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Hakomi - Achtsamkeitszentrierte Körperpsychotherapie

Theorie und Praxis

VerlagKlett-Cotta
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl480 Seiten
ISBN9783608115529
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis69,99 EUR
Dieses Kompendium ist ein Meilenstein in der Entwicklung der Hakomi-Therapie, aber auch weiterer Bereiche der somatischen Psychologie und der Körper-Geist-Therapie. Durch eine einzigartige Integration von Körperpsychotherapie, Achtsamkeit und anderer philosophischer Prinzipien aus dem Osten wird Hakomi zu einem führenden therapeutischen Ansatz in der Betrachtung des ganzen Menschen und seiner Fähigkeiten zur Veränderung. Dieses Buch ist grundlegend für die Entwicklung der Hakomi- Therapie aber auch weiterer Bereiche der somatischen Psychologie. Durch eine einzigartige Integration von Körperpsychotherapie, Achtsamkeit und anderer philosophischer Prinzipien aus dem Osten wird Hakomi zu einem führenden therapeutischen Ansatz in der Betrachtung des ganzen Menschen und seiner Fähigkeiten zur Veränderung. Die hier enthaltenden Artikel stellen alle Prozesse und Praktiken vor, die Therapeuten benötigen, um Hakomi-Elemente mit KlientInnen anzuwenden. Dieses Buch richtet sich an- Alle PsychotherapeutInnen - PsychologInnen - PsychiaterInnen - HeilpraktikerInnen - PädagogInnen und Coaches - Menschen in sozialen Diensten

<p><strong>Halko Weiss, </strong>PH.D. Dipl.-Psych.,<strong> </strong>Psychologischer Psychotherapeut, Mitbegründer und Senior-Trainer des Hakomi Institute, Inc., USA. Dozent für achtsamkeitszentrierte Körperpsychotherapie, Beziehungstherapie und Persönlichkeitsentwicklung von Führungskräften. Zahlreiche Veröffentlichungen. <br /></p> <p>Greg Johanson, Ph.D., ist akkreditierter Psychotherapeut, Theologe, Dozent und Mitbegründer des Hakomi Instituts. <br /></p> <p>Lorena Monda ist Doktor der Orientalischen Medizin, Autorin, Dozentin, Psychotherapeutin und Trainerin des Hakomi Instituts.</p> <p>Matthias Strobel, geboren 1967, übersetzt aus dem Spanischen und Englischen, u.a. Alfredo Bryce Echenique, Federico Axat und Daniel Griffin. 2014 wurde er mit dem Europäischen Übersetzerpreis Offenburg ausgezeichnet (Förderpreis), 2017 gehörte er mit einer Übersetzung von Alberto Barrera Tyszka zu den Finalisten des Internationalen Literaturpreises. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.</p>

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Leseprobe

Kapitel 1

Einführung


Maci Daye

Achtsamkeit ist »viral« geworden. Egal, welches Psychotherapiemagazin oder welche Tagungsbroschüre man aufschlägt, man findet höchstwahrscheinlich einen Artikel mit »Achtsamkeit« im Titel. Dieser Trend ist dermaßen ausgeprägt, dass sogar eine Ausgabe des Psychotherapy Networker dem Thema »Explosives Wachstum von Achtsamkeit« gewidmet war. Wann genau der Begriff »Achtsamkeit« in das Vokabular der Psychotherapie eingegangen ist, lässt sich kaum noch nachvollziehen, aber in den letzten Jahren hat er sich in praktisch alle Therapieansätze eingeschlichen. Viele davon behaupten nun, »achtsamkeitsbasiert« zu sein, nur um Claims auf diesem ertragreichen Terrain abzustecken. 1980 jedoch, als das Hakomi-Institut gegründet wurde, kannten nur Buddhisten und avantgardistische, in Jon Kabat-Zinns Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) ausgebildete Ärzte diesen Begriff.

