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Globalisierung und Ethik

Ludwig-Erhard-Ringvorlesung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

VerlagPhysica-Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl210 Seiten
ISBN9783790816082
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis53,94 EUR

Globales Wirtschaften stellt auch die Wissenschaft vor die Aufgabe, über interkulturelle Zusammenhänge sowie wirtschafts- und rechtsethische Grundfragen Klarheit zu gewinnen. Im Rahmen der Ludwig-Erhard-Ringvorlesung der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg wurden die verschiedenen Aspekte ethischen Handelns in einer globalisierten Wirtschaft aus ökonomischer und juristischer Sicht beleuchtet. Die interdisziplinären Beiträge sind in diesem Band zusammengefasst.

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Leseprobe

Ethik in der Kapitalmarktkommunikation (S. 3-4)

Wolfgang Gerke

Freiheit der Kommentatoren

Wer die Kommentierung des Börsengeschehens in Femsehsendungen, Börsenbriefen und Wirtschaftsmagazinen verfolgt, erkennt schnell, dass es sich hierbei in der Mehrzahl nicht um ausgewogene wissenschaftliche Analysen, sondern um reißerische Berichterstattungen und Anlageempfehlungen handelt. Gegen diese Form der Kapitalmarktkommunikation ist auf den ersten Blick nichts einzuwenden, denn sie veranschaulicht möglichst vielen Bürgern wirtschaftliche Vorgänge.

Häufig weckt sie erst das Interesse für die verschiedenen Formen der Geldanlage. Aber nicht nur der äußere Stil der Börsenberichterstattung, sondern auch die inhaltliche Qualität der Kommentare bewegt sich gelegentlich auf sehr niedrigem Niveau. Untersucht man zum Beispiel die Trefferquoten der Anlageempfehlungen, so weichen diese in den letzten Jahren sogar negativ von den Ergebnissen reiner Zufallsprognosen ab. Nach der Theorie sollten sie sich wenigstens längerfristig im Bereich der Resultate eines Zufallsindikators bewegen. Aus ethischer Sicht kann man hiergegen wenig einwenden, denn diese empirischen Beobachtungen belegen lediglich die Thesen zur schwachen Kapitalmarkteffizienz und zum trendbeeinflussten Random Walk Prozess in den Möglichkeiten zur Aktienkursprognose. Über einen längeren Zeitraum hinweg haben die Analysten ein Verhältnis von 10 zu 1 zwischen Kaufempfehlungen und Verkaufsempfehlungen produziert. Mögen sich die Analysten, die Vertreiber von heißen Anlagetipps in Börsenbriefen und die Wirtschaftsjournalisten in ihren Prognosen irren, es besteht dennoch kein Anlass, ihnen das Recht sich zu blamieren zu verwehren. Zur Freiheit der Kapitalmarktkommunikation gehört die Freiheit zu Fehlprognosen.

Ähnlich wie die Freiheit der Verfugung über das Eigentum, erfährt aber auch die Freiheit des Wortes eine Begrenzung, wenn damit zum eigenen Nutzen anderen Schaden zugefiigt wird. Spätestens an dieser Stelle gewinnt die Ethik in der Kapitalmarktkommunikation Bedeutung und stellt sich die Frage, ob es zum Schutz der unerfahrenen Privatanleger bzw. zum Schutz der Schwachen ausreichend ist, wenn sich die Wirtschaftskommentatoren zu ethischem Verhalten verpflichten. Eine etwas strengere Variante zur Förderung der Ethik in der Kapital marktkommunikation stellen freiwillige Kodizes der verschiedenen Berufsgruppen von Analysten, Untemehmen und Wirtschaftsjoumalisten dar. Schließlich kann ein zu hartnäckiges Ausnutzen der Medien zur Kapitalmarktmanipulation die Gesellschaft dazu veranlassen, den Missbrauch von Meinungsfreiheiten in der Kapitalmarktkommunikation durch gesetzliche Regelungen zu unterbinden.

Quote verdrängt Qualität

Wir leben in einer Gesellschaft der totalen Kommunikation und Information. In diesem Kommunikationsüberangebot laufen zurückhaltende Kommentatoren mit ausgewogenen Analysen Gefahr, nicht wahrgenommen zu werden. Leise, unspektakuläre Töne werden überhört. Scharfmacher, Verbieger und Übertreiber beherrschen die Medien. Sie produzieren Einschaltquoten und Abonnenten. Mit ihrem zupackenden, meist opportunistischen Auftreten spielen sie die größten Werbeetats ein. Die Folgen der gezielten Aufbereitung der Informationen für die Kommunikation lassen sich auf vielen Fernsehkanälen verfolgen: Quote verdrängt Qualität!

