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Funktionelle Wiederherstellung der oberen Luft- und Speisewege

Expertise Plastische Chirurgie

VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783132402140
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis69,99 EUR
Exzellenz in der Kopf-Hals-Chirurgie Sie bewältigen Ihre täglichen Aufgaben routiniert und kompetent? Das genügt Ihnen nicht? Sie wollen zu den Besten Ihres Fachs gehören? Die häufigste Ursache für plastisch-rekonstruktive Maßnahmen im Kopf-Hals-Bereich, speziell im oberen Aerodigestivtrakt, ist die Resektion von malignen Tumoren. Komplett- und Teilresektionen betroffener Regionen resultieren häufig in schwerwiegenden funktionellen Defiziten. Es besteht daher immer die absolute Notwendigkeit der Wiederherstellung der Anatomie bzw. der Rekonstruktion verloren gegangener Gewebe- und Organteile. Herausragende Experten in der Kopf-Hals-Chirurgie bringen ihr Wissen für Sie auf den Punkt zur funktionellen Wiederherstellung der oberen Luft- und Speisewege. Systematisch und routiniert - Komplette Übersicht von Anatomie, Physiologie und Funktionsstörungen - Ausführliche systematische Darstellung von Rekonstruktionsverfahren einschließlich OP-technischer Details, Schnittführungen und Zugänge - Alle OPs wurden durchgängig von einem Operateur durchgeführt, außer bei Unterkiefer und Dünndarm - Erstmalig - Darstellung einer Klassifikation von Defekten im Kopf-Hals-Bereich - Zahlreiche Methoden vom Operateur selbst entwickelt Praxisnah und strukturiert - Praxisnah strukturierte und übersichtliche Gliederung der Kapitel - Step-by-Step-Darstellungen der OP-Schritte - Optimale Anleitung für die Praxis durch detaillierte Beschreibung der OP-Planung - Roter Faden - Zusammenhang zwischen Resektionstrauma und Funktionsstörung einerseits, Rekonstruktion und Funktionserhalt andererseits - Behandlung von Fisteln und Stenosen - Beschreibung der besonderen chirurgischen Herausforderung - Wichtige Inhalte in Boxen und tabellarischen Übersichten hervorgehoben Bilder zeigen den Weg - Etwa 800 brillante klinische Abbildungen der einzelnen OP-Techniken und ergänzende anatomische Schemazeichnungen, vom Operateur anhand intraoperativer Fotos skizziert Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.

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Leseprobe

1 Einleitung


Stephan Remmert

Mithilfe der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie werden Funktionen des menschlichen Körpers wiederhergestellt, die infolge von Fehlbildungen, Traumata, Tumorresektionen und anderen Krankheiten beeinträchtigt wurden oder vollständig verloren gingen. Die häufigste Ursache für plastisch-rekonstruktive Maßnahmen im Kopf-Hals-Bereich, speziell im oberen Aerodigestivtrakt, ist die Resektion von malignen Tumoren. Die primär von den Tumoren selbst hervorgerufenen Funktionsstörungen werden häufig durch die Tumorresektion zusätzlich verstärkt.

Generell hinterlassen komplette Organresektionen wie beispielsweise die Glossektomie, die komplette Gaumenresektion, die Laryngektomie oder die quere Pharyngolaryngektomie die schwerwiegendsten funktionellen Defizite, u.a.:

Aber auch Teilresektionen können ab einer bestimmten Größe zu nachhaltigen Störungen der oropharyngolaryngealen Funktionen führen. Mit schweren Schluckproblemen z.B. muss gerechnet werden, wenn mehr als 50% einer am Schluckakt beteiligten Struktur reseziert werden müssen ▶ [1] ▶ [9] ▶ [15] ▶ [42].

In Abhängigkeit von der Tumorlokalisation können dabei unterschiedliche Funktionen isoliert, aber auch kombiniert, beeinträchtigt werden:

  • So führen Resektionen im Bereich des oralen Anteils der Zunge und des vorderen Mundbodens vorrangig zu Störungen der Artikulation und der Vorbereitungsphase des Schluckakts ▶ [18] ▶ [20] ▶ [25] ▶ [30] ▶ [46] ▶ [47]. Betroffen sind dabei die Bolusvorbereitung, die Boluslateralisation sowie das Bolushaltevermögen ▶ [18] ▶ [46].

  • Nach Teilverlusten des Zungengrunds dagegen kommt es zu einer Abnahme der Zungenschubkraft und dadurch zu Veränderungen des pharyngealen Vortriebs ▶ [30] ▶ [46].

  • Ähnlich negative funktionelle Auswirkungen auf die Boluspropulsion haben Resektionen im Bereich des weichen Gaumens und der Tonsillenloge. Ein Substanzverlust in dieser Region führt als Folge einer velopalatinalen Insuffizienz zu einer Druckentweichung in den Nasopharynx ▶ [23] ▶ [24] ▶ [30] ▶ [50].