Nun, da Publikationen zu Achtsamkeit eine ganze Lagerhalle füllen würden, fragt man sich, ob noch etwas Neues zu diesem Thema gesagt werden kann. Während viele Autoren darauf hinweisen, dass laut neuester Forschung regelmäßige Achtsamkeitspraxis Gefühle reguliert, glücklicher macht und vor Stress schützt, erwähnen nur wenige, dass Achtsamkeit auch zu einer tiefen charakterologischen Transformation beitragen kann. Nichts anderes tun Hakomi-Therapeuten, die Pioniere in der Anwendung von Achtsamkeit in der Psychotherapie.

Hakomi ist eine angeleitete Selbsterforschung, die Achtsamkeit benutzt, um Zugang zu dem Teil unseres Gedächtnisses zu erlangen, in dem unsere tiefsten und weitreichendsten Anschauungen codiert sind. Diese Anschauungen, die unterhalb der Schwelle bewusster Entscheidung liegen, konditionieren unsere Wahrnehmungen und Reaktionen auf alle Aspekte des Lebens. Neueste Forschungen deuten darauf hin, dass wir unsere neuronale Hardware umbauen und diese »Organisatoren der Erfahrung« verändern können. Dieses Buch will zeigen, wie.

Hakomi begann als die Vision eines einzigen Menschen, fand seinen Namen im Traum eines anderen Menschen (siehe Kapitel 27) und wurde verfeinert und erweitert von einer Gruppe leidenschaftlicher Pilger, die sich auf eine Reise über fünf Kontinente und drei Jahrzehnte begab. Tausende Therapeuten und Ausbilder verdienen inzwischen ihren Lebensunterhalt mit Hakomi, doch warum ist unser Ansatz nicht bekannter?

Wie so viele indigenen Lehren wurde Hakomi besonders an Klienten und Therapeuten weitergegeben, die sich angezogen fühlten von unserer Bereitschaft, die Eigenschaft, die uns zutiefst menschlich machen, eher willkommen zu heißen als abzulehnen: Verletzlichkeit, Ungewissheit, Widersprüchlichkeit und Leid. Unser Mantra – innehalten und erforschen, statt »reparieren« – ist ein Balsam für alle, die erschöpft nach Heilung und innerem Wachstum suchen und bisher eher versucht haben, ihre »schwierigen« Teile ausmerzen, als sie anzunehmen.

Es klingt kontraintuitiv, aber wie schon Carl Rogers sagte: »Es ist ein kurioses Paradox: Erst wenn ich mich so akzeptiere, wie ich bin, kann ich mich ändern.« In diesem Satz schwingt Lao Tse mit, der diesen Gedanken vor 2600 Jahren etwas poetischer ausdrückte: »Wenn man etwas zum Schrumpfen bringen will, muss man es sich erst ausbreiten lassen. Wenn man etwas loswerden will, muss man es erst gedeihen lassen. Wenn man etwas nehmen will, muss man erst zulassen, dass es gegeben wird. Man nennt dies die subtile Wahrnehmung der Dinge, wie sie sind.«

Hakomi verschmilzt die ewige Weisheit des Buddhismus und Taoismus mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, die besagen, dass sich das Gehirn eher durch Erfahrung verändert als durch Reflexion. Es bringt auch die bewussten und mitfühlenden Eigenschaften der erweiterten Selbst-Zustände besser in Einklang mit den Realitäten des historisch konditionierten Ichs. Oder einfacher ausgedrückt: Unser Wissen eilt unserer Bereitschaft, dieses Wissen auch in die Tat umzusetzen, meist weit voraus, und unsere Selbstakzeptanz wird oft von einem Gefühl der Wertlosigkeit unterminiert.

Hakomi ist einerseits idealistisch, weil es glaubt, dass Menschen fähig sind, sich ihrer selbst bewusst zu werden und dadurch ihren automatischen Reaktionen weniger unterworfen zu sein; und gleichzeitig realistisch, weil es akzeptiert, dass es dazu Zeit, eine besondere Einstellung und einen bestimmten Bewusstseinszustand braucht. Eine Haltung, die auf Beurteilung verzichtet und auf Verständnis und Integration setzt, da der »Krieg gegen sich selbst« offensichtlich nichts bringt. Statt sich mit den Anteilen des Selbst zu entzweien, die unser Glück sabotieren, sollten wir uns mit allen Anteilen anfreunden, besonders mit den schwierigen und widerspenstigen.

