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Integration durch (Schul-)Sport - Realität oder Mythos?

Einstellungen, Erfahrungen und Wünsche von Schülern mit Migrationshintergrund der Sekundarstufe I

AutorMichael Breckner
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl126 Seiten
ISBN9783656359265
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Gesundheit - Sport - Sportsoziologie, Note: 1,0, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg (Sport), Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, ob der (Schul-)Sport die Integration von Schülern mit Migrationshintergrund der Sekundarstufe I fördern kann. Mit anderen Worten: Entspricht der Terminus 'Integration durch (Schul-)Sport' der Realität oder ist er dem Reich der Mythen zuzuordnen? Um Antworten auf die Forschungsfrage zu erhalten, werden qualitative Interviews mit vier männlichen Schülern mit Migrationshintergrund durchgeführt, die allesamt in einem Sportverein tätig sind. Durch die Interviews sollen Einblicke in die individuellen Sichtweisen und Einstellungen von jungen Menschen mit Migrationshintergrund zum Thema Integration geschaffen werden. Außerdem sollen die Jugendlichen mit Migrationshintergrund durch die Gespräche die Möglichkeit haben, ihre persönlichen Erfahrungen zum Thema Integration durch (Schul-)Sport zu äußern. Besonders durch diese intimen Einblicke in die Erfahrungswelt der Schüler, soll die Forschungsfrage beantwortet werden. Neben den Einstellungen und Erfahrungen sollen durch die Interviews auch Wünsche zum Vorschein kommen, die die Schüler mit Migrationshintergrund möglicherweise zu diesem Thema haben. Ausgangspunkt für die Wahl qualitativer Forschungsmethoden war die Tatsache, dass bisherige Studien zum Thema Integration durch (Schul-)Sport qualitative Forschungsmethoden stark vernachlässigt haben. Dies zieht nach sich, dass Studien bisher einseitig aus der Perspektive der Mehrheitsgesellschaft durchgeführt wurden und daher die persönlichen Einstellungen und Ansichten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund kaum berücksichtigt wurden. Der Grund dafür, dass in dieser Untersuchung ausschließlich männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund im Zentrum der Betrachtung stehen, ergab sich aus meiner Annahme, dass die Integration von Jungen und Mädchen von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst wird. Ein weiterer Grund dafür war, dass hinsichtlich einer Integration durch (Schul-)Sport bisher ausschließlich Studien zu Mädchen und jungen Frauen mit Migrationshintergrund vorhanden sind. Männliche Jugendliche kamen zu diesem Thema bisher nicht zu Wort und wurden vernachlässigt.

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Leseprobe

1 Einleitung


 

1.1  Einführung in das Thema


 

Wirtschaftliche, demografische und soziale Unterschiede zwischen Ländern bzw. Kontinenten haben zur Folge, dass sich weltweit Migrationsbewegungen vollziehen. Infolgedessen entwickeln sich besonders die westlichen Industrienationen zu sprachlich, kulturell und ethnisch heterogenen Gesellschaften (vgl. Gieß-Stüber & Grimminger, 2008, S. 223). Diese Prozesse machen auch nicht vor Deutschland halt. Spätestens seit Beginn der Gastarbeiteranwerbung in den 1950er Jahren haben sich die Bevölkerung sowie das soziale und kulturelle Leben in diesem Land verändert: Deutschland ist multikulturell geworden (vgl. Boos-Nünning & Karakasoglu, 2003, S. 319). Diese Tatsache wird dadurch verdeutlicht, dass im Jahr 2010 knapp 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland lebten. Dies macht einen Anteil von etwa 19 Prozent an der Gesamtbevölkerung aus. Besonders groß ist der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an der jungen Bevölkerung: Während bei den zehn bis 15-Jährigen mehr als 29 Prozent einen Migrationshintergrund besitzen, haben bei den 15 bis 20-Jährigen 26 Prozent Migrationsgeschichte. Somit hat in Deutschland jeder Vierte im Alter von zehn bis 20 Jahren einen Migrationshintergrund (vgl. Statistisches Bundesamt, 2011, S. 32). Aufgrund des geringeren Reproduktionsverhaltens der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund, gehen Experten davon aus, dass der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in westdeutschen Ballungsgebieten in den nächsten Jahren auf über 50 Prozent steigen wird (vgl. Boos-Nünning & Karakasoglu, 2005, S. 11 ff.).

