatzes. Die ohnehin schon anspruchsvolle Bewertung etablierter Unternehmen wird bei der Bewertung von Start-Ups aufgrund ihrer besonderen Merkmale nochmals erschwert. Die bei der Bewertung etablierter Unternehmen bereits bestehende Problematik der Prognose von Zukunftsgrößen wird bei der Bewertung von Start-Ups zusätzlich durch das Problem der Einschätzung über die hohen Risiken, die ein Start-Up naturgemäß mit sich bringt, kompliziert.

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Leseprobe

2. Abgrenzung von Startups


 

2.1 Merkmale von Startups


 

Startups stellen zunächst kleine, nicht börsennotierte Unternehmen dar.[6] Häufig kommen sie in zukunftsweisenden Wachstumsbranchen, wie z.B. der Telekommunikation-, Informationstechnologie-, Medien- und Entertainmentindustrie oder Bereichen, wie der Bio- oder Nanotechnologie, vor.[7] Startups weisen eine kurze rechtliche sowie wirtschaftliche Existenz auf[8] und befinden sich in der Entstehungsphase. Insgesamt grenzen sich Startups von bereits etablierten Unternehmen ab.[9] Sie gehören laut Szyperski/Nathusius zu der selbstständig-originären Unternehmensgründungsform, wonach eine selbstständige Gründung eines völlig neuen, bisher noch nicht existierenden und damit unabhängigem Systems stattfindet. Sofern ein Abhängigkeitsverhältnis vorliegt, wie es z.B. bei einer Unternehmensübernahme der Fall ist, handelt es sich um eine selbstständig-derivative Gründung. Weiter lässt sich zwischen unselbstständig derivativen oder originären Gründungen unterscheiden.[10] Da es sich bei der Bewertung von Startups um den selbstständigen Beginn einer Existenz handelt, wird im Folgenden nur die selbst- ständige-originäre Gründung betrachtet. Startup Gründer stellen in der Regel simultan die Unternehmenseigentümer sowie die Unternehmensführer dar.[11] Dabei erfolgen Unternehmensgründungen meist aus einem Kreis mehrerer Personen. Das sich daraus ergebende komprimierte Know-how reduziert das Risiko von Fehlentscheidungen.[12] Dennoch überleben eine Vielzahl der Startup Gründungen nicht.[13]

 

Startups weisen in der Regel knappe personelle und finanzielle Ressourcen auf[14] und halten nur wenige Produkte, teilweise sogar nur eines, in ihrem Sortiment.[15] Charakterisiert werden Startups durch die Attribute jung, dynamisch und überproportional wachsend. Ein Startup hat zuvor noch nicht am Wirtschafts- und Warenverkehr teilgenommen und ist hohen Markteintrittsbarrieren ausgesetzt. Gefestigte Beziehungen zwischen dem Unternehmen zu Kunden und Lieferanten bestehen noch nicht.[16] Vielmehr gilt es, diese auszuweiten und zu festigen. Daneben müssen interne Prozesse, Unternehmens- und Organisationstrukturen geschaffen werden.[17] Ihre Dynamik besteht in einer aktiven Entwicklung innovativer Lösungen und einer kontinuierlichen Anpassung der Produkte, die aus Kundensicht eine Verbesserung zu bisher erhältlichen Produkten darstellen.[18] Startups haben das Potenzial, eine Vielzahl von Arbeitsplätzen zu schaffen, Innovationen zu etablieren und das Wirtschaftswachstum positiv zu beeinflussen.[19] Infolge der genannten Eigenschaften weisen Startups einen hohen Bestand an immateriellen Vermögensgegenständen auf, wie z.B. Wissenskapital oder Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen.[20] Die zwingend benötigten Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten erfordern einen hohen Kapitalbedarf.[21] Da Startups sich in der Entstehungsphase befinden, ist unter dem Attribut „überproportional wachsend“ das mögliche Potential für zukünftiges überproportionales Wachstum zu verstehen.[22] Es kann einerseits zur erfolgreichen Etablierung eines Unternehmens oder andererseits wegen Misserfolges zur vorzeitigen Auflösung eines Unternehmens kommen.[23] Ab wann von einem überproportionalen Wachstum gesprochen werden kann, wird von vielen Autoren unterschiedlich definiert. Insgesamt liegen diese Wachstumsraten jedoch weit über denen, die von etablierten Unternehmen erreicht werden können.[24] Startups weisen neben ihrem großen Entwicklungspotenzial ein sehr hohes Unternehmensrisiko auf.[25]

 

Der Entwicklungsprozess von einem Startup zu einem etablierten Unternehmen lässt sich nicht eindeutig abgrenzen. Der Entwicklungsprozess kann abhängig von der Finanzierungssituation in drei Phasen unterteilt werden.[26] Die erste Phase ist die Early Stage, die sich in die Seed- und Startup-Phase untergliedert und insgesamt die Vorgründungs- und Gründerphase umfasst. Gefolgt wird diese Phase von der Expansion Stage, die den erstmaligen Produktionsbeginn und die Markteinführung der Produkte umfasst. Der Entwicklungsprozess wird durch die Late Stage abgeschlossen. Die Finanzierungsquellen erstrecken sich im Zeitablauf von eigenen und öffentlichen Mitteln über Venture Capital und Fremdkapital hin bis letztendlich zur Finanzierung über den organisierten Kapitalmarkt. Startups befinden sich entweder noch in der Early Stage oder am Anfang der Expansion Stage.[27] In der frühen Lebenszyklusphase stellen Wachstumskomponenten einen relativ großen Anteil des Unternehmenswertes dar. Vorhandene materielle Vermögenswerte sind dagegen in der frühen Lebenszyklusphase weniger bewertungsrelevant, da sie momentan noch einen relativ kleinen Anteil am Unternehmenswert ausmachen. Allerdings wird erwartet, dass diese beiden bewertungsrelevanten Komponenten sich unterschiedlich in den verschiedenen Entwicklungsphasen eines Startups ausbilden.[28]