Erstens müssen wir langsamer werden und uns gelassen und voller Neugier nach innen wenden. Dieser erste Schritt kann durchaus eine Hürde darstellen für diejenigen unter uns, die immer auf Hochtouren laufen und die problematischen Anteile unseres Selbst verdrängen oder am liebsten sogar ausmerzen wollen. Unsere Spezies war noch nie gut darin, sich in das Unbehagen hinein zu entspannen und es zu umarmen. Vielmehr sind wir große Könner darin, uns durch Zerstreuung zu betäuben oder einer schwierigen Erfahrung auszuweichen.

Zweitens müssen wir loslassen, was wir zu wissen glauben, und von den geheimnisvollen, nicht benannten Aspekten unserer gefühlten Erfahrung (felt experience) lernen. Dafür müssen wir alle Bereiche unserer Existenz erforschen und uns nicht allein auf unsere kognitiven Fähigkeiten verlassen. Viel zu lange haben wir unter dem Einfluss Descartes’ uns selbst dadurch zu erkennen versucht, dass wir das Ganze in Teile aufgespalten und uns mehr auf unsere Gedanken als auf unsere Gefühle und unseren Körper konzentriert haben. Rob Fisher stellt in seinem anschließenden Beitrag fest: »Menschen sind geschickt darin, mit Worten etwas vorzutäuschen, doch der Körper teilt denen, die zuhören wollen, unverhohlen mit, wie es mit unserem Inneren bestellt ist.«

Zum Glück beginnt sich der Wind zu drehen: Je mehr wir in das eintreten, was wir das »Zeitalter der Integration« nennen könnten, desto mehr Menschen erkennen, dass ein Teil nur vom Ganzen ins Bild gesetzt werden kann. Diese integrative Ontologie ist der Wesenskern von Hakomi, dessen Grundprinzipien »Körper-Geist-Einheit« und »Einheit« unserem vielschichtigen Selbst und dem größeren Rahmen, in dem es agiert, Rechnung tragen.

Im Sinne dieses integrativen Ansatzes ist auch dieses Buch ein vielstimmiger Chor. Da Differenzierung eine Grundbedingung für Integration ist, haben viele Mitglieder des Hakomi-Instituts Beiträge geleistet. Alle Verfasser haben sich die größte Mühe gegeben, mit Worten zu vermitteln, was man eigentlich nur am eigenen Leib erfahren kann.

Gestartet haben wir unseren Aufruf zum Einreichen von Beiträgen 2005. Seither haben wir Blut und Wasser geschwitzt, weil immer mehr Bücher über Achtsamkeit und Psychotherapie erschienen sind. Um unsere Nerven zu beruhigen, haben wir uns gegenseitig daran erinnert, dass man sich selbst nur dann erkennen kann, wenn man sich Zeit lässt und darauf wartet, dass man innerlich bereit ist, den nächsten Schritt zu tun. Nun, nach fast neun Jahren reflektierten Schreibens und über dreißig Jahren Erfahrung als Therapeuten und Lehrer, sind wir bereit, Hakomi ins Zentrum dieses stark angewachsenen Interesses an Achtsamkeit zu stellen und unser Wissen über Veränderungen auf tiefster Ebene anzubieten.

Den Leser erwartet Folgendes:

  1. Ein Gespür dafür, wie alte Weisheitstraditionen und moderne Komplexitätstheorien so miteinander verbunden werden können, dass eine tiefe Transformation auf charakterologischer Ebene möglich wird.

  2. Eine Sichtweise auf menschliche Veränderungsprozesse, die dem widersprüchlichen Bedürfnis nach Stabilität und Kohärenz und dem Wunsch nach Wachstum und größerer Komplexität auf einer höheren Ebene gleichermaßen Rechnung trägt.

  3. Eine Möglichkeit, einen Klienten in seinem Wunsch nach Heilung zu unterstützen, indem man gewaltlos an dessen Barrieren arbeitet und neue Potenziale in dessen Alltag integriert.

  4. Leitlinien, um den Körper in...

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