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Gewaltfreie Pflege

Praxishandbuch zum Umgang mit aggressiven und potenziell gewalttätigen Patienten

AutorGernot Walter, Johannes Nau, Nico E. Oud
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl103 Seiten
ISBN9783456958668
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Pflege-, Sozial- und Gesundheitsberufe sehen sich zunehmend an vielen Stellen des Gesundheitswesens mit aggressiven und potenziell gewalttätigen Patienten konfrontiert. Sie müssen daher nach Möglichkeiten suchen, um Aggressionen vorzubeugen, aggressive Ausbrüche zu verhindern und im Fall von Gewalttätigkeit Schaden von sich und anderen abwenden. Dazu liefert das Praxishandbuch wissenschaftlich fundierte Grundlagen sowie kurz gefasste und leicht lesbare Assessments, Tools und Techniken. Aus dem InhaltEinführungBegriffserklärungenOrte der Gewalterfahrung und ihre HäufigkeitGewalterlebnisse von PflegendenGewalterlebnisse von Angehörigen und PflegebedürftigenTheorien und Modelle der AggressionsentstehungEskalationsprävention und DeeskalationsstrategienHilfen für BetroffeneZusammenfassung

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt und Vorwort
  2. 1 Einführung
  3. 2 Begriffserklärungen
  4. 3 Orte der Gewalterfahrung und ihre Häufigkeit
  5. 4 Gewalterlebnisse von Pflegenden
  6. 5 Gewalterlebnisse von Angehörigen und Pflegebedürftigen
  7. 6 Theorien und Modelle der Aggressionsentstehung
  8. 7 Eskalationsprävention und Deeskalationsstrategien
  9. 8 Hilfen für Betroffene
  10. 9 Zusammenfassung
  11. Autorenverzeichnis
  12. Literaturverzeichnis
  13. Sachwortverzeichnis
Leseprobe
1 Einführung (S. 9-10)

Fühlt es sich gut an, aggressives oder gewalttätiges Verhalten an sich zu erfahren? Nein!

Fühlt es sich gut an, zu wissen, dass man selbst sich grenzüberschreitend verhalten hat? Nein!

Selbst wer einen Krieg gewonnen hat, hat den Frieden verloren, sagt ein altes Sprichwort. Da ist es doch sehr erstaunlich, weshalb es in der aufgeklärten Welt so häufig zu übergriffigem Verhalten kommt. Auch die Welt des Gesundheits- und Sozialwesens gehört dazu. Das ist umso verwirrender, als es dabei im Eigentlichen um die Welt des Helfens und Hilfe-Empfangens geht.

Über Skandale zu Aggressionsereignissen im Gesundheitswesen wird gerne in großen Lettern in Tageszeitungen berichtet. Häufig werden Pflegende als Aggressor dargestellt. Erst seit jüngerer Zeit findet man Beiträge darüber, dass das Gesundheitspersonal oder Angehörige Ziel aggressiven Verhaltens werden. Fragt man Pflegepersonal und im Besonderen Leitungsverantwortliche von Gesundheitseinrichtungen oder Pflegeheimen nach Problemen mit Aggressions- und Gewaltereignissen, so können immer noch zurückhaltende bis verneinende Antworten gehört werden. Der wissenschaftliche Erkenntnisstand zeigt aber, dass erkrankte oder pflegebedürftige Menschen nicht friedlicher als andere Menschen sind. Im Gegenteil befinden sich diese Menschen in besonderen, krisenhaften Lebenssituationen. Wir wissen, dass jede Person in eine überfordernde Krisensituation geraten kann, in der sie auf sozial erwünschte Kommunikationsformen keinen Zugriff mehr hat, obgleich ihr das ansonsten möglich wäre.

Aggression, die gegen Gesundheitspersonal gerichtet ist und von Patienten ausgeht, ist ein Problem, welches alle Fachbereiche und Abteilungen betrifft (Cooper et al., 2002; Hahn et al., 2008; Needham et al., 2005; von Hirschberg et al., 2009). Notaufnahmen wie auch Normalstationen sind als potenzielle Orte von Aggression durch Patienten und Besuchende zu sehen – darauf weist schon 2001 der International Council of Nurses (ICN) hin (ICN, 2007). Aber auch innerfamiliäre Übergriffe spielen eine bedeutende Rolle. Für einen 5-Jahreszeitraum ermittelten Hirsch und Brendebach (1999), dass zirka 10 % der alten Menschen in ihren Familien Gewalterfahrungen gemacht haben. An Demenz leidende Menschen sind dabei einem besonders hohen Risiko ausgesetzt (Thoma et al., 2004).

