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Ein Indianer kennt keinen Schmerz?

Ein Psychiater packt aus: Wie Redensarten unser Leben bestimmen

AutorAlexander Bernhaut
VerlagSüdwest
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783641037727
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Ein Wiener Psychiater packt aus
Kennt ein Indianer tatsächlich keinen Schmerz? Ist Reden wirklich Silber und Schweigen immer Gold? Stimmt der Spruch 'Die Zeit heilt alle Wunden' oder ist diese Aussage nur halb richtig oder ganz falsch? Der renommierte Psychiater Dr. Bernhaut nimmt in diesem Buch in pointiert populärwissenschaftlicher Art und Weise diese 'Weisheiten', Zitate und Sprüche genauer unter die Lupe, fragt nach ihrem wahren Kern oder entlarvt Habweisheiten und Märchen. Ein Buch über die Bedeutungen, den Sinn und den Wahrheitsgehalt diverser klassisch-klischeehafter Alltags-Sprüche, mit denen man andauernd konfrontiert wird und die sich wacker im Sprachgebrauch halten. Wenn man dieses Buch gelesen hat, darf man auch als tapferer Indianer mal eine Träne fließen lassen.

Dr. med. Alexander Bernhaut ist Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, Psychotherapie und Psychoonkologe. Seit 2008 ist er beim Österreichischen Rundfunk der Ö3-Lebenscoach mit seiner wöchentlichen Sendung 'Dr. Bernhaut LIVE'. Darüber hinaus arbeitet er als Kolumnist für die österreichische Kronenzeitung. Er praktiziert und lebt in Wien.

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Leseprobe
»Sie als Psychologe müssten ja ... !«

Solche oder so ähnliche (Halb-)Sätze höre, ja erlebe oder besser »erleide« ich gar nicht selten durch verschiedenste Dialogpartner. Besonders in privater Atmosphäre, zum Beispiel während einer Party oder bei einer Vernissage. Ich stelle mich vor, man fragt mich nach meinem Beruf, ich antworte: »Ich bin Psychiater!«, und noch im selben geistig-kommunikativen Atemzug höre ich dann von meinem Gegenüber die obige Überschrift:
»Sie als Psychologe müssten ja ...

wissen, dass in der mentalen Entwicklung der Menschheit ...« oder besonders an folgender Geschichte interessiert sein, die ich persönlich vorige Woche erlebt hab - stellen Sie sich vor, das 13-jährige Mädchen meiner Nachbarn leidet an Epilepsie und ...« oder

Ihre Freundin viel besser als alle anderen Männer verstehen können, wenn diese Nein sagt, aber Ja meint und wenn Sie Ihnen dann vorwirft, Sie hätten ihr Ja einfach spüren müssen!«

Manchmal ist es eine zähe »Arbeit«: ein sich wiederholendes Erklärenmüssen.
Mittlerweile unterbreche ich meine Gesprächspartner (denen ich zumeist diese Partnerschaft relativ bald aufkündige ...), nachdem ich das Wort »Psychologe« akustisch aufnehme. »Ich bin kein Psychologe, ich bin Psychiater!«, stelle ich dann kantig fest und schaue dazu kraftvoll in einen leicht verunsicherten Gesichtsausdruck, der mir vis-à-vis präsentiert wird.
Und wenn sich in solch einer Situation während einer Latenz von 3 bis 5 Sekunden außer Verunsicherung beim anderen kommunikativ gar nichts tut, dann setze ich fort mit: »Der Unterschied ist der: Ein Psychologe hat Psychologie studiert, ein Psychiater Medizin, das heißt ich bin Arzt, Facharzt, um genau zu sein, also kein Psychologe.«
Manchmal lege ich (freiwillig) noch nach und erkläre die unterschiedlichen realen Tätigkeiten dieser verschiedenen Berufsausbildungen.
Die Lösung: Einsatz »anderer« Berufe als Selbstschutz.
Wobei ich Ihnen gegenüber ehrlich sein möchte: Meine Lust, diesbezüglich aufzuklären, geschweige denn, mich beruflich zu erklären, ist von Mal zu Mal gesunken. Es kommt gar nicht so selten vor, da antworte ich auf die Frage nach meinem Beruf mit: »Ich bin in der Autobranche tätig.« Oder: »Ich handle mit Textilien«, oder auch: »Ich hab reich geerbt, mach praktisch andauernd Ferien!«
Als Konsequenz meiner Konsequenz (oder besser meiner Hartnäckigkeit), offiziell in nicht-offiziellen Lebenssituationen einen falschen Beruf anzugeben - es ist reine Notwehr! - hat sich in den letzten Jahren eine Art Kontrastphänomen in meiner akustisch-gedanklichen Wahrnehmung ergeben; zwar schleichend, aber durchaus progredient, also fortschreitend, zunehmend, und sich unaufhaltsam steigernd.
Der Weg: vom authentischen »das gönn ich mir« bis hin zum (Kontrast)Phänomen.
Wissen Sie, es kann schon eine Wohltat sein, nicht zum x-ten Mal eine an sich sonnenklar scheinende Sache erklären zu müssen, nicht zum x-ten Mal als zu Fleisch gewordene Info-Box massig Energie zu verlieren, nicht sich dann noch - als Privatmensch in einer privaten Situation - zum x-ten Mal »unglaublich interessante medizinisch-psychologisch-sozial-seelisch verzwickte Fälle bitte unbedingt« anhören zu müssen. Habe ich mich die letzten 20 Jahre beruflich mit ganz anderen Dingen beschäftigt!? ...
Ja, und weil ich mir diese Wohltat, diese wohltuende Stimmung - durch diszipliniertes Reduzieren solcher nervigen Mono-, Dia-, Trialoge etc. - immer öfter gegönnt habe in den letzten paar Jahren, entstand der besagte Kontrast.
Der Kontrast? Ein Kontrastphänomen? Ich weiß schon, das ist eine relativ geschwollene Bezeichnung für relativ simple Vorgänge ... denken Sie vermutlich, nachdem Sie die folgenden Zeilen gelesen haben werden. Sei's drum!
Durch die Freiheit, die ich mir - verwegen, wie ich nun einmal bin - genommen hatte, (beruflich) etwas anderes zu sein, als ich war (im inoffiziellen gesellschaftlichen Rahmen wohlgemerkt!), blieb und bleibt mir seitdem schlichtweg mehr Zeit, mehr persönlicher Freiraum und mehr Energie, noch intensiver meine menschliche Umgebung zu beobachten, auf Ausgesprochenes, auf Gesagtes noch aufmerksamer zu werden, noch besser hinzuhören.
Und glauben Sie mir, da gab es und gibt es einiges zu hören!

