Sie sind hier
E-Book

Ethische Handlungen im Bereich der Arbeitsinspektion in Österreich

Eine Betrachtung unter der Perspektive des Berufsethos und der Verwaltungsethik

AutorPeter Seewald
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl140 Seiten
ISBN9783656707684
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Organisation und Verwaltung - Sonstiges, Note: 1,0 (Sehr gut), FH Campus Wien (Public Management), Sprache: Deutsch, Abstract: In einer Zeit in der ein Wandel von klassischen hin zu prekären Arbeitsverhältnissen erfolgt, wo sich die arbeitenden Menschen immer mehr den Bedürfnissen der Wirtschaft unterzuordnen haben,ist auch die Arbeitsinspektion als Teil der öffentlichen Verwaltung einem zunehmenden Erwartungsdruck seitens der Öffentlichkeit ausgesetzt, da die öffentliche Verwaltung als bürokratisch und inneffizient gesehen wird. Gerade unter diesem Erwartungsdruck, verbunden mit dem Anspruch an die öffentliche Verwaltung nur Personal mit sehr guten Qualifikationen und ethischen Werten einzusetzen, wird Erkenntnisinteresse dahingehend festgestellt, ob die Arbeitsinspektion in sich selbst ethisch handelt und ob auch das Handeln der Arbeitsinspektion als ethisches Handeln wahrgenommen wird. Diese Arbeit beschäftigt sich somit mit den etwaigen ethischen Handlungen im Bereich der Arbeitsinspektion, sowie der Ermittlung inwieweit ein Berufsethos und eine Verwaltungsethik dieses Handeln beeinflussen.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

2. Theoretische Grundlagen


 

Im Kapitel Theoretische Grundlagen werden zum besseren Verständnis der Arbeit die Bereiche Verwaltung, die Ganzheit der Ethik einschließlich der Erklärungen zur Ethik im Allgemeinen und der Verwaltungsethik im Besonderen, sowie der Definition der mit dem Arbeitnehmerschutz betrauten Personengruppen und Personen näher ausgeführt.

 

2.1 Die Verwaltung


 

In diesem Kapitel wird, soweit für die Arbeit relevant, kurz auf die Geschichte der Verwaltung und des Arbeitnehmerschutzes aus österreichischer Sicht, die öffentliche Verwaltung, den „Öffentlichen Dienst“ und die „moderne“ öffentliche Verwaltung eingegangen.

 

2.1.1 Geschichte der Verwaltung und des Arbeitnehmerschutzes aus österreichischer Sicht


 

Die Grundlage für die heutigen Behörden gehen auf Entwürfe von Maximilian I.[74] zurück.[75] Einen wichtigen weiteren Schritt zur Neuorientierung setzte Maria Theresia[76] in ihrer Regierungszeit von 1740 bis 1780. „Bald nach ihrem Regierungsantritt erkannte Maria Theresia die Notwendigkeit von Verwaltungsreformen. Schon 1742 wurden die dynastischen und die außenpolitischen Angelegenheiten der österreichischen Hofkanzlei entzogen und der neugebildeten ´Hof- und Staatskanzlei´ zugewiesen. Graf Kaunitz[77] übernahm die Leitung dieser neuen Hofstelle.“[78] „Wirklich grundlegende Reformen konnten erst durchgeführt werden, als der Friede zu Aachen Österreich eine mehrjährige Atempause sicherte. Sie tragen den Charakter einer Staatsreform und sind in der Hauptsache das Verdienst des Grafen Haugwitz[79], ….“[80] Bei dieser Schaffung einer einheitlichen Staatsgewalt, man spricht auch von der „theresianischen Staatsreform“[81], kam es zu einer verstärkten Aufnahme von Staatsbeamten[82].

 

Auch wenn die Thematik des Arbeitnehmerschutzes bereits auf eine lange Geschichte hinweist, so steht bereits im Alten Testament, im fünften Buch Mose in Kapitel 22, Vers 8: „Wenn du ein neues Haus baust, so sollst du ein Geländer um dein Dach machen, damit du nicht eine Blutschuld auf dein Haus bringest, wenn irgendjemand von demselben herabfiele“.[83], so wurde erst im Jahre 1772, über Veranlassung von Maria Theresia ein eigener Beamter zur Aufsicht über Fabriken in Niederösterreich eingesetzt. Eine Verordnung über die Beschäftigung von Kindern erfolgte im Jahre 1786. Dieses „ … Handschreiben von Kaiser Josef II[84] …“ ist „ … wohl als eine ´sozialpolitische Tat von welthistorischer Bedeutung´ anzusehen.“[85]

 

Joseph II. kreierte den Beamten als unparteiisch und nur dem Staatszwecke verpflichtet.[86] Sein Ziel war ein schlanker, effektiver Staat, mit Beamten die nur das Gemeinwohl des Staates im Auge haben.[87] Die Verwaltung hatte neutral, über allen Klassen stehend zu sein[88] und „ … dem Kaiser als Waffe gegen den Feudaladel …“[89] zu dienen. Beispielhaft wurden lebenslange Anstellung und das Verbot der Geschenkannahme als wichtige Säulen des Beamtenstandes konzipiert.[90]

