Im Jahr 2008 arbeiteten rund 4,6 Millionen Menschen im deutschen Gesundheitswesen. Die mit Abstand größte Berufsgruppe innerhalb der Gesundheitsdienstberufe stellen die Gesundheits-und Krankenpfleger/- innen mit 774.000 Beschäftigten dar, von denen 66,3% in Krankenhäusern arbeiteten (vgl. Statistisches Bundesamt 2010). In Vollzeitstellen ausgedrückt waren im Jahr 2008 insgesamt 396.00 Pflegekräfte in allgemeinen Krankenhäusern beschäftigt. Diese Gesamtzahl verteilt sich auf 320.000 Gesundheits-und Krankenpfleger, 37.600 Gesundheits-und Kinderkrankenpfleger und 17.500 Krankenpflegehelfer. Die Quote der Teilzeit -oder geringfügig Beschäftigten Gesundheits-und Krankenpflegerinnen und -pfleger liegt in den Krankenhäusern höher als im Gesundheitswesen insgesamt (42,1%) und deutlich höher als in der Gesamtwirtschaft (20,4%). Auffallend ist die in Abbildung 1 dargestellte Zunahme des Anteils an Teilzeitbeschäftigten der in Krankenhäusern beschäftigten Pflegenden von 34,71% im Jahr 2000 auf 45,57% im Jahr 2008.
Abb.1: Teilzeitquoten in allgemeinen Krankenhäusern zwischen 2000 und 2008, Quelle: DIP 2010
Dass diese Entwicklung der hohen Frauenquote im Pflegeberuf von derzeit 86,40% geschuldet sei, ist nicht haltbar. Wie die nachfolgende Tabelle veranschaulicht, ist der Frauenanteil in der Gesundheits-und Krankenpflege insgesamt in den letzten Jahren nahezu gleichgeblieben, während sich der Anteil der Teilzeit-oder geringfügig Beschäftigten deutlich erhöht hat.
Tab. 1: Frauenanteil der Beschäftigten in der Gesundheits-und Krankenpflege
Quelle: Statistisches Bundesamt, Gesundheitspersonalrechnung, Stand 15.12.2008
Laut Statistischem Bundesamt war die Ausübung einer Teilzeit- beziehungsweise geringfügigen Beschäftigung bei den meisten Gesundheits- und Kranken-pflegerinnen eine bewusste Entscheidung: Nur 9,5% von ihnen gaben im Jahr 2008 als Hauptgrund an, keine Vollzeittätigkeit zu finden.
Isfort sieht neben den gesetzlichen Grundlagen vor allem zwei Einflüsse, die diese Entwicklung begünstigen: zum einen sind es die Krankenhäuser selbst, die die Teilzeitarbeit fördern, um flexibler auf Arbeitsspitzen reagieren zu können, zum anderen ist die Erhöhung der Teilzeitquote auf den ausdrücklichen Wunsch der Mitarbeiter zurückzuführen, obwohl der Arbeitgeber nach Kräften sucht , die in Vollzeit arbeiten. Letztere Konstellation kann „…als ein Indiz dafür interpretiert werden, dass die Arbeitsbedingungen es den Pflegenden zunehmend erschweren, die Belastung im Rahmen einer Vollzeitstelle auf sich zu nehmen. Sie verkürzen die Dienstzeiten und suchen sich ggf. ergänzend andere Beschäftigungsmöglichkeiten, um sich so dem Arbeitsdruck in Teilen entziehen zu können.“(Isfort 2010: 24).
Diese Entwicklung ist insofern besorgniserregend, weil die künftigen steigenden Anforderungen an professionelle Pflege nur durch den vollumfänglichen Einsatz der Mitarbeiterpotenziale erfüllt werden können. Pflegeorganisationsformen wie Bezugspflege erfordern aufgrund der notwendigen Kontinuität in der pflegerischen Versorgung und der gestiegenen Informationsbedarfe eine möglichst hohe Quote von Vollzeitbeschäftigten.
Der häufig zitierte Stellenabbau in der Pflege hat real stattgefunden. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Vollkräfte der Pflegedienstbeschäftigten in allgemeinen Krankenhäusern. Im Zeitraum von 1997 bis 2008 verringerte sich die Zahl der Pflegevollzeitstellen um fast 50.000.
Abb.2: Vollkräfte im Pflegedienst in allgemeinen Krankenhäusern 1995 – 2008,
Quelle: DIP 2010
Erst seit 2008 ist durch den Aufbau von 1840 Vollzeitstellen eine Änderung dieses Trends erkennbar. Umgerechnet auf insgesamt zirka zweitausend Kliniken entspricht dieser Aufbau jedoch nur etwa 0,7 Vollkräften pro Klinik (vgl. Isfort 2010: 23).
Menschen altern nicht alle gleich und vor allem nicht gleich schnell. Altern ist ein biologischer Prozess, der auch vom persönlichen und arbeitsbezogenen Umfeld beeinflusst wird. Die Gruppe der sogenannten älteren Mitarbeiter ist sehr inhomogen. Der Prozess des Älterwerdens verläuft allmählich und beginnt bereits bei den Jungen. Die Festlegung einer Altersgrenze zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern wäre aus biologischer und psychologischer Sicht eher willkürlich.