Erstaunlicherweise ist bis heute der Umgang mit aggressivem Verhalten bzw. die Vorbeugung aggressiven Verhaltens von Patienten und Angehörigen in vielen Ländern kein geregelter Gegenstand der Pflegeausbildung – auch in Deutschland nicht (Nau et al., 2010b). Dabei scheinen gerade Studierende und Auszubildende besonders stark von der Problematik betroffen zu sein (Nau, 2014; Nau et al., 2010a; Nau et al., 2010b).

Aggressionserlebnisse in der Pflege und Hinweise auf stattgefundene Gewalt scheinen ein Tabuthema zu sein. Es kann eine Scheu beobachtet werden, Hinweise auf innerfamiliäre Übergriffe anzusprechen (Grassberger et al., 2013b) wie auch über eigene Erfahrungen zu berichten. Pflegekräfte reden selten über Aggressionen von Patienten und deren Besuchern (Danesh et al., 2008). Sie scheinen häufig von der Sorge geleitet, dass ein von ihnen berichtetes aggressives Patientenverhalten dann ihnen selbst zur Last gelegt werden würde. Manche hegen sogar die Überzeugung, Aggressionsereignisse seien eben „unausweichlich“ als part of the job zu sehen (Duxbury, 2002; Rintoul et al., 2009). Die Schlussfolgerung „Unausweichlichkeit“ ist jedoch kritisch zu sehen, da es inzwischen hilfreiche, an Pflegesituationen ausgerichtete Präventions- und Deeskalationsmethoden gibt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht zusammen mit dem International Council of Nurses (ICN), der International Labour Organization (ILO) und den Public Services International (PSI) deutlich, dass Anstellungsträger die Pflicht haben, einen sicheren und gewaltfreien Arbeitsplatz zu gewährleisten und dass ein Angestellter das Recht darauf hat, solches zu erwarten (International Labour Office [ILO] et al., 2002).

In dieses Buch fließen die aktuelle Kenntnislage aus nationalem und internationalem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen und aus dem praktischen Alltag sowie aus wissenschaftlichem Diskurs ein. Leitend für dieses Buch ist der Wunsch, auf Belege gegründetes wissenschaftliches Wissen in Verbindung mit Erfahrungswissen weiterzugeben. Es gilt, Theorie und Praxis in gegenseitigem Kraftschluss zu halten. Es geht dabei um den Leitsatz, der Immanuel Kant zugeschrieben wird: „Theorie ohne Praxis ist leer, Praxis ohne Theorie ist blind“. Wir Autoren stehen im nationalen und internationalen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus dem praktischen Alltag und aus der Wissenschaft. Leitend für dieses Buch ist der Wunsch, mehr als Erfahrungswissen weiterzugeben, nämlich die beste Kenntnislage, die uns mit Blick auf unsere täglichen Handlungen hilfreich ist.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt und Vorwort7
1 Einführung11
2 Begriffserklärungen15
3 Orte der Gewalterfahrung und ihre Häufigkeit19
3.1 Prävalenz von Aggressionsereignissen im Gesundheitswesen19
3.2 Dunkelziffer und Erhebungsschwierigkeiten21
3.3 Finanzielle und immaterielle Kosten22
4 Gewalterlebnisse von Pflegenden25
4.1 Arten von Aggressionsereignissen25
4.2 Depressionsphase, akute und posttraumatische Belastungsstörungen26
4.3 Bewältigungsversuche von Betroffenen30
4.4 Zweittraumatisierung durch unangemessene Reaktionen des Umfelds31
5 Gewalterlebnisse von Angehörigen und Pflegebedürftigen33
5.1 Situation in der häuslichen Umgebung33
5.2 Probleme von Schweigekultur und Zuständigkeitszersplitterung36
5.3 Hilfen für Pflegeempfänger und Angehörige39
5.4 Hilfen für professionell Pflegende40
6 Theorien und Modelle der Aggressionsentstehung45
6.1 Instinkttheorie46
6.2 Theorie des sozialen Lernens46
6.3 Frustrationstheorie47
6.4 Stress48
6.5 Interdisziplinärer Ansatz49
6.6 Situationsspezifischer interaktionistischer Ansatz51
6.7 Das NOW-Modell53
7 Eskalationsprävention und Deeskalationsstrategien59
7.1 Impulse aus dem Phasenmodell59
7.2 Aggressionsprävention64
7.3 Organisatorische Rahmenbedingungen65
7.4 Hilfreiche Reaktionen auf aggressive Patienten oder Bewohnende65
7.5 Befreiungstechniken71
8 Hilfen für Betroffene75
8.1 Nachbetreuung und Nachbesprechung75
8.2 Was von Deeskalationstrainings (nicht) erwartet werden kann78
8.3 Hilfen durch den Arbeitgeber für einen sicheren Arbeitsplatz80
8.4 Schutz durch die gesetzliche Unfallversicherung82
8.5 Schutz durch die Gesetzgebung83
9 Zusammenfassung87
Autorenverzeichnis89
Literaturverzeichnis91
Sachwortverzeichnis99

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