 

Dieser demografische Wandel bringt die Notwendigkeit mit sich, die große Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Um dieser großen gesellschaftlichen Aufgabe gerecht zu werden, gewinnt das Thema Integration, als eine Eingliederung von Menschen mit Migrationshintergrund in die Gesellschaft, immer mehr an Bedeutung. Debatten um Integrationsfragen sind in Politik, Medien und im Alltag dauerpräsent. Es wird vornehmlich darüber diskutiert, wie junge Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland mit einer fremden Kultur und einer neuen Sprache konfrontiert werden, am geeignetsten in die Gesellschaft integriert werden können. Die Sozialwissenschaften sowie die Politik sind der Ansicht, dass sich für die Meisterung dieser Aufgabe besonders der Sport eignet. Ingo Weiss, erster Vorsitzender der Deutschen Sportjugend (DSJ), meint: „Beim gemeinsamen Sporttreiben wird Integration gelebt“ (DSJ, 2010, S. 7). Die Bundesregierung (2007, S. 139) bezeichnet den Sport in ihrem Integrationsplan sogar als „Integrationsmotor“. Demzufolge wird dem Sport ein sehr großes integratives Potenzial zugeschrieben. Dieses Potenzial des Sports soll vorwiegend durch die Institutionen Schule und Sportverein genutzt werden, da die Jugendlichen mit Migrationshintergrund hier am besten zu erreichen sind.

 

Doch ist es wirklich so einfach, wie es die Politik und die Sozialwissenschaften darstellen? Besitzt der Sport tatsächlich das ihm zugeschriebene Integrationspotenzial? Ist Integration durch Sport möglich?

 

1.2 Fragestellung der Untersuchung und deren Ausgangspunkt


 

In dieser Untersuchung wird der Frage nachgegangen, ob der (Schul-)Sport[1] die Integration von Schülern mit Migrationshintergrund der Sekundarstufe I fördern kann. Mit anderen Worten: Entspricht der Terminus „Integration durch (Schul-)Sport“ der Realität oder ist er dem Reich der Mythen zuzuordnen?

 

Um Antworten auf die Forschungsfrage zu erhalten, werden qualitative Interviews mit vier männlichen Schülern mit Migrationshintergrund durchgeführt, die allesamt in einem Sportverein tätig sind. Durch die Interviews sollen Einblicke in die individuellen Sichtweisen und Einstellungen von jungen Menschen mit Migrationshintergrund zum Thema Integration geschaffen werden. Außerdem sollen die Jugendlichen mit Migrationshintergrund durch die Gespräche die Möglichkeit haben, ihre persönlichen Erfahrungen zum Thema Integration durch (Schul-)Sport zu äußern. Besonders durch diese intimen Einblicke in die Erfahrungswelt der Schüler, soll die Forschungsfrage beantwortet werden. Neben den Einstellungen und Erfahrungen sollen durch die Interviews auch Wünsche zum Vorschein kommen, die die Schüler mit Migrationshintergrund möglicherweise zu diesem Thema haben.

 

Ausgangspunkt für die Wahl qualitativer Forschungsmethoden war die Tatsache, dass bisherige Studien zum Thema Integration durch (Schul-)Sport qualitative Forschungsmethoden stark vernachlässigt haben. Dies zieht nach sich, dass Studien bisher einseitig aus der Perspektive der Mehrheitsgesellschaft durchgeführt wurden und daher die persönlichen Einstellungen und Ansichten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund kaum berücksichtigt wurden. Der Grund dafür, dass in dieser Untersuchung ausschließlich männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund im Zentrum der Betrachtung stehen, ergab sich aus meiner Annahme, dass die Integration von Jungen und Mädchen von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst wird. Ein weiterer Grund dafür war, dass hinsichtlich einer Integration durch (Schul-)Sport bisher ausschließlich Studien zu Mädchen und jungen Frauen mit Migrationshintergrund vorhanden sind. Männliche Jugendliche kamen zu diesem Thema bisher nicht zu Wort und wurden vernachlässigt.