Wir Menschen: ein Volk von Sprücheklopfern?
»Ein Indianer kennt keinen Schmerz« . und andere (Halb-)Weisheiten! Warum ist gerade so ein Buch mit so einem Titel meinem Psychiaterhirn entsprungen? »Entsprungen« finde ich übrigens in diesem Zusammenhang treffend; entsprungen nach fast jahrelanger, prolongierter geistiger Schwangerschaft. Durchaus infolge mehrerer Befruchtungen, die im Laufe meines Berufslebens, ja ganz speziell im Laufe meiner psychiatrischen Tätigkeit stattgefunden haben.

Befruchtungen? Ich erkläre es Ihnen sofort. Lesen Sie und hören Sie bitte dazu einen Vater (oder auch eine Mutter) einer depressiv-ängstlichen, noch (oder wieder) bei ihren Eltern lebenden, sich zu absolut nichts aufraffen könnenden, schlafgestörten jungen Frau im Alter von 33 Jahren Folgendes sagen:
»Sabine, bitte reiß dich doch zusammen! Mach endlich was aus deinem Leben! Und schmeiß das chemische Zeug, dieses Gift, diese weißen Pillen endlich weg - das brauchst du nicht! Was du brauchst, ist frische Luft, Bewegung; oder triff dich mit Freunden, unternimm etwas, meine Güte! Den ganzen Tag herumliegen, klar, dass du dann in der Nacht nicht schlafen kannst . Ja, wir wissen, dass unsere Nachbarn bis spät abends und länger zu laut Musik hören, aber« - Achtung!, und jetzt kommt's - »WIR WOLLEN HALT KEIN BÖSES BLUT!«
Bei mir war es so: Ein Hang wird zum Drang - der geistige Blick hinter die Kulissen von Redewendungen zur Obsession! So viel zur Erklärung, wie ich als Psychiater Buchautor geworden bin.
Irgendwann muss ich ein Buch schreiben über diese »tollen«, klassisch-klischeehaften Sprüche, mit denen man andauernd konfrontiert wird, die sich allzu wacker in unserem (Umgangs)Sprachschatz halten, sich allzu oft an den falschen zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen, um nicht zu sagen gesellschaftspolitischen Örtlichkeiten wie hartnäckiger Schimmelpilz festsetzen. Oft höre ich auch einen falschen Gebrauch und manch falsche Interpretation, die sich manchmal über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte in den Sprachgebrauch eingebürgert haben. Ich muss! Ich will! Ich will ganz, ganz viele Menschen aufklären . zu dick aufgetragen, meinen Sie? Nun gut, ich will . mir ist es tatsächlich ein Bedürfnis, Ihnen mit diesem Buch zu zeigen, dass zig Sprüche, Weisheiten und Zitate nicht annähernd oder auch nur zu einem Teil das halten, was sie versprechen, dass Redewendungen wie »nur kein böses Blut« zumeist - siehe oben - einfach deplatziert sind.
Es ist nämlich mitnichten so, dass »die Zeit ALLE Wunden heilt«, »Schweigen IMMER Gold« und »Reden IMMER Silber« bedeutet oder »Indianer KEINEN Schmerz kannten«! ...

Blick ins Buch

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