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E-Book

Infrastrukturmanagement in Gesundheitssystemen

VerlagMedhochzwei
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl450 Seiten
ISBN9783862162383
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis69,99 EUR
Die Bevölkerung in Deutschland und der Schweiz wird gleichzeitig relativ gesehen älter und absolut gesehen kleiner. Tendenziell wächst damit der Versorgungsbedarf speziell chronisch und multimorbider Patienten, das Personal diese zu versorgen wird hingegen weniger. Dadurch entstehen Engpässe sowohl bei der Finanzierung wie der Versorgung, insbesondere in ländlichen Gebieten. Konzepte für ein bedarfsgerechtes Infrastrukturmanagement einer Gesellschaft langen Lebens müssen deshalb - das Wissen um kleinraumige Veränderungen bei der Bevölkerungsentwicklung (Alter, sozialer Status, Wanderungsszenarien, Bildungsstand, berufliche Schwerpunkte) aufgreifen - mit dem Wissen um die Epidemiologie der Erkrankungen abgeglichen werden, - mit der Ableitung konkreter Versorgungsbedarfe an spezialisierter Akutmedizin in stationären und ambulanten Strukturen, der wohnortnahen ärztlichen (insbesondere allgemeinmedizinischen), der rehabilitativen und pflegerischen Infrastruktur und kommunaler sozialer Dienste verknüpfen, - mit den Möglichkeiten neuer kooperativer Versorgungsformen, -prozesse und -inhalte, insbesondere auch telemedizinischer Unterstützungsinstrumente in Diagnostik, Therapie und das Wohnumfeld unterstützender Infrastruktur verbunden werden. Im siebten Band der Schriftenreihe befasst sich die Deutsch-Schweizerische Gesellschaft für Gesundheitspolitik daher aus unterschiedlichen Perspektiven mit diesem Thema. Die Autoren aus Deutschland und der Schweiz untersuchen die bestehenden Planungs-und Entwicklungsinstrumente unserer Systeme in Bezug auf den kleinraumigen Versorgungsbedarf unserer Gesellschaft und befassen sich mit den Möglichkeiten und Prozessen der Zukunft. Neue Werkzeuge und Instrumente sowie deren Leistungsfähigkeit werden vorgestellt und Modelle eines Integrierten Infrastrukturmanagements diskutiert.

Prof. Dr. h.c. Herbert Rebscher ist Vorsitzender des Vorstandes der DAK - Unternehmen Leben und Professor für Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth. Zudem ist er Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Schweizerischen Gesellschaft für Gesundheitspolitik. Stefan Kaufmann ist Direktor santésuisse (Verband der schweizerischen Krankenversicherer). Mit dieser Position sind diverse Ämter verbunden: Stiftungsrat Gesundheitsförderung Schweiz, Stiftungsrat der Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu, Stiftungsrat bice (Institut für klinische Epidemiologie und Biostatistik), Stiftungsrat Schweizerisches Toxikologisches Institut sowie Vizepräsidium der SwissDRG AG.

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Leseprobe

INFRASTRUKTURMANAGEMENT – Medizin für den Bedarf von morgen


Herbert Rebscher

1 Infrastrukturmanagement – eine politisch, methodisch und praktisch unterschätzte Aufgabe in Gesundheitssystemen

2 Der sozio-demographische Datenkranz – Bevölkerungsentwicklung, Regionalstruktur, Demographie

3 Alter und Krankheit – Medizinische Versorgungsbedarfe einer Gesellschaft langen Lebens

4 Strukturentwicklung heute und morgen

4.1 Stationäre Versorgungsplanung am Scheideweg

4.2 Ambulante Versorgungsplanung – Status quo und Perspektiven

5 Konzepte für ein integratives, sektorübergreifendes und bedarfsadäquates Infrastrukturmanagement und die Erwartungen der Patienten an die Versorgungsangebote

Prof. Dr. h.c. Herbert Rebscher

Jahrgang 1954; Studium Wirtschafts- und Organisationswissenschaft, München; Vorsitzender des Vorstandes der DAK Gesundheit; seit 1996 Vorsitzender des Vorstandes des Verbandes der Angestelltenkrankenkassen; Professor für Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth; Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Schweizerischen Gesellschaft für Gesundheitspolitik.