  • Resektionen der suprahyoidalen Mundbodenmuskulatur zerstören den vorderen Aufhängungsapparat des Kehlkopfs und behindern eine normale Larynxelevation während der pharyngealen Schluckphase ▶ [18] ▶ [25] ▶ [34] ▶ [46] ▶ [47]. Infolge der mangelhaften oder fehlenden vorwärts und aufwärts gerichteten Kehlkopfbewegung wird der pharyngoösophageale Sphinkter nur unzureichend geöffnet. Der fehlende „Saugdruck“ erschwert den normalen Schluckakt ▶ [19] ▶ [21] ▶ [46].

  • Substanzverluste des Kehlkopfs haben Störungen der Verschlussmechanismen des oberen Luftwegs zur Folge. Diese existieren in Form von sog. Verschlussventilen auf 3 Ebenen: Epiglottisebene (mit aryepiglottischen Falten), Taschenbandebene und Stimmbandebene ▶ [12]. Bei Resektionen im Bereich dieser Strukturen besteht grundsätzlich die Gefahr lebensbedrohlicher Aspirationen ▶ [9] ▶ [12] ▶ [18] ▶ [25] ▶ [37]. Darüber hinaus wird in den meisten Fällen die Erzeugung des primären Stimmschalls beeinträchtigt oder geht vollständig verloren.

Merke

Wegen resultierender schwerwiegender Funktionsstörungen besteht nach ausgedehnten Tumorresektionen im oberen Aerodigestivtrakt die absolute Notwendigkeit, die Anatomie im Bereich verlorengegangener Gewebe- und Organteile wiederherzustellen.

Dies hat in der Vergangenheit zur Entwicklung zahlreicher Rekonstruktionsmethoden geführt. In der Regel wird ein autologer Gewebeersatz favorisiert. Mitte der 1960er-Jahre waren es die regionalen Lappen wie der Deltopektorallappen ▶ [5], der Stirnlappen ▶ [31] oder der Temporalislappen ▶ [22], die zum Verschluss dieser Defekte verwendet wurden. Dies erforderte mehrzeitige operative Sitzungen über viele Wochen. Fortschritte brachte Ende der 1970er-Jahre die Entwicklung der myokutanen Insellappen. Mithilfe des myokutanen Pectoralis-major-Lappens ▶ [3] ▶ [7] ▶ [44], des Sternokleidomastoideuslappens ▶ [2] oder des Latissimus-dorsi-Lappens ▶ [33] ließ sich erstmals die Anatomie im Bereich ausgedehnter Defekte mit einzeitigen Rekonstruktionen wiederherstellen. Zur gleichen Zeit kam es zu einer sprunghaften Entwicklung der bereits 1959 von Seidenberg u. Mitarb. zum ersten Mal beim Menschen durchgeführten mikrovaskulären Gewebetransplantation ▶ [36]. Als Folge der Verfeinerung des mikrochirurgischen Instrumentariums und der Verbesserung der Gefäßnahttechnik stellten sich die ersten klinischen Erfolge ein. Diese lösten eine gezielte Erforschung neuer Spendergebiete aus. In den Jahren von 1979–1984 wurden das Beckenkamm- ▶ [43], das Unterarm- ▶ [49], das Oberarm- ▶ [40], das Skapula- ▶ [10] und das Paraskapulatransplantat ▶ [32] beschrieben.

Heute steht eine große Anzahl von Transplantaten mit unterschiedlichen Gewebekomponenten von verschiedenen Spenderregionen zur Verfügung. Aktuell gibt es neue Entwicklungen im Bereich des mikrochirurgischen Transfers von autologen Gewebetransplantaten, die von einzelnen Gefäßarkaden bzw. Perforatorgefäßen versorgt werden. Inwieweit diese Einzug in die klinische Praxis halten werden, bleibt abzuwarten.

Mit dieser Vielfalt rekonstruktiver Möglichkeiten können verlorengegangene anatomische Strukturen besonders unter funktionellen Gesichtspunkten optimaler ersetzt werden. Der Einsatz unterschiedlicher Gewebe, die Kombination verschiedener Transplantate und Lappen oder die Präformierung von Spenderregionen ermöglichen heute Rekonstruktionen weit über das Maß der alleinigen Wiederherstellung der Oberflächenintegrität hinaus. Deshalb sind die funktionellen Ergebnisse und damit die Lebensqualität der Patienten nach chirurgischer Therapie ausgedehnter Tumoren des oberen Luft- und Speisewegs nicht nur vom Resektionsausmaß und von der Resektionslokalisation abhängig, sondern entscheidend auch von der Art der Rekonstruktion ▶ [4] ▶ [16] ▶ [25] ▶ [38] ▶ [41] ▶ [45].

1.1 Literatur


[1] Aguilar NV, Olson ML, Shedd DP. Rehabilitation of deglutition problems in patients with head and neck cancer. Am J Surg 1979; 138: 501–506

[2] Aryan S. One-stage reconstruction for defects of the mouth using a sternomastoid myocutaneous flap. Plast Reconstr Surg 1979; 63: 618–625

[3] Aryan S. The pectoralis major myocutaneous flap: a versatile flap for reconstruction in the head and neck. Plast Reconstr Surg 1979; 63: 73–81

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