 

An dieser Stelle darf zudem nicht unerwähnt bleiben, dass in dieser Studie besonders der Frage nachgegangen wird, welchen Einfluss der Vereinssport auf die Integration von Schülern mit Migrationshintergrund hat. Demzufolge wird der Schwerpunkt auf den Vereinssport und dessen integrativen Potenzial gelegt. Als zentralen Grund für die geringere Berücksichtigung des Schulsports ist zu nennen, dass es eine zu große und zu aufwendige Aufgabe wäre, Schüler mit Migrationshintergrund zu finden, die sowohl in einer Sport-AG als auch in einem Sportverein aktiv sind.

 

1.3 Aufbau der Untersuchung


 

Die vorliegende Untersuchung ist in sechs Kapitel unterteilt.

 

Im ersten Kapitel wird in das Thema eingeführt und die Fragestellung der Studie formuliert.

 

Im zweiten Kapitel wird der Fokus auf die theoretischen Hintergründe der Begriffe Migration und Integration gerichtet. Ein Vorwissen über diesen theoretischen Bezugsrahmen ist unentbehrlich, um die Aussagen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den Interviews verstehen und interpretieren zu können. Im ersten Teil dieses Kapitels wird sich mit dem Begriff der Migration auseinandergesetzt. Dabei wird eine für den Rahmen dieser Untersuchung gültige Definition des Begriffs formuliert. Zudem wird auf die Migrationsgeschichte Deutschlands eingegangen und der daraus folgende demografische Wandel der Bevölkerung dargestellt. Im zweiten Teil des Kapitels steht die Integration im Zentrum der Betrachtung. Im Zuge dessen wird gezeigt, wie unterschiedlich die Auffassungen von Integration sind und wie schwierig es ist, sich auf einen allgemein gültigen Integrationsbegriff zu einigen. Desweiteren wird die Integrationstheorie von Hartmut Esser vorgestellt, die an späterer Stelle für die Auswertung der Interviews verwendet wird.

 

Mit dem Thema Integration durch Sport wird sich im dritten Kapitel auseinandergesetzt. Die Schwerpunkte in diesem Zusammenhang bilden der Schul- sowie der Vereinssport. Es werden jeweils die dem Schul- und Vereinssport von der Wissenschaft zugeschriebenen Chancen und Grenzen dargestellt sowie der aktuelle Forschungsstand dargelegt. Der Einbezug des Forschungsstandes in diese Studie ist notwendig, um später die eigene Untersuchung verorten zu können. Außerdem dienen die bisherigen Forschungsergebnisse als Vergleichspunkte für die in dieser Untersuchung ermittelten Ergebnisse.

 

Das dieser Studie zugrundeliegende Untersuchungsdesign[2] wird im vierten Kapitel vorgestellt. Dabei werden die gewählten Methoden für die Datenerhebung und -auswertung der Untersuchung dargestellt und gleichzeitig begründet, weshalb sie sich für die Bearbeitung der Forschungsfrage eignen. Anschließend wird relativ detailliert erklärt wie die Studie durchgeführt wurde.

 

Danach werden im fünften Kapitel die Ergebnisse der Untersuchung dargestellt und interpretiert. Die Ergebnisse werden in einer Einzelfalldarstellung vorgestellt und im Anschluss daran wird mit Hilfe der Integrationstheorie von Esser interpretiert, ob die Integration der Schüler mit Migrationshintergrund durch den (Schul-)Sport gefördert werden konnte bzw. kann.

 

Im abschließenden sechsten Kapitel wird ein Fazit gezogen. Hier werden die Ergebnisse der Studie zusammengefasst und es wird versucht allgemeingültige Aussagen hinsichtlich des Themas Integration durch (Schul-)Sport zu machen. Zudem wird die Untersuchung einer kritischen Reflexion unterzogen. Abschließend folgt ein Ausblick auf mögliche weitere Forschungsansätze sowie Ausblicke auf die Praxis im Sportunterricht und Vereinssport.

 

1.4 Lesehinweise


 

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