1 Infrastrukturmanagement – eine politisch, methodisch und praktisch unterschätzte Aufgabe in Gesundheitssystemen


Die demographische Veränderung in unseren Gesellschaften (Deutschland und Schweiz) werden aus ganz unterschiedlichen Perspektiven diskutiert. Im Vordergrund vieler Debatten steht die Frage nach der Finanzierbarkeit ihrer Sozialsysteme, also insbesondere der Sicherungssysteme für Rente, Krankheit und Pflege. Diese Binnensicht der Systembeteiligten verstellt den Blick auf die damit auch einhergehenden gesamtgesellschaftlichen Veränderungsprozesse, z. B. Wohnungsbau, Ver­kehrsinfrastruktur, Bildungsangebote, aber auch die Neu-Entwicklung von al­tersgerechten Konsumgütern für einen veränderten Bedarf der Bevölkerung.

1

Für die Gesundheitssysteme unserer Länder können wir zunächst einen vergleichbaren Befund feststellen. Deutschland und die Schweiz werden insgesamt älter und – ohne Zuwanderung und Migration – absolut kleiner. Gleichzeitig erleben wir, dass innerhalb beider Länder gleichwohl Wachstums- und Schrumpfungsräume die Raumordnungspolitik vor neue Fragen stellt. Insgesamt beobachten wir einen Trend zur Verstädterung und eine Entleerung ländlicher Räume. Dies wiederum hat enorme Konsequenzen für die Altersstrukturen in unterschiedlichen regionalen Zuschnitten.

2

Damit gehen regional extrem unterschiedlich verteilte Altersschichtungen einher und zusammen mit alterskorrelierten Krankheitsprävalenzen unterschiedliche Versorgungsbedarfe im regionalen Kontext.

3

Ein zweiter wichtiger Prozess verläuft parallel zu dieser Entwicklung. Der Prozess der zunehmenden Spezialisierung und Differenzierung des medizinischen Angebots. Medizin entwickelt sich wie jede Wissenschaft in immer feingliedrigeren Spezialisierungen, was eine zwingende Konsequenz immer genauerer differenzialdiagnostischer und -therapeutischer Möglichkeiten darstellt. Mittlerweile sind bei den deutschen Ärztekammern 82 verschiedene Facharztanerkennungen registriert. Diese Spezialisierung dient in erster Linie dem therapeutisch qualitativen Ziel für Patienten und ist gleichzeitig Quell der technischen Produktivität des Systems. Das Problem dabei, diese zunehmende Spezialisierung, bedarf jedoch guter arbeitsteiliger Prozesse, koordinierter Abläufe, kooperativer Zusammenarbeit und guter Kommunikation verschiedener Akteure.

4

Beide Szenarien, hoch differenzierter, regional ungleich verteilter Versorgungsbedarfe und arbeitsteiliger Prozesse hochspezialisierter Akteure, bewirken zusammen einen enormen Bedarf an der Koordination regionaler Angebotsstrukturen. Ein Infrastrukturmanagement, das diesem Anspruch folgt, ist eine zentrale Herausforderung und eine der analytischen Grundlagen für die adäquate Gesundheitssystementwicklung der Zukunft. Die Beherrschung der finanziellen Folgen des demographischen Veränderungsprozesses steht und fällt mit der Lösung dieser Frage.

5

2 Der sozio-demographische Datenkranz – Bevölkerungsentwicklung, Regionalstruktur, Demographie


Der sozio-demographische Datenkranz unserer beiden Länder ist unbeschadet kleinteiliger Abweichungen im Kern ähnlich. Die „Pyramide“ wird kopflastig und verliert ihre Basis. Das Problem ist weniger die wachsende Zahl der „Alten“, sondern vielmehr das Schrumpfen der Zahl der „Jungen“. Hier liegt im Übrigen auch das ökonomische Problem, speziell bei der Frage nach qualifizierten Fachkräften für den zukünftigen Bedarf.

