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Integrierte Versorgung bei Demenzerkrankungen: Defizite und Optimierungsansätze

AutorLucie Barth
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl82 Seiten
ISBN9783955496937
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Aufgrund des höheren Lebenserwartungsalters und der steigenden Prävalenz von Demenzerkrankungen zeigt sich die Konfrontation mit diesem Krankheitsbild für jeden Einzelnen früher oder später als unvermeidlich. Die Vielfalt der für Demenz spezifischen Symptome erhöht exponentiell die Akteurdichte in der Versorgungslandschaft, was die Bedeutung einer integrierten Versorgung bekräftigt. Das Leitthema dieser Arbeit lautet 'Integrierte Versorgung bei Demenzerkrankungen: Defizite und Optimierungsansätze'. In diesem Zusammenhang wird das Krankheitsbild Demenz als eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft vorgestellt. Betrachtet werden die Sichtweisen der Mediziner, der Angehörigen, der Politiker sowie die gesundheitsökonomische Sicht. Um die momentane Lage der Versorgung zu erfassen, werden 208 Fälle von Demenzerkrankung analysiert. Die gewonnenen Resultate werden nach kritischer Überprüfung dem aktuellen Wissenstand gegenübergestellt, um die Versorgungslücken zu verdeutlichen. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird in der vorliegenden Arbeit ein Überleitungsmanagementkonzept zur Optimierung der Schnittstellenarbeit sowie der weiteren Versorgung und Betreuung der Patienten und Pflegenden erstellt.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3, Demenz als 'Angehörigenkrankheit': Die familiäre Versorgung von Menschen mit Demenz hat durch die demografische Entwicklung einen zunehmenden Stellenwert bekommen und ist sogar normativ im Pflegeversicherungsgesetz als zentrales Element verankert. Die Versorgung ist mit einer außergewöhnlich hohen Belastung verbunden, die je nach Ausprägung der Krankheitssymptome variiert. Die pflegenden Angehörigen sind dadurch einer Vielzahl an physischen, psychischen sowie sozialen Belastungen ausgesetzt, was zu einem erhöhten Risiko selbst zu erkranken führen könnte. Bereits die Übermittlung der Nachricht über die bestehende Krankheit an Angehörige ist, nicht nur für die Ärzte, eine Herausforderung. Die Betroffenen werden in unserer Gesellschaft nach wie vor stigmatisiert und das Thema Demenz tabuisiert. Das machte die Pflege eines an Demenz erkrankten Familienmitglieds umso schwieriger. 3.1, Die Pflege: Die Pflege bringt die Notwendigkeit ständiger Anwesenheit, körperlicher Beanspruchung, fehlender Hoffnung auf Verbesserung, Erwartung von Verschlechterung, Gefühle der Überforderung sowie die spezifischen Probleme des Umgangs mit Desorientiertheit, Vergesslichkeit, Aggressivität und Wesensänderung mit sich. Um das Verständnis für diese Erkrankung zu fördern, erscheint es wesentlich an dieser Stelle noch einmal auf die Symptome bei Demenz einzugehen und vor allem die Vielfalt der nichtkognitiven Symptome hervorzuheben. 3.1.1, Demenzsymptomatik: Bei einer Demenz wird zwischen kognitiven und nichtkognitiven Symptomen unterschieden. Zu den kognitiven gehört der Abbau von Gedächtnisleistungen, was sich am Anfang durch Einschränkungen des Kurzzeitgedächtnisses manifestierte, im Verlauf kommt auch das Langzeitgedächtnis dazu. Im letzten Stadium der Erkrankung ist der Betroffene nicht mehr in der Lage sich an irgendetwas zu erinnern und alle Alltagskompetenzen gehen verloren. Für die Pflege sind vor allem die nichtkognitiven Symptome von Bedeutung. Dazu zählen z. B. Wanderneigung als Folge gesteigerten Bewegungsdrangs, aggressive Handlungen, affektive Symptome wie Depression oder Wahnsymptome wie z. B. Armutswahn oder Sexualwahn. Das alles sind für die pflegenden Angehörigen bedeutsame Stressfaktoren, denn das Wohlergehen und die Bedürfnisse des Erkranktes stehen für sie im Mittelpunkt. Daraus ergeben sich unvermeidlich negative Auswirkungen für die pflegenden Angehörigen. 