Tatsächlich existiert eine Vielzahl von Definitionen und Abgrenzungen älterer und jüngerer Erwerbstätiger. Die OECD definiert ältere Erwerbstätige als Personen, die in der zweiten Hälfte ihres Berufslebens stehen, aber das Pensionsalter noch nicht erreicht haben. Die Bundesagentur für Arbeit zieht diese Grenze ab dem 45. Lebensjahr.
Im Folgenden wird eine Alterseinteilung in drei Gruppen vorgenommen. Danach sind die jüngeren Mitarbeiter die Gruppe der unter 35-jährigen, die 35-50-jährigen die Gruppe mittleren Alters und die älteren sind die über 50-jährigen.
Vergleicht man die Zahl der unter 35-Jährigen Beschäftigten in der Gesundheits-und Krankenpflege in den Jahren 2000 und 2008, so hat sich ein Rückgang von mehr als 15% entwickelt. Dies entspricht 48.000 Beschäftigten. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der über 50-Jährigen Pflegenden von 93.00 auf 171.000 fast verdoppelt. Bei entsprechender Fortschreibung dieser Entwicklung würden die über 50-Jährigen im Jahr 2014 den größten Anteil innerhalb der Gruppe der Pflegenden darstellen. Die nachfolgende Grafik zeigt die Altersverteilung bei Gesundheits- und Krankenpflegenden in allen Sektoren der Beschäftigung (vgl. Isfort 2010: 28).
Abb.3: Altersgruppenverteilung der beschäftigten Gesundheits- und Krankenpflegenden,
Quelle: DIP 2010
In den Krankenhäusern verläuft der berufsdemographische Wandel in der Gesundheits-und Krankenpflege schneller als in den anderen Bereichen der Pflege. Der Grund dafür ist, dass der massive Stellenabbau der vergangenen Jahre insbesondere durch einen Nachwuchsabbau realisiert wurde. Es wurden weniger Ausbildungsabsolventen übernommen und die Zahl der Ausbildungsplätze reduziert (vgl. Isfort 2010: 29).
Die Lebenserwartung der Deutschen steigt, die Menschen werden immer älter. Lag die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern im Jahre 1980 noch bei 69,60 Jahren, betrug diese im Jahre 2008 77,6 Jahre. Bei Frauen ist im genannten Zeitraum eine Steigerung der Lebenserwartung von 76,20 auf 82,7 Jahre zu verzeichnen (Gesundheitsberichterstattung des Bundes: 20). Die zunehmende Zahl der der Alten und multimorbiden Patienten mit entsprechend höherem Versorgungsaufwand haben zur Leistungsintensivierung in der Gesundheitsversorgung geführt. So hat sich der Anteil der 65-Jährigen und Älteren an allen stationär behandelten Patientinnen und Patienten kontinuierlich erhöht. Lag der Anteil dieser Altersgruppe im Jahr 1994 bei 30,1 %, machte er im Jahr 2007 bereits 43,1 % aus ( vgl. Spindler, Schellhase 2009: 648). Ent- sprechend haben sich die Anforderungen an die pflegerische Versorgung verändert. Konkret erfordert die Versorgung alter Patienten umfangreiches geriatrisches und gerontologisches Fachwissen, um eine aktivierende Pflege leisten zu können. Darüber hinaus stellt das Erfordernis der Compliance seitens des Patienten hohe Anforderungen an die psychosozialen Fähigkeiten der Pflegenden. Die Pflege multimorbider Patienten verlangt ein vertieftes Wissen über die Zusammenhänge der verschiedenen Erkrankungen, der Behandlungs- und Pflegemöglichkeiten, sowie eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit (vgl. von Renteln-Kruse 2006:15).
Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes zu Folge werden die Krankenhausfälle deutlich steigen. Unter der Annahme des Status Quo-Szenarios, (d.h. es werden konstante alters- und geschlechtsspezifische Diagnosefallquoten, basierend auf den Istwerten der Jahre 2006 bis 2008, zugrunde gelegt), wird die Zahl der Krankenhausfälle von derzeit 17,9 auf etwa 19,3 Millionen anwachsen, wobei etwa jeder fünfte Patient über achtzig Jahre alt sein wird und etwa 40 % der Fälle auf die 60 bis unter 80-Jährigen entfallen wird.
Das Szenario „sinkende Behandlungsquote“ geht davon aus, das Menschen nicht nur älter werden, sondern auch länger gesund bleiben und Krankenhausbehandlungen erst in einem höheren Alter notwendig werden. Unter dieser Annahme ist im gleichen Zeitraum mit einem Anstieg der Krankenhausfälle auf 18,3 Millionen zu rechnen (vgl. Statistisches Bundesamt 2010a: 12, 16).
Daraus folgt die Notwendigkeit, das professionelle Dienstleistungsangebot in der Gesundheitsversorgung auszuweiten und die...