6

Abb. 1:

Altersaufbau Deutschland – Schweiz

Quelle: Destatis, BSF.

Den Stand des Wissens über die Bevölkerungsentwicklung, die Regionalstruktur und die kleinräumige Demographie wird in dieser Publikation in drei Beiträgen ausgewiesener Experten entwickelt und ist gleichsam die Grundlage für alle weitergehenden Fragen und Beiträge.

7

Zunächst stellt Volker Ulrich die Entwicklungsszenarien für Deutschland dar. Er analysiert die Fakten und die Folgen des demographischen Wandels in Verbindung mit dem medizinisch-technischen Fortschritt. Er diskutiert insbesondere auch die Konsequenzen und Strategien des Umgangs mit der veränderten Struktur sowohl für die Finanzierung der Systeme als auch bezüglich der Strategien, diese Herausforderung anzunehmen.

8

Obwohl die Folgen des demographischen Wandels erst ab 2030 richtig deutlich werden, gibt es bereits heute erste Hinweise auf die bevorstehende graue Revolution. Die Zahl der Ein-Personen-Haushalte steigt kontinuierlich an, in großen Städten leben bereits über 40 Prozent der Menschen alleine. Damit gehen auch Änderungen im Konsum- und Freizeitverhalten einher, da ältere Menschen andere Güterbündel nachfragen im Vergleich zu jüngeren Menschen. Der demographische Wandel wird gemeinsam mit den Wechselwirkungen des technischen Fortschritts zu einem makroökonomischen Strukturproblem führen.

Der demographische Wandel geht ohne Zweifel auch mit regionalen Effekten einher. Bereits gegenwärtig finden Wanderungsbewegungen aus den neuen Bun­desländern in die alten Bundesländer statt. Insbesondere junge und gut ausgebildete Menschen verlassen den Osten und ziehen in den Westen bzw. den Süden der Republik, wodurch diese Regionen größere Bevölkerungszuwächse verzeichnen, das gilt insbesondere für Süddeutschland. (Volker Ulrich)

Das schweizerische Gesundheitsobservatorium beobachtet sehr genau die entsprechenden Entwicklungen in der Schweiz. Der stellvertretende Leiter des schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan), Paul Camenzind, konzentriert seine Ausführungen über die differenzierten Entwicklungsszenarien der Schweiz auf die Frage der künftigen Pflegebedürftigkeit und die entsprechenden Angebotsstrukturen bei Langzeitpflege in Akutspitälern und bezüglich des Bedarfs an Gesundheitspersonal.

9

Vorliegender Text beleuchtet die künftige Bevölkerungsentwicklung in der Schweiz mit Fokus auf die zu erwartende Alterung der Bevölkerung und präsentiert einige Folgen hiervon für das Gesundheitswesen. Es zeigt sich dabei, dass die Bevölkerung der Schweiz in den nächsten 30 Jahren ohne Zweifel deutlich altern wird, wobei diese Entwicklung zwischen den Kantonen stark variiert. Die für das Gesundheitssystem spürbarste Folge dieser Entwicklung werden deutlich höhere, regional aber abweichende Zahlen an pflegebedürftigen Personen in der Bevölkerung sein. Es wird sich hierbei größtenteils um hochaltrige, über 85-jährige Personen handeln.

In der Folge wird das Versorgungssystem im Bereich der Langzeitpflege – zuständig sind in der Schweiz hierfür primär die Gemeinden sowie die Kantone – vor großen Herausforderungen stehen. So ist nicht ausgeschlossen, dass bis ins Jahr 2045 mehr als doppelt so viele Pflegeheimplätze und mehr als doppelt so viele Spitex-Fachkräfte nötig sein werden....

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