3.1.2, Auswirkungen an die pflegenden Angehörigen: Durch die andauernde Verantwortung und Fürsorge vernachlässigen die pflegenden Angehörigen oft ihre eigenen Sozialkontakte, was zu einer sozialen Isolation führen könnte. Viele von denen leiden an einer Depression oder an psychosomatischen Beschwerden. Studien zur häuslichen Belastungssituation zeigen häufig physische, psychische sowie soziale Beeinträchtigungen. Eine bedeutende Rolle spielte dabei auch die Veränderung der Beziehungssituation, in dem die ursprüngliche Gegenseitigkeit in ein Abhängigkeitsverhältnis wechselte. Dieser Beziehungswandel machte es oft schwierig, die emotionale Bin-dung zu dem Erkrankten aufrecht zu halten. Das wiederum führte zu starken Schuldgefühlen und zu Ängsten, die mit der Pflege verbundenen Aufgaben nicht bewältigen zu können. Eine wichtig Rolle spielten dabei der Problembewältigungsstil, die Einstellung zur Pflegerolle und vor allem die verfügbare Unterstützung. 3.1.3, Studienergebnisse PSY-UKD: Diese Studie liefert keine Ergebnisse zu den Anforderungen an die pflegenden Angehörigen sowie deren Auswirkungen. Es wurde trotzdem versucht, diese Thematik anhand von einigen statistischen Argumenten zu skizzieren, um deren Ernsthaftigkeit zu verdeutlichen. Von insgesamt 208 Fällen wohnen mehr als 45 % (n=94) der Betroffenen mit Angehörigen zusammen (Abbildung 6). Davon 38 mit leichter Demenz, 35 mit mittelschwerer und 21 mit schwerer Demenz. Durch den Krankenhausaufenthalt kommt es in 27 Fällen zur Veränderung der Wohnform von häuslicher Versorgung auf stationäre Weiterbehandlung (z. B. Kurzzeitpflege). Den Epikrisen zu entnehmen, war dafür die Überforderung der Angehörigen die häufigste Ursache. Auch Demenzerkrankte die allein wohnen bekommen Unterstützung von Angehörigen. In dieser Studie war es insgesamt 45 Fälle. Das bedeutet, dass 67 % (n=139) der Demenzerkrankten von ihren Familienmitglieder gepflegt wurde. In der Abbildung 7 ist die familiäre Betreuung in Bezug zum Schweregrad der Demenz graphisch dargestellt. Der Abbildung ist zu entnehmen, dass die Versorgung durch Angehörige im Falle einer schweren Demenz signifikant weniger vorkommt, als im Falle einer mittelschweren Demenz. An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob durch geeignete Interventionen für die pflegenden Angehörigen die Versorgung im häuslichen Umfeld länger durchgeführt werden könnte, um die Übersiedlung ins Pflegeheim zu verzögern. Mit diesem Thema beschäftigte sich der nächste Kapitelabschnitt. 3.2, Interventionen für pflegende Angehörige: Bezugsnehmend auf das vorherige Kapitel besteht keinen Zweifel daran, dass pflegende Angehörige adäquate Entlastungsangebote benötigen, um die Pflege ihres Familienmitgliedes zu Hause so lange wie möglich durchführen zu können ohne dabei selbst zu erkranken. Es gibt zahlreiche Studien, in denen die Effektstärke unterschiedlicher Interventionen gemessen wurde. Aus diesen Studien gehen inkonsistente Ergebnisse hervor. Anhand dieser Studien lässt sich jedoch ohne Zweifel behaupten, dass die stärksten Wirkungen mit intensiven, langdauernden und vor allem individuell abgestimmten sowie alltagsnahen Interventionen zu erzielen sind. Die größte Bedeutung wurde dabei gerade der Individualisierung zugeschrieben, da jeder einzelne Betroffene seine eigene Form entwickelt, um mit den Einschränkungen und Veränderungen, die aus der Krankheit resultieren, umzugehen. Es bedarf also individueller Planung, fortlaufender Anpassung und Kombination verschiedener Interventionen mit dem Ziel, die häusliche Pflege positiv zu beeinflussen. Nach Kurz & Wilz (2010) lassen sich die pflegeunterstützenden Maßnahmen in zwei Kategorien differenzieren: problemorientierte und emotionsorientierte. Die problemorientierten Strategien sind der Tabelle 11 zu entnehmen.
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