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E-Book

Die Wahrheit in Person

Jesus folgen in unsicheren Zeiten

AutorJörg Ahlbrecht
VerlagSCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2018
ReiheEdition Aufatmen 
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783417229028
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
In Zeiten von alternativen Fakten, Fake News und öffentlich akzeptieren Lügen fühlen sich auch viele Christen verunsichert - u.a. in ihrem Glauben. Was trägt? Gibt es Dinge, die man wirklich wissen kann? Jörg Ahlbrecht ist überzeugt: Glauben ist mehr, als sich hoffnungsvoll an irgendwelche Aussagen zu klammern. Vieles dürfen wir wissen. Denn Wahrheit ist eine Person. Wir können sie niemals besitzen oder kontrollieren, aber wir können ihr folgen. Und das gibt Halt in unsicheren Zeiten.

Jörg Ahlbrecht ist Referent, Pastor, Sprecher und Buchautor mit den Schwerpunkten geistliches Leben und geistliches Wachstum. Er ist aufgewachsen in Kassel, hat in Hamburg und London Theologie studiert, war elf Jahre Gemeindepastor in Wetter/ Ruhr und hat nebenbei viele Jahre als Sprecher und Autor für verschiedene Rundfunksender in Deutschland gearbeitet. Seit 2004 arbeitet er für Willow Creek Deutschland als theologischer Referent. Er ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt mit seiner Familie in der Nähe von Marburg.

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2  Max Planck und sein Chauffeur – Was wir wirklich wissen


Wissenschaft nimmt die Dinge auseinander, um zu sehen, wie sie funktionieren, Religion setzt die Dinge zusammen, um zu sehen, was sie bedeuten!

JONATHAN SACKS4

Der Physik-Nobelpreis des Jahres 1918 ging an den deutschen Physiker Max Planck für seine bahnbrechenden Erkenntnisse zur Quantenmechanik. Das sorgte in Deutschland natürlich für große Aufregung und jeder wollte den Mann hören. Also brach der Physiker zusammen mit seinem Chauffeur zu einer Vortragsreise quer durch Deutschland auf. Über vierzig Orte suchten die beiden gemeinsam auf – und überall hielt Max Planck seinen Vortrag.

Als die beiden am Ende der Tour in München ankamen, wandte sich der Chauffeur an Max Planck und sagte: »Herr Planck, Ihnen muss doch allmählich langweilig sein. Jeden Abend halten Sie den gleichen Vortrag. Ich höre Ihnen nun schon seit vierzig Abenden zu. Ich kann mittlerweile jedes Wort mitsprechen. Was halten Sie davon, wenn wir heute Abend einmal die Rollen tauschen? Sie nehmen mit meiner Chauffeurmütze in der ersten Reihe Platz und ich halte an Ihrer Stelle den Vortrag.« Max Planck war nicht nur ein hervorragender Physiker – der Mann hatte offensichtlich auch Humor, denn er stieg auf den Vorschlag tatsächlich ein.

Da in dieser Zeit die Bilder in den Medien selten und in der Regel unscharf waren, wusste ohnehin niemand genau, wie Max Planck aussah. Also trat an diesem Abend der Chauffeur vor das Publikum, während Max Planck mit Chauffeurmütze in der ersten Reihe saß.

Der Chauffeur machte seine Sache hervorragend. Präzise, eloquent, Wort für Wort und Satz für Satz entwickelte er das schwierige Thema – ohne sich auch nur einen einzigen Fehler zu leisten oder sich in der schwierigen Materie zu verhaspeln. Es war eine Freude, ihm zuzuhören.

Als er jedoch am Ende des Vortrages angelangt war, passierte etwas, das an keinem der Abende vorher geschehen war. Ein Physikprofessor der Uni München erhob sich und stellte eine fachspezifische Frage. Der Chauffeur hörte aufmerksam zu, dachte einen Moment nach und sagte dann: »Ich muss Ihnen ein Geständnis machen. Als ich heute in das hochgebildete München kam, hätte ich niemals gedacht, dass mir eine so simple Frage gestellt werden würde.« Er machte eine Pause, deutete dann in die erste Reihe und sagte mit leicht gelangweilter Stimme: »Ich werde meinen Chauffeur bitten, diese Frage zu beantworten!«5

Das Problem mit dem Chauffeurwissen


Ich liebe diese Geschichte sehr, weil ich sie mit einer sehr wesentlichen Einsicht verbinde: Wenn es um die großen Fragen des Lebens geht, dann ist das Chauffeurwissen unser größter Feind!