Viele Bürger kritisieren öffentlich den Qualitätsverfall in der Kommunikation und verlangen fundiertere Berichterstattung, dennoch leisten auch sie ihren Beitrag zur marktschreierischen Mediengestaltung. Zwar nehmen sie die Manipulation in der Kommunikation wahr, ihr Leseverhalten verleitet sie in der Realität dennoch zum Kauf spektakulär aufgemachter Illustrierten und Magazine. Beim abendlichen Zappen zwischen den Fernsehkanälen bleiben sie schließlich im Widerspruch zu ihren geäußerten Qualitätsforderungen beim blutigsten Report über die Weltereignisse und beim grausamsten Kriminalfilm hängen.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeber6
Inhaltsverzeichnis8
I. Markt- und wettbewerbsfunktionale Problemfelder10
Ethik in der Kapitalmarktkommunikation12
Freiheit der Kommentatoren12
Quote verdrängt Qualität13
Quote verdrängt Moral13
Kommunikation bezweckt Manipulation15
Manipulation verursacht Marktversagen16
Ethik eine lllusion17
Ethik bedingt Verzicht18
Wunsch nach Reichtum ohne Arbeit19
Analysten: Heizer der Hausse20
Ausgewählte Fälle des Missbrauchs der Kommunikation22
Ehrenkodex für Kapitalmarktkommunikation25
Literaturverzeichnis27
Gesellschaftliche Funktionen internationalen Wettbewerbs30
Gegen Mutlosigkeit30
Wohlstand für alle durch Globalisierung33
Internationale Wettbewerbsfähigkeit durch Wettbewerb39
Literaturverzeichnis42
Preisethik im Marketing44
1. Perspektiven der Preisethik44
2. Preisethik im Lichte des Beziehungsmarketing51
3. Empirische Befunde zur Preiszufriedenheit bei Dienstleistungen56
Literaturverzeichnis59
Wertorientierte Unternehmensführung - Eine Herausforderung für internationale Unternehmen60
1. Einleitung60
2. Wertorientierung als aktuelle Führungsherausforderung60
3. Shareholder Value als Erfolgsmaßstab der Führung62
4. Erfolg im Geschäft setzt Erfolg am Kapitalmarkt voraus65
5. Geht die Shareholder-Orientierung zu Lasten anderer Interessengruppen?69
Literaturverzeichnis71
Das wertphilosophische Leitbild persönlicher Verantwortlichkeit und Toleranz im internationalen Kartellrecht72
1. Einführung72
2. Christliche Wurzeln der Toleranz-Grundrechte74
3. Rechtsgrundlagen und Leitentscheidungen76
4. Wettbewerbs- und Toleranzleitbilder in globaler Bewährung?79
5. Ausblick: Kulturell-europäisch versus ökonomisch- amerikanisch?82
Literaturverzeichnis84
II. Unternehmensethische und interkulturelle Problemfelder86
Unternehmensethik und Globalisierung - Das politische Element in der multinationalen Unternehmung88
1. Einführung88
2. Initiativen der politischen Praxis: Globale Politiknetzwerke90
3. Unternehmensethik in der BWL - eine Skizze93
4. Die private Unternehmung im liberalen Modell von Staat und Gesellschaft: Präsuppositionen95
5. Unternehmensethik im Nationalstaat97
6. Unternehmensethik und Globalisierung101
Literaturverzeichnis107
Islamisches Wirtschaften aus rechtlicher Sicht112
1. Einführung112
2. Rechtliche Rahmenbedingungen islamischen Wirtschaftens115
3. Schluss131
Literaturverzeichnis132
Die Soziale Marktwirtschaft aus Sicht des christlichen Menschenbildes136
Begriffsklärungen137
Einige Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft139
Gedanken zum christlichen Menschenbild141
Biblische Bewertungskriterien144
Ethische Kritik an der Sozialen Marktwirtschaft147
Fazit149
Republikanismus und Globalismus am Beispiel der Kapitalverkehrsfreiheit150
1. Recht in der einen Welt der vielen Staaten150
2. Gemeinwohl durch Staatlichkeit, Kapitalismus durch Internationalismus155
3. Marktliche Sozialwirtschaft versus globale Kapitalverkehrsfreiheit159
4. Demokratisches Prinzip versus politischen Internationalismus162
5. Unternehmen als res publica165
Literaturverzeichnis167
III. Transnationale Problemfelder168
Die Welthandelsordnung im Urteil der Sozialen Marktwirtschaft170
1. Gemeinsamkeiten und Differenzen in der Zielsetzung171
2. Unterschiedliche Grundkonzepte und Strategien172
3. Stärken und Schwächen der heutigen Welthandelsordnung178
Schlussbemerkung184
Literaturverzeichnis185
Globalisierungskritik, NGOs und politische Legitimität internationaler Organisationen: Das Beispiel der WTO188
1. Einleitung188
2. Das Beispiel Internationaler Währungsfond191
3. Die WTO als kompakte erfolgreiche internationale Organisation193
4. Probleme des Streitbeilegungsverfahrens und die umweltpolitische Herausforderung der WTO196
5. Schlussfolgerung200
Multinationale Unternehmungen zwischen nationaler Verantwortung und globaler Effizienz204
1. Globalisierung der Wirtschaft204
2. Globale Effizienz206
3. Nationale Verantwortung206
4. Inkommensurabilität von Werten211
5. Multinationale Unternehmungen als moralische Akteure?214
6. Zusammenfassung und Implikationen215
Literaturverzeichnis216
Autorenverzeichnis218

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