 

Ein sich noch in der Startup Phase und damit noch in der Planung befindender Gründer wird als Entrepreneur bezeichnet. Sobald er sich im Unternehmensaufbau befindet, spricht man von einem Jungunternehmer. In der Regel stellen Entrepreneur und Jungunternehmer die gleiche Person oder den gleichen Personenkreis nur zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt dar.[29] Szyperski/Nathusius definieren den wirtschaftlich relevanten Gründungszeitpunkt durch den „point of no return“, da dieser eine Abgrenzung der Planungsphase, der Unternehmensgründung und der Produktionsphase ermöglicht.[30]

 

Für den Begriff eines Startups bestehen mehrere Synonyme, wie Gründungsunternehmen, junge und innovative Unternehmen, dynamische oder stark wachsende Unternehmen. In der Literatur herrscht keine eindeutige Definition über den Begriff von Startups. Jedoch ergibt sich aus der Vielzahl der Definitionen ein Konsens bezüglich der Orientierung von Startups an Forschungs- und Entwicklungssowie an Innovationstätigkeiten.[31] Unter Startups werden in der Regel neu gegründete Unternehmen zur Verwirklichung einer innovativen Geschäftsidee verstanden.[32] Sie agieren auf imperfekten Märkten, sind gewöhnlich einzigartig und die Vorhersage ihrer zukünftigen Erträge ist ziemlich schwierig.[33] Die wirtschaftliche Gewinnung von Innovationen dient als treibende Kraft der Marktwirtschaft.[34]

 

2.2 Bewertungsprobleme bei Startups


 

Etablierte börsennotierte Unternehmen können anhand mehrerer Faktoren wie dem aktuellen Börsenkurs, dem Risikograd verbunden mit der Investition in ein Unternehmen und der erwarteten Wachstumsrate bewertet werden. Investoren können sich anhand vorliegender relevanter Informationen ein Bild über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens machen.[35] Die Vorhersage zukünftiger Erträge etablierter Unternehmen ist schwierig genug und wird aufgrund der fehlenden Historie bei Startups noch anspruchsvoller.[36] Die Bewertung des Risikos im Zuge der Unternehmensbewertung bemisst sich nach dem traditionellen Ansatz des Risiko-Rendite Modells an vergangenen Marktpreisen der von Unternehmen ausgegebenen Wertpapiere. Die damit verbundene Bestimmung des Diskontierungszinssatzes ist bei Startups aufgrund der fehlenden Börsenvermarktung und der fehlenden Vergangenheitswerte problematisch.[37]

 

Vergangene Daten aus Bilanz und GuV liegen bei Startups meistens nicht oder kaum vor. Im Fall der Existenz solcher Daten sind diese lediglich für einen relativ kurzen Zeitraum vorhanden und weisen gewöhnlich Verluste aus.[38] Dazu halten Startups vorwiegend immaterielle Vermögenswerte.[39] Einerseits sind somit keine Daten vorhanden, die eine für die Unternehmensbewertung relevante und objektive Prognose für die Zukunft erlauben. Andererseits führen fehlende Sicherheiten in Form von materiellen Vermögenswerten zu einer geringen Kreditwürdigkeit von Startups. Deshalb sind Startups angewiesen auf externe Eigenkapitalgeber in Form von Business Angels oder Venture Capital Gesellschaften.[40] Fehlende bewertungsrelevante Unternehmensdaten der Vergangenheit könnten durch die schwierige Bewertung des Startups zum Ausbleiben notwendiger Investitionen[41] oder zu einem geringen Unternehmenswert führen, wodurch die Gegenleistung für den gewünschten Kapitalbetrag steigt.[42] Zudem erschweren die bestehenden Informationsasymmetrien zwischen den Parteien der Unternehmensgründer und der Finanziers die Bewertung von Startups.[43]

 

Das hohe Risiko der zukünftigen Entwicklung von Startups steigt wie auch bei der Bewertung etablierter Unternehmen mit zunehmendem Abstand zum Bewertungsstichtag. Diese Unsicherheit ist für Startups noch höher einzuschätzen, da neben dem erwünschten überproportionalen Wachstum auch stagnierendes, zurückgehendes Wachstum oder auch das ganzheitliche Ausscheiden des Unternehmens berücksichtigt werden muss.[44] Im Zeitablauf besteht die Gefahr neu eintretender Wettbewerber, die Substitute anbieten könnten.[45] Bei überproportionalem Wachstums resultiert ein erheblicher Kapitalbedarf für erforderliche Erweiterungsinvestitionen und es besteht Ungewissheit über die zukünftige Erfolgsentwicklung.[46] Um die im Zeitablauf rasch höher werdenden finanziellen Belastungen tragen zu können, müssen die Gründer von Startups auf Eigen- und Fremdkapitalgeber zurückgreifen. Infolge der...

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