Obwohl der Chauffeur den komplizierten Vortrag über Quantenmechanik halten konnte, wusste er vermutlich nicht wirklich über Physik Bescheid. Er war Chauffeur, nicht Physiker. Und doch hatte er eine Art von Wissen erworben, mit dem er so auftreten konnte, als würde er sich auskennen. Er hatte die Dinge einfach oft genug gehört, um sie wiederholen zu können. Und seine Wiederholung war eloquent, sie war präzise und ohne Fehl und Tadel. Er hat den Vortrag über die Quantenmechanik absolut fehlerfrei gehalten. Und dennoch hat er von Quantenmechanik nicht den Schimmer einer Ahnung.

Er besaß nicht wirklich Einsicht in die Thematik, er hatte nicht wirklich Kenntnisse von den Zusammenhängen. Er hatte nicht selbst geforscht, hatte die Ergebnisse nicht selbst entdeckt. Er konnte die Ergebnisse zwar wiedergeben, aber er hätte sie niemals frei herleiten können. Das Wissen, das er an andere weitergab, gehörte nicht ihm. Es gehörte jemand anderem, der es entdeckt hatte. Der Chauffeur hatte sich dieses Wissen nur geborgt. Es bestand aus auswendig gelernter Information, ohne dass hier wirklich Erkenntnis stattgefunden hätte.

Das Gefährliche am Chauffeurwissen ist, dass es uns und den Menschen um uns herum die Illusion vermittelt, wir wüssten Bescheid. Weil wir eloquent und präzise darüber reden können. Und doch ist das Gegenteil der Fall, denn obwohl wir bestimmte Sätze abrufen können, wissen wir im Grunde gar nichts.

Wie viel von unserem Wissen über die Welt entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Chauffeurwissen? Wir haben es so oft gehört, dass wir es nachplappern können. Aber wir sind der Frage niemals selbst auf den Grund gegangen. Wie viel von unserem Verständnis davon, was es mit dem Leben auf sich hat, haben wir einfach von anderen übernommen? Weil es der einfachste Weg schien, eine willkommene Abkürzung, ohne selbst die Fragen stellen zu müssen. Chauffeurwissen ist aber nur scheinbar eine Abkürzung zum Wissen, denn es übernimmt nur die Ergebnisse, nicht den langen Weg des Suchens. Auf diesen aber kommt es an, wenn wir etwas wirklich wissen wollen.

Den großen Fragen des Lebens müssen wir uns selbst stellen. Wir müssen selbst suchen, wir müssen selbst um Antworten ringen. Wir müssen selbst finden – nur dann gehört das Wissen auch wirklich uns. Beschreiten wir diesen Weg aber nicht, dann haben wir nur die Illusion von Wissen. Wir können die Zusammenhänge weder herstellen, noch können wir den Weg beschreiben, wie wir zu diesem Wissen gelangt sind, noch haben wir die innere Sicherheit der selbst erworbenen Erkenntnis.

Bei den großen Fragen, die das Leben an uns stellt, dürfen wir uns nicht mit Chauffeurwissen zufriedengeben. Es ist keine gute Idee, einfach das nachzusprechen, was wir hundert Mal gehört haben. Egal, wie präzise und eloquent wir dazu in der Lage sind. Wir müssen selbst suchen. Uns auf den Weg machen. Die Fragen zulassen – nur dann haben wir eine Chance, wirklich zu wissen – mit festem Fundament, mit stabilen Überzeugungen, mit Gelassenheit und Frieden! Eben weil wir mit unserem Leben in der Wirklichkeit verwurzelt sind.

Machen wir uns also auf den Weg. Packen wir für einen Moment das Chauffeurwissen zur Seite. Gönnen wir uns einen frischen Blick auf das Leben – auf die Welt, die uns umgibt. Und stellen wir uns die Frage: Was können wir über diese Welt sicher wissen?