 

Im Jahre 1848 erfolgte eine Änderung dahingehend, als dass die Zentralbehörden durch k.k. Ministerien ersetzt wurden. Die Verantwortlichkeit der Ministerien wurde von Kaiser Franz Joseph I.[91] 1851 festgelegt. Diese sogenannte Minister-verantwortlichkeit, die Verantwortung betreffend politischen Handelns, lag somit beim Minister.[92] 

 

Die Verantwortung im Hinblick auf den Arbeitnehmerschutz wurde mit der Gewerbeordnung von 1859 zur Verpflichtung der Arbeitgeber. Der Gewerbeinspektion (siehe Abbildung 1) kam seit 1883 die Rolle hinsichtlich der Kontrolle im Hinblick auf die Einhaltung der Schutzvorschriften zu.[93]

 

 

Abbildung 1: Gesetz von der Gründung der Gewerbeinspektion

 

Quelle: http://www.arbeitsinspektion.gv.at/AI/Arbeitsinspektion/Geschichte/geschichte_030.htm (abgerufen am 18.01.2014).

 

Bis zum Jahre 1914 kam es zu einer ständigen Fortentwicklung des Arbeit-nehmerschutzes durch diverse neue Gesetze in den Bereichen Arbeitszeit, Sonn- und Feiertagsruhe, sowie im Gebiet des technischen Arbeitnehmerschutzes.[94]

 

Das Ende der Monarchie führte zu einer Neuordnung des Staates und es wurden nunmehr die Bundesregierung und die Bundesministerien zu den Zentralbehörden, die Landesregierungen und Bezirkshauptmannschaften zu den Mittel- bzw. Unterbehörden gezählt.[95]

 

Durch den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 13. März 1938, fiel Adolf Hitler[96], in der Zeit von 1938 bis 1945, die Rolle des Staatsoberhauptes zu. Die Vereidigung der Beamten erfolgte auf ihn als Person[97] und führte daher zu „…. einer einseitigen unauflöslichen Bindung des Beamten an die totalitäre Staatsführung ….“[98]  

 

In der Zeit des Zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945 kam es kriegsbedingt zu einer Verschlechterung des Arbeitnehmerschutzes. Beispielhaft wird die Verdunkelungs-vorschrift angeführt, die zu einer Minderbelüftung von Arbeitsräumen und somit zu einem Schadstoffanstieg in der Luft führte.[99]

 

Am 27. April 1945 erfolgte die Proklamation über die Unabhängigkeit Österreichs von der damaligen provisorischen Staatsregierung. Die demokratische Republik Österreich sollte im Geiste der Verfassung von 1920 wieder errichtet werden.[100]

 

Der Arbeitnehmerschutz wurde durch das Arbeitsinspektionsgesetz 1947 durch die Erweiterung des gewerblichen Arbeitnehmerschutzes auf alle Betriebe wie z.B. Theater und Kraftwerke, sowie Banken ausgedehnt.[101] In den folgenden Jahren wurde der Arbeitnehmerschutz durch diverse Vorschriften wie z.B. die Maschinensicherheitsverordnung im Jahre 1961, das Arbeitnehmerschutzgesetz im

 

Jahre 1973 und das Arbeitsinspektionsgesetz[102] sukzessive erweitert. Im Jahre 1994 erfolgte der Beitritt Österreichs zum Europäischen Wirtschaftsraum und daher wurden die Richtlinien der Europäischen Union in das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz[103]  eingearbeitet.

 

2.1.2 Die öffentliche Verwaltung und der „Öffentliche Dienst“


 

 „Im Rahmen des internationalen Vergleichs gilt die Qualität der öffentlichen Verwaltung inzwischen als ein wichtiger ‚Standortfaktor‘ - z.B. bei der Vergabe von Krediten durch die Weltbank oder bei der Gestaltung internationaler Verträge.“[104] Nicht unwesentlich sind in diesem Zusammenhang auch die Effizienz und Effektivität der Verwaltung.[105] Unternehmen suchen Rechtssicherheit, politische und soziale Stabilität und somit einen funktionierenden staatlichen Rahmen, der ihrem unternehmerischen Handeln zuträglich ist.[106] Daher ist die Qualität der Verwaltung immer auch eine Qualität der öffentlichen Bediensteten.[107] Es darf somit auf Weber[108] verwiesen werden, der bereits zu Beginn des vorigen Jahrhunderts feststellte: „Herrschaft ist im Alltag primär Verwaltung“.[109] Dieser Qualität der öffentlichen Bediensteten stimmt auch Androsch[110] zu, wenn er ausführt: „Fraglos ist die Leistung vieler Beamter in Österreich nach wie vor hervorragend: Fachlich exzellent, loyal und dennoch unparteiisch, oft auch unbequem, sind sie im Idealfall tatsächlich Diener ihrer Kunden, der Staatsbürger.“[111]