Wenn wir uns die Frage stellen, ist es wichtig, einen Moment darüber nachzudenken, wie diese Welt beschaffen ist. Und woher das Wissen über die Welt kommt. Keine Sorge, es wird keine langwierige theoretische Abhandlung über die Hirnforschung (obwohl in diesem Bereich in den vergangenen Jahren eine Menge Fortschritte gemacht wurden) – es wird einfach eine kurze Reflexion über die Welt, in der wir leben.

Unsere Welt, wie wir sie kennen, setzt sich aus zwei großen Komponenten zusammen: aus Materie und aus Geist.

Materie und Geist


Materie ist das Offensichtliche, das wir in unserem Universum wahrnehmen. Die Welt, in der wir leben, besteht aus Stoffen. Unsere Luft besteht aus Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid. Die Erde, auf der wir stehen, besteht aus Kohlenstoff, Mineralien, Metallen und Gestein. Wir leben in Häusern aus Beton, Holz und Stahl. Selbst unser eigener Körper ist Materie. Wasser, Knochen, Muskeln, Haare und Fett. Die materielle Welt können wir in den meisten Fällen mit unseren Sinnen wahrnehmen. Wir können sie riechen, schmecken, sehen, anfassen oder hören. Ich kann ein Gänseblümchen von der Wiese pflücken, ich kann es anfassen, die zarten Blätter berühren, ich kann daran riechen und ich kann es intensiv betrachten. Unser gesamtes Universum besteht aus Materie in einem Raum. Planeten, riesige Gas-Sonnen, schwarze Löcher, die so viel Materie auf engem Raum konzentrieren, dass die Anziehungskraft dieser Materie nicht einmal mehr das Licht entweichen lässt. Die Materie ist die Welt der Atome und der Moleküle, der Stoffe, der festen sichtbaren und nachweisbaren Materialien. Wir selbst sind Teil der Materie und leben umgeben von Materie.

Zugleich besteht unsere Welt aber auch aus Geist. Wir leben in einer Welt der Gedanken und Ideen. Zu unserer Welt gehören Konzepte, Naturgesetze und Mathematik. Wir haben Träume und Visionen und gestalten unsere materielle Welt nach diesen Vorstellungen. Wir entwickeln politische Konzepte und Ideen. Wir lösen Probleme oder erschaffen Kunst und Musik. Die Welt des Geistes ist eine Welt des Guten, des Schönen, des Wahren. Es ist eine Welt der Werte und der Tugenden. Eine Welt der Gefühle, der Liebe und des Hasses. Obwohl diese »geistliche« Welt weniger greifbar scheint als die materielle, ist sie dennoch nicht weniger real. Ende der 80er-Jahre krempelte der politische Traum eines Mannes namens Michael Gorbatschow einen ganzen Kontinent um. Die Idee von Glasnost und Perestroika veränderte das Leben ganzer Völker und machte letztlich die fast 50-jährige Teilung Deutschlands rückgängig. Der Geist vermag viel zu bewegen. Denken Sie an die Musik von Bach oder Beethoven – wundervolle Kunst entstanden aus ihrem Geist. Oder denken Sie an die Ideen von Martin Luther, die bis heute Menschen inspirieren und deren Auswirkungen immer noch spürbar sind.

Wir leben in einer Welt aus Materie und Geist. Die Entstehung unseres Universums scheint das zu bestätigen. Die überwiegende Mehrzahl der Naturwissenschaftler geht heute davon aus, dass unser Universum einen Anfang hat. Vor etwa 13 Milliarden Jahren entstanden Materie, Raum und Zeit. Nun hat alles, was innerhalb des Universums geschieht, eine Ursache. Was auch immer passiert – es passiert, weil es durch etwas hervorgerufen wurde. Nichts geschieht im Universum einfach ohne Ursache. Alles, was geschieht, geht auf etwas oder jemanden zurück, der es verursacht hat. Wolken entstehen, weil Wasser verdampft. Regen fällt, weil warme Luft abkühlt und nicht mehr so viel Wasser aufnehmen kann. Strömungen entstehen durch...

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