 

Die Österreichische Bundesverfassung legt fest, dass die Führung der Verwaltung durch Berufsbeamte und auf Zeit Gewählte erfolgt.[112] Somit oblag es der B-VG-Novelle BGBl 1974/444 eine Vereinheitlichung des Begriffes „Öffentlich Bedienstete“ in das Verfassungsrecht einzuführen, demnach öffentlich Bedienstete im Sinne Beamte und Vertragsbedienstete sind  „ … , die in einem Dienstverhältnis zum Bund, den Ländern, Gemeindeverbänden und Gemeinden stehen.“ [113]

 

Die im Öffentlichen Dienst Beschäftigten unterliegen einer rigorosen Weisungs- und Gesetzesgebundenheit. So verweist Welan[114] darauf, dass „Unser Lehrer Walter Antoniolli[115] lehrte uns, dass Gesetzestreue die höchste Tugend des Verwaltungsbeamten sei.“[116] Diesbezüglich wird auf das Leitbild[117] der Arbeitsinspektion verwiesen.

 

Auch wenn die öffentlich Bediensteten weisungs- und gesetzesgebunden sind, so muss doch darauf verwiesen werden, dass oftmals vom bürokratischen Verhalten der Bediensteten gesprochen wird. Das Wort „Bürokratie“ war zu...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Management - Wirtschaft - Coaching

Zeitmanagement im Projekt

E-Book Zeitmanagement im Projekt
Format: PDF

Von Projektleitern und ihren Mitarbeitern wird grundsätzlich eine exakte Punktlandung erwartet: Sie sollen das Projekt zum vereinbarten Termin beenden, selbstverständlich die Budgetvorgaben einhalten…

Zeitmanagement im Projekt

E-Book Zeitmanagement im Projekt
Format: PDF

Von Projektleitern und ihren Mitarbeitern wird grundsätzlich eine exakte Punktlandung erwartet: Sie sollen das Projekt zum vereinbarten Termin beenden, selbstverständlich die Budgetvorgaben einhalten…

Basiswissen Beschaffung.

E-Book Basiswissen Beschaffung.
Format: PDF

Anhand vieler Beispiele für die relevanten Aufgaben und Methoden der Beschaffung bietet der Band Grundwissen für den Quereinsteiger sowie ein Repetitorium für den Praktiker. Das Buch gibt eine kurze…

Basiswissen Beschaffung.

E-Book Basiswissen Beschaffung.
Format: PDF

Anhand vieler Beispiele für die relevanten Aufgaben und Methoden der Beschaffung bietet der Band Grundwissen für den Quereinsteiger sowie ein Repetitorium für den Praktiker. Das Buch gibt eine kurze…

Weitere Zeitschriften

FESTIVAL Christmas

FESTIVAL Christmas

Fachzeitschriften für Weihnachtsartikel, Geschenke, Floristik, Papeterie und vieles mehr! FESTIVAL Christmas: Die erste und einzige internationale Weihnachts-Fachzeitschrift seit 1994 auf dem ...

Arzneimittel Zeitung

Arzneimittel Zeitung

Die Arneimittel Zeitung ist die Zeitung für Entscheider und Mitarbeiter in der Pharmabranche. Sie informiert branchenspezifisch über Gesundheits- und Arzneimittelpolitik, über Unternehmen und ...

FREIE WERKSTATT

FREIE WERKSTATT

Die Fachzeitschrift FREIE WERKSTATT berichtet seit der ersten Ausgaben 1994 über die Entwicklungen des Independent Aftermarkets (IAM). Hauptzielgruppe sind Inhaberinnen und Inhaber, Kfz-Meisterinnen ...

Berufsstart Gehalt

Berufsstart Gehalt

»Berufsstart Gehalt« erscheint jährlich zum Sommersemester im Mai mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum - Zeitschrift für die gesamte Grundstücks-, Haus- und Wohnungswirtschaft. Für jeden, der sich gründlich und aktuell informieren will. Zu allen Fragen rund um die Immobilie. Mit ...

Gastronomie Report

Gastronomie Report

News & Infos für die Gastronomie: Tipps, Trends und Ideen, Produkte aus aller Welt, Innovative Konzepte, Küchentechnik der Zukunft, Service mit Zusatznutzen und vieles mehr. Frech, offensiv, ...

die horen

die horen

Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik."...weil sie mit großer Aufmerksamkeit die internationale Literatur beobachtet und vorstellt; weil sie in der deutschen Literatur nicht nur das Neueste ...

VideoMarkt

VideoMarkt

VideoMarkt – besser unterhalten. VideoMarkt deckt die gesamte Videobranche ab: Videoverkauf, Videoverleih und digitale Distribution. Das komplette Serviceangebot von VideoMarkt unterstützt die ...

Euphorion

Euphorion

EUPHORION wurde 1894 gegründet und widmet sich als „Zeitschrift für Literaturgeschichte“ dem gesamten Fachgebiet der deutschen Philologie. Mindestens ein Heft pro Jahrgang ist für die ...